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  • Day 709

    Lost Places - Ein matschiges Erlebnis

    December 19, 2020 in Spain ⋅ ☁️ 17 °C

    Auf zu unserem nächsten Abenteuer auf Gran Canaria: eine Wanderung im Barranco de Azuaje im Norden der Insel. Die Schlucht liegt mit ihren Steilwänden direkt neben der Stadt Firgas, von wo aus wir gleich früh morgens im Sonnenaufgang starteten.

    Zunächst führte uns der Weg knapp 220m über einen recht steilen, abschüssigen Pfad hinunter in die Schlucht und vorbei an wild bewachsenen Felsen. Trotz des wolkenverhangenen Himmels ergötzte sich die Schlucht in sattem Grün.

    Unten angekommen stießen wir direkt auf die Ruine eines alten Hotels mit Thermalbad, was 1868 erbaut wurde. Der Zugang dazu war etwas beschwerlich, da sich die Natur ihren Weg bahnt und die Umgebung zurückerobert. Wir wollten aber unbedingt hinein, irgendwo dort soll sich schließlich auch wieder ein Geocache verstecken.

    Der kleine Fluss, der durch das Barranco und vorbei an der Ruine fließt, hatte sich durch die Regengüsse der letzten Tage weit ausgebreitet und den Boden sehr aufgeweicht. Um den Eingang der Ruine zu erreichen, balancierten wir über ein paar Steine, die aus dem Schlamm des unterspülten Bodens herausragten und kletterten an einem schmalen Überrest der Mauer entlang, bevor wir uns durch das Dickicht kurz vor dem Tor hindurch kämpften.

    Die bauliche Substanz der Ruine ist für ihr Alter noch recht gut erhalten, auch wenn dort leider wieder unglaublich viel Müll abgeladen und auch durch Vandalismus einiges beschädigt wurde. Viele Wände sind auch mit Graffiti beschmiert.

    Das alte Wasserbecken ist aber noch recht intakt und voll mit grünlichem Wasser. Nach einer kurzen Recherche fand Lara heraus, dass das Hotel in den 30er Jahren aufgrund einer Verunreinigung des Wassers aufgegeben wurde.

    Es ist schwer sich vorzustellen, wie es hier damals ausgesehen haben muss.

    Bei unserer weiteren Erkundungstour durch die Ruine fanden wir in einer abgelegenen Ecke einen dunklen Eingang in das Felsmassiv, der uns gerade mal bis zur Schulter reichte. Ein kurzer Blick hinein zeigte nur komplette Finsternis. Es war kaum zu erkennen, was das genau sein sollte. Eine solche Entdeckung weckt immer den Entdeckergeist in uns und es führte keine Weg daran vorbei: das mussten wir uns mal genauer anschauen.

    Bewaffnet mit unseren Stirnlampen, ging es auch schon los in den stockfinsteren Eingang. Nach ein paar Schritten stellten wir fest, dass es sich um einen uralten Tunnel handelte. Anfangs war der schmale Boden und auch die Wände noch mit Beton befestigt, daneben war eine alte Wasserleitung verlegt. Nach kurzer Zeit bestand der Boden nur noch aus Steinen und Matsch, was uns aber nicht davon abhielt, weiterzugehen. Die Wände müssen einst von Hand freigelegt worden sein.

    Nach knapp einhundert Metern sahen wir ein wenig Licht am Ende des Tunnels aufflackern und fanden uns plötzlich mitten auf dem Boden eines trockenen Brunnens wieder. Ein Raum von knapp 3m Durchmesser tat sich auf und wir konnten wieder aufrecht stehen. Der Blick nach oben zum Licht zeigte uns, dass wir schätzungsweise mehr als zwanzig Meter unter Tage waren.

    Es hatte wohl ein wenig zu nieseln angefangen, denn uns sprühte und tropfte unentwegt Wasser ins Gesicht. Ein wenig Unbehagen in dieser unwirklichen Umgebung machte sich schon in uns breit. Keiner von uns Beiden war je in seinem Leben auf dem Boden eines Brunnens gewesen.

    Dort unten fanden wir neben Müll (war leider nicht anders zu erwarten), auch Knochenteile eines größeren Tieres und sogar einen weiteren finsteren Eingang, der noch tiefer in den Berg führen sollte. Gruseliges Schaudern flammte in uns auf.

