• FrühstückSchienen kühlenGefangenentransport

    Warschau

    3 juli, Polen ⋅ ☀️ 38 °C

    Es war ein Tag wie aus dem Backofen: 35 Grad, wolkenloser Himmel, die Sonne brennt gnadenlos auf Warschaus Kopfsteinpflaster. Ideale Bedingungen, um in einen Sightseeing-Bus zu steigen, dachten wir. Luftige Sitzplätze auf dem offenen Oberdeck – schließlich will man ja alles sehen. Spoiler: Man hat vor allem viel Hitzeflimmern gesehen.

    Los ging’s am Kulturpalast, einem beeindruckenden Stalin-Geschenk im Zuckerbäckerstil. Ein 237 Meter hoher Riese, der wahlweise als architektonisches Meisterwerk oder als sowjetische Bausünde gehandelt wird. Während die Stimme aus den Kopfhörern begeistert Fakten erzählt, kämpfe ich mehr damit, nicht auf dem mittlerweile brennend heißen Fake-Ledersitz festzukleben. Tipp: Im Sightseeing-Bus sitzt man schneller auf dem Grill als auf dem Thron.

    Weiter durch die Straßen Richtung Altstadt – UNESCO-Weltkulturerbe, liebevoll nach dem Krieg wieder aufgebaut. Häuser mit bunten Fassaden, Kopfsteinpflaster, verwinkelte Gassen. Leider fühlt sich das Pflaster an wie eine heiße Herdplatte, was unseren Blick auf das architektonische Wunderwerk ein wenig beschleunigt. Die Altstadt ist atemberaubend schön – und bei 35 Grad auch wörtlich atemraubend.

    Kurz darauf rollen wir an der Sigismundsäule vorbei. Die Statue des polnischen Königs Sigismund III, der Warschau einst zur Hauptstadt machte, thront stolz auf seiner Säule und schaut ungerührt auf die schwitzende Busladung unter sich herab. Wahrscheinlich genießt er seit Jahrhunderten die kühle Brise da oben.

    Ein weiteres Highlight: Das Königsschloss – prachtvoll, rot, majestätisch. Nur dumm, dass meine Gedanken sich zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich um die Frage drehten, wie ich wohl im Burggraben ein kleines Bad nehmen könnte, ohne rausgeworfen zu werden.

    Natürlich darf der Blick auf das moderne Warschau nicht fehlen: Wolkenkratzer, Glasfassaden, das quirlige Zentrum. Nur schade, dass sich die Glasfassaden anfühlen, als würden sie die Sonnenstrahlen extra konzentriert in unsere Richtung zurückwerfen. Ein architektonischer Hitzeschlag-Booster.

    Fazit:
    Die Stadtrundfahrt durch Warschau bei 35 Grad ist eine Erfahrung zwischen Schmelzen und Staunen. Man bekommt die volle Ladung Kultur, Geschichte und historische Schönheit – allerdings im „Turbo-Garen“-Modus. Tipp fürs nächste Mal: Früher Morgen, später Abend oder einfach die untere Etage des Busses. Dort gibt’s angeblich Klimaanlage, aber die is wohl aus.
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