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- Sunday, March 8, 2020
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GermanyGies-Bach50°55’12” N 7°5’55” E
Die Kleinode von Rath-Heumar

Die Kleinode von Rath-Heumar
Kleinode? Jedes für sich ist eigentlich schon eine Sehenswürdigkeit. Doch ob man wegen dieser einen hinfährt?
Wenn ich sie euch nun gebündelt vorstelle, dann macht es ein großes Ganzes und ihr wisst, warum gerade Rath-Heumar eine Reise wert ist.
Den Königsforst haben wir euch bereits teilweise vorgestellt. Die Hügelgräber, die Wassertretstelle, den Monte Troodelöh.... . Doch was hat dieser zusammengewürfelte Ort Rath-Heumar sonst so zu bieten? Rath gehörte seit 1910 zu Köln, Heumar zu Porz. Und davor waren es einfach 2 Orte mit dem Namen Rath und Heumar, die zum Herzogtum Berg gehörten. Nach der Einverleibung, sorry, Eingemeindung, wurde das Ganze zusammengefasst und ein Stadtteil von Köln.
Fangen wir also an mit dem "Alten Bahnhof Porz Heumar"(Fotos). Seit 1996 steht das ehemalige Bahnhofsgebäude unter Denkmalschutz. Ein echtes Kleinod in der Denkmalliste der Stadt Köln.
Erbaut wurde er 1910 und erst 2017 hat man gehofft, ihn reaktivieren zu können. Doch es wurde noch nichts daraus, der Bahnhof ist mittlerweile Wohnort eines Künstlers. Immerhin, so gammelt dieses schöne Gebäude wenigstens nicht einfach vor sich hin. Wie es ja leider an vielen alten Bahnhöfen zu beobachten ist.
Die Regionalbahn hält zwar nicht mehr, aber sie fährt vorbei, am dort zweigleisigen Bahnhof Heumar.
Weiter geht es zur nächsten Sehenswürdigkeit in Rath Heumar, der Schmitzebud (Foto). Legendärer geht es kaum! Es ist wohl das älteste bekannte Büdchen, später Frittenbude, im rechtsrheinischen Köln. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts trafen sich dort Profi- und Amateurradler, um von dort jeden Sonntag zum Radrennen "Bergischer Kreisel" zu starten. Der bekannte Kölner Radprofi Rolf Wolfshohl war dort oft zu Gast. Auch heute ist die Schmitzebud noch Treffpunkt vieler Radler. Ihren Namen bekam sie aber erst nach dem Krieg. Eigentümer war damals die Familie Schmitz. Auch als diese später nicht mehr Inhaber war, blieb es die Schmitzebud.
Essen kann man dort immer noch ganz gut. Das Hauptaugenmerk liegt heute auf Pizza & Co. Pommes und Currywurst gibt es aber nach wie vor. Ihr merkt, ich hab es getestet.
Bleiben wir noch kurz bei kulinarischen Genüssen. Wer es klein, kommod und familiär mag, der sollte mal einen Blick auf und ins "Geheimrath" werfen.
Auf der ehemaligen Grenze zwischen Porz und Köln gelegen, ist das Cafe Geheimrath, geradezu ein Geheimtipp und ein echter Hingucker. Das Gebäude ist nämlich rund. Es ist der Rest einer ehemaligen Tankstelle, die dort in den 40er Jahren stand.
Weiter geht es in die Götterwelt. Denn direkt am Königsforst liegen die nach nordischen Gottheiten benannten Straßen der Göttersiedlung und ihre Villen (Foto). Vor einigen Jahren habe ich diese Siedlung, die zum Großteil unter Denkmalschutz steht, für Wiki Monuments und der Denkmal Liste Rath- Heumar abgelichtet. Absolut sehenswert!
Der Ort besitzt 2 katholische Kirchen, die Pfarre St. Cornelius und die Pfarre "Zum Göttlichen Erlöser". Erstere gehört zu Heumar, die dann auch im September das Patronatsfest des Cornelius mit einer Pilgeroktav feiern. Zu früheren Zeiten üblich, gab es dort ein großes Volksfest, welche rechtsrheinisch mitunter die größte Kirmes stellte.
Eine Sehenswürdigkeit ist der sogenannte "Alte Turm". Ein Restbestand der ersten ehemaligen romanischen Kirche St. Cornelius, die nah der neuen Kirche gestanden hatte. Auf der Eiler Straße. Überhaupt befinden sich viele historische Bauten von Rath und Heumar auf der Eiler Straße. Uralte Gehöfte und Gestüte umgeben den Ort. Besonders bekannt ist das Gestüt Röttgen, mit seiner 8 Kilometer langen "Mühlens Mauer", wie der Volksmund sie nennt. Diese umgibt das Areal des Schlosses Röttgen, was größer als Monaco sein soll. Doch über das Gestüt möchte ich euch heute nicht weiter berichten, das will ich ein anderes Mal machen.
Allerdings lässt sich damit gerade prima überleiten zum Friedhof von Rath Heumar, der natürlich auch einige Besonderheiten zu bieten hat. Dort ist auch der ursprüngliche Eigentümer des Schlosses Röttgen, Peter Mühlens beerdigt. Und natürlich Maria Mehl-Mülhens (Foto). Noch heute ist Mehl-Mühlens ein Begriff im Pferderennsport und ich habe jedes Jahr eine Einladung zum legendären Mühlens Rennen in der Post. In diesem Jahr wird es das 35.Rennen der Mehl-Mühlens Stiftung.
Doch nun zum Friedhof, dieser ist teilweise gelegen an einem alten Rheinarm, der Fock. Dieser wurde zugeschüttet und dient heute als Teil des Friedhofs. Neben vielen bekannten Rath-Heumarer Bürgern, Gutsbesitzern und Adeligen, gibt es dort einiges an sakraler Kunst zu bewundern. So findet man dort einige Interessante Hochkreuze.
Das älteste Bauwerk in Rath soll die Kapelle am Haus Rath sein. Im Barockstil erbaut, wurde sie dort 1741 errichtet. Sie war sozusagen die Burgkapelle von Burg Rath. Letztere ist leider abgebrannt. Aber die Kapelle gibt noch Zeugnis dieser Epoche. Burg Rath wird den Grafen von Berg zugeschrieben, wie so vieles in unserer Region. Es war eine Wasserburg und auf dem heutigen Gelände derer von Stein, kann man noch ein wenig davon erahnen. Die Familie von Stein betreibt dort seit 1990 einen Gutshof mit Reitpferden. Rath-Heumar ist wirklich der Inbegriff für den Reitsport.
Was man auch am Hof Maarhausen immer noch erkennen kann, denn dieser gehörte ebenfalls viele Jahre als Pferdezuchtbetrieb zum Gestüt Röttgen. Heute ist er renoviert und beherbergt Büros und Ateliers. Ein sehr eindrucksvolles Bauwerk.
Bestimmt hab ich noch dies oder das vergessen. Denn Rath und Heumar haben schon einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Doch das macht nichts, denn ihr sollt ja auch noch was zum Entdecken haben.
Einen schönen Sonntag wünscht euch Elisabeth.Read more
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- Monday, March 9, 2020
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GermanyBahnhof Köln-Ehrenfeld50°57’1” N 6°55’0” E
Ehrenfelder Geschichte als Kunstobjekt

Kölschgänger zwischendurch
(Dinge kurz erklärt)
Ehrenfelder Geschichte als Kunstobjekt
Heute möchte ich euch kurz ein Kunstobjekt in einer Ehrenfelder U-Bahnstation näherbringen. Es befindet sich in der Zwischenebene der Haltestelle Ehrenfeldgürtel/Venloer Str.
In der Zwischenebene der 1989 eröffneten Station findet ihr eine etwas groß geratene Bibliothek aus Aluminium. Insgesamt stehen dort 24 Bücher aufgereiht wie in einem Regal. Teilweise sind diese herausgezogen und zeigen Fotos aus den verschiedenen Ehrenfelder Epochen. Egal, ob Heliosturm, Bürgergarde oder das Siegel Ehrenfelds, es gibt einiges zu bestaunen. Dazu sind die Buchrücken der Bücher mit Daten und Fakten der Ehrenfelder Geschichte mit Themen wie: Gründung Ehrenfelds 1845, Bürgergarde, Rheinische Glashütte, St. Mechtern und vielen anderen Titeln beschrieben.
Die Idee dazu stammt von Gerhard Wilczek. Der Hobbyhistoriker war Ehrenvorsitzender der Ehrenfelder Bürgervereinigung und Verfasser mehrerer Bücher über Ehrenfeld. Er baute damals ein Karnevalsmuseum auf, das, so sagt man, den Grundstock für unser heutiges Karnevalsmuseum in Köln legte. So gibt es in Ehrenfeld auch einen nach ihm benannten Platz in unmittelbarer Nähe zum Ehrenfelder Bahnhof.
Hier wurde ein kleines Kunstwerk geschaffen, das einige Informationen zum Stadtteil preisgibt und hübsch anzusehen ist. Einziger Wermutstropfen ist die schlechte Beleuchtung in der Zwischenebene. Trotzdem allemal besser, als die tristen Fliesen, die man sonst immer zu sehen bekommt.
Tja, es gibt immer wieder Kleinigkeiten, an denen man vorbeiläuft, so wie diese. Dabei lohnt es sich, hier und da mal stehenzubleiben und genauer hinzuschauen.
Euch eine gute Zeit
euer RonaldRead more
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- Tuesday, March 10, 2020
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GermanyRheinauhafen50°55’25” N 6°58’0” E
Ein unwiederbringlicher Verlust

Ein unwiederbringlicher Verlust
Stolz stand sie einst da, unsere Stadtmauer. Erbaut, um die Stadt zu schützen vor allem Ungemach...was nicht immer funktionierte, denn mal als Beispiel gesehen, als die Franzosen Köln belagerten, hieß es bei den Stadtsoldaten nicht: "Da simmer dabei", sondern "da simmer mal weg"...
Dieser Beitrag spukt mir schon lange im Kopf herum und es ist mit einigen Emotionen verbunden, ihn zu schreiben. Emotionen wie Traurigkeit über den Verlust eines Teiles der Geschichte Kölns, der unwiederbringlich verloren ist, Wut darüber, dass vielen Menschen im Köln des 19. Jahrhunderts eben diese Geschichte völlig gleichgültig gewesen zu sein schien, und darüber, dass für eine Stadterweiterung die Mauer nicht hätte niedergelegt werden müssen. Dazu aber später mehr...
Kehren wir zum Ursprung dieses monumentalen Werkes aus dem Mittelalter zurück. Nachdem im ersten bis dritten Jahrhundert die römische Stadtmauer erbaut worden war, welche wir aber hier nun vernachlässigen werden, entstand die erweiterte Stadtmauer, um die es heute geht. Von 1180 bis 1259 halbkreisförmig errichtet, betrug die Länge der Mauer ca. 7,5 Kilometer und war im Durchschnitt 7,50 Meter hoch. Und wenn man jetzt denkt, das wäre ähnlich wie heute vonstatten gegangen, dass man lange auf eine Baugenehmigung wartet, der irrt. Die Kölner beschlossen 1180 den Bau der Stadtmauer und begannen zu bauen. Erstmal ohne den damaligen Erzbischof Philipp von Heinsberg um Erlaubnis zu bitten. Kölsche Selbstverständlichkeit eben. Aber zur Beruhigung, die Erlaubnis des Erzbischofs kam natürlich trotzdem, denn auch ihm war ja am Schutz seiner Stadt gelegen.
Allerdings wurde hier nicht einfach eine Stadtmauer gebaut...hier wurde ein Werk geschaffen, das als größte Stadtmauer deutscher Nation des römischen Reiches in die Geschichtsbücher einging. Sie verfügte über 36 Tore, sowie 52 Wehrtürme (wobei sich hier die Geister scheiden, es tauchte diesbezüglich auch auf, dass es 84 Wehrtürme gewesen sein sollen).
Kennt ihr eigentlich alle Torburgen? Nur für den Fall, dass nicht, ich schreibe sie mal auf, im Süden beginnend nach Norden, in der Reihenfolge, wie sie einst dort standen, oder die wenigen, die heute noch da sind:
Bayenturm
Severinstor
Ulrepforte
Pantaleonstor
Bachtor
Weyertor
Schaafentor
Hahnentor
Ehrentor
Friesentor
Gereonstor
Gereonswindmühle
Eigelsteintor
Kahlenhausener Pforte
Kunibertstor
Besonders schön klangen die Bezeichnungen der Tore im Mittelalter, als sie noch lateinische Namen trugen. So hieß beispielsweise das Eigelsteintor "Nova Porta Eigelis" oder das Severinstor "Porta Sancti Severini".
Im Laufe der Jahrhunderte gab es natürlich die ein oder andere bauliche Veränderung. So wurden einige Tore, sowie ein Turm zu Windmühlen umgebaut, unter anderem die Pantaleonsmühle, die das Bachtor als "Krönung" bekam.
19. Jahrhundert...nach jahrelangen Verhandlungen hatte die Stadt Köln den Preußen für 12 Millionen Mark die Stadtmauer abgekauft. Und das, obwohl diese seit vielen Jahrhunderten Köln sowieso gehörte und den Preußen unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden war. Das Ganze hatte aber den Hintergrund, dass nur aus Grundstücken großes Kapital geschlagen werden konnte, die man vorher selbst dem Staat abgekauft hatte. Und diese sollten ja schließlich verkauft werden. Die Geldgier der Stadtverwaltung muss wohl sehr groß gewesen sein, denn nach einer eindringlichen Fürsprache des Zentrumsabgeordneten August Reichensperger im Berliner Reichstag, standen die Chancen gut, dass die Grundstücke der Festungsanlage vergütungsfrei an die Stadt Köln zurückgegangen wären.
Kommen wir jetzt zu dem Punkt, an dem ich schrieb, die Stadtmauer hätte zum Zwecke der Stadterweiterung nicht niedergelegt werden müssen. Am 11. Juni 1881 sagte der damalige Oberbürgermeister Dr. Hermann Becker (der rote Becker) den Mitbürgern in einer Rede folgenden Satz: "Was unsere Altvorderen bauen mußten, damit Cöln groß würde, das müssen wir sprengen, damit Cöln nicht klein werde" und schloss mit einem "Alaaf Cöln". Die Menge jubelte. An diesem Tag begann das westfälische Pionierbataillon 7 mit dem Abriss der Weyertorburg und bis auf die wenigen, uns bekannten Überreste, war die Stadtmauer nach vier Jahren der Niederlegung Geschichte...
100 Jahre nach dieser ersten Sprengung erklärte die damalige Stadtkonservatorin, Dr. Hiltrud Klier, dass es beim Abreißen oder Erhalten der Mauer gar nicht um die Stadterweiterung ging. Diese war nämlich nur deshalb möglich, weil die "Rayonbeschränkungen" aufgehoben worden waren. Diese besagten einst, dass das Schussfeld (ca. 1 Kilometer) vor der Mauer nicht bebaut werden dürfe.
Dass es vielleicht unmöglich wäre, ein solches Bauwerk wie die Stadtmauer Kölns komplett zu erhalten und zu pflegen, allein aus finanzieller Sicht, ist noch nachvollziehbar. Aber wieviele Geschichten mehr könnte diese Stadt erzählen, wenn man von ihrer einstigen "Trutzburg" mehr erhalten hätte...erfühlen kann man es nicht mehr bei deren Anblick. Nur noch in Geschichtsbüchern lesen. Hoffen wir, dass uns wenigstens die wenigen Zeugnisse alter Zeit erhalten bleiben, um die sich glücklicherweise vier große Traditionskorps kümmern. Herzlichen Dank an dieser Stelle den Kölsche Funken rut wieß, den Blauen Funken, der EhrenGarde und der Prinzen-Garde für ihren Einsatz.
Eure RamonaRead more
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- Thursday, March 12, 2020
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GermanyKöln St. Gereon50°56’36” N 6°56’48” E
St. Gereon - Legenden ohne Ende

