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Donau

von Passau die Donau hinunter bis zum Schwarzen Meer Read more
  • Trip start
    September 13, 2025

    Einschiffen in Passau

    September 13 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

    Um 15h kommen in Passau an und es bleibt noch 1h für einen Rundgang in der malerischen Altstadt. Der Dom, die Gassen, die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz– alles wirkt wie ein perfekter Auftakt. Am Hafen wartet die Amadeus Cara. Wir checken ein, beziehen unsere Kabine. Hier können wir uns gut einrichten für die nächsten 14 Tage. Leinen los, wir sind gespannt.Read more

  • auf dem Weg nach Wien

    September 14 in Austria ⋅ ☁️ 19 °C

    heute Nacht fuhren wir an Linz vorbei und sind gerade in der Wachau.

    Kurioses Fundstück zur Donau: bei Immendingen gönnt sich die Donau eine Showeinlage: Mitten im Karstgestein verschwindet ein Teil des Wassers einfach im Boden – teils komplett – und taucht als Aach wieder auf, die schnurstracks in den Rhein fließt. Für ein paar Kilometer ist der große Strom also trocken, und plötzlich wird aus der mächtigen Donau so etwas wie ein heimlicher Nebenfluss des Rheins. Ein geologischer Spaß, den nur die Schwäbische Alb so locker hinbekommt.Read more

  • mit dem Fahrrad auf den Kahlenberg

    September 14 in Austria ⋅ ☁️ 20 °C

    Wir steigen nicht in einen stickigen Reisebus, sondern schwingen uns in Wien auf die Fahrräder. Am Anleger in Nußdorf, wo die Donau fast gemächlich vorbeizieht und die Schiffe anlegen, starten wir unsere Tour. Schon nach wenigen Metern haben wir das Gefühl, mitten in eine Postkarte hineinzufahren: Kopfsteinpflaster, kleine Cafés, alte Winzerhäuser.

    Unser erstes Ziel ist das Beethoven-Wohnhaus in Heiligenstadt. Hier, in der stillen Umgebung der Weinberge, suchte der große Komponist Ruhe und Inspiration – und hier schrieb er auch sein berühmtes „Heiligenstädter Testament“, einen sehr persönlichen Brief, in dem er seine Verzweiflung über die zunehmende Taubheit schilderte. Man spürt fast noch die Melancholie, aber auch die ungeheure Schaffenskraft, die ihn nie verlassen hat.

    Von dort aus radeln wir weiter nach Grinzing. Die engen Gassen sind gesäumt von prächtigen Villen aus der Gründerzeit, viele von ihnen in zarten Pastelltönen gestrichen, mit schmiedeeisernen Balkonen und üppigen Gärten. Hier lässt es sich gut vorstellen, wie Künstler und Intellektuelle einst ihre Sommerfrische verbrachten. In den kleinen, schattigen Innenhöfen der Heurigenlokale klingt oft Musik, Gläser klingen, und der Duft von frischem Sturmwein (Federweißer) und hausgemachtem Aufstrich liegt in der Luft.

    Wir treten weiter in die Pedale – und nun wird’s anstrengend: Der Kahlenberg erhebt sich vor uns. Die Straße windet sich in steilen Serpentinen nach oben, und mit jeder Kurbelumdrehung öffnet sich der Blick ein Stück mehr über die Stadt. Oben angekommen, liegt uns Wien zu Füßen: die Donau, die Innenstadt mit dem Stephansdom, und in der Ferne das Wiener Becken.

    Hier oben ist auch der perfekte Ort, um kurz innezuhalten und an die Türkenbelagerungen Wiens zu denken. Besonders die zweite, im Jahr 1683, hat die Geschichte der Stadt geprägt. Damals belagerten osmanische Truppen monatelang Wien, bis ein Entsatzheer unter König Johann III. Sobieski von Polen und dem kaiserlichen Feldherrn Ernst Rüdiger von Starhemberg die Stadt in der Schlacht am Kahlenberg befreite. Der polnische Heerführer Jan III. Sobieski ritt von diesem Hügel aus mit seiner Kavallerie den legendären Angriff gegen die osmanischen Stellungen – ein entscheidender Moment, der nicht nur Wien, sondern ganz Mitteleuropa prägte. Noch heute erinnert eine kleine Kirche auf dem Kahlenberg an diesen Sieg und an die Dankbarkeit der Wiener gegenüber ihren Verbündeten.

    Nach dieser kleinen Zeitreise lassen wir die Räder bergab rollen. Der Fahrtwind rauscht in den Ohren, die Rebstöcke ziehen an uns vorbei, und die sanfte Herbstsonne taucht die Weinberge in goldenes Licht. Unten im Tal locken die Buschenschanken mit frisch gepresstem Traubensaft, knusprigen Brezen und warmem Apfelstrudel.

