• Durch das Banat

    September 22 in Romania ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir fahren die Donau hinauf. Hinter uns liegt das Eiserne Tor bei Orșova, vor uns erstreckt sich das Banats. Heute sehen wir grüne Hügel, Wiesen, Dörfer, Städte – doch über Jahrhunderte war diese Landschaft ein Kriegsland, eine Mark. Unter den Osmanen war das Banat ab 1552 ein Grenzbezirk, das Ejalet Temesvar. Türkische Paschas hielten Festungen wie Temeswar und Peterwardein, doch die Ebene blieb dünn besiedelt, oft verwüstet und von Garnisonen geprägt.

    Dann kam der Wendepunkt: 1716, bei Peterwardein gegenüber von Neusatz (heute Novi Sad). Prinz Eugen von Savoien schlug die Türken vernichtend. Parallelen zur Reconquista in Spanien, nachdem die Türken 1683 Wien fast erobert hatten. Kurz darauf fiel Temeswar – die osmanische Herrschaft im Banat war beendet. Mit dem Frieden von Passarowitz 1718 übernahmen die Habsburger das Gebiet. Sie stellten es unter direkte Militärverwaltung Wiens – wieder eine Mark, diesmal gegen die Osmanen, aber nun mit dem Ziel, das Land neu zu ordnen.

    Maria Theresia und ihre Vorgänger riefen Siedler ins Land. In Ulmer Schachteln kamen zehntausende Bauernfamilien aus Schwaben, Bayern, dem Elsass. Sie entwässerten Sümpfe, bauten Kanäle, gründeten Dörfer. Bald sprach man vom „Banat von Temeswar“ – und aus einer Grenzmark wurde ein blühendes Land. Rund 200 Jahre lang prägte die deutsche Sprache Schulen, Rathäuser und Theater. Um 1900 lebten hier über eine halbe Million Deutsche, fast ein Drittel der Bevölkerung. Temeswar und Neusatz wurden zu Zentren der Kultur: Zeitungen, Opern, Universitäten.

    Doch die Geschichte brachte Brüche. Nach 1918 wurde das Banat zwischen Rumänien, Jugoslawien und Ungarn aufgeteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Deportationen und Vertreibungen. Viele Dörfer verloren ihre deutsche Bevölkerung – doch Spuren blieben: Friedhöfe, Kirchen, Straßennamen.

    Und wir, auf unserer Donaufahrt, spüren sie noch immer. Jede Biegung des Flusses erzählt von dieser Wandlung: vom Kriegsland zur Mark, von der Neubesiedlung zur Blüte, vom Aufbruch bis zur Vertreibung. Das Banat zeigt sich uns wie ein Europa im Kleinen – zerrissen, erobert, zerstört, erneuert, lebendig geblieben
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