St. Gereon - Legenden ohne Ende
Die Kirche St. Gereon gehört zu den zwölf großen romanischen Kirchen in Köln. Zum Bau dieser Kirche gibt es natürlich auch wieder einige Legenden.
Angeblich war Gereon der Anführer einer thebäischen Legion, der den Auftrag hatte, die Christen zu verfolgen. Da er sich weigerte, diesen Auftrag auszuführen und in Köln seine Waffe dem Kaiser zu Füßen legte, wurde er selbst und seine 318 Männer geköpft. Eine andere Legende sagt, dass an dieser Stelle der Brunnen gestanden haben soll, in den die Körper der Märtyrer geworfen wurden. Tatsächlich konnte aber nie ein Brunnen nachgewiesen werden.
Auch die Geschichte, dass die hl. Helena den Bau der Kirche auf Gereons Grabstätte veranlasste, ist allein zeitlich gesehen schon eher unwahrscheinlich. Erwiesen ist allerdings, dass die Geschichte St. Gereons bereits zu Zeiten des römischen Reiches seinen Anfang nahm.
Einer anderen Legende zufolge, ließ der Erzbischof Anno II. die Kirche erweitern, nachdem ihm die Gefährten Gereons im Traum erschienen waren. In diesem Traum sollen sie dem armen Mann Prügel angedroht haben, wenn er nicht dafür sorge, dass ihre Gebeine in einer für Helden angemessenen Umgebung begraben lägen.
Übrigens ist Gereon auch der Schutzpatron der Soldaten und, man höre und staune, auch der gegen Kopfschmerzen. Diese Ehre hat er allerdings nicht seiner späteren Kopflosigkeit zu verdanken, sondern der Legende, dass ein Bischof von seinen Kopfschmerzen befreit wurde, nachdem er den Staub aus dem Brunnen von St. Gereon eingeatmet hat.
Wenn wir St. Gereon von außen betrachten, stellen wir fest, dass um die Kirche herum viel Grün ist und dass man schon fast das Gefühl bekommt, in einem Park zu sein. Direkt daneben im “Gereonsdriesch” finden wir dann tatsächlich noch einen kleinen Park. Mitten drin steht die 1858 gestaltete Mariensäule. Diese stand früher mitten auf der Gereonstraße. In diesem Park stehen drei Linden, die der bekannte Künstler aus der verbotenen Stadt, Joseph Beuys, 1985 mit Basaltsteinen hier aufstellte. Dazwischen liegt die bekannte Kopfskulptur des Märtyrers Gereon auf dem Boden. Hergestellt wurde diese 2005 von Iskender Yediler.
euch eine gute Zeit
euer RonaldRead more
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- Friday, March 13, 2020
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GermanyNeumarkt50°56’22” N 6°56’52” E
Auf dem Berlich

Ich möchte Euch von der Straße „Auf dem Berlich“ und von einem kleinen Mädchen aus Friedberg in Hessen erzählen. Dieses tut alles dafür, niemals auf diese Straße zu kommen. Der Grund ist, dass sie ihr Geld als Hure verdient und in der Straße ein Freudenhaus liegt. Klingt widersinnig und - guckt im kölschen Teil- auf Kölsch niedlich, oder? Aber es ist ernst, es geht um das Leben.
Die Straße „Auf dem Berlich“, die heute so etwas zwischen Geschäftsstraße und Verbindung zum und vom Neumarkt ist, ist im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eher ländlich – auch wenn die Straße innerhalb der Stadtmauer liegt. Es gibt in der Hauptsache einen Gutshof, das Kloster der Klarissen „Sankt Clara“ und ein paar Häuser. Schweine werden in der Gegend gezüchtet. Das Wort „Berlich“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel wie „Schweinefeld“.
Im Mittelalter ist es so, dass vielleicht ein Drittel der Bevölkerung eine Ehe schließen und eine Familie gründen kann. Mit Sex Geld verdienen ist da Alltag, wie heute. Und wie heute will keiner offiziell damit zu tun haben. Die Einsicht aber, dass man es nicht verbieten kann (und will), dass Frauen sich verkaufen, ist da. Also versucht man wenigstens es etwas unter Kontrolle zu halten.
Köln ist auch zu dieser Zeit ein riesiger Markt für das Geschäft: Handwerker, nicht nur für den Dom, Kaufleute und Massen von Pilgern wollen versorgt werden: In Badehäusern macht man mehr, als Menschen zu waschen. Es gibt kleine Bordelle, die privat geführt werden. Dienstmägde lassen sich da vermitteln, ob freiwillig oder nicht, es gibt sicher jede Form – vom Wunsch etwas Geld extra zu haben, bis Zwang. In der „Schwalbengasse“ steht das vermutlich älteste Bordell Deutschlands, das „sconevrowe“ (Schönefrauen) – Haus, welches schon im Jahr 1286 belegt ist. Ganze Berufe, wie die Leinenweberinnen haben den Ruf, neben dem Leinen-Weben auch die ein oder andere Gesellin oder Lehrmädchen zu verkuppeln. Hauptsache, es ist auf bestimmte Orte konzentriert, so dass der Stadtrat glaubt, ein wenig Überblick zu haben und man es auch nicht direkt sieht.
Und weil das so ist, nennt man diese Gruppe Huren „Schlupfhuren, die heimlichen Huren. Ganz unten im Rang der „Schlupfhuren“ stehen die „Trottoirschwalben“, die auf die Straße gehen und sich dort Kundschaft suchen. Dat sieht man im Rat aber auch so gar nicht gern.
In der Folge ist ganz unten noch nicht am Ende: Ganz am Ende, das sind die Huren des Bordells „Auf dem Berlich“, dem Stadtbordell. Der Wirt hält seine Mädchen kurz, knöpft ihnen den Lohn ab, gibt ihnen kaum etwas zu Essen und selbstverständlich gibt er immer Schläge. Elend ist das Leben da und am Ende finden diese Frauen nicht mal Trost in der Erlösung: Die Kommunion wird ihren verweigert und der oft frühe Tod wird mit dem Verscharren auf Melaten in ungeweihter Erde vergolten. Ein Leben wie Vieh, kann man sagen.
Aber warum machen diese Frauen das mit? Ganz klar: sie sind erst gar nicht freiwillig dort. Wenn die Büttel eine Hure von der Straße in die Finger bekommen oder eine private Hure „auffällig“ wird, ist eine mögliche Strafe, dass sie öffentlich zum Hurenhaus „Auf dem Berlich“ geführt wird. Sie wird auf einen Karren gestellt und der Henker, der Schinder und der Hurenwirt bringen sie hin. Oft ist das Haus voll belegt – es gibt nur acht Zimmer und das in einer Stadt mit 40.000 Menschen zu dieser Zeit. Damit ist die Frau aber als öffentliche Hure ganz unten in der Gesellschaft angekommen, im sozialen Abseits. Aber ich habe den Verdacht, dass das immer noch besser ist als direkt dem Wirt und seiner Kundschaft ausgesetzt zu sein. Könnt Ihr euch vorstellen, dass da auch „Krieg“ auf der Straße war? Die Berlich-Huren schwärzen an, wer nicht vorsichtig genug ist, damit ihnen die Kundschaft bleibt und die Konkurrenz von der Straße kommt.
Kontrolle und Strafe funktionieren aber auch andersherum, gegen die Männer: wenn die Huren erkennen, dass sie einen verheirateten Mann vor sich liegen haben oder gar einen Mann Gottes, dürfen sie ihn ganz offiziell ausplündern! Und da kannst du dich glücklich schätzen, wenn du am Ende überhaupt noch was am Leib hast.
Und diese Gemengelage stößt nächste Woche das kleine Mädchen aus Friedberg vom Anfang…
Michael
-
Ich mööch Üch vun der Stroß „Auf dem Berlich“ un vum enem klei Weech us Friedberg en Hesse verzälle. Dat Weech deit alles doför, nie op die Stroß zo kumme. Dä Grund es, dat et sing Nüsele als Trottoirschwalv verdeent un en dä Stroß e Knusperhüüsche litt. Klingk zwiespäldig un op Kölsch goldig, ne? Ävver et es ääns, et geiht öm et Levve.
Die Stroß „Auf dem Berlich“, die hügg esu jet zwesche Geshäffsstroß un Verbindung nohm un vum Nüümaat es, es em Meddelalder un en der fröhe Neuzigg ihter ländlich – och wenn die Stroß benne vun der Stadtmuur litt. Et gitt en der Haupsaach ene Godshoff, et Kluster vun de Klarisse „Zint Clara“ un e paar Hüüscher. Saue weede en dä Gägend wall gezüch. Dat Wood „Berlich“ kütt usem Meddelhuhdeutsche un bedügg esu vill wie „Schweinefeld“.
Em Meddelalder es et esu, dat villleich e Drettel vun de Lück en Ih schleeße un en Famillich gründe kann. Met Sex Geld verdeene es do Alldag, wie hügg. Un wie hügg well keiner offiziell domet ze dun han. Die Enseech ävver, dat mer nit verbeede kann (un well), dat Frauminsche mem Plumeau lans der Rhing gonn, es do. Alsu versök mer winnigstens nohm Räächte ze luure.
Kölle es och zo dä Zigg ene riesige Maat för dat Geschäff: Arbeidslück, nit nor för der Dom, Kauflück un Masse vun Pilgere wolle versorg weede: En Badehüüser deit mer mih, wie de Lück ze wäsche. Et gitt klein Bordelle, die privat gefoht weede. Deensmäd looße sich do vermeddele, ov freiwillig ov nit, et gitt secher jede Form – vum Wunsch e paar Grosche dobei ze krige, bes Zwang. En der „Schwalvegass“ steiht et – wie mer aannimmp- äldste Bordell vun Deutschland, et „sconevrowe“ (Schönefrauen) - Huus, dat ald em Johr 1286 nohgewese es. Ganze Berofe, wie de Lingeweberinne han der Rof, dat se nevve Ling och de ein ov andere Gesellin ov su mänch Lihrmädche verkuppele. Haupsaach, et es op bestemmte Oote konzentreet, su dat der Stadtrod gläuv jet Üvverbleck ze han un mer et och nit tirek süht.
Un weil dat esu es, nennt mer die Grupp Klunte och „Schlupfhuren“, de heimliche Hure. Ganz unge em Rang vun de „Schlupfhuren“ stonn de Trottoirschwalve, die op de Stroß gonn un sich Kundschaff söke. Dat süht mer em Rod ävver och esu gar nit gään.
En der Rangordnung es „ganz unge“ noch nit am Engk: Ganz am Engk, dat sin de Hure vum Bordell „Auf dem Berlich“, dem Stadtbordell. Der Weet häld sing Mädcher koot, knöpp inne der Luhn av, gitt inne kaum jet ze Esse un selvsverständlich gitt et luuter Kasalla. Älend es dat Levve do un am Engk finge die Frauminsche nit ens Trus en der Erlösung: De Kommelion weed inne verweigert un dä off fröhe Dud weed mem Verscharre op Melote en ungeweihter Ääd vergolde. E Levve baal wie Veeh, kann mer sage.
Ävver woröm maache die Fraulück dat met? Ganz klor: se sin eets gar nit freiwillig do. Wann de Ordnungshöder en Trottoirschwalv en de Fingere krige ov en private Hur „opfällig“ weed, es en mögliche Strof, dat se öffentlich noh däm Hurehuus om Berlich gefoht weed. Se weed op en Kaar gestellt un der Scharfreechter, der Schinder un der Hureweet bränge se hin. Off es et Huus ald voll belaht – et gitt nor aach Zemmere un dat en ener Stadt met 40.000 Minsche zo dä Zigg. Domet es die Frau ävver als Hur, die öffentlich es, ganz unge en der Gesellschaff aangekumme, em soziale Avseits. Ävver ich han der Verdaach, dat dat luuter noch besser es wie tirek dem Weet un singer Kundschaff do usgesetz ze sin. Künnt Ehr üch vürstelle, dat do och „Kreeg“ op der Stroß wor? Die Berlich-Hure schwätze aan wä nit vürsichtig genog es, domet inne Kundschaff bliev un de Konkerrenz vun der Stroß kütt.
Kontroll un Strof funktioneere ävver och anderseröm, gäge de Kääls: Wann die Rüfcher erkenne, dat se do ene Kääl lige han, dä verhierodt es ov gar ene Goddesmann, es et zolässig, dat se in usplündere! Un do kanns do dich glöcklich schätze, wann do am Engk üvverhaup noch jet am Liev häs.
Un en dat ganze Gedöns stüss nächste Woch dat klen Weech us Friedberg vum Aanfang…
MechelRead more
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- Sunday, March 15, 2020
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GermanyGierath50°57’44” N 7°5’11” E
Vom Tanzlokal zum Tierheim

Vom Tanzlokal zum Tierheim
"Ohne Ehrenamtler läuft fast nichts!"
Diesen Satz kennt man gerade im Tierheim Dellbrück auch. Das 7000 qm große Areal muss, um wirklich umfassend betrieben zu werden, auf diese zurückgreifen. So sind dort wohl an die 100 Gassigänger im täglichen Einsatz, damit den Hunden auch adäquater Ausgang geboten werden kann.
Logistisch gesehen ist so ein Tierheim schon eine Riesenaufgabe. Hinzu kommt noch die Riesenausgabe. Denn Essen und medizinische Versorgung kosten nun einmal Geld. Zumal das Dellbrücker Tierheim das größte in NRW ist
Soviel zu dem, was eigentlich allen klar sein sollte. Doch seit wann gibt es das Tierheim in der Iddelsfelder Hardt, bei Dellbrück? Kurz hinter dem Ostfriedhof gelegen.
Es ist eines der beiden großen Tierheime in Köln. Da gibt es linksrheinisch noch das in Zollstock. Rechtsrheinisch wird viel vom Tierheim Dellbrück abgedeckt. Um Missverständnissen vorzubeugen, nicht aller Tierschutz bzw. aller Tierauffang wird auf dieser Rheinseite vom Tierheim Dellbrück geleistet. Es gibt noch viele andere Instutionen, z. B. in Porz und Ostheim, die sich ebenfalls kümmern.
Doch warum nehm ich euch mit zum Tierheim Dellbrück? Schaut euch das romantische Foto an, dann ahnt ihr es schon. Das inmitten von Wald und Feld gelegene Gebäude ist in der Liste der Kölner Denkmäler, die Nr. 666!
Das denkmalgeschützte Hauptgebäude ist ein ehemaliges Wohnhaus und macht auf mich persönlich immer den Eindruck eines alten Bahnhofs. Dabei war es dereinst sogar ein Tanzlokal, geführt unter dem Namen "Jagdhaus". Sein Erbauer errichtete es 1906 als Sommerwohnsitz.
Zum Waldgasthof "Jagdhaus" wurde es in den Jahren von 1932 bis 1941. Beliebt bei der Kölner und Bergisch Gladbacher Bevölkerung. Im Krieg wurde es übrigens nicht zerstört und konnte somit nach dem 2. Weltkrieg nochmals als Wohnhaus dienen.
Besitzer ist seit 1958 die Stadt Köln, die mit dem Tierheim Dellbrück auch einen Pachtvertrag unterhält. Dort wo früher "Jagdhaus" am Giebel prangte, steht heute im gleichen alten Schriftzug "Tierheim".
Die ersten Tiere zogen 1968 auf das Gelände. Bekannt wurde das Tierheim Dellbrück vor allem durch die 11-teilige WDR Serie "Ein Heim für alle Felle."
Auch Claudia Ludwig, mit der mich einiges an Tierschutz verbindet,war dort öfter für "Tiere suchen ein Zuhause" zu Gast (Foto). Doch sie ist nicht die einzige Prominente, die dort den Tieren Gutes getan hat. Regelmäßig findet sich auch Elke Koska ein, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, gerade ganz alten Hunden noch ein Heim zu geben. Ich unterstütze das Heim gelegentlich mit Sachspenden zur Tombola und ab und an einer Teilnahme am jährlich stattfindenden Laternenlauf. Dabei entstand auch das romantische Kerzenfoto.
Wenn ihr also einmal z. B. das Grab der Andreaes im Mielenforst aufsucht, vielleicht auch den neuen Kölner Bürgerwald in Merheim oder den Ostfriedhof besucht, dann spaziert / fahrt doch einmal zur Iddelsfelder Hardt und werft einen Blick auf das schöne Gebäude. Welches übrigens mittlerweile kernsaniert ist.
Habt einen schönen Sonntag, eure Elisabeth.Read more
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- Monday, March 16, 2020
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GermanyAlter Markt50°56’15” N 6°57’36” E
Das Seidmacherinnengässchen