    So schließen wir unsere 20 Kilometer lange Radtour durch Wien – voller Geschichte, Musik und Genuss. Am Ende des Tages fühlen wir uns zwar angenehm erschöpft, aber auch reich beschenkt: mit Eindrücken, Bildern im Kopf und vielleicht einem leisen Beethoven-Motiv auf den Lippen. 🚴‍♀️🍇🍷
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  • wie mit dem Zug durch Bratislava

    September 14 in Slovakia ⋅ 🌙 15 °C

    wie mit dem Zug, nur besser. Fährt langsamer, man hat mehr Zeit und sein Zeug dabei, ohne Koffer packen auf und zu, alles zieht an einem vorbei. So wie jetzt gerade um 22h Bratislava/Preßburg, die Hauptstadt der Slowakei. Schön, wie man das Donauufer in die Stadtplanung mit einbeziehen kann. Eine wunderbare Mischung aus historisch und modern. Zudem hat soeben hat Deutschland gegen die Türkei die Basketball EM gewonnen. Ein sehr schöner Tag 2 geht zu Ende.Read more

  • von Esztergom und Donauschwaben

    September 15 in Hungary ⋅ ☀️ 23 °C

    Heute starten wir in Esztergom, einem großen Hügel kurz vor dem Donauknie. Die Basilika mit ihrer mächtigen Kuppel über der Donau beeindruckt uns schon von weitem. Im Inneren wirken die hohen Räume und goldenen Details feierlich und klar. Bis hierhin reichte das Frankenreich von Karl dem Großen und der Ort hieß Gran.

    In Visegrád steigen wir zur Burg hinauf. Von oben überblicken wir das Donauknie – die markante Flussbiegung, die Ungarns Herzland seit Jahrhunderten schützt. Bei den Donauschwaben hiess der Ort Plintenburg. Hier unter weiter stromab ging man nach der Fahrt ab Ulm oder Kehlheim an Land. Die Zeiten waren hart, denn es hieß "die ersten fanden den Tot, die zweiten die Not und die dritten erst das Brot".

    In Szentendre wechseln wir in ein ganz anderes Ambiente: enge Gassen, orthodoxe Kirchen, kleine Museen und viele Künstlerateliers.

    In Budapest erreichen wir wieder unser Schiff, dass sogleich mit uns nach Süden ablegt.
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  • unser Schiff

    September 16 in Serbia ⋅ ☀️ 28 °C

    ein Blick in unser Schiff, die Amadeus Cara.

    Die MS Amadeus Cara ist ein modernes Flusskreuzfahrtschiff, das 2022 in Dienst gestellt wurde. Mit 135 m Länge bietet es Platz für rund 160 Gäste in 81 Außenkabinen, An Bord gibt es ein Panorama­restaurant, eine Lounge, das Café Vienna, sowie ein Sonnendeck mit Liegen, Schach, Shuffleboard und Putting Green.

    Die Küche ist exzellent und vielfältig, jeden Tag gibt es auch ein viergängiges vegetarisches Menü.
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  • Snaga jedinstva – Macht der Einheit

    Sep 16–21 in Serbia ⋅ ☀️ 29 °C

    Unsere Einfahrt nach Belgrad verzögert sich, weil Dutzende von Kampfflugzeugen und Kampfhubschraubern über der Stadt fliegen. Mit der Parade „Snaga jedinstva – Macht der Einheit" betont Serbien seine militärische Stärke und bedient den nationalistischen Pathos.

    Spannend ist auch der politische Kontext. Serbien präsentiert sich militärisch neutral, pflegt aber gleichzeitig Kontakte in alle Richtungen: Waffen russischer, chinesischer, israelischer und westlicher Herkunft sind Teil des Arsenals. Während die EU-Mitgliedschaft offiziell angestrebt wird, hält Belgrad enge Bande nach Moskau und verweigert Sanktionen gegen Russland. Diese Balance aus Ost und West prägt auch die symbolische Botschaft der Parade: Sie soll nationale Einheit und Stärke demonstrieren – nach innen wie nach außen. Mit steigenden Militärausgaben von rund 2,6 % des BIP und der geplanten Rückkehr zur Wehrpflicht ist klar: Serbien setzt bewusst auf sichtbare militärische Präsenz.

    Für uns ein Spiegelbild der besonderen politischen Lage des Landes zwischen Europa und Russland.
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  • von Putin, Sava, Tito und Psychosen

    September 16 in Serbia ⋅ ☀️ 29 °C

    Auf Belgrads Souvenirmärkten stehen sie dicht an dicht: Tassen mit Tesla, Đoković und – jawohl – Putin. Das Trio infernale der serbischen Projektionen: der geniale Erfinder für die Vergangenheit, der Tennischampion für die Gegenwart und der Ersatzschwiegervater aus Moskau für die Zukunft. Đoković liefert Siege, Tesla liefert Glanz, Putin liefert das Gefühl, dass man nicht völlig allein auf der Balkaninsel sitzt. Jeder Becher ein Placebo gegen die Realität, dass Jugoslawien längst Geschichte ist und Serbien heute eher Statist als Regisseur in Europa spielt.

    Der Traum vom „Großserbien“ ist offiziell begraben, aber er spukt weiter herum wie ein alter Onkel, der bei jeder Familienfeier wieder von seinen Heldentaten erzählt. Während die unorthodoxen Nachbarn NATO-Mitglied sind und westliche Hymnen summen, bleibt man in Belgrad beim martialischen Trommeln. Militärparaden, Uniform-Ästhetik und Macho-Posen sind der Trostpreis für den geopolitischen Kontrollverlust. Und genau deshalb darf Putin hier grimmig vom Keramikregal lächeln: als imaginärer Hausfreund, der Panzer statt Pralinen mitbringt.

    Das doppelte Alphabet tut sein Übriges. Lateinisch für den Alltag, kyrillisch fürs Pathos. Ein pragmatischer Spagat, der in Wahrheit das Zerren zwischen Westbindung und orthodoxem Rückzugsraum illustriert. WhatsApp tippt man in Lateinschrift, die Heldenlieder über serbische Größe schreibt man besser kyrillisch.

