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  • Day 538–548

    Im Eiltempo 1.500km durch Kolumbien

    May 6 in Colombia ⋅ ⛅ 34 °C

    "The first is to throw away your plan A, the second is to throw away your plan B, the third is to relax", das sagt der Kapitän der Cielito Lindo (des wohl schlechtesten Schiffes Perus) in der Doku Big River Man. Wer die drei Regeln befolgt, kommt in Peru offenbar ganz gut zurecht.

    Mmmh, könnte genau so gut das Motto unserer Reise sein. Die Einstellung ansich ist ja gar nicht so verkehrt, nur das Relaxen ist dieses Mal einfacher gesagt als getan. Denn wir haben einen fixen Termin in Cartagena, ein Auto, das alle 150km (Tendenz abnehmend) eine Fehlermeldung ausspuckt und nicht mehr weiterfahren will und keine Zeit um beim Mechaniker rumzuhängen, geschweige denn um Ersatzteile zu bestellen. In diesem Fall sind 1.500km durch Kolumbien ganz schön weit. Mit mehr Zeit im Gepäck wären wir tiefenentspannt, doch so werfen wir unsere ursprünglichen Reisepläne wieder mehrmals über den Haufen und wollen einfach nur so schnell es geht, auf direktem Weg, überhaupt irgendwie in Cartagena ankommen. Alles andere könnten wir gerade ohnehin nicht wertschätzen oder genießen.

    Was unterwegs so geschah:
    • Wir treffen uns mit UK Julian zum Abschieds-Mittagessen.
    • Wir teilen uns die Straße mit super langen Roadtrains/ Traktoren mit fünf Anhängern voller Zuckerrohr.
    • Wir übernachten bei einigen sehr netten & hilfsbereiten Gastgebern und verbringen ein paar chillige Tage am Pool.
    • Wir reinigen den DPF zweimal händisch.
    • Wir sehen auf dieser Reise die dritte Leiche auf der Straße liegen - eine Motorradfahrerin, erschlagen von herabfallenden Felsbrocken.
    • Wir kommen in eine Drogenkontrolle vom Militär. Nachdem wir mit Handschlag begrüßt wurden, heißt es aber doch "Arme hoch" für's Abtasten. Von unserer Reise und dem Camperausbau sind die Jungs mit den Schnellfeuerwaffen unterm Arm total begeistert.
    • Wir fahren ein letztes Mal über die Anden, durch hügelige grüne Berglandschaften, vorbei an Palmölplantagen und Viehweiden mit unzähligen Brahman Rindern.
    • Wir essen viele Mangos, denn die fallen hier überall von den riesigen Mangobäumen und wir lernen, dass man grüne Mangos am besten mit Salz isst. Guter Snack!
    • Wir sehen und probieren unseren ersten Cashewapfel.
    • Wir bekommen Besuch von Irati & Kai, unseren Container Buddies.
    • Wir "klauen" zum ersten Mal Diesel (aus unserem eigenen Tank), weil wir für die Verschiffung auf Reserve sein müssen und unsere Planung mal wieder nicht aufgeht, denn
    • Wir legen die letzten 450km huckepack auf Abschleppwägen zurück.

    Der erste bringt uns nur 75km bis zum nächsten Campground. Wir sind zuversichtlich, dass wir Berry selbst wieder zum Laufen griegen. Aber irgendwas ist noch immer faul. Wir haben keinen Nerv mehr uns unter Zeitdruck damit zu befassen und beschließen den Worten des Kapitäns zu folgen und erst einmal zwei weitere Tage am Pool zu relaxen. Es ist drückend heiß und schwül. Damit wir unseren Termin am Freitagmorgen einhalten können, organisieren wir für Donnerstag einen Abschleppwagen, der uns die letzten 370km nach Cartagena bringt.

    Um 5:30 Uhr soll's los gehen. Der Typ war zuvor bereits zweimal da, um das Auto zu vermessen und alles mit uns zu besprechen. Eigentlich könnten wir guter Dinge sein, doch irgendwie bleibt ein ungutes Gefühl. Sie sind zwar nett & pünktlich, aber anstatt uns voran zu bringen, werfen sie uns gedanklich zwei Tage zurück. Sie bekommen Berry nicht aufgeladen, die Seilwinde packt das nicht. Die Jungs probieren es solange, bis es die Hydraulik-Steuerung ihres Trucks verreißt. Spätestens jetzt ist die Laune aller im Keller. Auf die Schnelle müssen wir Ersatz finden und wir sind nicht mehr in der Position um Preise zu verhandeln. Um 11:30 Uhr geht's dann tatsächlich los. Die 40l Diesel, die wir übrig haben und leider nicht mehr selbst verfahren konnten, machen dabei einen Teil der Bezahlung für den Abschleppservice aus. Mehr als sieben Stunden fahren wir huckepack nach Cartagena, entkommen dabei nur knapp einem Frontalzusammenstoß mit einem LKW und beim Abladen stürzt Berry beinahe noch von der Ladefläche. What a ride! Eine Achterbahn der Gefühle. Ich bin mit meinen Nerven am Ende. Fezal, unser Airbnb Host, weiß genau was wir jetzt brauchen: ein kurzes Schwätzle, ein kühles Bier und eine große Pizza.
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