Drei Straßennamen für eine Straße – Das Seidmacherinnengäßchen
Eigentlich ist diese kleine, kaum 100 Meter lange Straße in der Kölner Altstadt eher als unauffällig im Kölner Straßenbild anzusehen. Gäbe es da nicht eine kleine Besonderheit. Gleich drei verschiedene Straßenbeschilderungen zeigen hier den Namen an. OK, wir sind in Köln, schon klar, hier ist vieles anders, aber das ist schon etwas kurios.
Wenn ihr von Obenmarspforten in die Straße geht, begegnet euch ein Straßenschild mit „Unter Seidmacher“. Von der anderen Seite kommend, habt ihr dann gleich zwei Angebote. Am Haus St. Peter 77 ( Zims) steht in goldener Schrift „Seidmachergäßchen“ und auf der anderen Straßenseite finden wir ein Straßenschild mit „Seidmacherinnengäßchen“. Verwirrend, oder?
Der Name selbst kommt von den Seidenmacherinnen, die sogar eine sehr bedeutsame Zunft bildeten, was schon höchst ungewöhnlich war. Hier muss „Fygen Lutzenkirchen“ hervorgehoben werden, die diese Zunft lange leitete. Michael hat über diese starke Persönlichkeit bereits einen Beitrag verfasst, ihr findet ihn auf unserer Homepage unter https://koelschgaenger.net/2019/08/17/fygen-lut…
Jetzt will ich aber das Rätsel auflösen. Einige Straßen in der Altstadt weisen mit ihrem Namen auf die historischen Gewerbe hin, die hier ausgeübt wurden, in diesem Fall halt auf die Seidenstickerinnen oder auch Seidenmacherinnen. Allerdings war dieses Quartier in zwei kleine Straßen unterteilt. In der Gasse stand im ausgehenden 14. Jahrhundert das Seidhaus. So hieß diese Straße in den alten Zeiten „Unter Seidmacher“ und der untere Teil hieß „Seidmachergäßchen“. Ferdinand Franz Wallraff fasste dann beide Straßen zusammen.
In den 1980ern gründete sich der Frauengeschichtsverein, und dieser hängte damals symbolisch ein Schild mit neuem Namen „Seidmacherinnengäßchen“ auf. Denn die alte Bezeichnung wies ja nicht auf das weibliche Geschlecht hin. Sie stellten auch einen Antrag auf Änderung des Straßennamens, was dann auch offiziell geschah. So wurde aus „Seidmacher“ dann „Seidmacherinnen“.
Etwas kurios das Ganze, weil immer noch alle drei Straßenschilder sichtbar sind, ich persönlich finde aber, es hat Charme und ehrlich gesagt, es fällt auch kaum auf.
euch eine gute Zeit, bleibt aufmerksam
euer RonaldRead more
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- Friday, March 20, 2020
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GermanyKöln St. Johann Baptist50°55’43” N 6°57’30” E
Ursula Judin / Et Ööschel Judin

Vorige Woche habe ich ja einen recht deftigen Beitrag über das Milieu der Huren in Köln im Mittelalter und der frühen Neuzeit geschrieben. Ich wollte damit beschreiben, in was für einer Welt das Mädchen gelebt hat, um welches es heute geht. Schnell nochmal nachlesen könnt Ihr das, wenn Ihr auf dem Link ganz unten, hinter diesem Text, drückt.
Ursula Judin ist ein Mädchen, das kurz nach 1560 in Friedberg in Hessen geboren wird. Man kann nicht mehr genau sagen, warum genau eine „gute Frau“ sie um 1573 nach Köln bringt. Es liegt aber nahe, dass die Eltern verstorben waren. Sie wird als Jüdin geboren - das lässt der Name ja schon erahnen. Aber das geht zu der Zeit nicht. Also, Jüdin sein ja, aber Jüdin sein und in Köln wohnen, das geht von 1424 bis die Franzosen 1794 kommen, nicht. Ich glaube, da hat man dann mit höchstens 13 Jahren nicht viel beigetragen, wenn man auf einmal als Christenmensch getauft ist. Aber so ist sie hierhin gekommen.
Aufgezogen wird Ursula zur Sicherheit im Konvent „zum Lämmchen“ in der Breite Straße, wo sie auch lesen und schreiben lernt. (Warum sagt man das überhaupt so? Ich kenne keinen, der nur das eine oder das andere kann…) Von dort aus bekommt sie eine Anstellung als Dienstmädchen beim Oberbürgermeister Constantin von Lyskirchen. Nicht schlecht, dieses Dienstverhältnis, für ein langweiliges Leben im Bürgertum. Aber am Ende sprechen bei so jungen Leuten die Hormone ein Wörtchen mit. Es funkt zwischen ihr und einem Gesellen aus Mainz, sie wird schwanger und zieht mit ihm dorthin. – Wissen wir alle, das geht heute meist nicht gut und zu der Zeit auch nicht. Was auch immer war, 1579 ist sie mit dem Kind wieder in Köln und muss zusehen, wie sie allein klar kommt.
Wie macht man das, wenn an eine Anstellung als Dienstmädchen so gar nicht mehr zu denken ist? 1581 steht sie vor Gericht, weil man ihr vorwirft ein unzüchtiges Leben zu führen, zu Männern nett zu sein, so dass sie immer wieder von diesen besucht wird. Das weist sie nicht ab und so wird beschlossen, dass sie bei Sankt Kunibert ins „Loch“ kommt, bis sie wieder züchtig ist. – Denkste, die Kavaliere waren so daran interessiert, dass sie eben nicht „züchtig“ wird, dass sie dort niemals ankommt. Als sie frei ist, reist sie zunächst nach Frankfurt, nimmt dort das Messegeschäft mit und ist kurz drauf wieder in Köln, um sich bei den Stammkunden zu bedanken.
Ich möchte nicht rumalbern, aber das Leben aus den Gerichtsakten über Ursula finde ich echt filmreif. Im März 1582 ist sie wieder schwanger, wird aufgegriffen und kann nicht sagen, wer der Vater ist. Sie beteuert aber ein züchtiges Leben anzustreben und nur Pech zu haben. Der Jurastudent Matheis Bloch hätte ihr in einem Brief, den er mit seinem eigenen Blut geschrieben hat, die Ehe versprochen. Natürlich ist er danach verschwunden. Ob es stimmt? Ist sie ein Opfer der Umstände?
Im selben Verhör kommt heraus, dass sie nicht nur selbst eine unorganisierte Hure, die frei auf der Straße arbeitet, ist, sondern auch andere Mädchen verkuppelt. Katharina, die auch festgesetzt ist, sagt aus, dass sie von ihr sehr kurz gehalten wird und die Hälfte vom Lohn abgeben muss. Und überhaupt, einmal hätte Ursula Katharina gezwungen, fünf Kunden hintereinander weg zu bedienen. Ursula entgegnet, dass das nur so gekommen ist, weil Katharina einfach zu viel Lust gehabt hätte. Kennt ihr die Sendung aus dem Fernsehen von damals „Königlich Bayerisches Amtsgericht“? Irgendwie fällt mir das gerade in den Sinn.
Was 1582 herauskommt, ist nicht klar. Es wird still um Ursula, bis sie 1587 in der der Achterstraße ein Haus kaufen will! Sie hat soviel Geld verdient, dass sie sich ein Haus kaufen kann! Die Nachbarschaft weiß genau, wer da das Haus haben will und sie wehren sich, weil sie Angst um den Wert der Gegend haben. Gut zu wissen, dass es diese Probleme schon damals gab. Man findet vor Gericht einen Mittelweg: die Tochter von Ursula, Christina, kauft das Haus, das Ursula nutzen darf. Nutzen darf, wenn et daraus keinen Puff macht.
Es ist der letzte Wohnsitz von Ursula, den ich kenne. Aber genau da übertreibt sie es. Natürlich ist das ein Puff und 1590 wird sie verurteilt. Sie soll auf einen Karren gestellt und vom Henker und vom Hurenwirt öffentlich auf den „Berlich“ gezogen werden, um dort ein für allemal im Freudenhaus zu verschwinden. Aber auch da hat sie wieder ein Lösung zur Hand: der Buchbinder Niclaiß Anraidt heiratet sie. Damit ist das Urteil aufgehoben.
Vor Gericht kommt sie nur noch einmal. Vier Monate später klagt die Nachbarschaft wieder, weil in dem Haus noch immer keine Ruhe ist. Es gibt wieder eine Schlammschlacht, wie 1582, und die Richter geben auf. Sie ermahnen alle Beteiligten friedlich zu sein und beenden den Prozess.
All dieser Streit hat Ursula aber auch einen Nutzen gebracht. Sie weiß, wie man mit Ärger fertig wird. Sie kümmert sich anscheinend auch um Huren, die in Bedrängnis kommen. Ganz klar wird dies im Februar 1591. Sie hört von einem Mädchen, das vergewaltigt wurde und das jetzt einen Ausgleich dafür haben will. Vor Gericht hilft Ursula ihr, tritt dabei auf wie eine frühe Frauenrechtlerin. Den Prozess verlieren die beiden aber, weil sich wieder mal nicht genug Beweise finden.
Die Spur von Ursula verliert sich danach. In den alten Akten ist nichts mehr zu finden. Wann und wie sie gestorben ist, ist nicht dokumentiert, wie so oft zu dieser Zeit. Aber war das nicht eine spannende Persönlichkeit? In einem Milieu, das meist nur eine Spirale herab ins Elend bedeutet, einen Weg nach oben zu finden?
Daraus kann man doch einen Film machen. Ein kleines Mädchen kommt allein nach Köln, ist ganz fremd und muss viel lernen, bekommt eine Chance, nutzt sie nicht, kommt ganz unten in der Gesellschaft an und boxt sich mit hohem Einsatz und Egoismus durch, immer in Gefahr, bei einem falschen Schritt, alles zu verlieren. Und am Ende hat sie aber irgendwie auch eine soziale Ader behalten.
Michael
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Vürrige Woch han ich jo ene rääch deftige Beidrag üvver et Milieu vun de Klunte en Kölle em Meddelalder un der fröhe Neuzigg geschrevve. Ich wollt Üch beschrieve, en wat för ener Welt dat Weech geläv hät, öm dat et hügg geiht. Flöck noch ens nohless künnt Ehr dat, wann er op dä Link ganz unge, hinger däm Tex, däut .
Et Ööschel Judin es e Weech, dat koot noh 1560 en Friedberg en Hesse gebore weed. Mer kann nit sage, woröm genau ene „gode Frau“ it öm 1573 noh Kölle brängk. Et litt ävver noh, dat de Eldere verstorve wore. Et weed als Jüdd gebore - do lööt jo dä Nohname ald dran föhle. Ävver dat geiht zo dä Zigg nit. Alsu, Jüdd sin jo, ävver Jüdd sin un en Kölle wonne, dat geiht vun 1424 bes de Franzuse 1794 kumme, nit. Ich gläuve, do deit mer met hühstens 13 Johr nit vill bei, dat mer op eimol als Chresteminsch gedäuf es. Ävver su es et heehin gekumme.
Opgetrocke weed et Ööschel zor Secherheit em Konvent „zum Lämmchen“ en der Breid Stroß, wo et och lese un schrieve liert. (Woröm säht mer dat üvverhaup esu? Ich kenne keiner, dä nor dat eine ov dat andere kann…) Vun do us kritt et e Pössche als Deensmädche beim Oberbürgermeister Constantin vun Lyskirche. Nit schlääch, die Position, för e langwielig Levve em Bürgertum. Ävver am Engk spreche bei esu junge Lück de Hormone e Wöödche met. Et funk zwesche im un enem Gesell us Mainz, et weed schwanger un trick met im dohin. – Wesse mer all, dat geiht hügg miets nit god un zo dä Zigg och nit. Wat och immer wor, 1579 es et mem Puut widder en Kölle un muss luure, wie et allein parat kütt.
Wie mäht mer dat, wann an e Pössche als Deensmädche esu gar nit mih ze denke es? 1581 steiht et vör Gereech, weil mer im vörwirf e unzüchtig Levve ze föhre, för Kääls esu nett ze sin, dat et luuter widder vun inne besök weed. Dat deit et nit avwiese un esu weed beschlosse, dat et bei Zint Kunibäät esu lang en et „Loch“ kütt, bes et widder „züchtig“ es. – Am Aasch e Trötche, de Karessante wore esu dran interesseet, dat et evvens nit „züchtig“ weed, dat et do niemols aankütt. Wie et frei es, reis et zonöchs noh Frankfurt, nimmp do et Messegeschäff met un es koot drop widder hee en Kölle, öm sich bei de Stammkunde ze bedanke.
Ich mööch nit frech kujaxe, ävver et Levve us de Gereechsakte üvver et Ööschel finge ich ech filmrief. Em Määz 1582 es et widder schwanger, weed opgegreffe un kann nit sage, wä der Vatter es. Et beteuert ävver e züchtig Levve aanzestrevve un nor Pech ze han. Dä Jurastudent Mattheis Bloch hätt im en enem Breef, dä hä met singem eige Blod geschrevve hät, de Ih versproche. Natörlich es hä donoh avgehaue. Ov et stemmp? Sin de Ömständ et schold?
Em selve Verhür kütt erus, dat et nit nor selver en unorganiseete Trottoirschwalv es, sondern och ander Weechter verkuppelt. Et Tring, dat och fassgesatz es, säht us, dat et vun im koot gehalde weed un de Hälvde vum Luhn avgevve muss. Un üvverhaup, eimol hätt et Ööschel et Tring gezwunge, fünf Kunde hingerenein ze bedeene. Et Ööschel säht dodrop, dat dat esu gekumme es, weil et Tring einfach esu vill Loss gehat hätt. Kennt Ehr die Sendung us der Flimmerkiss vun domols „Königlich Bayerisches Amtsgericht“? Irgendwie kütt mer dat grad en der Senn.
Wat 1582 eruskütt, es nit klor. Et weed stell öm et Ööschel, bes et 1587 en der Achterstroß e Huus kaufe well! Et hät esu vill Nüsele verdeent, dat et sich e Huus kaufe kann! De Nohberschaff weiß genau, wä do dat Huus han well un se wehre sich, weil se Angs öm der Wäät vun dä Gägend han. God ze wesse, dat et die Probleme ald domols gov. Mer fingk vör Gereech ene Meddelwäg: de Doochter vum Ööschel, et Stina, käuf dat Huus, dat et Ööschel dann notze darf. Notze darf, wann et dodrus kei Knusperhäusche mäht.
Et es der letzte Wonnsetz vum Ööschel, dä ich kenne. Ävver genau do üvverdriev et et. Natörlich es dat e Knusperhäusche un 1590 weed et verordeilt. Et soll op en Kaar gestellt un vum Scharfreechter un vum Huureweet öffentlich nohm „Berlich“ getrocke weede, öm do ein för allemol em Freudehuus zo verschwinde. Ävver och do hät et widder en Lösung parat: dä Bochbinder Niclaß Anraidt hierod it. Domet es dat Ordeil opgehovve.
Vör Gereech kütt et donoch nor noch eimol. Vier Mond späder klag de Nohberschaff widder, weil en däm Huus noch immer kei Rauh es. Et gitt widder en Schlammschlaach wie, 1582, un de Reechter gevve op. Se ermahne alle Beteiligte friedlich ze sin un beende domet dä Prozess.
All dä Öschel hät dem Ööschel ävver och ene Notze gebraht. Et weiß, wie mer met Brasel fäädig weed. Et kömmert sich schings och öm ander Klunte, die en de Bredouille kumme. Ganz klor weed dat em Februar 1591. Et hürt vun enem Mädche, dat vergewaltig woodt un dat jetz doför ene Usglich han well. Vür Gereech hilf et Ööschel im, tridd dobei op wie en fröhe Frauerechlerin. Dä Prozess verliere die zwei ävver, weil sich widder ens nit genog Bewiese finge.
De Spur vum Ööschel verliert sich donoh. En de aal Akte es nix mih ze finge. Wann un wie et gestorve es, es nit dokumenteet, wie su off zo dä Zigg. Ävver wor dat nit en spannende Persönlichkeit? En enem Milieu, dat miets nor en Spiral erav en et Älend bedügg, ene Wäg noh bovve ze finge?
Do künnt mer doch ene Film vun maache. E klei Weech kütt allein noh Kölle, es ganz fremp un muss vill liere, kritt en Chance, nötz die nit, kütt ganz unge en der Gesellschaff aan un box sich met huhem Ensatz un Egoismus durch, luuter en Gefahr, bei enem falsche Schredd, alles ze verliere. Un am Engk hät et ävver irgendwie och en soziale Oder behalde.
MechelRead more
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- Sunday, March 22, 2020
- ☀️ 7 °C
- Altitude: 51 m
GermanyHumboldtkolonie50°55’22” N 6°59’16” E
Karl Alder