    Und dann Tito. Ein kommunistischer Diktator, der als einziger in Osteuropa noch immer Blumen bekommt – zum Geburtstag wie zum Todestag. Partizan Belgrad spielt derweil weiter sein ewiges Match „gegen die Deutschen“, weil der Mythos des Widerstands noch immer verlässlicher fesselt als jedes UEFA-Turnier. Tito bleibt Projektionsfläche einer Zeit, in der Belgrad nicht Bittsteller war, sondern Hauptstadt eines Blockfreien Imperiums im Miniaturformat.

    Dazu passt die Gegenwart: überall in der Stadt prangt Werbung von Gazprom – „gutes russisches Freundschaftsgas“. Wer so viel Bruderhilfe tankt, braucht keine Photovoltaik und fährt auch garantiert kein E-Auto. Im ganzen letzten Jahr wurden ganze fünfzehn Teslas verkauft – die meisten vermutlich an Exzentriker mit West-Kreditkarte. Im Teslamuseum wie auch in vielen Gaststätten gilt ohnehin: gezahlt wird in Dinar bar, keine Teufels-€ und schon gar kein westlicher Kreditkartenmist. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die Kathedrale des Heiligen Sava, Monument orthodoxer Selbstbehauptung, trägt neben Weihrauch auch Coca-Cola im Fundament. Gas aus Russland, Zucker aus Amerika – fertig ist der serbische Energiemix. Früher war das auch bekannt als der Coca-Cola-Kommunismus.

    So wird klar: Diese Tassen sind keine Souvenirs, sie sind Reliquien einer nationalen Selbstinszenierung. Belgrad verkauft sich an Touristen nicht nur mit Skyline und Rakija, sondern mit einer kräftigen Dosis Größenwahn im Porzellanbecher. Wer daraus trinkt, sollte wissen: das ist kein Kaffee, das ist flüssige Balkan-Psychoanalyse.
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  • Run Beograd

    September 16 in Serbia ⋅ ⛅ 22 °C

    Im Training bleiben. 8 km Laufen rund um die Festung, durch die Fußgängerzone und zum Sonnenuntergang auf die Festung. Aber Vorsicht - Belgrad hat kein gutes Laufpflaster, grobes Kopfsteinpflaster, tiefe Löcher, zerbrochene Platten. Heute knapp 30⁰.Read more

  • durchs Eiserne Tor

    September 17 in Serbia ⋅ ⛅ 18 °C

    Wir lassen Belgrad hinter uns und stehen in Golubac. Vor uns breitet sich die Donau wie ein Meer aus – ganze 6,5 Kilometer weit. Über uns thront die Festung, als würde sie den Fluss seit Jahrhunderten bewachen.

    Wir folgen dem Strom und erreichen Lepenski Vir. Schon der Name erzählt von den Wirbeln, die hier entstehen. Das Wasser wälzt sich, es schäumt, und wir spüren, warum Menschen schon vor 8000 Jahren genau hier lebten. Die Strudel bringen Sauerstoff, Fische blitzen im klaren Wasser, und die Ausgrabungen im Museum wirken, als wollten sie uns ihre Geschichte zuflüstern.

    Weiter flussaufwärts zieht uns die Donau in die Enge des Eisernen Tores. Die Felsen rücken zusammen, die Strömung packt uns, und wir fühlen die Wucht des Flusses. Kaiser Trajan ließ an dieser Stelle den Donausüdweg entlang der Felsen bauen– seine Inschrift, die Tabula Traiana, sehen wir noch heute. Unter uns liegt die tiefste Stelle der Donau: 146 Meter Wasser, dunkel und geheimnisvoll.

    Und plötzlich springen wir in der Zeit. Wir setzen nur über den Fluss, von Serbien nach Rumänien, und schon zeigt die Uhr eine Stunde mehr. Der Fluss bleibt derselbe und nur für uns Menschen verändert sich die Zeit.
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  • Eisernes Tor, Schleuse 1 und 2

    September 17 in Serbia ⋅ 🌙 16 °C

    Wir fahren in die Schleusen am Eisernen Tor ein, die Betonwände steigen grauschwarz neben uns auf. Das Wasser sinkt und wir mit ihm langsam, schwer und majestätisch, in zwei Stufen geht es über 30 Meter flussab.

    Hier begann in den 1960er-Jahren ein sozialistisches Mammutprojekt: Tito und Ceaușescu ließen die Donau zähmen, bauten Staustufen und Turbinen, um Energie, Industrie und Schiffbarkeit zu sichern. Ganze Dörfer versanken, Kulturerbe verschwand – Fortschrittsglaube war wichtiger als Landschaft, Geschichte oder Fischwanderungen.

    Nach dem Zerfall Jugoslawiens kam der Niedergang: wenig Geld, kaum Kooperation. Erst mit Rumäniens EU-Beitritt und Serbiens Kandidatenstatus kam neue Dynamik – Milliarden flossen in Modernisierung, ökologische Auflagen, Schifffahrtswege. Heute ist das Kraftwerk Teil des europäischen Energiesystems, gleichzeitig Außengrenze der EU.

    Und doch: Während wir durch die Schleuse gleiten, sehen wir an den Wänden Graffiti, prorussische Parolen. Ein Bild der Spannung: Die EU zahlt, baut aus, modernisiert – und wird zugleich verhöhnt. Russland dagegen gibt wenig, lebt aber in Symbolen und Gefühlen weiter. Vom chinesischen Einfluss wird geredet, zu sehen ist nichts.