    Auch dieser Tunnel war genauso eng, wie der vorherige. Jedoch wurde die Luft mit jedem Schritt immer schlechter und das Atmen immer schwerer. Nach ungefähr weiteren einhundert Metern roch es richtig muffig, das atmen fiel deutlich schwerer. Wir entschlossen uns hier wir abzubrechen und wieder zurück zu gehen. Wir vermuten, dass der Tunnel die eigentliche Heilwasserquelle war und irgendwann in einer Sackgasse endet. Die Luft kann deshalb darin einfach nicht zirkulieren. Gesund kann das für neugierige Geocacher auf jeden Fall nicht sein.

    Es war schön, draußen endlich wieder die frische Luft einzusaugen.

    Der ursprüngliche Grund, warum wir den Tunnel inspiziert hatten war ja eigentlich ein Geocache, dessen Koordinaten uns dorthin führten. Spannend, wie lang mag der Tunnel wohl noch in den Berg führen? Vielleicht finden wir es irgendwann einmal heraus.

    Letztendlich fanden wir den Cache nicht dort, sondern ein paar Meter höher neben einer Aussichtsplattform, an der wir vorher schon vorbei gelaufen sind. Aber dennoch sind wir froh, dass die Koordinaten irreführend waren, denn sonst hätten wir diesen gespenstisch schönen Ort nie entdeckt :)

    Die Koordinaten stimmten übrigens, nur die Höhenangabe fehlte halt. Wir hätten einfach nicht unter Tage gehen müssen.

    In einem kleinen Nebengebäude auf der anderen Seite des Flusses, stand auch alles unter Wasser. Jemand hatte vor einiger Zeit dicke Steine in den Gang gelegt, sodass man trockenen Fußes mal einen Blick hinein werfen konnte. Es schien, als wären früher hier mal sanitäre Anlagen gewesen, die demoliert wurden. Allerdings hatte hier jemand wohl vor langer Zeit vergessen das Wasser abzustellen, sonst würde es nicht überlaufen :)

    Nach einer kurzen Pause machten wir uns gestärkt auf den Weg den Flusslauf hinauf. Dort unten im Barranco sollte es einen Rundweg zurück zur Stadt geben. Also nichts wie los.

    Der Wanderweg führte uns durch das dicht bewachsene Dickicht und hin und her immer wieder über den Fluss. An manchen Stellen mussten wir regelrecht über lange umgefallene Bäume oder notdürftig zusammengelegte Äste über das Wasser balancieren oder durch den Matsch waten. Aber uns macht es gar nichts aus, wir lieben ja so etwas.

    Als wir schon ziemlich weit gekommen waren, endete der Weg augenscheinlich an einem ca. vier Meter hohen Wasserfall. Nach kurzer Suche entdeckten wir an einem Gesteinsbrocken direkt neben dem Wasserfall Seile, die nach oben weg führten. Uns leuchtete ein, dass wir mithilfe dieser Seile über den steilen Felsen klettern mussten um weiter zu kommen.

    Nachdem wir den Felsen überwunden hatten, fiel uns ein, dass auch hier in der Nähe wieder ein Geocache versteckt sein sollte. Leider war diese Suche aber wieder erfolglos, weil das GPS total verrückt spielte. Aber da wir schon einige Zeit unterwegs waren und wir noch einen langen Weg vor uns hatten, brachen wir die Suche nach dem Cache ab. Wahrscheinlich war das Versteck eine Ebene tiefer und wir hätten den Felsen wieder hinunter klettern müssen.

    Je weiter wir wanderten, desto unübersichtlicher wurde der Weg. Es gab einige wirre Abzweigungen, die ins Nichts führten und einfach aufhörten. Uns blieb nichts anderes übrig, als den Weg immer wieder zurück zu stapfen und uns viele Male neu zu orientieren.

    Dabei trafen wir auf eine andere Wandergruppe, die uns nach dem Weg fragten. Da wir aber auch die Orientierung verloren hatten, konnten wir ihnen nicht weiterhelfen. So schlossen wir uns kurzerhand (mit Abstand) zusammen und fanden gemeinsam den hinter Gestrüpp versteckten Aufgang für den Rückweg.

    Allerdings war es nicht so einfach dorthin zu gelangen, denn er war ebenfalls komplett mit Pflanzen zugewuchert und der Fluss war an der Stelle sehr breit. Uns blieb nur das Klettern über eine schmale Mauer, vorbei am Fluss und mitten durch das dornige Gestrüpp.

    Dabei machten Laras Füße Bekanntschaft mit dem Schlamm im Flussbett. Tja, sowas passiert eben, wenn man so tollpatschig ist und beim Abspringen wegrutscht :)

    Ohne größere Blessuren, aber mit viel Matsch in den Schuhen und ein paar Schrammen an den Händen machten wir uns auf den Rückweg zum Auto.

    Das war wirklich ein abenteuerliches Erlebnis.
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