Köln - Flittard und der Nobelpreis
Heute nehm ich euch mit zu einer Grabstätte auf dem Deutzer Friedhof. Dort ruht ein Mann der Wissenschaft, der im Juli 1902 in Oberschlesien geboren wurde.
Nachdem er mit seinen Eltern nach Kiel umgezogen war, studierte er dort Chemie und fand später einen guten Lehrherren. Otto Diels, dem er ein Gros seines Wissens verdankte.
Doch wie es so ist, die Jugend will weiter und so mussten sich ihre Wege trennen. Er ging nach Leverkusen, wo er in der dortigen Farbenfabrik eine Anstellung fand.
Hier beginnt sozusagen der Kölner Weg des Kurt Alder.
Mittlerweile war er bereits zum Professor ernannt worden. In Leverkusen forschte er an der Herstellung von synthetischem Gummi.
An der Kölner Universität bekam er einen Lehrstuhl. Diesen hatte er auch im 2. Weltkrieg inne. Im Jahre 1944 musste dieser Lehrstuhl nach Marburg umsiedeln. Doch auch danach blieb er der Uni Köln treu. Nachdem in Köln wieder alles aufgebaut war, denn dort hatte der Bombenhagel gewütet, kam er zurück nach Köln, obwohl sowohl Berlin als auch Marburg ihn gerne zu sich berufen hätten. Im Jahre 1950 zahlte sich seine Beharrlichkeit, ja sein Forscherdrang, aus. Gemeinsam mit seinem früheren Lehrherren, Otto Diels, wurde den beiden Gelehrten, die für die in der Wissenschaft bekannte "Diels-Alder Reaktion" verantwortlich zeichneten, der Nobelpreis für Chemie verliehen.
Doch damit nicht genug, die Medizinische Fakultät der Uni Köln verlieh ihm im selben Jahr sogar den Ehrendoktor Titel.
Jedoch nicht nur in Köln wurde ihm diese Würde zuteil, sondern auch im spanischen Salamanca.
Ihr erkennt schon, er war ein ganz Großer. Dies wusste man in Köln auch zu schätzen, denn der größte Hörsaal an der Uni ist nach ihm benannt. Sogar eine Straße im rechtsrheinischen Köln- Flittard trägt seinen Namen. Hatte er doch dort gelebt. Die Leverkusener Farbenfabrik lag quasi ums Eck.
Auf der Rückseite des Mondes liegt ein Krater, der ebenfalls ihm zu Ehren "Alder Krater" genannt wird.
Viel Ehrung für einen einzelnen Mann.
Auch Aldrin und Dieldrin sind Insektizide die von Alder und Diel "erfunden" wurden. Um mal etwas zu benennen, was wir als Laien "erfassen" können.
Doch wie ging es nun weiter mit Kurt Alder und Köln?
Leider nicht so gut, denn die Wissenschaft forderte ihren Preis. Er verbrachte zuviel Zeit mit Arbeit, sein Herz wurde immer schwächer.
Es ereilte ihn dann auch plötzlich der Herztod, welcher im Juni 1958 eintrat. So wurde dieser begabte Wahlkölner nur 55 Jahre alt.
Seine Frau Gertrud Alder, geborene Blitzer, die ebenfalls in dieser Grabstelle beigesetzt ist, rief mit der Uni Köln die Kurt Alder Stiftung ins Leben.
Dort wird seit 1994 jährlich der Kurt - Alder Preis an Kölner Nachwuchswissenschaftler der Organischen Chemie vergeben.
So hatte ich mir also einen Besuch auf dem Deutzer Friedhof bei diesem Mann fest vorgenommen. Sein Grab ist auch relativ einfach zu finden. Am Haupteingang, nachdem man den Pförtner freundlich gegrüßt hat, geht es gleich rechts rum und dann ca. 80 Meter geradeaus, dann sieht man links das Grab der Familie Sünner und gleich daneben dort ruht er, der Kölner Nobelpreisträger Kurt Alder.
Auch sonst hat der Friedhof interessante Grabstellen und Grabmale zu bieten. Für Fotofreunde der Bildhauerkunst durchaus zu empfehlen.
Habt einen schönen Sonntag und bleibt gesund!
Eure ElisabethRead more
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- Monday, March 23, 2020
- ☀️ 5 °C
- Altitude: 50 m
GermanyAltstadt Sud50°56’11” N 6°57’44” E
Kettenglied Deutzer Brücke

Kölschgänger zwischendurch
(Dinge kurz erklärt)
Was steht denn da auf der Deutzer Brücke rum?
Diese Frage haben sich bestimmt schon viele gestellt, wenn sie die Deutzer Brücke überquert haben.
Nun, es handelt sich hier um das Teil eines Kettengliedes der zerstörten Deutzer Hängebrücke, sie wurde von 1913-1915 errichtet.
Ab 1935 wurde sie Hindenburgbrücke genannt, nach dem kurz vorher verstorbenen Paul von Hindenburg. Am 28. 02.1945 brach diese Brücke durch Überlastung zusammen.
Dieses Stück, ein Augenstab eines der tragenden Kettenglieder der damaligen Konstruktion, wurde bei Bauarbeiten 1977 gefunden und steht heute als Denkmal auf dem nördlichen Fußgängerüberweg der linksrheinischen Brückenseite.
Das Kettenteil ist 9,2 m lang, 0,9 hoch, 12mm dick und wiegt 925 kg.
Bleibt neugierig und aufmerksam
euer RonaldRead more
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- Tuesday, March 24, 2020
- ☀️ 6 °C
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GermanyNeustadt/Nord50°57’15” N 6°57’47” E
Ein Name mit Gewicht

Ein Name mit Gewicht
"Reichensperger, Reichensperger...den Namen habe ich schon mal irgendwo gehört..."
Sagt ihr euch das auch gerade? Ja, dieser Name taucht in Köln tatsächlich des Öfteren auf. Unter anderem gibt es da den Reichenspergerplatz in der Kölner Neustadt Nord, das dortige Justizgebäude Reichenspergerplatz, sowie die U-Bahn-Station der Linien 16 und 18 mit gleichem Namen. Aber wer war denn nun dieser Namensgeber?
Nun, (und das folgende bitte mit einem Augenzwinkern verstehen) zu seiner Schande muss man sagen, er wurde nicht in Köln geboren, von echtem kölschen Adel also weit und breit keine Spur. Was also gibt es für einen Grund, über ihn zu schreiben und noch mehr die Frage: was gab es für einen Grund, seinen Namen in Köln zu verewigen? Fangen wir von vorne an...
August Reichensperger wurde am 22. März 1808 in Koblenz geboren. Nachdem sein Vater früh verstorben war, zog seine Mutter ihn und seine drei Geschwister allein auf und er, sowie sein Bruder bekamen sogar die Möglichkeit zu studieren. August machte im Jahre 1827 sein Abitur und studierte danach in Heidelberg, Bonn und Berlin Jura.
Immer noch kein Köln...aber jetzt!
Nach Münster und Koblenz trat er seinen Dienst beim Landgericht Trier von 1844 bis 1848 an.
Von 1849 bis 1879 wirkte er in Köln als Appellationsgerichtsrat (Appellationsgericht = Berufungsgericht) und schon vorher gab es einen wichtigen Punkt, womit sich Reichensperger schon um Köln verdient gemacht hat. Bereits seit dem Jahr 1840 war er um den Weiterbau des Kölner Domes bemüht, er war sogar Gründungsmitglied des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln (1842). Seine weiteren beruflichen Aktivitäten, die auch in anderen Städten stattfanden, erläutere ich hier nicht weiter, lieber gehe ich noch kurz auf seine Bestrebungen in Köln ein. Ein einfacher Mensch schien er übrigens nicht gewesen zu sein, er vertrat seine Meinung in einigen Dingen sehr beharrlich, wenn nicht sogar schon aggressiv bis angriffslustig. Er war politisch sehr engagiert und war einer der Führenden des politischen Katholizismus. Des Weiteren war er auch Kunstliebhaber und ebenso wie für den Kölner Dom setzte er sich dafür ein, dass Baudenkmäler aus dem Mittelalter wieder instandgesetzt wurden. Dabei bestand er allerdings darauf, dass eventuelle frühere Veränderungen wieder in die ursprüngliche Form gebracht werden mussten.
Man sieht, ein streitbarer Geist.
Diesen streitbaren Geist zeigte er auch an anderer Stelle. Um nur zwei Punkte zu nennen:
Die Stadtmauer. Reichensperger war einer derjenigen, die vehement gegen den Abbruch dieser waren. Er galt diesbezüglich als fanatisch. So kam es zu dessen Ausspruch: "die Torburgen wurden wie Leichen behandelt, welche zu begraben man vergessen hatte".
Das Dach des Kölner Domes: der damalige Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner stand für eine Metallkonstruktion im Dachstuhl des Domes. Reichensperger verhielt sich demgegenüber sehr kritisch und konservativ und bestand auf einer traditionellen Holzkonstruktion. Zum Glück konnte Zwirner sich durchsetzen, denn sicherlich hätte unser Dom den zweiten Weltkrieg sonst gar nicht überstehen können.
August Reichensperger war vielleicht kein waschechter Kölner. Aber für sein Engagement für die Stadt Köln in vielen Dingen wurde er im Jahr 1895 zum Ehrenbürger ernannt. Er starb am 16. Juli 1895 in Köln und liegt auf Melaten begraben...
Bis bald und bleibt gesund
eure Ramona
Das Zitat des Herrn Reichensperger habe ich dem Buch "Die Mauer von Cöln" entnommenRead more
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- Thursday, March 26, 2020
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GermanyDeutz50°56’5” N 6°58’38” E
Der Geißbock der Schäl Sick

Düxer Bock? Ja, habe ich schon von gehört. Mit dem FC hat er nichts zu tun. Da bin ich mir ziemlich sicher. Da gibt es doch irgendeine Geschichte zu. So ähnlich wird wohl der eine oder andere überlegt haben, als er die Überschrift las. Und ihr habt Recht. Es gibt eine ganz wunderbare und typisch kölsche Geschichte dazu. Macht es euch gemütlich und lasst sie euch von den Kölschgängern erzählen…
Die Geschichte spielt in Deutz, vor langer Zeit ist sie geschehen, aber bis heute wird sie immer wieder erzählt, denn sie ist einfach zu verrückt. Obwohl, wenn wir uns in der Nachbarschaft umsehen… Egal, los geht’s.
Es begann wie so oft im Leben mit einem an sich völlig harmlosen Streit unter Nachbarn. Also, im hübschen Deutz, in der Siegburger Straße, wohnte ein Schneider. Leider verdiente man zu dieser Zeit mit diesem Handwerk nicht viel. Um seinen Lohn aufzubessern, züchtete er in seiner Wohnung Singvögel und stellte sie in Käfigen im Fenster aus. So konnte er wenigstens ein paar Taler dazuverdienen, und außerdem gefiel ihm das Geträller der kleinen Pieper, denn es brachte etwas Abwechslung in den tristen Alltag.
Leider wohnte gegenüber ein Steuereintreiber, den das Gezwitscher am frühen Morgen auf den Sa... ging, er schlief gerne etwas länger und der Vogelgesang störte da gewaltig, da er morgens, sobald es hell wurde, durch das laute und für ihn gar nicht melodisch klingende Geträller viel zu früh geweckt wurde. Also versuchte er, den Nachbarn zu überzeugen, sich ein anderes Hobby, oder Zubrot, oder wie auch immer zu suchen. Der tat ihm leider den Gefallen nicht, und nach langen und fruchtlosen Diskussionen und Streitereien, verklagte der Steuereintreiber seinen Nachbarn. So kam, was kommen musste. Er zog vor Gericht. Zu seinem Pech hielt sich aber der Richter selbst ein paar Singvögel, und so war das Urteil klar. Der Steuereintreiber verlor vor Gericht.
Nun wollte aber der Steuereintreiber seine Niederlage nicht so einfach hinnehmen, und nach langen und nicht sehr fruchtbaren weiteren Streitereien kam ihm dann eine glorreiche Idee. Er besorgte sich einen Ziegenbock, baute sich einen Käfig für das Tier und platzierte den Bock schön an seiner Hauswand. Da er ihn nur sehr wenig fütterte, meckerte dieser dauernd lautstark. Der Schneider merkte, worauf das ganze hinauslief. Außerdem waren die Nachbarn im Veedel längst aufmerksam auf die beiden Streithähne geworden und verspotteten den Schneider, da er den ganzen Tag das Meckern der Ziege ertragen musste. So riefen sie ihn nur noch
„Schneider meck meck meck“.
Es ist nicht bekannt, ob ihm der hungernde Ziegenbock leid tat, oder ob es andere Gründe waren, jedenfalls wollte er den Frieden in der Straße wieder herstellen und bot dem Steuereintreiber an, seine Singvögel zu verkaufen. Im Gegenzug sollte der Steuereintreiber den Ziegenbock verkaufen. Der Steuereintreiber aber ging nicht darauf ein, er sah sich jetzt als Sieger des Wettstreits und kostete den Erfolg aus. Leidtragender an der Geschichte war der Ziegenbock, denn dieser verstarb nach 14 Tagen.
Nun glaubte der Schneider, dem das Gelächter hinter seinem Rücken mittlerweile zu schaffen machte, die Situation wäre ausgestanden.
Aber weit gefehlt. Der Steuereintreiber setzte noch einen oben drauf. Er ließ einen steinernden Bock anfertigen und diesen über seiner Haustür anbringen. Dies verstärkte den Spott natürlich noch. Nach einer Weile konnte der Schneider dies nicht mehr ertragen und so zog er mit seiner Familie fort.
Was die beiden Streithähne aber nicht wussten, die Schneiderstochter Gertrud und Fritz, der Sohn des Steuereintreibers waren sich schon länger näher gekommen und trafen sich heimlich, denn ihnen war klar, dass ihre Väter mit der Partnerwahl nicht einverstanden wären. Nun, nachdem die Schneidersfamilie fortgezogen war, glaubte Fritz, sein Mädchen verloren zu haben und war sehr unglücklich.
Jahre vergingen, der Steuereintreiber verstarb und das Haus stand zum Verkauf. Die Schneiderstochter aber hatte ihren Fritz ebenfalls nicht vergessen. So kam sie heimlich nach Köln, kaufte das Haus mit dem Bock, heiratete ihren Fritz und sie lebten glücklich noch viele Jahre in diesem Haus.
So ihr Lieben. Das war die Geschichte vom „Düxer Bock“, sie ist bereits sehr alt, denn schon 1512 wurde in der Siegburger Straße ein Haus mit dem Namen „Im Bock“ erwähnt, und 1583 nannte man dieses Haus „Wirt im Bock“, und im Jahre 1795 „Das Haus mit dem Bocksbild“.
Selbst einen Brauch dazu gab es hier in der Gegend im Mittelalter. Ein Schneidergeselle musste nach bestandener Prüfung zu diesem Haus gehen, den Bock küssen und dreimal hochleben lassen.
Später wurde für dieses Haus sogar eine Bockfahne angefertigt, und so kam es langsam zu einem neuen Brauch. Die Düxer Bockfahne wurde jedes Jahr zum Schützenfest in Deutz ausgehangen, heute steht diese Fahne im Kölner Stadtmuseum.
Längst ist der Bock das inoffizielle Wappentier des Stadtbezirks Deutz, viele Vereine führen ihn als Wappentier, Logo oder Maskottchen. Seit 1963 steht in Deutz dieser Bock, vom Kölner Bildhauer Gerhard Marcks, der damit an diese Geschichte erinnerte. Übrigens stammt von Marcks unter anderem auch der Albertus Magnus vor dem Hauptgebäude der Universität.
Der Düxer Bock steht heute an der Lorenzstraße auf einem kleinen Platz.Read more
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- Friday, March 27, 2020
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GermanyRheinauhafen50°55’26” N 6°58’1” E
Bayenturm

