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  • Day 699

    Barranco de Guayadeque

    December 9, 2020 in Spain ⋅ ☁️ 13 °C

    Zur Zeit wohnen wir übrigens mitten im Barranco de Guayadeque, einer der größten Schluchten auf Gran Canaria die am Fuße ins Meer mündet. Wir sind somit ganz in der Nähe des Meeres.

    Da das Barranco zu den Highlights der Insel gehört und zum Teil auch mit dem Auto befahren werden kann, wollten wir es uns selbstverständlich nicht entgehen lassen.

    Die Fahrt durch diese Schlucht ist einfach nur wunderschön. Die enge Straße windet sich regelrecht durch den tiefen Abgrund, vorbei an von Kakteen und Büschen dicht bewachsenen Felsen. Vereinzelt stehen sogar hohe Bäume am Wegesrand verteilt und nach jeder Kurve gab es wieder etwas Neues zu entdecken. An den Seitenhängen finden sich zahlreiche kleine und größere Höhlen.

    Am Ende der Straße steht ein hoher alleinstehender Felsen, fast in Hufeisenform von der Schlucht eingekreist. In dem Felsen gibt es heute viele modernisierte Höhlenwohnungen und von hier aus liegen einige Wanderwege versteckt, die zum Teil über den Berg führen. Ein perfekter Ausgangspunkt für ein paar schöne Tageswanderungen.

    Etwas südlich gelegen sollten im Hang der Schlucht auch Höhlen zu finden sein, die nur über einen dieser Wanderwege zu erreichen sind. Also haben wir unsere Rucksäcke geschultert und nichts wie los!

    Hätten wir allerdings vorher gewusst, was genau da auf uns zu kommt, hätten wir es vielleicht besser nicht gewagt.

    Der Weg bergauf begann ziemlich harmlos mitten im Barranco und führte uns vorbei an verschiedenen Kakteen und kleineren Felsen mit einer kaum merklichen Steigung. Auf dem Weg entdeckten wir noch eine kleine Höhlenwohnung, die heute aber leer steht.

    Irgendwann nach ein paar hundert Metern begann der Pfad dann langsam anzusteigen und wurde schnell immer steiler. An sich kein Problem für uns.

    Vor ein paar Tagen hatte es geregnet und so ging es über matschige und teilweise rutschige schmale Wanderwege weiter und wurde, je höher wir kamen, auch immer felsiger. Es blieb uns manchmal nichts anderes übrig, als über Felsen zu klettern und uns an vereinzelten Baumstämme beim Hochziehen zu sichern.

    Zwischendurch war es mit der Orientierung nicht mehr ganz so einfach, denn der Weg war nicht gut gepflegt. Markierungen waren spärlich und der schmale Trampelpfad oft völlig verwittert. Es kam vor, dass wir falsch abbogen und wieder ein Stück umkehren mussten um den richtigen Weg zu finden.

    Etwas später bei einer kleinen Pause bemerkten wir erst so richtig, wie weit oben wir schon waren. Die Aussicht war atemberaubend und beklemmend zugleich. Gestartet sind wir am Fuße des Felsens auf etwa 900 Höhenmeter. Nun waren wir bereits auf 1.100 Metern.

    Nach einiger Zeit und ein paar Metern weiter, wurde es aber immer gefährlicher, denn der Pfad wurde immer schmaler und rutschiger je höher wir kamen. Wir balancierten mittlerweile auf einem ca. 40 bis 50 cm breiten, in den Fels geschlagenen Pfad, die Steilwand direkt neben uns und die unten geparkten Autos wirkten so klein wie Spielzeug. Ein falscher Schritt und man wäre weg vom Fenster. Die eine oder andere Windböe, die von Zeit zu Zeit am Hang vorbei wehte, machte die Situation nicht besser.

    Bei genau 1.203 Höhenmetern direkt an der Felskante, stand unser Entschluss fest. Hier wird die Wanderung abgebrochen! Der Blick nach Vorne und das aufziehende Regenwetter verhießen einfach nichts Gutes. Der Weg war kaum noch zu erkennen und führte ab hier in einer extremen Schräge direkt am Abhang. Es ging hier immerhin 300m in die Tiefen. Eigentlich schade, denn wir waren von unserem Ziel theoretisch nicht mehr weit entfernt, aber es wurde einfach zu schwierig. Die Höhlen hätten wir gerne gesehen und bei der anstregenden Anreise hätten wir sie bestimmt auch für uns allein gehabt.

    Es war die richtige Entscheidung abzubrechen, denn es dauerte nicht lange, bis es zu nieseln begann. Für uns war klar, dass wir uns Zeit lassen und langsam machen werden, egal wie nass wir nun werden würden, oder wie lange es dauern möge, um sicher den Abstieg bewältigen zu können. Was bergauf manchmal noch machbar aussieht, hat bergab schon eine ganz andere Qualität. Es war auf physischer und psychischer Ebene extrem anstrengend, denn wir mussten uns sehr konzentrieren, um nicht auszurutschen und abzustürzen.

    Nach knapp 2 Stunden waren wir glücklicherweise wieder heil unten angekommen und es fiel uns erstmal ein riesiger Stein vom Herzen. Wir hatten es geschafft.

    Der Blick vom Parkplatz aus nach oben an die Hänge des Berges, an denen wir vor ein paar Minuten noch standen, ließ pure Ehrfurcht in uns wachsen und es wurde uns erst jetzt richtig bewusst, was wir gerade erlebt hatten. Vergeblich versuchten wir den Platz zu erkennen, an dem wir an den schmalen Weg umgedreht waren. Der Pfad war von dort unten einfach nicht zu erkennen und wüssten wir es nicht besser, ist es schwer vorstellbar, dass an dieser steilen Felskante überhaupt ein Weg entlang führen könnte.

    Ein Blick auf die Uhr zeigte uns, dass wir noch ein wenig Zeit übrig hatten und machten uns noch auf die Suche nach einigen Geocaches die hier auf einem flacheren Wanderweg weiter hinten im Barranco versteckt sein sollten. Das war zu der anstrengenden Wanderung vorher eine entspannende Abwechslung, dennoch erweiterte es unsere Wanderung heute um knapp 10 km.
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