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  • Day 62

    Schwitzen in Albanien

    June 22, 2023 in Albania ⋅ ☀️ 32 °C

    Was Du gestern nicht gemacht, dass musst Du heute machen. Also nach einer Schwimmrunde im See, gratis Kaffee und Frühstück geht es wieder mal zu einem Grenzpass. Wir sind vollkommen nass geschwitzt. Aber irgendwann oben.
    Die Aussicht ist der Hammer.
    Der andere Hammer ist die Hitze. Seit gestern leiden wir. Die Brühe läuft und die Salztabletten werden weniger. Und wie so oft schauen wir mal, wie weit wir kommen. Und natürlich fahren wir bis Tirana. Und natürlich gibt es da noch diesen Pass. Und der ist eine „weiße“ Straße. Und das bedeutet in Albanien Schotter und in unserem Fall auch noch sehr starke Steigungen. Jedenfalls landen wir dann auf der Autobahn, was die Steigung erträglich macht. Der folgende, 2350m lange Autobahn-Tunnel ist noch mal ein besonders Erlebnis. Pflichtbewusst haben wir unser Licht angeschaltet und auch die Polizei war mit uns zufrieden.
    Nach der bergigen Stadteinfahrt gingen es endlich ins Hotel "Italia" und beim nobel Italiener richtig lecker essen. Das perfekte Ende eines kräftezehrenden Tages.
    Wir sind platt!

    - Verkehrsanarchie -
    Das befahren der Autobahn mit dem Fahrrad - ein Ding der Unmöglichkeit in Deutschland - ist in Albanien ebenfalls nicht offiziell erlaubt. Dennoch war dieser Streckenabschnitt der ungefährlichste des ganzen Tages, denn die Autobahn verfügt über einen Seitenstreifen, der normalerweise nicht befahren wird. Dieser wurde jedoch teilweise kreativ genutzt: als Parkplatz von Anliegern angrenzender Häuser, dem Besucher eines Bades und vor einer Ausfahrt sogar von einem Gemüsehändler.
    In Griechenland und besonders in Nord-Mazedonien wird innerhalb der Stadt gerne in zweiter Reihe geparkt, für eine kurze Besorgung oder ein kleines Gespräch. Diese und andere kleine Regelbrüche werden von allen Verkehrsteilnehmern geduldig und kommentarlos ertragen, was zu einem chaotisch anmutenden, aber toleranten und entspannten Miteinander führt.
    Auf den Straßen in Albanien scheinen Verkehrsregeln nicht nur gebeugt, sondern vollständig ignoriert zu werden. Mehrmals wurden wir Zeugen von haarsträubenden Überholmanövern in zweiter Reihe, z.b. LKW überholt Fahrrad bergab und in einer Kurve trotz Überholverbot. Dieser wiederum wird gleichzeitig von PKW überholt und zwingt den Gegenverkehr zur Vollbremsung an einem Tunnelausgang. Eine ähnliche Situation auch als ein kleiner PKW von einem Bus und anderen PKW überholt wurde oder als zwei Sportwagen sich uneins sind, wer zuerst überholen darf.
    In Tirana kann durch ein kurzes hupen jederzeit und an jeder Stelle angedeutet sein, dass ein anderer Verkehrsteilnehmer gedenkt, die Vorfahrt zu klauen oder die Fahrbahn einzunehmen. Besonders pikant sind spontane Wendemanöver an beliebiger Stelle unter Behinderung Anderer.
    Unsere Überlebensstrategie ist gute Sichtbarkeit durch Warnweste und Licht, hochwirksame Bremsen mit beiden Händen stets am Bremsgriff und allerhöchste Aufmerksamkeit. Im Zweifelsfall ist es besser, selbst die Regeln zu brechen und einen Autobahn Seitenstreifen zu nutzen, als eine lebensgefährliche Landstraße - ein besonderes Erlebnis mit Spaßfaktor :-D
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