• Bilanz 3. Reiseabschnitt 27.11-16.12.24

    7 de enero, Alemania ⋅ ⛅ 4 °C

    Auch hier nochmal eine abschließende Bilanz, wie bei den anderen beiden Reise-Teilen:
    Es sind ja jetzt gerade mal 10 Wochen, die ich unterwegs war. Die meisten bzw. viele der INDIEN- und NEPAL-Reisenden, die ich getroffen habe, sind viel länger unterwegs - oft 6 bis 12 Monate in verschiedenen Ländern Asiens.
    Die kamen schon aus Vietnam ,- Laos - Kambodscha oder sie wollten weiter nach Sri Lanka (viele!), nach Thailand, auf die Philippinen - einer sogar nach Bhutan (was jedoch SEHR teuer ist: 350 Dollar pro Tag muss man dort mindestens ausgeben. So eine Art Pflichtumtausch: zwar soll möglichst wenig Westliches von außen eindringen in das NOCH glücklichste Land der Welt. Das gilt aber nicht für GELD! (Schon die alten Römer wussten es: "non olet!"- Geld stinkt nicht!). Und mit den extrem hohen Preisen halten die Bhutaner erfolgreich den Massentourismus fern!)
    Apropos: Die allermeisten Gap-Year-Reisenden wählen Asien aus finanziellen Gründen - alles ist billiger! - und wegen des ganzjährig wärmeren Wetters. Damit will ich sagen, dass ich im Vergleich zu diesen Reiseprofis ein ganz kleines Licht bin und dass ich bei meinem bisschen Reinschnuppern nach Nordindien und an den Himalaya- Rand und in den Westen von Nepal mir so gut wie kein " Urteil" erlauben kann oder möchte. Es kann nur um meine ganz individuellen Eindrücke gehen.

    Witzig war, dass mir beim Verlassen des Eco-Homestay- Cafés in Pushkar eine junge Frau auf dem Scooter entgegen kam. Sie schaute mich an und meinte: "You remind me of the woman from EAT- PRAY- LOVE!" Sie meinte den Film, den ich nie gesehen habe - ich kenne nur das Buch...
    Da geht's jedenfalls um eine Deutsche, die alleine drei große Reisen innerhalb eines Jahres unternimmt und diese in je 4 Monate einteilt:
    1. Schwerpunkt Genießen - besonders "Essen und Trinken" in Italien,
    2. Schwerpunkt Spirituelle Erfahrungen (Pray) irgendwo in Asien und 3. Schwerpunkt Love, weil sie in Asien (so meine ich) einen Partner kennengelernt hat, dem sie nach... (hab das Land vergessen) folgt.
    Wieso das Mädchen bei meinem Anblick auf dem Fahrrad diese Assoziation hatte, hat sie mir nicht verraten.. Ich sollte mir wohl den Film mal anschauen.
    (Manne kommentierte hierzu, dass es ein eher mittelmäßiger, "voll Ami"-Film sei mit Julia Roberts in der Hauptrolle. (Na immerhin - die sieht doch wenigstens gut aus... ;-))
    Somit unter Vorbehalt. Ich denke, es ist etwa so, als wenn eine Inderin oder Nepali versuchen wollte nach 10 Wochen Holland, Deutschland und Österreich zu vergleichen, hihi ;-)
    Der dritte Teil meiner Reise war eine Art SYNTHESE aus den beiden vorangegangenen Reiseabschnitten:

    KULTURELL war ich gut vorbereitet durch Kavitas Einführung in die indische Lebensweise, was TEMPEL, MÄRKTE, Umgang mit BETTLERN, TUKTUKFAHRERN, VERKÄUFERN etc. betrifft. Wie ziehe ich mich wo an?, was gibt es wo zu essen?, Finden und Buchen von Yogastunden oder Massage-Angeboten...
    ORGANISATORISCH vorbereitet war ich besser durch meine eigenen Erfahrungen im Alleinereisen in Nepal: wie komme ich von A nach B?, was gibt es zu sehen an den jeweiligen Orten?, wie finde ich Unterstützung und Hilfe - z.B. beim Buchen einer Zugfahrt, beim Busfahren, beim Bestellen eines Taxis, beim Finden von geeigneten Unterkünften und coolen Cafès oder Restaurants... Dabei kamen mir - wie immer in meinem Leben - meine Kontaktfreudigkeit und Spontaneität zugute... ;-)
    Was im 3. Reiseabschnitt komplett FEHLTE, war leider der Aspekt NATUR - also ein Erleben von Landschaft beim Wandern, ein Entdecken von Pflanzen und Tieren - DAS gab es nur im Himalaya und im Nationalpark in Nepal.
    Ich entschied mich bewusst gegen eine Kamel-Safari in Pushkar, weil ich es zeitlich - LEIDER - eben doch nicht in die Wüstengebiete Rajasthans geschafft habe bzw. weil ich das eben nicht "schnell" noch am Rande mitnehmen wollte... Hätte ich mehr Zeit gehabt für Nordindien alleine - dann wäre auch der Aspekt Landschaft (Wüste, Salzseen, Kamelritte etc) hier dabei gewesen. Aber alles ging halt nicht.
    Was neu dazu kam, war dagegen der Aspekt SEHENSWÜRDIGKEITEN - KUNST und ARCHITEKTUR. Das hatte mir in den ersten Wochen tatsächlich gefehlt. Hier konnte ich auch auf meine früheren Reiseerfahrungen in Europa und besonders bei Städtereisen zurück greifen: was will ich hier BESICHTIGEN - also ganz "normal touristisch"? Und WIE will ich das tun? Mit Guide, alleine oder mit meinen neuen indischen Bekannten wie Nikhil oder Prasun? Zu Fuß, mit Tuktuk oder per Boot (Varanasi)?
    Gibt es berühmte Gebäude außer Hindu-Tempeln? Angefangen hatte das schon in Lumbini mit den Buddha-Anlagen und den Buddha- Tempelstätten, aber nun legte ich darauf meinen Schwerpunkt.
    In Varanasi, Agra, Jaipur und Delhi gab es wirklich viele und besondere alte Bauwerke. Angefangen von den kilometerlangen Ghats am Ganges in Varanasi, die weit über die von Haridwar und Rishikesh hinausgingen, über das großartige Taj Mahal, über die Moschee-Anlagen von Ajmer und Old Delhi, die Forts von Jaipur, Agra und Delhi bis hin zu Museen wie die 3 in Jaipur und Ajmer. Tatsächlich habe ich mich trotzdem bewusst GEGEN den Besuch des riesigen Kunstmuseums von Delhi entschieden, weil mich das einen ganzen Tag gekostet hätte - und weil ich international bestückte Kunstmuseen eben auch überall in Europa besichtigen kann.
    Denn: Mehr "typisch indisch" ging es dann doch eher auf dem Bazar und dem Gewürzmarkt in Old Delhi zu. Und "typisch orientalisch" in Ajmer bei den Muslimen, die ich vorher nirgends in Nordindien oder Nepal wahrgenommen hatte, obwohl es natürlich auch dort Muslime und Moscheen gibt. Dann lieber diese Städte intensiver entdecken und auch noch ein bisschen Zeit für die eher spirituellen Momente beim Yoga und Mantren-Singen - z.B. in Jaipur, Pushkar und Delhi - haben. Und für die Besuche in schickeren, modernen indischen Restaurants zusammen mit Prasun bzw. für "meinen" Hotelgarten in Jaipur.
    Was hier ebenfalls ganz NEU FÜR MICH war und was mich bei der Wieder-Einreise nach Nordindien ja anfangs fast erschlagen hat, waren die MENSCHENMASSEN! Die gab es zuvor so nicht.
    Bei der Gruppenreise saßen wir zu sechst im Auto oder liefen zu fünft auf eher einsamen Wanderwegen durchs Gebirge. In Nepal gab es volle und laute Straßen in Thamel - Kathmandu, ja.
    Aber wirklich unvorbereitet trafen mich die Zustände auf den indischen Bahnhöfen - besonders in Gorakhpur mit dem gräßlichen Gestank, in Varanasi, in Jaipur und vor allem in den Straßen von Ajmer. In Delhi rettete ich mich vor dem Fahrzeuge-Chaos am Ausgang des Flughafens direkt in ein Taxi. Die vollen lokalen Busse hatte ich ansatzweise in Nepal erlebt, aber die längeren Busfahrten absolvierte ich in Nepal in den sogenannten "Touristenbussen" (die aber überwiegend von Einheimischen besetzt waren!), wo ich wenigstens einen gebuchten Sitzplatz hatte. In Ajmer und Delhi musste ich selber schauen, wie ich zu einem Steh- oder Sitzplatz im lokalen Bus komme. Letztlich war mir jeder volle Stadtbus aber lieber als die Ängste, die ich im Auto und Jeep auf den unbefestigten Gebirgsstraßen des Himalaya ausstehen musste!
    Und dann eben die total ÜBERFÜLLTEN, LAUTEN und DRECKIGEN Straßen voller hupender Mopeds und Tuktuks, Rikschas sowie voller Fußgänger, die sich - inklusive mir selbst - da irgendwie dazwischen durchwurstelten...
    Am schlimmsten war das in Varanasi, weil das so eine uralte Stadt ist mit engen, ungeteerten Straßen in der Altstadt. In Jaipur gab es breite Chausseen, die aber auch total im Stau steckten. Mit Tempeln teilweise mitten auf Verkehrsinseln. Das Gute war, dass ich DAVOR am Ende meiner Reise wirklich keine Angst mehr hatte. Der Guide in Old Delhi war bass erstaunt bis entsetzt, als er sah, wie ich todesmutig zu Fuß eine Hauptverkehrsstraße in Delhi überquerte. Weil ich keine Lust hatte zu warten bis er mich hinüber brachte.
    ERHOLSAM war dieser letzte Reiseteil nicht. INTERESSANT war er allemal.
    Den Kommentar von Manne "Schlafen kannst du in Stuttgart" musste ich mir immer mal wieder selbst sagen, wenn ich mich fragte, weshalb ich mir das alles so "antue". Antwort: weil ich hier vermutlich nicht mehr herkomme.
    Weil ich diese einmalige Chance, DIESE wahren Aspekte heutigen Lebens in Indien live mit zu bekommen, einfach nützen wollte.
    Wie gesagt: Ich habe vieles - das Meiste! - in Nordindien NICHT gesehen. Aber ich habe ein paar besondere Orte besucht und wenigstens "reinschnuppern" dürfen. Im wahrsten Sinne des Wortes... ;-)
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