Köln hat so manch ein Wahrzeichen. Der Dom geht zu aller erst voran. Der ist weltbekannt. Dann haben wir den Rathausturm, der als Zeichen für die Macht und den Reichtum der Kölner Bürger aufgestellt wurde. Die Kirchtürme, die so unzählig sind, dass sie uns den Ruf eingebracht haben, die heiligste Stadt nördlich der Alpen zu sein, das heilige Köln, gehören auch dazu. Und dann kann man heute Gebäude wie das „Henkelmännchen“ oder auch den Colonius dazu nennen. Für FC-Fans sicher auch das schönste Stadion der Welt, das hier in Köln steht.
Und dann ist da noch der Turm, der lange Zeit ein stolzes Symbol für unsere Freiheit war und ein bisschen was vergessen wird, der Bayenturm oder heutzutage der „FrauenMediaTurm“. Und da kam so:
Der Turm wird ab 1217 gebaut. Nur, als der Turm irgendwann nach 1220 fertig ist, ist da nicht nur der Turm. Es ist eine Burg. Heute steht da nur noch der Turm und auf der Westseite schließt sich ein kleines Tor mit einem Stück Mauer an. Es ist eine mächtige Burg, die im Osten mit Hilfe eines „Arks“, einem Bogen, bis in den Rhein hinein gebaut wird und so die mächtige Stadtmauer im Südosten abschließt. Der Ark ist übrigens nicht lange da. Er steht so ungünstig in der Strömung des Rheins, dass sie ihn im 15. Jahrhundert wieder abreißen.
Nun ist es in Köln aus Tradition so, dass wir Streit mit dem Erzbischof haben. An dieser Stelle genau zu beschreiben, warum diesmal, wäre ein bisschen viel. Davon schreiben ich lieber einen eigenen Beitrag. Aber so viel: im Jahr 1261 kommt Erzbischof Engelberg von Falkenburg in sein Amt und schon im Frühjahr 1262 steht er mit seinen Truppen, einem ganzen Heer, vor der Stadt und nimmt den Kunibertsturm im Norden und den Bayenturm im Süden ein. Die beiden strategischen Positionen reichen, um die ganze Stadt in der Gewalt zu haben und zu erpressen. Geld will der Lump haben und das nicht zu knapp. Die Kölner überlegen, was sie tun können und verstehen, dass sie kämpfen müssen, wenn sie nicht für Jahre oder Jahrzehnte zahlen wollen.
Also nehmen sie sich die Waffen und greifen die eigenen Festungen an. Die im Norden, der Kunibertsturm, fällt zuerst. Die im Süden, der Bayenturm, ist aber nicht so leicht einzunehmen. Die Truppen des Erzbischofs sind zäh und wehren sich lange. Es gibt ein Blutbad. Aber am Ende bricht der Widerstand und die Kölner stürmen mit dem Ruf „Köln voran“ oder „Köln über alles“ – „Kölle Alaaf!“ den Turm. Es ist ein wichtiger Sieg. Zwar ist es nicht das Ende des Konflikts, der in der Schlacht von Worringen gipfelt, aber ein wichtiger Etappensieg. Dadurch wird der Bayenturm mit dem Kölner Stadtwappen darauf für lange Zeit ein wichtiges Zeichen der Freiheit der Stadt.
Genutzt haben sie das Symbol für Freiheit aber eher, um den Schurken die Freiheit zu nehmen. Es wird ein Gefängnis. Im Untergeschoss sind die Zellen, darüber die Zimmer der Wachleute. Interessant ist dabei, dass man nicht einfach „gefangen“ ist. Nein! Die Insassen mussten den Lohn der Wachleute zahlen… Was genau sie tun mussten, um das Geld zu verdienen, kann ich nicht sagen, aber schlaue Texte werden sie nicht geschrieben haben.
Im Dreißigjährigen Krieg wird die Festung dann noch weiter ausgebaut. Wir sperren damit zu der Zeit den Krieg aus und die Freiheit ein. Aber das mit Erfolg. Deutz brennt und in Köln treibt man weiter Handel mit dem Kram, den man für einen richtigen Krieg so braucht.
Der Zweite Weltkrieg ist aber zu viel für den Turm. Ausgebombt bleibt nur noch das Fundament stehen und es dauert bis in die 80’er Jahre, bis er wieder aufgestellt wird. Es war mal wieder eine Frage des Geldes. Und wie der Rat hört, dass Alice Schwarzer, die Plage meiner Pubertät, die sicher auch den ein oder anderem Mann im Rathaus gequält hat, dort ein feministisches Archiv unterbringen will, ist die Entscheidung nochmal schwieriger. Aber wir kennen ja Alice. Sie setzt sich durch. Und seit 1994 kämpft sie hier für die Freiheit der Frauen und ist Chefin des „FrauenMediaTurms“.
Und ehrlich? Es ist gut so. Literatur über Frauen zu finden, die ja nie in der ersten Reihe der Geschichtsbücher über Köln stehen, ist nicht so leicht. Hier findet man so ziemlich alles über die Frauen, auch von Köln.
Michael
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Kölle hät su mänch e Wohrzeiche. Der Dom geiht jo zo aller eesch vüraan. Dä es jo weltbekannt. Dann han mer der Rodhuusturm, dä als Zeiche för de Maach un der Richdum vun de kölsche Bürger opgestallt woodt. Die Kirchtürm, die esu vill sin, dat se uns der Rof engebraht han, de helligste Stadt nördlich vun de Alpe zo sin, et hellige Kölle, gehüre för mich dobei. Un dann kann mer hügg Baute wie et „Henkelmännche“ ov och der Colonius dobei dun. För de FC-Fans secher och et schönste Stadion vun der Welt, dat hee steiht.
Un dann es do noch dä Turm, dä lange Zigg e stolz Symbol för uns Freiheit wor un e bessche jet vergesse weed, der Bayeturm ov hüggzedags der „FrauenMediaTurm“. Un dat kom esu:
Dä Turm weed av 1217 gebaut. Nor, wie dä Turm irgendwann noh 1220 fäädig es, es do nit nor ene Turm. Et es en Burg. Hügg steiht do nor noch der Turm un op der Wesssigg schlüüß sich noch en klein Pooz met enem Stück Muur aan. Et es en mächtig Zwingburg, die em Oste met Hölp vun enem „Ark“, enem Boge, bes en der Rhing eren gebaut weed un esu de staatse Stadtmuur em Südoste avschlüüß. Dä Ark es üvvrigens och nit lang do. Hä steiht esu ungeläge en der Strömung vum Rhing, dat se in em 15. Johrhundert widder avrieße.
No es et en Kölle us Tradition esu, dat mer Öschel mem Ääzbischoff han. An dä Stell jetz genau ze beschrieve, woröm dismol, wör e bessche vill. Dovun schrieve ich leever ene eige Beidrag. Ävver su vill: em Johr 1261 kütt der Ääzbischoff Engelbäät vun Falkeburg en et Amp un ald em Fröhjohr 1262 steiht hä met singe Truppe, enem ganze Heer, vür der Stadt un nimmp der Kunibäätsturm em Norde un der Bayeturm em Süde en. Die zwei strategische Positione recke, öm de Stadt en der Gewalt ze han un zo erpresse. Nüsele well dä Schudderhot han un dat nit ze knapp. De Kölsche üvverläge, wat se dun künne un verstonn, dat se kämfe müsse, wann se nit för Johre ov Johrzehnte bleche wolle.
Alsu nemme se sich de Waffe und griefe de eige Festunge aan. Die em Norde, der Kunbäätsturm, fällt zoeesch. Die em Süde, der Bayeturm, es ävver nit esu leich ze krige. De Truppe vum Ääzbischoff sin zih un wehre sich lang. Et gitt e Blodbadd. Ävver am Engk brich der Widderstand un de Kölsche störme met däm Rof „Kölle vüraan“ ov „Kölle üvver alles“ – „Kölle Alaaf“ dä Turm. Et es ene große Seeg. Zwor es et nit et Engk vum Konflik, dä bes en de Schlaach vun Worringe föht, ävver ene wichtige Etappeseeg. Dodurch weed der Bayeturm mem kölsche Stadtwappe drop för lange Zigg e wichtig Zeiche för de Freiheit vun der Stadt.
Genotz han se dat Symbol för Freiheit ävver ihter, för Krade de Freiheit ze nemme. Dä Turm weed en Blech. Em Ungergeschoss sin de Zelle, dodrüvver de Zemmere vun de Waachlück. Intressant es dobei, dat mer nit einfach do „gefange“ es. Enä! De Ensasse müsse der Luhn för de Waachlück berappe… Wat genau se dun müsse, öm de Moppe ze verdeene, kann ich nit sage, ävver gewetzte Texte weede se nit geschrevve han.
Em Dressigjöhrige Kreeg weed die Festung dann noch wigger usgebaut. Mer sperre domet zo dä Zigg der Kreeg us un de Freiheit en. Ävver dat met Erfolg. Düx brennt un en Kölle driev mer wigger Handel met Krom, dä mer för ene richtige Kreeg esu bruch.
Der Zweite Weltkreeg es ävver zo vill för dä Turm. Usgebomb bliev nor noch et Fundament stonn un et doot bes en de 80’er Johre bes hä widder opgestallt weed. Et ging ens widder bloß öm de Moppe. Un wie der Rod hürt, dat et Alice Schwarzer, de Plog vun minger Lällbeckezigg, dat secher och dä ein ov andere Kääl em Rodhus getriez hät, do e feministisch Archiv ungebränge well, es die Entscheidung noch ens vertrackter. Ävver mer kenne jo et Alice. Et setz sich durch. Un zick 1994 kämf et hee för de Freiheit vun de Fraulück un es et der Baas vum „FrauenMediaTurm“.
Un ihrlich? Dat es god esu. Literatur üvver Fraue ze finge, die jo nie en der eeschte Reih vun de Böcher stonn, die sich met der Historie vun Kölle beschäftige, es nit esu leich. Hee fingk mer zemlich alles üvver de Fraulück, och vun Kölle.
MechelRead more
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- Sunday, March 29, 2020
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GermanyTrümmer-Berg Beethovenpark (Pilz-Berg)50°54’17” N 6°54’33” E
Auf den Spuren der Römer

Auf den Spuren der Römer
Hatte euch im Januar Ramona ja schon einiges über die Eifelwasserleitung aus der Römerzeit erzählt, möchte ich das Thema heute noch einmal vertiefen.
Die Römer waren schon clevere Burschen, indem sie das gute Eifeler Quellwasser mittels "Gefälle und Kanäle" nach Köln schafften.
Doch war mehr nötig, als nur eine Leitung zu verlegen, denn das Wasser hatte ja auch allerlei "Unrat", wie Schwebstoffe in sich, auf den 116 Kilometern, von der Eifel bis Köln. Es musste praktisch trinkbar gemacht werden.
So nehme ich euch heute mit zum Absetzbecken im Grüngürtel.
Dieses liegt am Kölnpfad oder auch am Kulturpfad Lindenthal. Mehr noch, es liegt als Punkt 52 am Römerkanal Wanderweg, der direkt aus Nettersheim in der Eifel nach Köln führt. Gefunden wurde das Becken bereits 1927, als der Duffesbach reguliert werden sollte. Dieser fließt auch heute noch dort.
Hier wurde also einst das Wasser geklärt, bevor es weiter Richtung Colonia fließen konnte. So war nämlich ein Römerkanal aufgebaut. In diesem heute kurz vor Köln - Klettenberg liegenden Bauwerk waren gleich zwei Becken installiert, die miteinander verbunden waren. Das größere der beiden Becken war der Schlammfang. Das kleinere Becken diente, um den Schlamm wegzuspülen und war auch notwendig bei eventuellen Reparaturarbeiten als Umlenkbecken. Errichtet wurde es vorwiegend aus Tuffstein und Gussbeton. Ganz schön clever diese Römer.
Ihr wisst ja, dort in der Ecke Klettenberg, Nähe Militärring /Berrenrather Straße war das Tor zum sogenannten Vorgebirge, darum spricht man auch von der Vorgebirgsleitung. Doch wann genau wurde diese errichtet?
Durch Ausgrabungen wurden im Schlemmmaterial der Leitung antike Münzen gefunden, die aus 30 n. Christus datieren. Wahnsinn! So lange hat sich alles im Boden erhalten, damit wir es heute entdecken können.
Doch ausser diesem zum Schutz vor Vandalismus eingezäunten Absetzbecken, steht dort auch ein Teil einer römischen Wasserleitung, wie sie oberirdisch öfter zu sehen ist. Auch in Ramonas Artikel "Die spinnen die Römer", kommt uns ein solches Teilstück einer Leitung entgegen. Dieses hier vor Klettenberg ist allerdings keins aus Colonia, sondern es wurde in Mechernich-Breitenbenden, also in der Eifel, geborgen und hier aufgestellt. Sozusagen als weiteres Schaustück, damit wir etwas mehr über die römische Wasserleitung erfahren können, kam es 1992 hierhin. Allerdings hatte es bereits zuvor einige Jahre in Köln gestanden, nachdem es in der Eifel wegen Straßenbauarbeiten weichen musste.
Man kann dort übrigens wunderbar spazieren gehen, entlang des Duffesbach, mit in der Nähe dem Decksteiner Weiher und dem Geißbockheim. Auch Abstand halten ist bei gesundem Menschenverstand gut möglich.
Habt einen angenehmen Sonntag und bleibt gesund.
Eure ElisabethRead more
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- Monday, March 30, 2020
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- Altitude: 56 m
GermanyArchdioces Cologne50°56’34” N 6°57’3” E
Der Börsenbrunnen

Kölschgänger zwischendurch
(Dinge kurz erklärt)
Der Börsenbrunnen
Heute möchte ich euch ein paar Hinweise zum Börsenbrunnen an der Gereonstraße geben. Ihr findet diesen Brunnen auf dem Börsenplatz, und er ist ja auch nicht zu übersehen.
Nun zum Brunnen selbst. Unten sehen wir eine große Mittelplatte, aus der kreisförmig Wasserstrahlen sprühen, dieses Wasser wird dann in einer Mulde aufgefangen. Mittig erhebt sich eine große Bronzestele, bestehend aus dreißig rechteckigen Elementen, welche auf der Außenseite offen sind. Auch aus diesen Elementen läuft Wasser.
Entworfen wurde dieser Brunnen vom Kölner Bildhauer und Medailleur Heribert Calleen im Jahre 1964. Über diesen Herrn werde ich in absehbarer Zeit einen eigenen Beitrag veröffentlichen.
Aufgestellt wurde der Börsenbrunnen einige Monate später vor der Westfassade der Industrie-und Handelskammer, welche ihn auch gestiftet hat. Er soll den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg in Köln darstellen. Dafür stehen die aufgeschichteten Elemente.
Aber, wie es ja in unserer Stadt so ist, wir neigen dazu, liebgemeinte Spitznamen zu verteilen und viele Objekte im öffentlichen Raum haben so ihre „stadtinternen“ Namen weg, so auch dieser. Ihn nennt man gerne „SCHASCHLIKBRUNNEN“. Schaut ihn euch genauer an, dann wisst ihr, warum.
Geht mit offenen Augen durch unsere Stadt, es gibt so viel zu entdecken
euer RonaldRead more
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- Tuesday, March 31, 2020
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- Altitude: 46 m
GermanyKölner Dom50°56’29” N 6°57’32” E
Ein zerbrechlicher Riese

120.000 Tonnen wiegt er. Sagt man. Selbst von 160.000 Tonnen habe ich schon gehört. Vermutlich liegt das tatsächliche Gewicht unseres Domes irgendwo dazwischen. Was allerdings feststeht...dass er über der Erde genauso viel wiegt wie darunter. Faszinierend, zu was für baulichen Leistungen man damals bereits fähig war.
Heute wäre das ohne die Hilfe von computerbasierten Berechnungen gar nicht mehr denkbar. Davon abgesehen auch nicht bezahlbar. Man hat mal errechnet, dass der Kölner Dom, würde man ihn heute bauen, ca. 10 Milliarden Euro kosten würde.
Warum aber bezeichne ich ihn als zerbrechlichen Riesen? Wegen seiner Bauweise. Der gotischen Architektur. Ich habe im Dominneren schon oft beobachtet, wie die Blicke der Besucher staunend nach oben gingen. Als würden sie in den Himmel schauen. Und in der Tat ist die Höhe im Innenraum gigantisch. Und auch die Gewölbedecke selbst ist ein Wunderwerk damaliger Zeit. Wenn im Kreuzgewölbe der jeweils letzte Stein, der Schlussstein gesetzt war, wurden die Stützen unter dem Gewölbe herausgebrochen und erst dann wurde ersichtlich, ob die Konstruktion hielt. Und wenn ihr euch den "Himmel" im Kölner Dom etwas genauer anschaut, seht ihr, dass sich diese Frage wohl oft gestellt wurde.
Was aber trägt dieses unglaubliche Gewicht? Tragende Wände gibt es kaum, an ihrer statt befinden sich hohe Fenster, die das Dominnere je nach Wetter in ein wunderschönes Licht tauchen. Die Antwort liegt draußen. Dieses filigran anmutende Strebewerk ist es, dass den Dom davor schützt, einfach in sich selbst zusammenzufallen...
Ohne dieses Strebewerk würden die Kräfte der Gewölbe, die sogenannten Schubkräfte, die auf die Hochschiffwand einwirken, diese nach außen drücken, sie würden irgendwann nachgeben...und weiter brauche ich hier glaube ich nicht über die Folgen zu schreiben.
Die Strebebögen nehmen diese Schubkräfte auf und leiten sie über die Strebepfeiler nach unten in den Boden ab, was dafür sorgt, dass unser Dom dasteht, wie ein Fels in der Brandung. Und ist er nicht genau das für ganz viele von uns?
Und noch etwas wird über dieses Strebewerk vom Dom "weggeführt". Etwas, dem der Dom häufig ausgesetzt ist, nämlich Wind. Wenn wir über die Domplatte gehen und dort schon gegen den oft vorkommenden starken Wind ankämpfen müssen, was für Kräfte wirken dann wohl erst oben am Dach des Domes...
Ihr seht also, dass dieses Strebewerk mit all seinen Türmchen, bildhauerischen Feinarbeiten und Steinblumen nicht einfach nur schmückendes Beiwerk zum Dom selbst ist. Er wäre ohne dieses nicht fähig, stehen zu bleiben. Ein Anlass, einmal mehr all jenen zu danken, die ihre ganze Kraft und ihr ganzes Können in den Erhalt des Domes geben und gegeben haben. Von 1904 bis 1939 zum Beispiel wurde das gesamte Strebewerk am Chor durch die Dombauhütte erneuert.
Zum Schluss noch etwas erstaunliches, hat es auch nicht rein mit dem Strebewerk zu tun, sondern vielmehr damit, schädliches Nass vom Dom fernzuhalten. War es eben der Wind, ist es jetzt der Regen, der auf das Dach des Domes prasselt, oder Schmelzwasser von Schnee und Eis. Denn, dass dieses Wasser zur schnellen Verwitterung des Gemäuers und Schäden auch an den Fenstern führen würde, wusste schon Meister Gerhard. Und so wird dieses auf einem Weg von unglaublichen 50 km!! über Rohre und Rinnen und dann zum Teil über die vielen Wasserspeier vom Dom weggeführt.
Unsere Kathedrale...durchdacht bis ins kleinste Detail. Einfach faszinierend unser zerbrechlicher Riese.
Bis bald
Eure RamonaRead more
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- Thursday, April 2, 2020
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GermanyKöln-Ehrenfeld50°56’22” N 6°54’59” E
Vincenz Statz–„und fertig wird er doch"

