• Tag 60: Morbach - Hermeskeil (51,32 km)

    2. juli, Tyskland ⋅ ⛅ 25 °C

    Herr, ich habe gesündigt: ich habe unzählige Bremsen getötet, die meinem Körper heute Leid zufügen wollten. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, warum sie es plötzlich auf mich abgesehen haben, seit gestern nerven sie mich. Bisher habe ich sie aber immer rechtzeitig klatschen können.
    Heute war mal wieder Zeit für einen Louder. Ich hatte mir kein Ziel gesetzt, sondern wollte schauen, wie weit ich Lust habe. Mein Körper fühlte sich gut an und der Weg hat mich gepusht. Außerdem war die Lust auf guten Schlaf sehr groß. Letzte Nacht war noch ziemlich lange viel los um die Grillhütten. Ich hatte mein Innenzelt unter das große Vordach gelegt. Als ich mich gerade schlafen gelegt hatte, höre ich sehr nahe Schritte. Eine Frau stand neben mir: „Ich konnte von weitem nicht erkennen, was es ist.“ Wir kamen ins Gespräch. Als sie mir irgendwann ihre Lebensgeschichte mit Trennung von ihrem Mann etc. erzählte, war ich froh, dass wir uns bald verabschiedeten. Bei jedem Geräusch heute Nacht dachte ich, gleich kommt die Wildschweinrotte vorbei. 🙈
    Dennoch war ich heute Morgen recht fit. Über das hübsche Ortelsbruch komme ich ans Wassertretbecken und fülle mein Wasser. Als ich um eine Ecke gehe, liegt plötzlich eine Schlange vor mir. Mir stockt das Herz. Ich brauche kurz, bis ich realisiere, dass sie tot ist. Einige Zeit später passiert das gleiche noch mal, dieses Mal verschwindet der Kaventsmann aber schnell im Gebüsch.
    Von weitem schon sehe ich das Hoxeler Eisenbahn-Viadukt. Mit jedem Meter, den ich ins Herchenbachtal absteige, wird es kühler. Hier würde ich gerne bleiben. Aber nein, von hier unten geht es jetzt langsam aber stetig hinauf zum Erbeskopf, der höchste Berg von Rheinland-Pfalz. Geht gemächlicher als befürchtet. Vor dem steilen Schlussanstieg gönne ich mir ein Eis und ein Getränk am Hunsrückhaus. Dabei komme ich mit zwei Männern ins Gespräch, die sich immer wieder hier treffen.
    Der Höhenweg vom Erbeskopf zum Springenkopf ist wunderschön. Am Wanderparkplatz bei Thranenweier steht eine Trockentoilette. Das muss mal lobend erwähnt werden. Wenn es solche öfter gäbe, würden hoffentlich weniger Leute einfach in der Natur ihr Geschäft verrichten. Ebenso lobenswert zu erwähnen ist die Hirsch-Tränke kurz vor dem Ochsenbruch. Getränke werden dort im Bach gekühlt und können dort gekauft werden. Ich habe leider nur 5€, deshalb gibt es zwei Cola und ein Radler.
    Es bleibt heute nicht bei einem neuen Berg der deutschen 16 Summits. Auf dem Weg zum Dollberg, Saarlands höchster Erhebung, komme ich nicht nur an Kilometer 2.300 vorbei, sondern überschreite auch die Grenze ins Saarland. Der Weg zieht sich herrlich auf dem Grat entlang, berauschend. So berauschend, dass ich dann entscheide, durchzulaufen bis nach Hermeskeil.
    Beim Abstieg komme ich an einem riesigen keltischen Ringwall vorbei, sehr beeindruckend. An der Talsperre Nonnweiler sitzen zwei Leute im Außenbereich des Cafés. Ich entscheide mich, noch schnell ein Weizen und ein Eis zu nehmen. Es entwickelt sich ein kurzes Gespräch über Lebensziele. Ich muss leider weiter. Richtung Hermeskeil zieht der Weg vom Tal meist leicht bergauf, immer am Forstelbach entlang. Gegen Ende haben die Biber den Bach in ihre eigene Welt umgestaltet. Ich wechsle wieder nach Rheinland-Pfalz, bevor ich Hermeskeil erreiche. Später wird der Himmel dunkel, es kommt ein starker Wind auf und es soll heute Nacht auch noch regnen, damit es morgen einige Grad kühler wird.
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