• Day 75

    15. April

    April 15, 2024 in Sweden ⋅ ⛅ 7 °C

    Die Nacht war sternenklar und dabei sogar ein wenig frostig. Ich hatte das Gefühl, Besuch zu haben: Dem Geräusch nach war eine Maus in meinem Rucksack; jedes Mal, wenn ich mich bewegt habe, um genauer zuzuhören, war das Geräusch weg. Irgendwann gehe ich mit der Stirnlampe ran und suche den fast leeren Rucksack durch, kann aber nichts finden. Ab diesem Zeitpunkt ist das Geräusch allerdings auch weg oder meine Augen einfach zu fest zu.
    Der Tag startet mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein, das soll auch bis zum Abend genauso bleiben. Ich frühstücke und raffe all mein Hab und Gut nach diesem Wochenende zusammen, verabschiede mich von den zwei freundlichen Nachbarn und mache mich auf den Weg Richtung Norden. In gut 26km Entfernung gibt es einen Shelter am See, den ich mir als Ziel ausgemacht habe. Der Weg führt den gesamten Tag durch Wälder, es ist keine einzige Wolke am Himmel und das macht eine sehr gute Stimmung beim Laufen. Um Mittag rum komme ich durch Tivedstorp. Es ist eine alte Siedlung, wo es verschiedene Gebäude in Museumsart gibt, unter anderem ein Missionshaus, das ich mir ansehe. Das Gelände ist heute nicht so schwierig und steil, wie ich es in den letzten Tagen mehrfach hatte, aber trotzdem ist es ein ziemliches Auf und Ab, was ich so zum Beispiel in Småland nicht hatte. Am Nachmittag komme ich auf den Munkastigen (Mönchspfad), der gleichzeitig hier parallel mit meinen anderen zwei Wanderwegen läuft. Dabei treffe ich zum einen auf eine deutsche Familie, die ein paar Meter auf dem Wanderweg zu ihrem Sommerhaus unterwegs sind. Später, als es kurz an einer Straße entlang geht, treffe ich eine junge Schwedin aus der Region, die ihr Motorrad für diese Saison zum ersten Mal rausgeholt hat. Ich halte meine große Mittagspause heute wieder direkt auf dem Wanderweg, als ich gerade an einem kleinen Bach vorbeikomme, wo ich mir Wasser nehmen kann und dann eine Nudelsuppe mit Schinkenwürfeln und diversen Gewürzen zubereite. Der Weg zieht sich an einer ganzen Reihe von Seen entlang und es ist wunderbar zu laufen, die Vögel zwitschern und ich kann deutlich den Frühling wahrnehmen. Die Knospen sprießen immer mehr, kleine Blätter entwickeln sich, es ist von Tag zu Tag etwas grüner. Als ich am Abend an den See komme, an dem der Shelter ist, herrscht eine magische Stimmung vor. Das Abendlicht ist anfangs noch orangeartig, wird aber immer mehr purpurfarben. Ich richte mich im Shelter ein, er ist relativ groß und genieße den Abend. Dabei höre ich den Gänsen und Kranichen bis in die Dunkelheit zu.
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