• 11. April

    April 11, 2024 in Sweden ⋅ 🌬 10 °C

    Der Sturm in der Nacht hat sich um Mitternacht recht schlagartig gelegt. Als ich am Morgen losgehe, nieselt es ganz leicht, aber das gibt sich auch innerhalb der nächsten halben Stunde und so bin ich auf dem Weg Richtung Mölltorp durch Wälder, über Felder und durch einige Dörfer.
    Mein Interesse gilt heute einer neuen Gas-Kartusche, da ich mit der jetzigen ziemlich am Ende bin und sie in Hjo im Gewusel um die Powerbank einfach vergessen habe zu kaufen. Es ist doch schwieriger, diese Kartuschen hier zu bekommen. Deshalb weiche ich ab Mölltorp vom Wanderweg ab und gehe Richtung Karlsborg. Hier erhoffe ich mir größere Chancen. In Mölltorp frage ich noch bei einer Reparaturwerkstatt, sie war mir als eventueller Anlaufpunkt empfohlen worden, allerdings erfolglos. So ziehe ich weiter und frage im örtlichen Supermarkt, allerdings auch ohne konkrete Anhaltspunkte. Vor dem Supermarkt stehen Mädchen und verkaufen gegen einen geringen Obolus Maiblumen, es ist eine Aktion hier in Schweden über den Monat April. Ich unterhalte mich ein wenig mit den Mädchen und kaufe eine solche Blume. Das Geld kommt armen Kindern zugute, außerdem kann ich mir die unheimlich gut an‘s Revers heften. Im Laufe des Tages nimmt der Wind übrigens auch wie gestern mehr und mehr zu, es ist inzwischen wieder derart windig, dass ich beim Laufen den einen oder anderen Ausfallschritt mache. Es sind noch gute 10km Richtung Karlsborg und ich sehe mal einen recht großen Schwarm von Kranichen, die sich von nichts und niemandem stören lassen, außer natürlich von mir. Warum?
    Aus einem Wald heraus kommt gerade ein junger Mann mit einem dicken Mikrofon in der Hand und kreuzt über die Straße zu seinem Auto, just in dem Moment bin auch ich genau an dieser Stelle und da es recht stürmisch ist, kommen wir daüber ins Gespräch. Es ist Linus, ein Reporter vom schwedischen Radio, der mich, wer hätte das gedacht, direkt um ein Interview bittet. Warum denn nicht? Das Ganze soll schon in gut einer Stunde auf Sendung sein. Ich spreche ihn unter anderem auf Gaskartuschen an und da Karlsborg Schwedens Reserve-Hauptstadt ist und hier Unmengen von Militärs stationiert sind, nennt er mir das augenzwinkernd auch als eine mögliche Option, doch mal nachzufragen. Karlsborg als Stadt ist mit einer großen Festung versehen, deren Bau sollte eigentlich zehn Jahre dauern, in Wirklichkeit waren es aber 90, also ist sie nie wirklich so genutzt worden. Auf dem Weg in die Stadt zieht es mich natürlich erst mal in Richtung des Militärflughafens, mein Zweitname ist nun mal Glotzkowski, später noch zu einer Tankstelle mit einem kleinen Shop. Die haben allerdings auch kein Gas, verweisen mich aber auf zwei Häuser weiter, hier ist ein kleiner Baumarkt und da treffe ich auf Björn. Er hat tatsächlich das Gas vorrätig, was ich brauche und ist absolut hilfsbereit. Macht mir einen Sonderpreis, schenkt mir ein Glas selbstgemachten Honig von seinen Eltern, ich kann duschen und wir unterhalten uns noch. Vielen Dank für diese große Unterstützung. Der örtliche Campingplatz hat noch geschlossen, aber Björn kennt die Betreiber und klärt mit Ihnen ab, dass ich trotzdem dort übernachten kann und so ziehe ich um halb sieben weiter, erst mal zur Festung, da es noch hell ist und mir die Zeit jetzt ziemlich egal ist. Ich komme später noch zur Fallschirmspringer-Schule mit einem alten ausgestellten Flugzeug und auch dem Turm, wo sie üben. Alles Sachen, die ich sehr interessant finde, darüber wird es am Ende halb neun. Was ich aber dank stehengebliebener Uhr lange Zeit nicht wahrnehme, sondern mich immer noch freue, dass es ja erst halb sieben ist. Und mich dabei immer mehr wundere, wie dunkel es dabei aber heute schon ist. Bis irgendwann der Groschen fällt... Von hier aus ziehe ich also jetzt weiter über den Supermarkt, der gerade vor meiner Nase schließt und noch einen guten Kilometer weiter komme ich zum Campingplatz. Ich richte mich dicht am Wasser bei ziemlich starkem Wind für die Nacht ein und werde morgen früh die paar Meter bis zum Supermarkt zurücklaufen.
    Read more