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- 22.6.2024 klo 22.59
- ☁️ 14 °C
- Korkeus: 730 m
NorjaJanvatnet64°4’47” N 12°30’36” E
22. Juni

Der gestrige Tag hat doch ziemlich geschlaucht. Gegen fünf bringe ich die Solarzellen und die Powerbank raus, damit sie schon mal bei dem schönen Wetter laden können. Ich lege mich noch mal hin und wache um halb zehn erst wieder auf. Es ist Sonnenschein und alles, was sonst noch Sonne braucht, wandert erst mal raus. Nach ausgiebigem Frühstück und genussvollem Aufenthalt will ich um halb eins losziehen, der Tag wird sicher nicht so lang wie der gestrige. Ich korrigiere, es wird doch eins, weil ich noch mal runter an den See muss, um ein Bad zu nehmen. Ziemlich genau um halb zwei erreiche ich dann den geographischen Mittelpunkt Norwegens, es ist zwar nicht Mitternacht dabei, aber ich lebe sehr gut damit.
Kurz danach treffe ich einen Norweger, er ist gerade auf einem Tagesausflug auf dem Weg dahin, wo ich herkomme. Wir sprechen kurz miteinander und dann setze ich meinen Weg fort auf merkwürdig gut beplankten Pfaden. Die Holzbohlen sind auf der Oberseite sogar mit einer dicken Teerpappe großflächig abgedeckt. Allerdings hält das nicht sehr lange an und dann stehe ich vor einem neuen, alten Thema: Ich bin auf dem E1, aber es gibt wieder mal nichts, keine Kennzeichnung und es ist auch kein Pfad erkennbar und so versuche ich, mich mithilfe meiner Karte zu orientieren, um nicht wieder völlig außer Rand und Band zu geraten. Solche Faxen wie die letzten Tage kann ich mir zeitmäßig nicht mehr leisten und muss spätestens übermorgen ins Snåsa ankommen, da ich dann mit meinem Futter am Ende bin. Auf dem Weg begleiten mich heute Unmengen von Fliegen und Bremsen, in ihrer trägen Art sind sie zwar nicht hochgefährlich für mich, aber nervig allemal und spätestens, wenn ich stehe, um zum Beispiel jetzt gerade einen breiteren Fluss zu überqueren, für den ich auch die Schuhe und alles umbauen muss, ist es eine Plage. Es läuft sich insgesamt ganz angenehm bei dem blauen Himmel, den es hier irgendwie nie ohne Wolken gibt und die Wolken bei dem Sonnenschein auch nicht lange weiß bleiben, sondern sich am Nachmittag immer mehr auftürmen. Zumal zwar der nasse Untergrund an sich bleibt, aber Grashalme, Gebüsch, Blätter und so weiter nicht auch noch nass sind. Und so ziehe ich über weite Wiesenflächen mit einigen Bäumen zwischendurch entlang des Sees Skjækervatnet, um ab dann in der Nähe seines Zuflusses wieder Richtung Norden aufwärts zu laufen. Das Ganze zieht sich ab um fünf wieder etwas höher auf unbewaldete Ebenen, die dann tatsächlich auch sowas wie trocken sind. Auf der anderen Seite des Tals ragt der Skjækerhatten mit 1139m ü.M. empor. Ein sehr beeindruckendes Panorama, an dem ich entlangziehe. Auch der Blick zurück ist wunderschön, die inzwischen dunkel zusammengestauchten Wolkenmassen machen ganz weit in der Ferne ein gelbliches Bild dazu, geradezu mystisch. Es zieht sich auch durch eine Reihe von Birkenwäldern, allerdings sind es Krüppelbirken in verschiedenster Ausführung, sehr klein, teilweise kaum mannshoch, am Boden kreuz und quer gewachsen, so dass das Durchsteigen schon mindestens mal Zeit beansprucht und auch den einen oder anderen Kratzer an Händen und Armen hinterlässt.
Wenn ich hier so durch diese norwegische Landschaft streiche, fällt mir doch auch seit gestern schon auf, dass es sehr viele private Hütten, besser gesagt Sommerhäuser gibt. Weit draußen ohne Zuwegung, so dass die Anwohner schon erhebliche Fußmärsche bis zu ihren Hütten zurücklegen. Oder sie tun es auf eine Art, die ich bisher nicht kenne. Ab um sieben ungefähr zieht es sich auf immer besser zu laufendem Grund einen Pass hoch, auf dessen ziemlich höchsten Punkt ich übernachten möchte. Die Bremsen, die sich seit dem späten Nachmittag wieder auf den Heimweg gemacht haben, schließlich haben sie ja mich stundenlang gebremst, werden jetzt ab um acht von Mücken ersetzt, die aber, solange ich laufe, noch unter Kontrolle zu halten sind. Ich bin jetzt bei 2300km und verlasse den E1 für gute 600km vorerst in Richtung Westen. Ich spiele jetzt das kleine Wunschkonzert, dass ich schon seit der Planung von Anfang an einstudiert habe. Als ich den Weg im Fjäll Richtung Norden nachverfolgt habe, war mir sofort klar: Ich muss da mal raus ans Meer. Und so werde ich für gute drei Wochen abseits der eigentlichen Nord-Richtung auf die Vikna-Inseln bis an den Atlantik, das europäische Nordmeer gehen.
Da es schon heute wieder mal keinen Pfad gab und ich die Landschaft eh selbst beackert habe, biege ich jetzt einfach schon Richtung Westen. Da der Pfad in der Karte nur noch einige Kilometer Richtung Norden zeigt und dann scharf nach Westen abbiegt, gehe ich mal mit dem Satz des Pythagoras ran und hoffe, es kürzt sich ein bisschen was weg. Natürlich heißt das auch, dass ich von dem Pass jetzt direkt hoch über den Berg steige, was mir aber zwecks stärkerem Wind und weniger Mücken sehr angenehm ist. Um kurz vor neun sitze ich noch beim Anstieg, mache die letzte Pause und habe schon jetzt Freiheit vom Blutsaugertum und einen wunderbaren Blick soweit in die Ferne, dass sich einfach jeder Meter bis hier hoch schon gelohnt hat. Gegen halb zehn habe ich die obersten Spitzen dieses namenlosen Berges auf circa 750m ü.M. erreicht und direkt an einem winzig kleinen, fast dreieckigen Pool, der sich hier oben gebildet hat und Regenwasser sammelt, schlage ich etwas windgeschützt mein Zelt auf. Es ist eine herrliche Weitsicht in alle Richtungen und ich freue mich tierisch, dass ich diese Abkürzung genommen habe.Lue lisää