    Das Eiserne Tor ist damit mehr als Beton und Stahl. Es ist ein Spiegel für alte Allianzen und neue Ordnungen – und wir fahren mitten hindurch, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und einer Zukunft, die vor allem klare Orientierung und pragmatische Entscheidungen fordert.
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  • Swischtow Bulgarien

    September 18 in Bulgaria ⋅ ☀️ 23 °C

    Wir machen Halt in Swischtow, Stromkilometer 560. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt wie eine wilde Mischung aus sozialistischen Betonbauten, gelben Ladekränen und Getreidesilos – ganz sicher kein Postkartenmotiv. Alles wirkt etwas angeschossen und verwelkt. Und doch steckt gerade darin ein Stück der Vielfalt Europas. Während wir an Deck sitzen, denken wir daran, wie unterschiedlich die Gesichter unseres Kontinents sind: mondäne Metropolen hier, bescheidene Donaustädte dort – und alles gehört zusammen.

    Bulgarien ist seit 2007 Mitglied der EU und führt am 1. Januar 2026 den Euro ein. Für uns ist das ein Symbol, wie sehr sich das Land nach Westen orientiert. Die Wirtschaft wächst: das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei rund 18.500 USD nominal und fast 42.000 USD in Kaufkraftparität – deutlich näher an Mitteleuropa, als man es auf den ersten Blick vermutet. Landwirtschaft, Industrie, IT und Tourismus prägen den Aufbruch.

    Wir bleiben heute an Bord, genießen die ruhige Donau und lassen die Landschaft vorbeiziehen. Am Nachmittag geht es weiter nach Russe (bulgarisch für blond, gemeint ist der Donaustrand)– mit dem guten Gefühl, wieder ein Mosaiksteinchen dieser bunten europäischen Reise entlang der Donau erlebt zu haben.
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  • 60 Schiffe in Ruse

    September 18 in Bulgaria ⋅ ☀️ 22 °C

    Wir machen einen Stadtrundgang durch Ruse und lassen uns Zeit. Die Stadt wirkt ruhig, aufgeräumt und gepflegt – ohne große Worte, aber mit vielen Spuren der Vergangenheit. Die Stadt hat 120.000 Einwohner - so groß wie Ingolstadt an der Donau.

    Ruse liegt an Stromkilometer 495.

    Schon zur Römerzeit war Ruse bedeutend: Damals hieß die Siedlung Sexaginta Prista, was „Hafen der 60 Schiffe“ bedeutet. Eine römische Donauflotte war hier stationiert, um die Nordgrenze des Reiches zu sichern. Die Überreste sind bis heute sichtbar – zwischen modernen Häusern und Parkanlagen.

    Später gehörte die Stadt jahrhundertelang zum Osmanischen Reich, bis Bulgarien 1878 mit Unterstützung Russlands unabhängig wurde. Für viele war das die Befreiung – und der Beginn eines neuen Kapitels.

    Ruse entwickelte sich rasch: Boulevards wurden angelegt, Theater, Banken, Schulen gegründet. Die Architektur orientierte sich stark an mitteleuropäischen Vorbildern – ein Ausdruck von Aufbruch und Offenheit.

    In der Zeit des Kommunismus wurde die Stadt Teil der zentral gesteuerten Volkswirtschaft. Heute erinnert nur noch wenig an diese Epoche – die Stimmung ist geprägt von Wandel und Neuanfang.

    Beim Gehen nehmen wir die Kontraste wahr: Manche Menschen verdienen 450 Euro im Monat, andere – z. B. in der IT – ein Vielfaches. Mit der Einführung des Euro am 1. Januar 2026 steht der nächste Schritt in die europäische Integration bevor.

    Wir beenden unseren Rundgang am Donauufer. Ruse wirkt nicht spektakulär – aber ausgewogen, historisch verwurzelt und offen für das, was kommt.

    Morgen fahren wir weiter nach Rumänien.
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  • Tulcea

    September 19 in Romania ⋅ ☀️ 18 °C

    Wir kommen in Tulcea an, dem Tor zum Donaudelta. Nicht weit von hier starten die kleinen Boote in die verwobene Landschaft aus Armen, Kanälen und Schilfinseln. Vor dem Krieg ging es über den nördlichen Donauarm, dort, wo das Nordufer bereits zur Ukraine 🇺🇦 gehört. 5 Kilometer sind es bis dorthin. Davor berührt Moldawien die Donau. Heute ist die Lage leider anders: russische Bomben 🇷🇺 treffen immer wieder Ortschaften und ukrainische Hafenanlagen in Izmail. Wir hoffen, dass der Krieg bald endet. Slava Ukraina 🇺🇦Read more

  • Mila 23

    September 19 in Romania ⋅ ☀️ 23 °C

    Wir brechen auf ins Donaudelta, Rumäniens jüngstes Land und UNESCO-Weltnaturerbe. Ein Ort, der als Paradies für Fische und Vögel gilt, Rastplatz für Zugvögel zwischen Tropen und Arktis – so jedenfalls das Versprechen. Unser Ziel: Mila 23, ein legendäres Fischerdorf mitten im Delta, 53 Kilometer von Tulcea entfernt und nur über den Wasserweg erreichbar.