Vincenz Statz – „und fertig wird er doch“
Heute ist er kaum noch jemandem ein Begriff, dabei hat er eine Menge interessanter Sachen hinterlassen, und als echter Kölner natürlich auch in unserer Stadt. Der neugotische Stil war seiner und gerade in der Neustadt sind einige Kirchen in diesem Stil anzutreffen. Und des Öfteren fällt dann auch sein Name.
Geboren am 09.04.1819 in Köln in der Streitzeuggasse, hat er eine sehr erfolgreiche Laufbahn als Architekt „hingelegt“. So arbeitete er ab 1845 als Werkmeister in der Dombauhütte unter Ernst Friedrich Zwirner, hat den Beginn der Dombauhütte miterlebt und war so gut, dass dieser ihn sogar seine Pläne bearbeiten ließ.1861 wurde er zum Baumeister ernannt und nur zwei Jahre später sogar zum Diözesanbaumeister der Erzdiözese Köln. So war er in fast ganz Europa unterwegs und studierte mit großer Hingabe die Gotik. Und überall hinterließ er Spuren. Neapel, Wien, Linz, Berlin und viele andere Stationen seines Schaffens sind da zu nennen.
Egal ob Altäre, Kanzeln, große Ausstellungsstücke oder ganze Bauprojekte. Überall hatte der umtriebige Statz seine Finger im Spiel. Es ist fast unmöglich, all seine Arbeiten und Stationen zu nennen. Aber einige muss ich natürlich aufführen:
- er war für einige Zeit Dombaumeister in Linz
- er war am Kölner Dombau beteiligt
- noch in der Dombauhütte tätig, plante er die neue Pfarrkirche St. Marien (eigentlich: St. Mariä Himmelfahrt) in Nippes. Diese wurde am 19.11.1882 von Weihbischof Baudri eingeweiht. Statz war mit der Familie Baudri stark verbandelt. Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche leider bis auf die Grundmauern zerstört.
- die Mauritiuskirche in Köln. Kommerzienrat Heinrich Nikolaus Frank war Stifter der neugotischen Kirche. Sie wurde 1865 auf Wunsch des Stifters nach Plänen von Vincenz Statz erbaut. Nach 1945 standen nur noch Teile der Außenmauern und der Turm der Kirche. Erst im Jahre 1956 wurde mit der Errichtung eines jetzt kleineren Kirchenbaus begonnen. Wir können sie also heute leider nicht mehr so bewundern, wie Statz sie bauen ließ.
- die von Vincenz Statz in neugotischen Formen geplante Kirche St. Dionysos in Longerich wurde 1898 bis 1899 errichtet. Der Außenbau hat sich in den 100 Jahren wenig verändert, bis heute präsentiert er sich als neugotische, dreischiffige Backsteinbasilika ohne Querschiff und mit seitlichem Turm im Südwesten.
- er erbaute das alte Ehrenfelder Rathaus an der Venloer Straße zwischen Hansemannstr. und Ehrenfeldgürtel. Im Krieg wurde es zerstört und Ende der 50er Jahre wurden die letzten Reste beseitigt.
- 1849 erwarb der Kölner Kaufmann Johann Adam Jansen das Schloss Weißhaus und beauftragte Statz, eine Schlosskapelle zu entwerfen.
- St. Johannes vor dem Lateinischen Tore in Bocklemünd entstand nach einem Entwurf von Vincenz Statz zwischen 1851 und 1853 als einschiffige Saalkirche mit dreiseitig geschlossenem Chor. Der Westturm wurde im Jahr 1875 errichtet.
- die Sankt-Maternus-Kirche in Rodenkirchen. Vincenz Statz begann 1865 mit dem erst 1867 beendeten Bau der dreischiffigen Hallenkirche aus unverputzten roten Ziegeln. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche, wegen ihrer Nähe zur Rodenkirchener Rheinbrücke, stark beschädigt.
- für Melaten gestaltete Statz Grabmale: meist Hochkreuze, wie für den Juristen Ernst August Reichensperger oder für den Freiherrn von Thimus.
- das Sinziger Schloss, das auf den Resten einer Wasserburg errichtet wurde.
- die Basilika in Rheinbrohl
- dem Altar der Liebfrauenkirche in Trier.
Weitere Bauten, an denen Statz beteiligt war:
- der Neue Dom in Linz in Oberösterreich
- die Marienkirche in Aachen
- die Wallfahrtskirche in Kevelaer.
Des Weiteren steuerte er Entwürfe für die Votivkirche in Wien, den Berliner Dom sowie die Kathedrale von Lille bei.
Mehrere Bücher hat er ebenfalls verfasst. So zum Beispiel das „ Musterbuch der Gotik“. Dieses schrieb er gemeinsam mit August Reichensperger über mittelalterliche Architektur.
Dies ist nur ein sehr kleiner Auszug seines Schaffens.
Das Aquarell „und fertig wird er doch“...
Nun, dieses wirklich sehr bekannte Aquarell muss ich dann doch extra erwähnen, denn es wurde von Statz als Geburtstagsgeschenk für Dombaumeister Zwirner, den er als seinen Ziehvater ansah, gefertigt. Es war ein visionäres Bild, denn es zeigte ein Bild des vollendeten Domes. Dieser war allerdings zu dieser Zeit noch lange nicht vollendet. Es war sein visionärer Blick in die Zukunft. Heute ist es im Wallraff-Richartz Museum zu bestaunen.
Trotzdem trennten sich 1854 ihre Wege. Da Statz durch vielerlei andere Arbeiten sein Schaffen in der Dombauhütte vernachlässigte, wurde ihm von Zwirner gekündigt. So arbeitete er seitdem als Architekt. Später durfte er sich sogar „Privatbaumeister“ nennen.
Vincenz Statz hat Zeichnungen für etwa 150 Kirchen und Kapellen, 47 andere Kirchengebäude, 15 Pfarrhäuser und acht Krankenhäuser sowie mehr als 200 Pläne und Zeichnungen für die Einrichtung von Kirchen (Kanzeln, Altäre, Statuen, Fenster) geliefert. Und es ist noch immer nicht alles entdeckt.
Nun, Statz war ein Netzwerker und Klüngler vor dem Herrn. Egal ob Kirche, Karneval oder Politik, er hatte überall hin unfassbar gute Verbindungen und nutzte diese geschickt. So ließ er mit Vorliebe in Backstein bauen. Das Material lieferte sehr wahrscheinlich die Ziegelei von Johann Wahlen, seinem Schwiegervater.
In Köln-Braunsfeld ist eine Straße nach ihm benannt, die im September 1977 durch die Entführung Hans-Martin Schleyers eine traurige Berühmtheit erlangte.
Nach seinem Tod im August 1898 wurde Vincenz Statz standesgemäß auf der Millionenallee des Melaten-Friedhofs beigesetzt. Auf seinem Grabstein steht sein letzter und größter Titel: "Königlicher Baurat". Natürlich hatte er das Grabmal selbst entworfen, allerdings weicht der heutige Zustand vom Original ab.
Was für ein Tausendsassa. Er war wirklich sehr aktiv und hat allein in Köln viele Spuren hinterlassen. Schade, dass so ein Mensch fast vergessen ist.
Bleibt neugierig
euer RonaldRead more
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- Friday, April 3, 2020
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GermanyAltstadt Nord50°56’10” N 6°57’20” E
Leonhard Tietz und der Kaufhof

Der Kaufhof. Zwei Herzen schlagen da in meiner Brust.
Einmal sehe ich den großen Konzern mit seinen Millionen-Umsätzen und einem Management, welches sich so aufführt, wie man es von Managern eben gewohnt ist. Das ärgert mich – und eigentlich möchte ich jetzt nicht über die Lage im Moment schreiben. Aber irgendwie muss ich mal etwas schreiben. Der Kaufhof ist doch auch ein gutes Stück Köln.
Ein echter Imi ist er. Der alte Chef, der den Konzern gegründet hat, Leonhard Tietz, war ein versierter Kaufmann und damit, wenn ich mir die Historie von Köln so betrachte, genau hier richtig. Nur, geboren wird er 1849 nicht hier, sondern in Polen, genauer in Międzychód. Das kann man in Köln nicht aussprechen, darum sagen wir dazu „Birnbaum“, wie in ganz Deutschland. Birnbaum liegt, wenn man von Berlin direkt nach Polen fährt, 80 Kilometer vor Posen. Posen kennt man vielleicht und wenn nicht, ist es in einer Karte schnell gefunden.
Von dort aus geht Leonhard Tietz 1879 nach Stralsund und macht ein kleines Geschäft für Garn-, Knopf-, Posamentier- und Wollwaren auf. Jetzt musste ich nachgucken, was „Posamentierwaren“ sind. Das sind Borten und Zierbänder und solche Sachen. Aber ich glaube, zumindest unsere Leserinnen wissen das.
Mit diesem Handel hat Leonhard Tietz großen Erfolg. Er macht mit seinen Festpreisen und dem Verkauf nur gegen Bargeld viel richtig. Zudem kauft er in großen Mengen ein, so kann er die Ware günstig abgeben. Schnell kann er mehr Handlungen aufmachen und 1885 sogar eine eigene Fabrik für diese Dinge. Das Sagen haben immer Mitglieder aus der Familie. – Nur sein Bruder Oskar, der will seinen eigenen Laden haben. Der Onkel der Zwei, Hermann Tietz, hilft Oskar. Dafür bekommt das Geschäft auch den Namen des Onkel: Hertie. Kennt man auch, oder?
Leonhard Tietz wird aber auch darauf aufmerksam, dass im Westen die Musik spielt. Hier kommt die Industrie auf und wo Industrie ist, findet man Leute, die Geld haben. 1889 macht er eine Filiale in Elberfeld auf. Elberfeld wird bald zum Haupthaus und zum Familiensitz.
Dabei hält er es immer gleich: zunächst eröffnet er ein kleines Geschäft, für das er nur wenig Personal braucht. Und wenn es läuft, macht er der das Geschäft rasch größer und größer. Das finde ich jetzt schlau. Klein anfangen, gucken, ob man gebraucht wird und dann nachlegen.
So läuft es auch in Köln: zunächst ein kleines Geschäft in der Blindgasse in Köln. Die Gasse gibt es seit kurz nach dem Krieg nicht mehr, sie lag aber gegenüber der Straße „An St. Agatha“ auf der anderen Seite der Cäcilienstraße. Das Geschäft braucht nur wenige Tage und ist ausverkauft… 1895 zieht Tietz in die Hohestraße um und hat dort ein modernes Gebäude mit vier Etagen, in dem er auch Porzellan, Küchenausstattung, Pelzwaren, Parfum und Spielzeug verkauft. Kein Geschäft für einfache Leute.
18 Filialen in Deutschland, sechs Filialen in Belgien, 40.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 5.500 Menschen in Lohn und Brot, das sind Zahlen aus dem Jahr 1914. Tja, und am 8. April 1914 hat der große Bau im Jugendstil im Bild, den wir alle hier so gut kennen und der mit uns durch das Leben geht, den ersten Tag. Den 8. April, den haben wir nächste Woche. Dann haben wir den Kaufhof an dieser Stelle seit 106 Jahren. „Alles War vum Tietze Leienad“, das singt Willi Ostermann schon in einem seiner Lieder, als Leonhard Tietz am 15. November 1914, im Ersten Weltkrieg, stirbt.
Und auch wenn die Filialen in Belgien durch den Krieg verloren sind, der Gründer begraben ist, lässt sich das Unternehmen nicht aufhalten. Hundert Jahre später gibt es 104 Warenhäuser, 17 Sportfilialen, 1,4 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche und 34.000 die dort arbeiten.
Aber es ist egal, dass wir hier von einem Konzern sprechen. Wir Kölsche sehen doch den Prachtbau in der Schildergasse mit seinen großen Lichthof, der diese Ecke prägt. Wir sehen die Stofftiere in der Weihnachtszeit im Schaufenster und die Verkäuferin, die uns mit kölschen Akzent berät, weil sie Hochdeutsch sprechen soll, wenn jemand „Kaufhof“ sagt. Und eben diese Verkäuferin hängt doch mit dem Herzen am Kaufhof und kann im Moment vielleicht die Zeilen hier nicht zu Ende lesen, weil sie sich ein Tränchen verdrückt. Sie bangt seit Jahren um ihre Stelle und hat schon viel ausgehalten, um auch morgen wieder arbeiten gehen zu dürfen.
Was ist mir an dieser Stelle die schlechte Presse egal. Ich hoffe, dass wir auch unseren Enkelchen noch den „Kaufhof“ zeigen können und nicht zum „El Corte Inglés“ gehen.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kaufhof.
Michael
-
Der Kaufhof. Zwei Hätze schlage do en minger Bross.
Eimol sinn ich dä große Konzään met singe Millione-Ömsätz un enem Management, dat sich su opföht, wie mer et vun Manager evvens gewennt es. Dat fuchs mich – un eigentlich mööch ich jetz nit üvver die Lag em Momang schrieve. Ävver irgendwie muss ich ens jet schrieve. Der Kaufhof es jo doch e god Stöck Kölle.
Ene echte Imi es hä. Der aale Baas, dä dä Konzään gegründt hät, der Leienad Tietz, wor ene verseete Kaufmann un domet, wann ich mir de kölsche Historie vun Kölle esu beluure, genau hee richtig. Nor, gebore weed hä 1849 nit hee, sondern en Pole, genau en Międzychód. Dat kann mer en Kölle nit usspreche, dröm sage mer doför „Birnbaum“, wie en ganz Deutschland. Birnbaum litt, wann mer vun Berlin tirek noh Pole fäht, 80 Killometer vür Posen. Posen kennt mer villleich un wann nit, es et en ener Kaat flöck gefunge.
Vun do us geiht dä Leienad Tietz 1879 noh Stralsund un mäht e klein Geschäff för Gaan-, Knopp-, Posamentier- un Wollware op. Jetz moot ich nohluure, wat „Posamentierware“ sin. Dat sin Boote un Volants un su ne Krom. Ävver ich gläuve, zomindes uns Leserinne wesse dat.
Met däm Handel hät der Leienad Tietz ene gode Erfolg. Hä mäht met singe Fasspriese un dem Verkauf nor gäge Bargeld vill richtig. Zodäm käuf hä och große Menge en, su kann hä die Ware günstig avgevve. Flöck kann hä mih Handlunge opmaache un 1885 esugar en eige Fabrik för die Saache. Et Sage han luuter Metgleeder us der Famillich. - Nor singe Broder Oskar, dä wollt singe eige Lade han. Der Ohm vun dä Zwei, dä Herrmann Tietz, hilf dem Oskar. Doför kritt dat Geschäff und der Name vum Ohm: Hertie. Kennt mer och, oder?
Der Leienad Tietz kritt ävver och de Nas dran, dat em Weste de Musik spillt. Hee kütt de Industrie op un wo Industrie es, fingk mer Lück, die jet an de Föß han. 1889 mäht hä en Nevvestell en Elberfeld op. Elberfeld weed baal de Haupstell un der Setz vun der Famillich.
Dobei mäht hä luuter et Gliche: zonächs mäht hä ene kleine Lade op, för dä hä nor winnig Lück bruch. Un wann et läuf, mäht hä dä Lade flöck größer un größer. Dat finge ich jetz gewetz. Klein aanfange, luure, ov mer gebruch weed un dann nohläge.
Su läuf dat och en Kölle: zonöchs e klei Geschäff en der Blindgass en Kölle. Die Gass gitt et zick koot nohm Kreeg nit mih, se log ävver gägeüvver vun dä Stroß „An St. Agatha“ op der ander Sigg vun der Cäcilliestroß. Dat Geschäff bruch nor e paar Dag un es usverkauf... 1895 trick der Tietz en de Huhstroß öm un hät do ene moderne Bau üvver veer Etage, en däm hä och Posteling, Köchesaache, Pelzware, Parfum un Spillzeug verkäuf. Kei Geschäff för einfache Lück.
18 Filiale en Deutschland, sechs Filiale en Belgie, 40.000 Quadratmeter Verkaufsfläch, 5.500 Minsche en Luhn un Brud, dat sin Zahle vun 1914. Tja, un am 8. April 1914 hät dä große Bau em Jugendstil om Beld, dä mir all hee su god kenne un dä met uns durch et Levve geiht, der eeschte Dag. Der 8. April, dä han mer nächste Woch. Dann han mer der Kaufhof an dä Stell zick 106 Johr. „Alles War vum Tietze Leienad“, dat singk der Willi Ostermann ald en einem vun singe Leeder, wie der Leienad Tietz am 15. November 1914, em Eeschte Weltkreeg, stirv.
Un och wann de Filiale en Belgie durch der Kreeg verlore sin un der Baas sich de Radiescher vun unge beluurt, lööt sich dat Ungernemme nit ophalde. Hundert Johr späder gitt et 104 Warehüüser, 17 Nevvestelle för Sport, 1,4 Millione Quadratmeter Verkaufsfläch un 34.000 Minsche die do arbeide.
Ävver et es egal, dat mer hee vun enem Konzään spreche. Mir Kölsche sinn doch dä Praachbau en der Schildergass met singem große Leechhoff, dä die Eck präg. Mer sinn de Stoffdiercher en der Weihnachtszigg em Schaufinster un die Verkäuferin, die uns nor mem kölsche Akzent beröd, weil et Hudeutsch spreche soll, wann einer „Kaufhof“ säht. Un evvens die Verkäuferin hängk doch miets och mem Hätze am Kaufhof un kann em Momang villleich die Zeile hee nit zo Eng lese, weil se sich ald e Trönche verdröck. Se bangk zick Johre öm ehr Pössche un hät ald vill erdrage, öm och morge widder arbeide gonn ze dürfe.
Wat es et mir an dä Stell egal, wat Schläächtes en der Zeidung steiht. Ich hoffe, dat mer och uns Enkelcher noch der „Kaufhof“ zeige künne un nit nohm „El Corte Inglés“ gonn.
Hätzliche Glöckwunsch zum Gebootsdag, Kaufhof.
MechelRead more
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- Sunday, April 5, 2020
- ☀️ 15 °C
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GermanyBrück50°56’21” N 7°4’41” E
Die Flehbachaue

