• Sprachlos in Hiroshima

    5 April, Jepun ⋅ ☁️ 14 °C

    Nach nur 2 Stunden Flug landen wir auf dem japanischen Festland in Hiroshima. Die Einreise mit Checkpoint am Zoll geht schnell.
    Wir müssen ein paar Medikamente vorzeigen und sind schließlich im Land 🇯🇵.

    Der Flughafen liegt knapp 50km außerhalb, zur Stadt fahren aber regelmäßig Busse. Am Automaten lösen wir 2 Tickets für etwa 10€ pro Person.

    Am Bussteig werden wir direkt in ein Stückchen japanische Disziplin und Ordnung aufgenommen. Anhand der Beschriftungen am Boden erkennt man, wo die Warteschlange beginnt und in welcher Richtung man sich einzureihen hat. Jeder steht brav hinter dem Vorderen und es wird nicht gedrängelt.

    In Hiroshima steigen wir gegen 11.00h am zentralen Busbahnhof aus. Da wir erst ab 16.00h ins Hotel dürfen, nehmen wir uns für 800 Yen ein großes Schließfach, wo beide Rucksäcke gleichzeitig hineinpassen. Da wir kein Kleingeld haben, läuft Aron schnell in das nächste Geschäft und wechselt einen Schein. Man versteht Englisch in der Regel ganz gut :)

    Wir nutzen die Zeit bis zum Check-In und erkunden die Stadt zu Fuß.

    Wir haben direkt einen ersten Blick auf den Atomic Bomb Dome, ein Regierungsgebäude von 1915, welches bei dem Atombombenabwurf am 6. August 1945 zerstört und vollständig ausgebrannt ist. Die Grundstruktur ist jedoch noch vorhanden und es wird heute als Friedensdenkmal erhalten.
    Das Gebäude befindet sich nur 140m vom Bodennullpunkt, dem „Ground Zero“, also unmittelbar unterhalb des Detonationszentrums der ersten von Menschen in kriegerischer Absicht abgeworfenen Atombombe.

    Es bildet den Anfang des Friedensparks in Hiroshima. Zahlreiche Statuen, Gedenktafeln und Monumente erinnern im Friedenspark an die Katastrophe, welche auf einer der vielen Inseln gelegen sind, die das Stadtbild von Hiroshima bilden.

    Die US-amerikanische Bombe „Little boy“ detonierte damals in etwa 580m Höhe, erzeugte einen gigantischen Lichtblitz und entlud eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen TNT. Die dabei erzeugte Hitze von bis zu 4.000 Grad Celsius verbrannte Menschen und Gebäude in Sekunden. Es wurden 80 Prozent der Stadt sofort zerstört. Wer überlebte, leidete furchtbar und viele bekamen kurz darauf Symptome der Strahlenkrankheit und fanden dennoch den Tod. Es starben schätzungsweise 200.000 Menschen. Noch heute leiden Überlebende der Katastrophe.

    Einzig dem Umstand, dass die Bombe in einiger Höhe detoniert ist, verdankt man, dass die Strahlungswerte am Boden heute auf normalen Niveau sind.

    Ein beklemmendes Gefühl, heute hier bei bester Gesundheit über die Trümmer der Vergangenheit gehen zu können. Es starben so unglaublich viele Menschen. Wir sind sprachlos.

    Trotz der beklemmenden Atmosphäre ist die Stadt momentan aber in wunderschöne Kirschblüten gehüllt. An jeder Ecke blüht es prächtig in weiss, rot und rosa. 🌸 Da Wochenende ist, machen es sich die Japaner auf großen Decken am Flussufer bequem, treffen sich mit Familie und Freunden. Jeder bringt etwas zu Essen und Trinken mit und es wird zwischen all den Farbenspiel der Kirschblüten gegrillt.

    Nach einigen Stunden holen wir unsere großen Rucksäcke aus dem Schließfach und gehen den letzen Kilometer zu Fuß zum Hotel. Hiroshima ist sehr sauber, wirklich nirgends liegt Müll herum und selbst Rauchen ist in der Öffentlichkeit nicht erlaubt 🚫.

    Unser Zimmer im 4. Stock ist klein, aber modern und fast sauber. Leider war nur noch ein Stockbett frei. Lara war dran mit Bettaussuchen (doch, das ist ein echtes Wort!) und schläft oben.

    Bereits im Hausflur muss man übrigens seine Straßenschuhe ausziehen und in Hauspantoffeln schlüpfen, das ist überall in Japan so. In unserem Zimmer haben wir dann noch separate Zimmerpantoffeln, manchmal gibt es sogar noch separate nur für das Badezimmer. Wir werden mit kostenlosen Produkten nahezu überhäuft: Es gibt Einwegwaschlappen, Zahnbürsten, Kaffee, Tee und sogar Einwegrasierer und Kimonos 👘. Die Toilette ist weitgehend vollautomatisiert, empfängt einen mit einem vorgeheizten Sitz, macht auf Knopfdruck ablenkende Geräusche und versorgt einem nach erledigten Geschäft Vorne und Hinten mit einem wahlweise warmen, kalten, stärkeren oder schwächeren Wasserstrahl zur ordentlichen Reinigung der Privatzone 😬

    Am Abend gehen wir noch in ein kleines Eckrestaurant und genießen ein japanisches Rindercurry 😋 Die Sprachbarriere wird wie immer mittels Pantomime überbrückt.
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