    Der Name Mila 23 stammt von einer alten Schiffsmarkierung am Sulina-Arm. Heute gilt das Dorf als einzige lipowanische Siedlung im Delta, gegründet Ende des 19. Jahrhunderts von russischen Altgläubigen. Hier sollen die Zeit stillstehen, die Fischerboote schaukeln und das Leben aussehen wie vor hundert Jahren – archaisch, authentisch, charmant.

    Klingt idyllisch, oder? Die Realität: Meist rasen wir 25 Kilometer lang mit knatternden 300-PS-Außenbordern übers Wasser, durch enge Kanäle, weite Seen, Schilf - und Seerosenfelder. Vogelbeobachtung? Eher Vogelvertreibung. Statt Schilfrohrromantik Motorengebrüll, statt Naturerlebnis ein Höllenritt. Mila 23? Sehen wir nicht. Vielleicht zieht es links vorbei, aber wir halten uns zu sehr am Sitz fest, um es wahrzunehmen.

    Nach zweieinhalb Stunden landen wir wieder an – halb taub, durchgeschüttelt, aber immerhin lebendig. Man erzählt uns, es gebe immer weniger Fische und das Wasser werde knapp – man wisse nicht warum. Aha. Vielleicht liegt es ja nicht am Klimawandel, sondern daran, dass hier Highspeed-Bootrennen als Naturschutzprogramm durchgehen.

    Wir möchten besser nicht wissen, wie viele Nester und Gelege durch das wilde Kielwasser zerstört wurden. Zwischen sehr schade und peinlich.

    Während wir uns fragen, ob Vollgas durch die Schutzklasse 1 wirklich zum UNESCO-Konzept passt, sitzen einige passiv, manche grinsend im Boot. Sie feiern den Motorenknall – echte Petrosexuelle, die Benzin und PS aufregender finden als Reiher und Kormorane.
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  • Sieg über das Volk

    September 20 in Romania ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir stehen heute in Bukarest vor dem „Haus des Volkes“ – einem Bauwerk, das alles verschlingt. Zweitgrößtes Verwaltungsgebäude der Welt, endlose Korridore, Säle groß wie Kathedralen, hunderte Räume, von denen viele nie genutzt werden. Errichtet wurde dieses Monument in den 1980er-Jahren auf Befehl von Nicolae und Elena Ceaușescu. Es ist das Sinnbild ihres Größenwahns: Während Millionen Rumänen mit Lebensmittelmarken Schlange stehen, frieren, improvisieren, wächst hier ein Palast aus Marmor, Gold und Kristall.

    Die Kontraste könnten größer nicht sein – prekäre Lebensverhältnisse draußen, eine verschwenderische Bühne der Macht drinnen. Ceaușescu wollte mit diesem Bau den Sieg über sein Volk zementieren. Doch bald darauf kam die Wende: Weihnachten 1989, die Hinrichtung des Ehepaars durch eben jenes Volk, das sie gedemütigt hatten.

    Und heute? Wir fragen uns: Lieben die Rumänen dieses Gebäude wirklich – oder ist es eher eine Form der Traumabewältigung, eine ironische Aneignung der Vergangenheit? Touristen strömen hinein, nationale Symbole flattern darüber, und die Menschen sagen: Es ist Teil unserer Geschichte, ob wir wollen oder nicht. Ein Monument der Unterdrückung – und zugleich ein Spiegel des Sieges über den Diktator.

    Auf dem Weg nach Bukarest begegnen wir auf der Bundesstraße einem Pferdefuhrwerk mit einer ländlichen Familie. Auch nach 35 Jahren kommt Veränderung nur in kleinen Schritten.
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  • Durch die Steppe von Oltenien

    September 20 in Romania ⋅ ⛅ 27 °C

    Wir fahren durch Oltenien in der Walachei im September. Die Ernte ist vorbei, die Landschaft trägt braune Stoppeln wie ein schlecht rasiertes Kinn. Quadratkilometer Monokultur, abgeerntet, ausgedörrt, leblos. Kein Baum, keine Hecke, kein Grünstreifen. Wer hier noch „fruchtbare Ebene“ sagt, hat seit Jahrzehnten nicht hingeschaut. Die Trockenheit in diesem Herbst ist extrem, obwohl die Ernte nach vielem Regen im Frühjahr gut war. Das neue Wetternormal bringt meist Extreme.

    Die Menschen hier haben entschieden, dass es so sein soll. Wälder wurden abgeschlagen,, weil Holz sofort Geld bringt. Wälder halten Regen, aber Regen, der im Boden versickert, lässt sich nicht verkaufen. Also fließt er jetzt oberflächlich ab, schwemmt Erde mit und verschwindet im Schwarzen Meer. Ergebnis: 453.000 Hektar Waldfläche sind in Rumänien seit 2001 verschwunden, jedes Jahr ein bisschen mehr. Offiziell gibt es Aufforstungsprogramme, in der Realität wachsen vor allem die Konten jener, die an EU-Fördergeldern verdienen.

    In den Ebenen sieht es nicht besser aus. Felder so groß wie Städte, alles Mais, alles Sonnenblume. Kein Platz für Bäume oder Sträucher, die Wind bremsen oder Feuchtigkeit halten könnten. Das bringt kurzfristig hohe Erträge und EU-Subventionen, die pro Hektar gezahlt werden. Also pflügt man alles um, solange es noch etwas hergibt. Der Preis? 80.000 bis 100.000 Hektar in Oltenien sind bereits zur Steppe geworden – ein Stück Steppe mitten in Europa. In Dăbuleni, Dolj und Teleorman weht der Sand schon über die Straßen.