Die Flehbachaue
Köln hat im rechtsrheinischen eine Auenlandschaft, die mich vor einigen Jahren zu dem Krimi "Der Tote aus den Flehbachauen" inspiriert hat. Damals wusste ich noch nicht, dass ich einmal für Kölschgänger schreiben würde. So bin ich nun wieder in den Auen von Köln - Brück unterwegs, damit ihr liebe Leser, diese einmal kennenlernen könnt.
Der Flehbach, der diese Auen bildet, entspringt am Tütberg im Königsforst. Auf einer Länge von 17 Kilometern fließt er aus dem Gebiet von Bergisch Gladbach nach Köln - Mülheim, wo er in den Rhein mündet. Allerdings trägt er dort nicht mehr den Namen Flehbach, sondern Faulbach. Ihr erinnert euch vielleicht an meinen Beitrag über das Kreuzwasser. In Merheim wird er gemeinsam mit dem Bruchbach zum Faulbach.
Doch zurück zur Flehbachaue in Brück. Es ist ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet, inklusive Bouleplatz, Spielplatz, Grillanlage, Ententeich, der zur Zeit merkwürdigerweise nicht eine einzige Ente hat. Ein Insektenhotel, Auenwiesen, Hundefreilauffläche und Wanderwege. Alles gelegen nah der Flehbach Arena, wo der hiesige Fußballverein seine Heimat hat. Sitzt man am Teich, sieht man dort oft Alexandersittiche, die im Winter sogar auf der Eisfläche des Teichs landen. Am späten Abend, also in der Dämmerung fliegen dort Fledermäuse.
Die Auenwiesen werden bei Hochwasser überflutet. Dies ist dem Ökosystem und dem Hochwasserschutz dienlich.
Noch eine weitere Besonderheit findet man dort, nämlich einen Sandfang inklusive Krebssperre.
Die Krebssperre soll die heimischen Arten im Oberlauf des Flehbachs vor den fremden Arten schützen. Interessant und auch spannend zu wissen.
Der Sandfang ist ähnlich wie das, was ich letztes Wochenende von den Römern und ihrer Wasserleitung berichtet habe. Hier in den Flehbachauen wurde am Hochwasserrückhaltebecken ein Sandfang errichtet, der Sand und andere Sedimente abfängt. Dadurch wird eine Verschlammung verhindert. Der Bachlauf bleibt klar.
In den Auen leben natürlich auch viele Vögel, Insekten, Frösche und Libellen. Mit den Kindern macht es darum vor allem im Sommer Spaß, dort die Natur zu erkunden.
Habt einen schönen Sonntag und bleibt gesund.
Eure ElisabethRead more
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- Monday, April 6, 2020
- ☀️ 18 °C
- Altitude: 53 m
GermanyNeustadt/Süd50°55’34” N 6°56’51” E
Diana mit springender Antilope

Diana mit springender Antilope
Diese Plastik, gestaltet vom Bildhauer Fritz Behn findet ihr auf einem Wiesenstück am Sachsenring, dem längsten Abschnitt der Kölner Ringe.
Aber warum Diana? Wer ist das? Eine ehemalige Freundin oder Liebschaft Behns? Nein, die Dame kommt aus der römischen Mythologie. Sie ist dort die Göttin der Jagd und die Beschützerin der Frauen und Mädchen.
Hergestellt wurde diese Plastik im Jahre 1916, wir sehen Diana und eine Antilope auf einem Sockel in Bewegung dargestellt. Die Antilope im Sprung und auch Diana berührt kaum den Boden. Das Ganze ist stimmig und hübsch anzusehen.
Aber diese Plastik hat auch eine kleine Geschichte hier in Köln zu erzählen. Erstmal stand sie im Rheinpark und später auch am Theodor-Heuss-Ring (damals Deutscher Ring). Seit dem 12.12.1979 steht sie nun am Sachsenring.
Auch wurde sie leider an ihrem heutigen Standort im Februar 2015 durch Vandalismus beschädigt. Ihr wurde das rechte Vorderbein abgebrochen. Die Beamten der Innenstadtwache haben sicher nicht schlecht gestaunt, als ein Mann vor ihnen stand und sagte „Ich möchte das Bein einer Antilope abgeben“. Er hätte dieses auf dem Weg zur Arbeit gefunden.
Das Kunstwerk hatte bereits mächtig gelitten, Farbschmierereien und Rostfraß hatten ihre Spuren hinterlassen. Nun, nach dem „Beinbruch“ ging es für 5 Monate zur Restauration. Jagdpause.
Von Behn gibt es in unserer Stadt weitere Kunstwerke. So steht im Südpark die Plastik eines Panthers, hergestellt etwa 1920, im Rheinpark finden wir von ihm eine Plastik namens „Die Stehende“ und im Kölner Zoo noch eine weitere Plastik. Diesmal ein Mädchen mit Panther, Antilope war wohl aus.
Nun, Behn war einer der bekanntesten und sicher besten seines Fachs im 20. Jahrhundert, und deshalb wollte ich gerne auf diese Plastik(en) aufmerksam machen, die bei uns leider kaum wahrgenommen werden und zumindest bei der „Diana“ habe ich das Gefühl, sie steht halt irgendwo in der Gegend rum und wird, trotz ihrer Größe leicht übersehen. Schade eigentlich.
Bleibt neugierig und aufmerksam
euer RonaldRead more
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- Tuesday, April 7, 2020
- ⛅ 16 °C
- Altitude: 54 m
GermanyHauptbahnhof Köln50°56’29” N 6°57’24” E
Kein Stein ist je vergessen

Kein Stein ist je vergessen
Kommt ihr wieder mit auf einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit? Nachdem ich euch vor kurzem über die mittelalterliche Stadtmauer erzählt habe, möchte ich heute weiter zurückgehen. Sehr viel weiter, um genau zu sein, spielt heute unsere CCAA - Colonia Claudia Ara Agrippinensium wieder eine Rolle. Denn auch diese wurde schon von einer Mauer geschützt, die zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert erbaut wurde.
In dieser Stadtmauer gab es neun Tore, wovon sich eins im Norden, drei im Westen, im Süden zwei und nochmal drei zum Rhein, also auf der östlichen Seite befanden. Heute geht es um das Nordtor. Dieses war eines der größten Tore, welche jeweils aus 3 Bögen und Torbauten bestanden. Diese Art Tor stand je am südlichen, westlichen und am Nordende des Cardo Maximus (Hauptstraße von Norden nach Süden) und Decumanus Maximus (Ost-West-Achse, heutige Schildergasse).
Aber zurück zum Nordtor...
Wenn wir heute die Stufen zur Domplatte hochgehen, mit dem Anblick der Westfassade mit ihren beiden Türmen vor uns, und dann nach links sehen, stehen wir vor einem kleinen Tor. Irgendwie wirkt dieses ziemlich verlassen da und man fragt sich, ob das da wirklich früher auch gestanden hat. Was ich an dieser Stelle sehr beeindruckend finde: da, wo heute Mc Donalds ist, von wo aus man ja auch den Blick auf den Kölner Dom genießen kann, war man zu jener Zeit schon gar nicht mehr in Köln. Heute kaum vorstellbar. Im Gegenteil, hatte man das Tor passiert, hatte man Köln, oder wie es seinerzeit hieß, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, verlassen und befand sich auf einer Fernstraße.
Dieser verlassene kleine Bogen, der heute durchaus noch (oder wieder) eine Attraktion darstellt, ist allerdings nur ein kleiner Teil eines einst mächtigen Stadttores. Es handelt sich hierbei um den östlichen der beiden Fußgängerdurchgänge. Als im Jahre 1892 die Domdechanei abgebrochen wurde, hat man diesen wiedergefunden. Erst knappe 80 Jahre später, 1971, wurde er dort, wo er heute steht, wieder aufgebaut.
Nun zu der Frage, stand der damals auch da? Ja, zumindest in etwa. Wenn man von der Straße Unter Fettenhennen her die Tiefgarage unter der Domplatte betritt, finden sich dort die noch vorhandenen Reste des Fundamentes des Nordtores. Es lässt sich so das ganze Nordtor (ungefähr) abzeichnen.
Das Tor, was aus zwei dieser schmalen, kleinen Bögen für Fußgänger und einer großen Durchfahrt, die dagegen 5,60 m breit und ca. 8,60 m hoch war, bestand, soll zwei Geschosse gehabt haben. Darauf schließt man, weil die Durchfahrt ein Fallgitter besaß, dessen Spuren sich auf unserem kleinen Tor finden lassen sollen. Ich bin selbst neugierig geworden und gespannt, ob jene Spuren da für mich als Laien sichtbar sind.
Insgesamt betrug die Torbreite ca. 30 m, die Höhe etwa 24,50 m und die Tiefe 11,57 m.
Manchmal würde ich mir wünschen, für einen kurzen Moment in die Vergangenheit reisen zu können, um diese Bauwerke mit eigenen Augen sehen zu können.
Jetzt gibt es aber noch eine Besonderheit dieses Stadttores. Das Mittelteil...der Hauptbogen. Auch den kennen viele von euch. Woher? Aus dem Römisch-Germanischen Museum. Dort steht dieser Teil jenes einst so prachtvollen Tores. Noch gut zu erkennen die Inschrift: CCAA...
Dieses Tor stand für die Strahlkraft des römischen Kölns.
Als ich vor längerem schon dieses Museum besuchte, fielen mir allerdings die nicht mehr lesbaren Zeichen unter dem Namen der Stadt auf. Ich fand heraus, dass dort die Worte "Valeriana Galliena" gestanden haben müssen, nach den Kaisern Valerian und Gallienus, die Mitte des 3. Jahrhunderts ihre Namen dort unter dem Städtenamen verewigt hatten. Man geht davon aus, dass ein gewisser Postumus, seines Zeichens Gegenkaiser (ihr erinnert euch an Ronalds Beitrag über diesen Gegenkaiser?) die Inschrift hat entfernen lassen.
Wieder kommt ein kleines Puzzlestück des großen Ganzen hinzu. In Form eines Tores, welches noch heute fasziniert...
Bis bald, eure RamonaRead more
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- Thursday, April 9, 2020
- ☀️ 19 °C
- Altitude: 58 m
GermanyAltstadt Nord50°56’29” N 6°57’11” E
Lysolphturm – typisch kölsche Geschichte

Lysolphturm – Eine typisch kölsche Geschichte
Letztens war ich mal wieder in der Innenstadt unterwegs, genauer gesagt, vom Bahnhof in Richtung Appellhofplatz, ich wollte mir den Lysolphturm mal genauer ansehen. Daran vorbeigelaufen bin ich schon unzählige Male, aber ich habe mir ehrlich gesagt diese „Verkehrsinsel“ noch nie genauer angesehen. Wird also Zeit. Irgendwie ist das ja ein eher ungünstiger Standort, um sich diesen „Rest-Turm“ anzusehen.
Tja, wie schon so oft in unserer Stadt, kaum fängt man an zu buddeln, schon stößt man auf die Römer. So auch 1964. Auf einmal war Köln um ein Stück Stadtmauer reicher, ein ca. 30 Meter langes und 5 Meter hohes Mauerstück und dazu das Halbrund eines Wehrturmes. Dä. Und auch typisch Köln, fast hätte man ihn abgetragen und irgendwo in die „Karpaten“ gesetzt, schließlich stand das Teil im Weg und in den 60ern wollte man neues und nicht noch mehr von dem alten Kram.
Zum Glück setzten sich die Denkmalschützer durch. Naja, teilweise. Die Mauern wurden ein Stück weit abgetragen, jetzt hat er noch eine Höhe von 3,90 Meter. Irgendwie musste ja doch wieder rumgepfuscht werden. Immerhin kamen wir so zu einer Verkehrsinsel. Galgenhumor.
Aber zum Turm selbst. Einst war er ein Teil der römischen Stadtbefestigung. Lysolphturm heißt er, benannt schlicht und einfach nach der Familie Lysolph, die sollen nämlich im Mittelalter in diesem Turm gewohnt haben. Er gehörte damals zur etwa 7,20 hohen römischen Stadtmauer wie etwa 20 andere Türme auch. Der Durchmesser beträgt 9,20 Meter. Tja, heute wohnt hier natürlich niemand mehr, aber als ich mir die Insel angesehen habe war ich schon ein wenig erschrocken. Zugemüllt war die Ecke und starker Uringeruch trotz nicht so schöner Witterung. Schade, dass viele Menschen so respektlos mit unserem Stadterbe umgehen. Und irgendwie ist es dann ja doch ähnlich wie 1964, als man den „alten Kram“ auch nicht so recht zu schätzen wusste. Vielleicht haben wir auch einfach zu viel davon, bei zu großen Mengen sinkt ja bekanntlich der Wert.
Aber egal, ich bin trotzdem froh über dieses Stück Geschichte und in dieser Umgebung und der typisch kölschen Art der Verbauung könnte es kaum kontrastreicher sein, hier mitten auf dieser kleinen Verkehrsinsel.
Teilen erwünscht, erzählt jedem in der Stadt von Kölschgänger, teilt, liked und helft uns damit, unsere Geschichten weiter zu verbreiten. Wir wären euch sehr dankbar.
Euch eine gute Zeit, bleibt neugierig und aufmerksam,
euer RonaldRead more
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- Tuesday, April 14, 2020
- ☁️ 8 °C
- Altitude: 50 m
GermanyFachhochschule Köln50°56’29” N 6°57’35” E
Ein besonderer Ort

