• 24. Juli

    July 24, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 13 °C

    Das war also die Mission Bahnhof, ganz ähnlich der Bahnhofsmission: Satt, warm, sauber. Es hat mich gestern Abend einfach dort gehalten, ich habe mich in einer kleinen offenen Wartehalle neben dem Bahnsteig auf der Bank niedergelegt. Das war nicht die komfortabelste Variante, gegen sämtliche Stecher musste ich mich gut abdecken, alle 2 Stunden ein Frachtzug, um zwei und um vier je ein Nachtzug. Dafür kann ich heute Morgen das Gewäsch gleich wieder im Bahnhofsgebäude machen, dann hole ich mir im Supermarkt etwas zum Frühstücken und ziehe gegen halb elf Richtung Osten auf der 73 los. Der Himmel sieht schon seit dem Morgen rundherum ziemlich grau aus, lediglich über mir sehe ich immer wieder blaue Stücken und dazwischen auch mal die Sonne. Es ist schwülwarm, gut, dass zumindest ein bisschen Wind geht.
    Aus Trofors raus geht es am Fluss Vefsna entlang, hier gibt es ein Rafting-Camp. Ansonsten bleibt es wie erwartet bei trockenem Wetter und freundlich winkenden Autofahrern. Gegen fünf treffe ich an der Straße, als sie gerade an einem See entlangführt, ein älteres Ehepaar. Sie tragen diverse Holzteile über die Straße, haben ein Sommerhaus hier und wollen ein wenig anbauen. Wir unterhalten uns ein paar Minuten und ich mache mich weiter auf den Weg, es sollen noch circa 5 km sein, dann möchte ich nach Wasser fragen und den Tag beenden. Dort angelangt, gibt es nur dreieinhalb Häuser und auffällig ein Schild, dass auf ein Café und Restaurant hinweist. Ich habe keine Ahnung, wie ich mir das hier in dieser Gegend vorstellen soll. Und da ich eh auf dem Weg nach Wasser bin, gehe ich doch direkt mal dahin. Ich treffe auf Jan van Opzeeland, einen Holländer, der mir erzählt, dass sie ausgebucht sind und das Haus heute Abend voll Gäste haben. Er bietet mir trotzdem an, einen Kaffee zu machen und ein Stück Kuchen dazu, das nehme ich natürlich dankend an. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, sie bereiten gerade die letzten Sachen vor und er erzählt mir, dass sie vor 16 Jahren hierher gekommen sind, vorher in Holland eine Farm und ein Restaurant betrieben haben und das seitdem hier tun. Das Restaurant ist in ihrem Wohnhaus wie in Mutters guter Stube und nur auf Vorbestellung geöffnet, da es hier so weit im Norden die Restaurantkultur nicht so gibt, wie wir sie in Mitteleuropa kennen. Draußen hat er ein 120 Jahre altes norwegisches Bauernhaus wiederaufgebaut, das an einem anderen Ort stand und dort abgerissen werden sollte. Hierdrin darf ich übernachten und Rina bietet mir an, morgen früh, wenn die Gäste weg sind, ein Frühstück zu machen. Da die Zeit knapp ist und die Gäste schon da sind, bitten Sie mich, draußen in ihrem Gewächshaus alle Pflanzen zu gießen. Na wenn’s mehr nicht ist! Anschließend bereite ich mir mein Abendessen gleich noch im Treibhaus zu, es ist einfach urgemütlich hier drin. Und am Abend bringt mir Jan ganz unerwartet eine Schokomousse mit Erdbeeren und Himbeeren. So komme ich nach einem sehr überschaubaren Tag zu einem besonders schönen Ende wie die Jungfrau zum Kinde.
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