    Und die Politik? Sie liefert das passende Theaterstück: Versicherungsprogramme gegen Dürreschäden, die kaum umgesetzt sind. Milliarden für die Wasserwirtschaft, die durch Korruption verdampfen wie Regentropfen auf heißem Asphalt. Die Leitungen verlieren bis zu 40 Prozent des Wassers durch Lecks, aber das ist egal – schließlich kann man Tankwagen schicken. So funktioniert Krisenmanagement hier: Man wartet, bis das Problem unübersehbar ist, und dann fährt ein Laster mit Wasser vor.

    Die Psychologie hinter all dem ist simpel: Bauern denken von Ernte zu Ernte, Politiker von Wahl zu Wahl. Alle wissen, dass es jedes Jahr ein bisschen schlimmer wird, aber niemand will der Erste sein, der an seinen eigenen Vorteil sägt. Die Jugend geht nach Bukarest oder ins Ausland, die Alten bleiben zurück und nicken müde, wenn der Brunnen im Sommer wieder austrocknet. Die Katastrophe kommt nicht als Schock, sondern in Raten. Genau deshalb wird sie akzeptiert.

    Und so sieht die Zukunft aus, ohne Pathos: Bis 2030 haben weite Teile der Walachei ihre Böden ausgezehrt. Bis 2040 werden ganze Landstriche aufgegeben, weil Landwirtschaft sich dort nicht mehr lohnt. Bis 2050 ist Oltenien im Kern eine Steppe. Erst dann, wenn das Land wertlos ist, wenn niemand mehr etwas daran verdient, kommen vielleicht (?) die Programme zur Renaturierung, die großen Aufforstungen, die schönen Projekte mit EU-Siegel. Bis dahin: weiter so.

    Wir fahren durch diese Landschaft und sehen keine Naturkatastrophe, sondern ein Menschenwerk. Kein Schicksal, kein „Klima allein“, sondern Entscheidungen, Interessen und Ignoranz. Es ist die sog. Sahara von Oltenien, und sie wächst nicht, weil die Sonne scheint, sondern weil Menschen sich dafür entschieden haben, dass Geld heute wichtiger ist als Lebensgrundlagen von morgen.
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  • Ein Sonntag mit vier Religionen

    September 21 in Bulgaria ⋅ ☀️ 30 °C

    Heute ist Sonntag, blauer Himmel, 30 Grad – besseres Wetter können wir uns für unsere Fahrradtour durch Vidin kaum wünschen. Die Donaustadt empfängt uns mit Geschichte, Bäumen voller Schatten und einer besonderen Offenheit. Leider ist es knochentrocken und die Springbrunnen sind alle abgestellt.

    Wir besuchen die prächtige Dimitri-Kathedrale, fahren weiter zur Osman-Pazvantoglu-Moschee mit ihrer herzförmigen Turmspitze und der kleinen Bibliothek nebenan. Sie erinnern an eine Zeit, in der lokale Herrscher sogar innerhalb des Osmanischen Reiches ihre Unabhängigkeit behaupteten. Wenige Straßen weiter steht die Synagoge, die vom einst reichen jüdischen Leben zeugt – Vidin ist und bleibt ein Symbol religiöser Toleranz. Leider haben wir nur Euro dabei und können die Synagoge so leider nicht unterstützen. Bei den anderen Gelegenheiten klappt das Bezahlen mit Karte oder mit Euro besser.

    Am Stadtrand besichtigen die Baba-Festung, ein starkes Wahrzeichen Bulgariens. Sie erzählt vom Ringen zwischen Orthodoxie und Katholizismus, von Belagerungen und Aufbrüchen. Wer tiefer in die Antike eintauchen will, findet nur 30 Kilometer entfernt die römische Kolonie Colonia Ulpia Traiana Ratiaria bei Archar, gegründet unter Kaiser Trajan – ein wichtiges Zentrum der römischen Donauregion.

    Zwischen prächtigen Häusern des 19. Jahrhunderts und sozialistischen Plattenbauten entdecken wir gepflegte Plätze, viele alte Bäume und Platanen. Trotz aller Bescheidenheit wirkt hier alles ordentlich und sauber. Heute leben rund 40.000 Menschen in Vidin. Viele arbeiten in Landwirtschaft und Verwaltung, andere verdienen im Ausland und schicken Geld an ihre Familien zurück. Wie in vielen Regionen Bulgariens schrumpft die Bevölkerung, doch die Stadt bleibt lebendig – man kennt sich, man hilft sich. Auch einige Besatzungsmitglieder treffen sich mit ihren Familien am Donauufer.

    Eckpunkte der bulgarischen Geschichte begleiten uns überall: jahrhundertelange Türkenherrschaft, die hart erkämpfte Eigenständigkeit, später die Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft. Heute blickt Vidin nach vorn – am 1. Januar 2026 wird Bulgarien den Euro einführen, und hier wartet man ebenso dringend wie gemächlich auf neue Impulse.