Jeder von uns hat im Laufe seines Lebens mit der Kirche zu tun. Sei es bei der Kommunion oder Konfirmation, bei Hochzeiten oder aber auch bei traurigen Anlässen. Die allererste Erfahrung mit der Institution Kirche aber machen die meisten von uns bereits bei der Taufe, das allerdings ist weit außerhalb unseres Erinnerungsvermögens, da wir in der Regel als Baby bereits getauft werden.
Ganz nebenbei möchte ich hier erwähnen, dass es auch möglich ist, sein Kind, oder aber, falls noch nicht geschehen und der Wunsch vorhanden ist, auch sich selbst im Kölner Dom taufen zu lassen und zwar in der Sakramentskapelle, allerdings nicht während der Advents- oder Fastenzeit.
Da wir gerade beim Kölner Dom sind...hier findet sich der älteste Taufort, den es in ganz Köln gibt. Das Baptisterium. Eingeweiht wurde die Ausstellung dieses Taufortes, der sich angrenzend an neue Räumlichkeiten befindet, am 03. April 2016.
Aber gehen wir etwas zurück in der Geschichte. Entdeckt wurde dieser besondere Ort bereits 1866 und das zufällig bei Grabungen, danach gesucht hatte man gar nicht. Nach der Bauart zu urteilen, waren die Archäologen der Meinung, dieses Taufbecken wäre im 6. Jahrhundert entstanden. Dass das Christentum schon früh in Köln vertreten war, zeigt ja die Geschichte dieser Stadt und dieser Taufort ist das älteste Zeugnis dieser Zeit, das Archäologen gefunden haben. Was die Tradition an sich betrifft, gibt es aber wohl Hinweise, dass diese selbst noch viel älter ist, als der Taufort an sich.
Der damalige Dombaumeister, Richard Voigtel, hatte die Bedeutung dieses Fundes erkannt und es konservieren lassen, indem er eine geschlossene Ziegelummauerung rund um das mitten im Baptisterium gelegene Taufbecken errichten ließ. Noch heute sind die erhaltenen Ziegelsteine zu sehen.
Die Planskizze mit den Maßen, die Voigtel anlegte, existiert noch heute, zu finden ist diese im Dombauarchiv.
Bald jedoch geriet das restliche Baptisterium wieder in Vergessenheit...bis 1926 die Gruft der Domherren (beim Domherrenfriedhof am Ostchor des Domes, ich hatte darüber berichtet) angelegt wurde. Und zwar in unmittelbarer Nähe des mit diesem Ziegelbau geschützten Taufbeckens. Und so stand jetzt die zweite von drei Grabungsphasen an. Diesmal durch die städtische Bodendenkmalpflege, welche damals durch die römische Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums vertreten wurde.
Das, was Voigtel seinerzeit dokumentiert hatte, wurde überprüft und ergänzt...und für weitere Jahrzehnte passierte...gar nichts.
Kommen wir in die 1960er Jahre und die dritte Grabungsphase, diesmal unter Dombaumeister Willy Weyres. Wieder wurde aufgedeckt und begutachtet, was in den ersten beiden Grabungen zu Tage kam. Einige neue, aber nur kleine Fundstücke, wie Keramikfragmente, wurden entdeckt. Im damaligen Kölner Domblatt wurde dieses Wissen schnell veröffentlicht. Die östliche Wand des Schutzbaus um das Taufbecken wurde entfernt, und man konnte den Raum nun betreten. Egal, welcher Abschnitt der Grabungen es war, was muss das für ein Gefühl gewesen sein, vor diesem Zeugnis frühchristlicher Zeit zu stehen. Heute kann man das Taufbecken, welches nur einen kleinen Teil des Baptisteriums darstellt, von der Straße aus in einem großen Vorraum ausgestellt, betrachten.
Direkt vor diesem Fenster findet ihr übrigens den 1973 erschaffenen Dionysosbrunnen. Darauf zu sehen ist der Gott des Weines, der es sich augenscheinlich gut gehen läßt. Etwas verloren wirkt dieser Brunnen da ja schon, wo er steht, "Im Domhof". Und ich finde, er hat etwas trotziges im Blick. Als wollte er sagen "die Alten (und damit sind die vielen vielen Reliquien und Überbleibsel alter Zeit gemeint) werden nie vergessen sein". Ich finde, er hat recht. Denn was wäre Köln ohne all die wunderbaren "Alten".Read more
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- Thursday, April 16, 2020
- ☀️ 17 °C
- Altitude: 53 m
GermanyMülheim50°57’39” N 7°0’19” E
Handels- und Schifffahrtbrunnen Mülheim

Der Handels- und Schifffahrtbrunnen in Mülheim
Heute möchte ich euch etwas über einen Brunnen erzählen, der mittlerweile gar keiner mehr ist, der nicht mal mehr vollständig ist und in Mülheim, da wo er steht, kaum Beachtung findet. Und trotz all dieser „Mängel“ ist er für mich ein Thema, denn er hat eine ereignisreiche Geschichte zu erzählen.
Die damals aus zwei Brunnen bestehende Anlage wurde um 1912 von Hans Wildermann geschaffen und in Stein und Bronze gefertigt. Errichtet wurden sie als Andenken an die Ursprünge der ehemals selbständigen Stadt Mülheim als Fischerort. Sie wurden auf Anregung des Mülheimer Verschönerungsvereins und der Firma Felten und Guilleaume aufgestellt.
Schon 1912 waren die beiden Brunnen auf einer Düsseldorfer Städte-Ausstellung zu sehen, bevor sie dann in Mülheim heimisch wurden. Der Handelsbrunnen am Nordende des Clevischen Rings und der Schifffahrtbrunnen am Südende. Dann aber brauchte man Platz für die neue Mülheimer Brücke, denn die alte Schiffsbrücke sollte einer festen Brücke Platz machen, und so musste der Schifffahrtbrunnen abgebaut werden und kam in ein Depot.
Sein Glück, denn der Handelsbrunnen wurde während des zweiten Weltkriegs zerstört. Dies blieb dem zweiten Teil der Anlage gottseidank erspart. Bis auf die bekrönenden Figuren waren beide Brunnen in Gestaltung und Aufbau gleich, so dass wir uns auch den zerstörten Brunnen gut vorstellen können. Beim erhaltenen Schifffahrtbrunnen trägt die Frauengestalt einen Anker, der die Fischerei symbolisiert. Rechts und links der Frau sind je ein Pferd mit Reiter dargestellt. Die Männer halten je eine große Muschel hoch, die sie mit ihren Köpfen abstützen. Ehemals als Brunnen angelegt, plätscherte das Wasser von den Muschelschalen herunter.
Der leider zerstörte Handelsbrunnen zeigte eine männliche Figur, die sich auf eine Drahtrolle lehnt. Die Pferdeleiber gehen in Fischleiber über. Auf den Pferden sitzen muskulöse Männer, die je eine große Muschel über dem Kopf tragen. Das Wasser fiel aus den Muscheln in die Becken.
Der damalige Vorsitzende der Mülheimer Bürgervereinigung Bernhard Kempkes entdeckte 1978 die Überreste des Brunnenpaares in einem Kölner Depot und brachte diesen Teil des Brunnens zurück nach Mülheim.
Wir finden den erhaltenen Brunnen am Wiener Platz, in unmittelbarer Nähe zum Rathaus und zur Stadthalle.
Übrigens, vor einigen Jahren wurden die beiden Schalen gestohlen, der Schaden war beträchtlich. Dank Bürgervereinigung und einiger anderer Helfer hat man es geschafft, eine Lösung zu finden und so konnten im August 2014 neue Schalen angebracht werden. Herzlichen Dank für euren Einsatz.
Seit 1982 haben die Jecken der Stammtischgesellschaft "Nie gehässig" die Patenschaft des Schifffahrtbrunnen am Wiener Platz übernommen.
Am Brunnen finden befinden sich einige kleine Plaketten, die auf den Einsatz der Gruppen hinweisen.
Auf diesen steht folgendes:
Plakette 1: Restaurierung der Schalen durch die Bürgervereinigung Köln-Mülheim 1951 e.V. im August 2014
Plakette 2: Patenschaft Stammtischgesellschaft „Nie gehässig“, Köln Mülheim, gegr. 1928 e.V.
Plakette 3: Figuren des Mülheimer Schiffahrtbrunnens
Eine wechselvolle und spannende Geschichte verbirgt sich also hinter diesem Brunnen, und der vielfache Einsatz der Mülheimer zeigt deutlich, wie wichtig ihnen der ehemalige Brunnen ist.
So stehe ich hier am Rande des Wiener Platzes und wieder einmal berichte ich über ein Stück Kölner /Mülheimer Geschichte, denkmalgeschützt dazu, die man kaum unwürdiger in die Ecke hätte schieben können.
Dieser EX-Brunnen müsste eigentlich irgendwo am Rhein stehen, denn er erzählt von erfolgreichen Mülheimer Zeiten, als Fischfang und Schifffahrt hier von Bedeutung waren.
Liebe Stadtverantwortlichen, besinnt euch und findet endlich einen würdigen Platz für dieses Stück Mülheimer Geschichte. Hier gibt es einige schöne Brunnen und Denkmäler und einen wunderbaren Park dazu und ihr habt hier bewiesen, dass ihr es besser könnt. Worauf wartet ihr also.
Bleibt neugierig und aufmerksam
euer RonaldRead more
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- Saturday, April 18, 2020
- ☁️ 17 °C
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GermanyBayenthal50°54’38” N 6°57’59” E
Sankt Antonius Krankenhaus

„Erzähl doch mal über das Sankt Antonius in Bayenthal. Die machen so eine gute Arbeit.“ Da verlasse ich mich mal auf die Aussage, weil ich selbst noch nicht hin musste. „Da bekomme ich Probleme“, dachte ich. Ein Krankenhaus! Was willst du da schreiben? Aber, denkste, kein Teil ist in Köln ohne Geschichte.
Dabei gibt es Bayenthal noch gar nicht so lange. Hier standen lange Zeit genau drei Häuschen von Bauern. Der Name „Bayenthal“ kommt zwar aus dem Römischen „baia“, was so viel bedeutet wie „Bucht“ oder „Hafen“ – die Römer hatten hier einen Flottenstützpunkt. Aber los ging es hier, als Köln im Jahr 1830 das Stapelrecht verliert. Holz kam ja den Rhein herab aus dem Süddeutschen. Als auf einmal der Zwang entfällt, in Köln selbst anzulegen, ist diese Stelle vorteilhafter, weil man Holz viel besser anlanden kann. Deswegen baut Bernhard Boisserée 1834 hier ein Dampfsägewerk. Danach kommt mit der Industrialisierung 1856 die Maschinenfabrik von Gustav Mevissen. Diese allein gibt 1500 Menschen Arbeit. Seit 1870 gibt es dann sogar eine Brauerei. Häuser werden auch gebaut, damit die Leute wohnen können. Was soll ich sagen? Das Viertel wächst schnell. Aber das allein erklärt ja nicht das Krankenhaus, zu dem ich hin möchte.
Für mich geschieht am 1. Oktober 1885 etwas Wichtiges: Das Gesetz zur Unfallversicherung tritt in Kraft, zu dem Reichskanzler Otto von Bismarck im Jahr 1881 geraten hat. Und in Bayenthal häufen sich Menschen, die arbeiten. Die Fehler machen und Unfälle haben. Und die haben jetzt ein Recht auf Krankenbehandlung oder, wenn es schlimm kommt, auf eine Invalidenrente. Ein Krankenhaus in diesem Viertel ist sinnvoll. Die Cellitinnen, die ja in der Krankenpflege zuhause sind, setzen sich hier ein. Ob nun das Gesetz wichtig dazu war, kann ich nicht sagen. Die Quellen, die ich habe, schweigen sich hierzu aus. Aber ein Krankenhaus, das auf Unfälle spezialisiert ist? Das liegt doch auf der Hand.
Der Architekt Peter Gärtner baut das Haus im Stil des damals modernen Historismus - heute, finde ich, hat es etwas von einem Spukschloss. Am 23. Juni 1909 können die Cellitinnen loslegen. 150 Betten haben sie zur Verfügung – und Arbeit kommt aus der Industrie wirklich genug.
Im Ersten Weltkrieg ist das Krankenhaus ein Lazarett. Die Soldaten kommen direkt von der Front hierhin, vor allem, wenn sie komplizierte Brüche haben. Ich glaube, da haben die Cellitinnen beim Maschinenbau und der Holzindustrie ordentlich Erfahrung sammeln können, wie man das behandelt.
Im Zweiten Weltkrieg gibt es ein kleines Wunder. Das Sankt Antonius Krankenhaus bleibt stehen! Zu einem so großen Bau im Kölner Süden, kann man nichts anderes sagen, als dass es ein Wunder ist, dass er mit nur kleinen Schäden den Krieg übersteht. So ist das Krankenhaus bald bei den Leuten im Viertel sehr beliebt. Dies ändert auch die Ausrichtung, die das Krankenhaus im Viertel hat. Nach dem Krieg wird aus dem Unfallkrankenhaus ein Versorgungskrankenhaus für 100.000 Menschen.
Da sind 150 Betten natürlich viel zu wenig. 1972 wird der große Südflügel angebaut, mit dem in den 80’er Jahren dann 315 Betten zur Verfügung stehen. Auch im Jahr 2000 muss man mit der Zeit gehen und das Krankenhaus wechselt von den Cellitinnen, die das Haus immer betrieben haben, in eine Stiftung der Cellitinnen und heißt jetzt „Sankt Antonius Krankenhaus Köln GmbH“. Kurz danach wird es saniert und bekommt eine große interdisziplinäre Intensivstation und wird 2010 ein Lehrkrankenhaus unserer Universität. Und jetzt ratet mal, was wir hier gerade schon wieder verdammt gut brauchen können!
Aber bei all diesen Erzählungen über alte Steine, darf man nicht vergessen, dass das Krankenhaus nur das Werkzeug für die Menschen ist, die hier – und nicht nur hier – für uns da sind. Da sind in Zeiten, in denen sie selbst nicht sicher sein können, dass sie gesund von der Arbeit kommen. Dankeschön.
Michael
-
„Verzäll doch ens üvver et Zint Antonius en Bayedal. Die maache esu en gode Arbeid.“ Do verlooße ich mich ens op dat Wood, weil ich selvs noch nit hin moot. „Do küss do en de Bredouile“, daach ich. E Krankehuus! Wat wells do do schrieve? Ävver, am Aasch e Trötche, kei Deil es en Kölle ohne Historie.
Dobei gitt et Bayedal noch gar nit esu lang. Hee stundte lange Zigg genau drei Hüüscher vun Buure. Der Name „Bayedal“ kütt zwor usem Römische „baia“, wat esu vill bedügg wie „Buch“ ov „Hafe“ - de Römer hatte hee ene Flottestötzponk. Ävver loss gingk et hee, wie Kölle em Johr 1830 et Stapelrääch verliert. Holz kom jo der Rhing erav usem Süddeutsche. Wie op eimol dä Zwang fott es, en Kölle selvs aanzeläge, es hee die Stell besser, weil mer Holz vill leichter an Land bränge kann. Deswäge baut der Bernhard Boisserée 1834 hee e Damfsägewerk. Donoh kütt met der Industrialisierung 1856 de Maschinefabrik vum Gustav Mevissen. Die allein gitt 1500 Minsche Arbeid. Zick 1870 gitt et dann sugar en Bräues. Hüüser weede och gebaut, domet de Lück wonne künne. Wat soll ich sage? Et Veedel wähß flöck. Ävver dat allein verklört jo all nit dat Spidol, noh däm ich hin mööch.
För mich passeet am 1. Oktober 1885 jet Wichtiges: Et Gesetz för de Unfallversecherung tridd en Kraff, zo däm dä Reichskanzler Otto vun Bismarck em Johr 1881 gerode hät. Un en Bayedal knubbele sich Minsche, die arbeide, die Fähler maache un Unfäll han. Un die han jetz e Rääch op Krankebehandlung ov, wann et ärg kütt, op en Invaliderent. E Krankehuus en däm Veedel hät Senn. De Cellitinne, die jo en der Krankefläg zo Hus sin, setze sich hee en. Ov no dat Gesetz wichtig doför wor, kann ich nit sage. Die Quelle, die ich han, sage do nix drüvver. Ävver e Krankehuus, dat op Unfäll spezialiseet es? Do kann mer doch dran föhle, oder?
Dä Architek Pitter Gärtner baut dat Huus em Stil vum domols moderne Historismus. Hügg, finge ich, hät et jet vun enem Spokschloss. Am 23. Juni 1909 künne de Celletinne lossläge. 150 Bedder han se zor Verfögung – un Arbeid kütt us der Industrie ech genog.
Em Eeschte Weltkreeg es dat Krankehuus e Lazarett. De Zaldate kumme met Verletzunge tirek vun der Front heehin, vür allem, wann se komplizeete Bröch han. Ich gläuve, do han de Cellitinne beim Maschinebau un en der Holzindustrie ööntlich Lihr sammele künne, wie mer dat behandelt.
Em Zweite Weltkreeg gitt et e klei Wunder. Et Zint Antonius Krankehuus bliev stonn! För su ene große Bau em Süde vun Kölle, kann mer et nit anders sage, wie dat dat e Wunder es, dat hä nor met klei Mankementcher der Kreeg üvversteiht. Esu es dat Krankehuus baal bei de Lück em Veedel god geledde. Dat ändert och die Roll, die dat et em Veedel spillt. Nohm Kreeg weed us däm Unfalkrankehuus e Versorgungskrankehuus för 100.000 Minsche.
Do sin 150 Bedder natörlich vill ze winnig. 1972 weed dä große Südflögel aangebaut, met däm en de 80’er Johre dann 315 Bedder zor Verfögung stonn. Och em Johr 2000 muss mer met der Zigg gonn un dat Spidol wähßelt vun de Cellitinne, die dat Huus bes dohin luuter bedrevve han, en en Stiftung vun de Cellitinne un heiß jetz „Sankt Antonius Krankenhaus Köln GmbH“. Koot donoh weed et üvverhollt un kritt en große Intensivstation, en dä vile ungerscheedliche Abteilunge zesamme arbeide un weed 2010 e Lihrkrankehuus vun unser Universität. Un jetz rodt ens, wat mer hee grad ald widder verdammp god bruche künne!
Ävver bei all däm Verzäll üvver aal Stein, darf mer nit vergesse, dat dat Krankehuus nor et Werkzeug för die Minsche es, die hee – un nit nor hee - för uns do sin. Do sin, en ener Zigg, en dä och sei selver nit secher sin künne, dat se heil vun der Arbeid kumme. Dankeschön.
MechelRead more