• Die Hauptstadt Kolumbiens

    June 7, 2024 in Colombia ⋅ ⛅ 18 °C

    In großen Schritten schreiten wir voran. Las Gachas und der Bosque de la Pandora, der Cocuy Nationalpark, Villa de Leyva oder Ráquira sind sicher ebenso sehenswerte Destinationen, doch der zeitliche Aufwand ohne eigenen fahrbaren Untersatz dorthin zu gelangen ist uns für den Moment zu groß. Außerdem sind mittlerweile die Rückflüge gebucht, d.h. unsere Reise nähert sich langsam aber sicher dem Ende. Für uns geht's daher auf direktem Weg nach Bogotá. Mehr als 8Mio. Menschen leben in der kolumbianischen Hauptstadt. Im Bus treffen wir zufällig wieder auf Luca und so teilen wir uns ein zweites Mal die Kosten für's Taxi, dieses Mal vom Terminalito zum Terminal. Ich liebe die vielen Diminutive im Spanischen, gefühlt ist in jedem Satz mindestens eins enthalten. Dadurch klingt alles direkt viel freundlicher und total herzig.

    Polizeikontrolle, mal wieder. Alle im Bus (außer wir) müssen den IMEI-Code ihres Smartphones aufrufen, welcher von den Polizisten überprüft wird. Damit soll Handydiebstählen vorgebeugt werden. In Kolumbien muss jedes Smartphone nach max. 30 Tagen registriert werden, ansonsten wird es gesperrt. Es ist uns noch immer ein Rätsel, weshalb wir beide 4 Tage vor Ablauf dieser 30 Tage eine Bestätigung erhalten haben, dass unsere Registrierung erfolgreich war, unternommen haben wir nämlich nichts. Aber solange weiterhin alles funktioniert, soll's uns recht sein.

    In Bogotá wohnen wir in einer ziemlich bunten Ecke in La Candelaria. Wir erkunden das Zentrum, bewundern die vielen knallbunten Graffitis und nehmen mal wieder an einer Free Walking Tour teil, dieses Mal mit dem Motto "War, Drug Trafficking & Peace". Nicht gerade leichte Kost, aber überaus spannend. Simon Bolivar und die Unabhängigkeit Kolumbiens, Bürgerkriege und der Tausend-Tage-Krieg, das Bananen Massaker, der Bau des Panama Kanal, die Abhängigkeit von der USA, Politiker, Drogenkartelle, Guerilla-Gruppen + Friedensvertrag und Paramilitärs sind nur einige wenige Stichworte der dreistündigen Tour. Ziemlich erstaunt waren wir darüber, dass in Kolumbien Schätzungen zufolge zu Zeiten Escobars etwas mehr als 100 Tonnen Kokain produziert wurden, heutzutage sollen es weit mehr als 1.000 Tonnen sein. Die Kokainproduktion ist auf Höchststand und das obwohl die großen Kartelle längt zerschlagen sind. Gleichzeitig hat sich die Sicherheitslage im Land über die letzten Jahre deutlich verbessert und dennoch soll der Staat nur über 30% Kolumbiens und über 70% der Bevölkerung die Kontrolle haben. Auch interessant, dass große Projekte 3-4mal mehr kosten sollen, da die immer noch weit verbreitete Korruption einen Großteil der Gelder verschluckt.

    In Candelaria, unweit des Plaza del Chorro de Quevedo, gibt es durchaus reizende Ecken mit schicken kolonialen Bauten, drumherum empfinden wir das Zentrum Bogotás aber nicht gerade als sonderlich schön. Viel zu viele Menschen leben auf der Straße. Die Kontraste sind stark und man spürt die soziale Ungleichheit im Land extrem (es ist die zweithöchste Lateinamerikas). Die Präsenz von Polizei- und Sicherheitskräften ist sowohl tagsüber als auch nachts enorm.
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