    Wir bleiben bis 22 Uhr, genießen das sommerliche Flair an der Donau und freuen uns abends auf ein Klassikkonzert – ein schöner Abschluss für unsere Erkundung einer weiteren europäischen Region. Wir schätzen die Vielfalt und das Unbekannte.
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  • im Zeitraffer durchs Eiserne Tor

    September 22 in Serbia ⋅ ☀️ 21 °C

    Heute geht es zurück durchs Eiserne Tor. Der Film beginnt kurz vor der Tafel des Trajans links, dann folgt rechts das Felsgesicht von Decebal beim Kloster Mraconia. Danach folgt die Engstelle, die auf Englisch Big Boilers und auf Deutsch Eisernes Tor heißt. Breite 150m und Tiefe 90m. Früher war der Wasserspiegel 30m tiefer, demnach muss die Donau extrem schnell durch das Tor geschossen und gestrudelt sein. Die Fahrt dauert 1h, im Zeitraffer ca 30 SekundenRead more

  • Durch das Banat

    September 22 in Romania ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir fahren die Donau hinauf. Hinter uns liegt das Eiserne Tor bei Orșova, vor uns erstreckt sich das Banats. Heute sehen wir grüne Hügel, Wiesen, Dörfer, Städte – doch über Jahrhunderte war diese Landschaft ein Kriegsland, eine Mark. Unter den Osmanen war das Banat ab 1552 ein Grenzbezirk, das Ejalet Temesvar. Türkische Paschas hielten Festungen wie Temeswar und Peterwardein, doch die Ebene blieb dünn besiedelt, oft verwüstet und von Garnisonen geprägt.

    Dann kam der Wendepunkt: 1716, bei Peterwardein gegenüber von Neusatz (heute Novi Sad). Prinz Eugen von Savoien schlug die Türken vernichtend. Parallelen zur Reconquista in Spanien, nachdem die Türken 1683 Wien fast erobert hatten. Kurz darauf fiel Temeswar – die osmanische Herrschaft im Banat war beendet. Mit dem Frieden von Passarowitz 1718 übernahmen die Habsburger das Gebiet. Sie stellten es unter direkte Militärverwaltung Wiens – wieder eine Mark, diesmal gegen die Osmanen, aber nun mit dem Ziel, das Land neu zu ordnen.

    Maria Theresia und ihre Vorgänger riefen Siedler ins Land. In Ulmer Schachteln kamen zehntausende Bauernfamilien aus Schwaben, Bayern, dem Elsass. Sie entwässerten Sümpfe, bauten Kanäle, gründeten Dörfer. Bald sprach man vom „Banat von Temeswar“ – und aus einer Grenzmark wurde ein blühendes Land. Rund 200 Jahre lang prägte die deutsche Sprache Schulen, Rathäuser und Theater. Um 1900 lebten hier über eine halbe Million Deutsche, fast ein Drittel der Bevölkerung. Temeswar und Neusatz wurden zu Zentren der Kultur: Zeitungen, Opern, Universitäten.

    Doch die Geschichte brachte Brüche. Nach 1918 wurde das Banat zwischen Rumänien, Jugoslawien und Ungarn aufgeteilt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Deportationen und Vertreibungen. Viele Dörfer verloren ihre deutsche Bevölkerung – doch Spuren blieben: Friedhöfe, Kirchen, Straßennamen.

    Und wir, auf unserer Donaufahrt, spüren sie noch immer. Jede Biegung des Flusses erzählt von dieser Wandlung: vom Kriegsland zur Mark, von der Neubesiedlung zur Blüte, vom Aufbruch bis zur Vertreibung. Das Banat zeigt sich uns wie ein Europa im Kleinen – zerrissen, erobert, zerstört, erneuert, lebendig geblieben
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  • Kontraste in Novi Sad

    September 23 in Serbia ⋅ ☀️ 27 °C

    Am Morgen machen wir in Novi Sad fest. Mit den E-Bikes fahren wir anstrengend hinauf zur Habsburger-Festung Peterwardein – oben belohnt uns ein fantastischer Blick über die breite Donau. Danach rollen wir hinunter in die Stadt. Die Mischung aus Habsburger-Architektur und sozialistischen Bauten gefällt uns besser als Belgrad. „Athen Serbiens“ finden wir etwas übertrieben.

    Mit dem E-Bike sind wir doppelt so schnell wie die Ausflügler im Bus, machen unser eigenes Tempo und hören nur halb so viele Fakten, die man sich sowieso nicht alle merken kann. Bei McDonald’s finden wir schließlich WLAN zum Arbeiten – Serbien ist ja kein Roaming-Land, und McDonald’s hat weltweit zuverlässige Technik.

    Mittags liegen wir entspannt an Deck und genießen einen der letzten warmen Sommertage 2025.
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  • Heimatkrieg und Resilienz in Vukovar

    September 23 in Croatia ⋅ ☁️ 20 °C

    Abends legen wir in Vukovar an. Es ist bereits dunkel, die Donau liegt still, als wir mit den E-Bikes zum Krankenhaus rollen. Das Gebäude ist in Betrieb – und doch bleibt der Keller frei zugänglich. Hier sehen wir die Spuren der Belagerung von 1991: Ärzte, die damals unter ständigem Beschuss weiterarbeiteten, und über unseren Köpfen noch immer die schweren Einschläge in der Kellerdecke. Ein Krankenhaus, das gleichzeitig ein Mahnmal ist – ungewöhnlich und tief berührend.

    87 Tage Belagerung 1991, über 800 Treffer im Krankenhausbetrieb. Barrikaden und Sandsäcke vor der Tür. Am 18. November fällt die Stadt, zwei Tage später verschleppen die JNA und serbische Paramilitärs nach der Zusicherung von freiem Geleit mehr als 250 Verwundete, Ärzte und Zivilisten nach Ovčara, wo sie ermordet werden. Offiziell war die JNA die Armee Jugoslawiens, zuständig für alle Völker – tatsächlich war sie längst zur Angriffstruppe im Dienst serbischer Interessen geworden, gesteuert aus Belgrad.

