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  • Day 57

    Silvermines - Potosí

    January 29, 2020 in Bolivia ⋅ ☀️ 17 °C

    Was soll ich dazu sagen...wir leben in 2020 in einer globalisierten Welt und trotzdem gibt es noch eine solche eigentlich Menschenunwürdige Arbeit, aber auf Anfang.

    Die Stadt Potosí hat eigentlich nur einen Wirtschaftszweig und zwar die Silberminen! Es gibt Touren um sich diese anzuschauen und um zu sehen wie die Miner dort arbeiten. Also Schutzanzug, Gummistiefel und Helm mit Lampe, was auch Standartausrüstung bei den Arbeiten ist, an und dann durch ein kleines Loch in den Berg, immer und immer tiefer.

    Ein paar kleine Fakten zur Arbeit in den Minen: Die Arbeiterzahl sowie die Arbeitszeiten variieren je nach dem wie hoch die Nachfrage nach Silber auf dem internationalen Markt ist. Zu Hochzeiten arbeiten rund 15‘000-16‘000 in den Minen. Der normal Arbeitstag dauert circa 10-12 Stunden, es kann aber schon mal vorkommen, dass die Arbeiter 24-36 Stunden am Stück in der Mine arbeiten, dh. kein Essen und keine wirklich erholsame Pause. Die Lebenserwartung liegt bei circa 40-50 Jahren.

    Der Weg am Anfang war noch relativ in Ordnung, ich musste zwar ein bisschen gebückt laufen, aber das muss ich in Südamerika in Gebäuden fast überall, aber dann ging es weiter durch ein kleines Loch im Boden und ich dachte mir das kann doch unmöglich der Weg sein doch genau das war er uns es ging immer tiefer nach unten! Je weiter wir gingen desto schwerer fiel es mir zu atmen obwohl ich einen Atemschutz anhatte und die Orientierung war auch schon komplett verloren, an manchen Stellen kam man ohne kriechen einfach nicht weiter. Es war dunkel, eng, kalt und feucht!
    Die Arbeiter kauen viel Kokablätter um einfach das entstehende Hungergefühl zu unterdrücken, außerdem wird sehr harter Alkohol (96%) mit Saft getrunken und auch der Pacha Mama geopfert für deren Sicherheit!
    Die Schächte gehen oft über 100 Meter in die Tiefe und das muss man alles runterkriechen, es gibt zwar einen Seilzug, der ist aber nur für die Mineralien. Diese werden dann über ein Schienensystem in Wagons über ein Schienensystem nach draußen befördert. Diese wiegen rund eine Tonne und werden von einer Person geschoben. Das ist saumäßig anstrengend nicht nur weil es echt mega schwer ist sondern auch weil die Mine auf über 4000m liegt. Ich habe diesen Wagon auch ein Stück geschoben. Ich war noch nie so froh wieder den Himmel und Tageslicht zu sehen als wir die Mine verlassen haben!

    Dies ist wahrscheinlich einer der schlimmsten Jobs der Welt, aber leider durch unsere Konsumgesellschaft immer noch notwendig. Diese Mine zu besichtigen hat mir nochmals sehr deutlich gezeigt wie viel Glück ich im Leben habe um so einen Job nie ausüben zu müssen!
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