India
Borivali

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Travelers at this place
    • Day 6

      Busfahrt Mumbai nach Udaipur 2

      February 11, 2017 in India ⋅ 🌙 26 °C

      Nach kurzem Hin und Her auf Hindi bedeutet der eine Fahrer uns einzusteigen. Es muss also doch irgendwie möglich sein, schließlich sind wir froh endlich ein Transportmittel gefunden zu haben. Also hieven wir die schweren Rucksäcke waagerecht hinter die mini Sitzbank. So fallen sie uns zwar beim Sitzen ständig in den Rücken, aber naja was will man machen. Plötzlich sollen wir doch in die andere Rikscha umsteigen. Ahnungslos wie eh und jeh tun wir einfach was uns gesagt wird. Wir beide sind so angespannt, dass uns alles egal ist. Wir wissen nichtmal ob der Bus jetzt auch auf uns wartet - Psychostress pur!
      Die Tagesrucksäcke gerade so zwischen unsere Beine geklemmt, können wir noch schnell ein sehr sehr sehr herzliches und wirklich von Herzen kommendes "Danke du warst unsere Rettung" rufen, da werden wir auch schon auf der Sitzbank herumgeschleudert. Ihr macht euch kein Bild. Rikschafahrer sind lebensmüde. Und wir haben Todesangst. Wirklich.
      Es ist Rush Hour, dunkel, die Straßen sind überfüllt mit Autos und vielen vielen Motorrädern. Da der Verkehr hier ja eh drunter und drüber ist, scheint es als ob man nicht mal versucht anständig zu fahren. Es wir links und rechts und zwischendurch überholt. Wir rasen nur so, die Rikscha knattert bedrohlich und wir atmen tonnenweise Abgase der umliegenden Abgase ein.
      Zum Glück hat unser "Taxi" ein Taxometer - zwar stand es bei unserer Abfahrt schon auf 30 Rupien, aber wie gesagt, uns war inzwischen alles egal. Der Fahrer spricht kein Wort Englisch, weiß hoffentlich wo wir hin müssen und wie wir dort hin kommen und trinkt alle paar Minuten hastig ein paar Schlucke aus einem Flachmann. Oh Gott, was machen wir hier. Mich fest an die Metallstange vor mir klammernd, bin ich in einer Art Schockstarre. Ich habe Angst. Was wenn der Bus nicht wartet, oder wir gleich zwischen zwei Autos, die der Fahrer meint überholen zu müssen (und zwar durch die Mitte!), eingequetscht werden. Direkt neben mir donnert ein Rollerfahrer auf das Auto vor ihm. Batsch. Fest klammere ich mich an Juliens Hand. Wäre die Gesamtsituation nicht so "akut", wäre es fast schon wieder zum Lachen (also nicht der Auffahrunfall!).
      Ich werde auf dem Handy angerufen und gebeten dem Fahrer das Handy zu geben. Oh oh. Der braucht doch seine ganze Aufmerksamkeit um auf den Verkehr zu achten. Als ich ihm mein Handy reiche rutscht es ihm fast aus der Hand. Ich halte die Luft an und sehe es schon am Boden kleben, überrollt vom Strom der rasenden Autos. Es geht alles gut.
      Als wir nach 10 Minuten Fahrt mal gefragt hatten, wie lange es denn noch bis zum Ziel wäre, meinte der Fahrer so um die 35 Minuten. Waaaas. Wo zur Hölle sollen wir hin? Kein Wunder wollte uns kein Taxi.
      Immer noch ist unklar ob der Bus nun fix wartet oder wir hier auf gut Glück unser Leben aufs Spiel setzen. Nach drei Minuten telefonieren mit einer indischen Nummer, die MICH angerufen hat, sind meine 5€ Guthaben auf dem Handy dann auch weg. Na super, jetzt können wir echt gar niemanden mehr erreichen. Zwischenzeitlich glaubt Julien der Fahre hätte die Ausfahrt verpasst, da er selbst heimlich mit dem Handy mitnavigiert. Wir vertrauen hier keinem mehr! Wie sagt man nämlich so schön - Vertrauen ist gut, Kotrolle ist besser. Alles in allem ist der Abend zum Höllenritt mutiert und wir haben einfach sowas von die Schnauze voll.
      Als wir unseren Bus endlich erreichen, soll erst Julien, dann ich mit zum Büro des Reiseveranstalters. Natürlich spricht mal wieder keiner Englisch. Langsam frage ich mich, ob Indien früher wirklich von den Briten kolonialisiert wurde oder ob das nur ein Mythos ist. Ich habe keine Ahnung was die Leute von mir wollen und zeige einfach die Bestätigungsmail von Bamba, mit all den Daten. Mehr hab ich eh nicht. Irgendwas wird dann irgendwie geprüft und wir sind "good to go". Das ging ja flux!
      Wir laden unser Gepäck in den übervollen Gepäckraum des Busses und steigen ein. Natürlich nicht, ohne vorher nochmal nachzufragen ob wir hier auch wirklich richtig sind. Sind wir, anscheinend.
      Der Nachtbus hat keine Sitze, sondern Schlafkabinen. Man muss/kann also nur liegen. Es ist sehr gammlig und normalerweise hätte ich es wahrscheinlich ein bisschen eklig gefunden. Nicht heute. Ich bin so erldedigt, dass ich einfach nur starr daliegen möchte und in die Decke starre. Julien der Süße bedankt sich bei mir, wie ich das alles toll geregelt und gemeistert hätte. Ich bin gerührt, weil ich doch eigentlich gar nichts besonderes gemacht habe.
      Der ursprüngliche Plan war einen Film zu schauen. Aber wir haben ja auch damit gerechnet um 18:30 Uhr im Bus zu sein und nicht erst um 21 Uhr. Fun Fact: Der Bus fährt erst nach 22 Uhr los, es wurde wohl noch auf andere gewartet. Um 23 Uhr haben wir Mumbai immer noch nicht verlassen.
      Den Bus verlasse ich trotz mangelnder Toilette (wie kann ein Nachtbus kein Klo haben 😩) während der gesamten 11 stündigen Fahrt nicht. Julien wagt sich einmal todesmutig während einer Pause raus um aufs Klo zu gehen. Man weiß allerdings nie ob der Bus gerade hält damit Leute aussteigen können oder um Pause zu machen. Alles wird wenn dann nur auf Hindi gesagt.
      Mit Stöpseln und Reggaeton im Ohr, um das eklige, nervige und ständige Rotzhochziehen unseres abscheulichen Nachbars nicht ertragen zu müssen, schlafe ich tief und fest und drehe mich nur ein paar mal um. Ich werde erst am nächsten Morgen von Julien geweckt, der mir aufgeregt mitteilt, dass wir gleich in Udaipur sind. Wir haben es geschafft 🎉
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    You might also know this place by the following names:

    Borivli, Borivali

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