    Wir lernen das Wort Heimatkrieg (kroatisch Domovinski rat), das den Unabhängigkeitskrieg Kroatiens 🇭🇷 1991–1995 gegen die JNA und serbische Milizen bezeichnet – den Kampf um Staatlichkeit und Freiheit.

    Wir radeln weiter durch die gepflegte, wiederaufgebaute Stadt mit immer noch einigen Ruinen. Vor uns erhebt sich der Wasserturm, über 600 Mal getroffen und doch nicht eingestürzt ist. Auf seiner Spitze weht stolz und mahnend die kroatische Fahne – ein starkes Symbol für Widerstand und Überleben.

    Am Hafen zur Donau steht das weiße Kreuz, am Stadtrand 938 weiße Kreuze auf dem größten Gedenkfriedhof Kroatiens.

    Vukovar bleibt Mahnung: wie nah Krieg und Zerstörung in Europa durch die Jahrhunderte waren – und sind. Dieses Thema begleitet uns nun schon die ganze Donaureise.

    Kroatien 🇭🇷 fand nach der Reintegration Vukovars, die erst 1998 erfolgte, einen erstaunlich schnellen Weg nach Westen: NATO 2009, EU 🇪🇺 2013, Schengen und Euro 💶 2023.

    Heute, in der Ukraine 🇺🇦 erkennen wir: Mutlosigkeit und Versuche, Probleme mit Geld zu lösen ist eine schwache Politik – nur entschlossenes Handeln kann Schlimmeres verhindern und den Weg in eine bessere Zukunft ebnen.
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  • Mohács

    September 24 in Hungary ⋅ ☁️ 19 °C

    Wir machen Halt in Mohács, einer Stadt, die gleich zweimal europäische Geschichte geschrieben hat. Noch heute hört man hier Deutsch – ein Erbe der Donauschwaben, die bis in die 1950er Jahre mit ihren Bräuchen und Akkordeonklängen das Leben prägten.

    Für mich beginnt der Besuch sportlich: Ich jogge 8 Kilometer hinaus zum Denkmal am Schlachtfeld von 1526, wo die ungarische Armee eine verheerende Niederlage gegen die Osmanen erlitt, und wieder 8 Kilometer zurück.

    Doch es blieb nicht bei dieser einen Schlacht. 1687 fand hier die zweite Schlacht von Mohács statt – diesmal siegten die Habsburger über die Osmanen und drängten deren Macht an der Donau weit nach Süden zurück. Damit markiert der Ort nicht nur den Tiefpunkt ungarischer Geschichte, sondern auch den Beginn einer neuen Epoche in Mitteleuropa.

    Bei der Flucht des türkischen Großwesirs blieb sein prächtiges Reisezelt auf dem Schlachtfeld zurück. Auf verschlungenen Wegen fand das Zelt seinen heutigen Platz in der Dauerausstellung des Bayrischen Armeemuseums in Ingolstadt. Zufälle gibt es, die glaubt man kaum.

    Beim Bummeln am Ufer entdecken wir eine alte Wassermühle, wie sie früher zahlreich an der Donau zu finden war. Wir fotografieren sie vom Fluss aus: das große Rad, das ins Wasser greift, wirkt wie ein stilles Denkmal vergangener Zeiten.
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  • bezauberndes Budapest

    September 25 in Hungary ⋅ 🌧 13 °C

    Den ganzen Tag liegen wir mit unserem Schiff im Zentrum von Budapest.

    Mit unseren E-Bikes radeln wir mühelos durch die Stadt, spüren den Fahrtwind im Gesicht und tauchen ein in das vibrierende Leben.

    Früh am Morgen rollen wir zur Széchenyi-Therme – dampfende Becken drinnen und draußen, gelbes Palastambiente, noch angenehm ruhig, bevor der Trubel beginnt.

    Weiter geht es zum Heldenplatz, wo ungarische Statuen stolz in den blauen Himmel ragen. Auf der prachtvollen Andrássy út fahren wir bis zur Oper und stehen staunend im goldglänzenden Foyer. Vorbei am düsteren Haus des Terrors, den bewegenden Denkmälern zum Holocaust und den stillen, erschütternden Schuhen an der Donau führt unser Weg zum mächtigen Parlament und durch elegante Einkaufsstraßen voller Flair.

    Was wäre Budapest ohne Budapester. So lassen wir uns beim Massschuster VASS beraten und lernen viel über Budapester, Derby, Brogue und das in vielen Farben. Ich entscheide mich für ein Paar Oxford mit einem leicht changierenden und glänzenden Braun, genannt Radila Gold. Sehr schön.

    Nach dem Mittagessen schwingen wir uns erneut auf die Räder – diesmal lockt die Buda-Seite. Wir erklimmen den Burgberg, lassen die Blicke weit über die Donau schweifen und stehen verzaubert an der Fischerbastei: weiße Türme, verspielte Bögen, und ein Panorama, das zu den schönsten Orten Europas gehört.

    Einzigartig ist die umfangreiche Kombination von verschiedenen Palästen, Plätzen und Baustilen an einem kompakten Ort - das gibt es weder in Paris, Wien oder Prag.

    Budapest zeigt sich uns heute von seiner allerschönsten Seite – bezaubernd, eindrucksvoll, unvergesslich.

    21 Kilometer haben wir auf dem Tacho. Wir kommen gerne mit mehr Zeit wieder.
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