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  • Day 13

    Von Nevada nach Arizona

    July 3, 2009 in the United States ⋅ ⛅ 33 °C

    Nach den Anstrengungen des vergangenen Tages liegt Malte abends mit Fieber im Hotelbett. Aus den Pharmacie-Abteilungen der Supermärkte kauften wir verschiedene Halsschmerz- und Erkältungsmittel, darunter auch einige stärkere. Die Nacht übersteht er ganz gut, ist aber am nächsten Morgen nach der Einnahme des nächsten »Zaubertranks« einigermaßen zugedröhnt.

    Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere weitere Tourenplanung durch den Wilden Westen bereits aufgegeben. Heute wollten wir ursprünglich Kilometer machen und von las Vegas aus über das Valley of Fire und Utah bis zum Lake Powell nach Page, Arizona, fahren. Doch dazu sind wir nicht so recht in der Lage. Also beschließen wir, stattdessen südöstlich in das nur 108 Meilen entfernte Kingman, Arizona, an der Route 66 zu fahren und dort ein Motel gleich für zwei Nächte zu nehmen. Dort, so hoffen wir, kann sich Malte einigermaßen auskurieren. Gleichzeitig gewinnen wir etwas Zeit, weil der für diesen Urlaub zwingend vorgesehene Klamottenkauf noch gar nicht stattgefunden hat. Das Motel 6 in Kingman buchen wir diesmal wieder online vor.

    Nach dem Auschecken bringen wir unsere Koffer zum Auto und fahren ein paar Meilen südlich in das Las Vegas Outlet. Dort decken wir uns mit diversen Jeans, Schuhen und T-Shirts ein.

    Mittags geht es dann weiter. 108 Meilen sind eigentlich nicht viel für eine Tagesetappe, doch es kam etwas, womit wir nicht gerechnet haben: Stau! Der Highway 93, eigentlich eine totlangweilige Straße durch die wüstenartige Steppe, verwandelt sich von einer funktionierenden Schnellstraße plötzlich in eine Blechschlange von vielen Kilometern Länge. Grund dafür ist die Hoover-Staumauer, mit der der Colorado River aufgestaut wird. Der Highway 93 führt direkt über die Staumauer, in deren Mitte sich auch noch die Grenze zwischen Nevada und Arizona befindet, und damit verbunden auch der Zeitzonenwechsel zwischen der Pacific Time (UTC-8) und der Mountain-Time (UTC-7).

    Für die Amis ist das alleine Grund genug, hierfür viele Kilometer Umweg auf sich zu nehmen. Außer einem netten Bild auf die Mauer und den Lake Mead gibt es hier aber nichts zu sehen. Zu allem Überfluss picken sich die Landesgrenzer auch noch einige Autos zur Ausweis- und Ladungskontrolle heraus. Der Stau beginnt lange vor dem Staudamm, führt dann ins Tal zum Fluss hinab, über die Mauer, und auf der anderen Seite wieder hoch.

    Man hat offenbar vor einigen Jahren das Problem erkannt, denn es entsteht hier eine neue Brücke über den Colorado, die künftig den Verkehr aufnehmen soll. 2006 machte die Baustelle Schlagzeilen, als hier zwei Baukräne bei heftigen Winden einstürzten. Die eigentlich für 2008 erwartete Fertigstellung des neuen »Hoover Dam Bypass« findet tatsächlich erst im Oktober 2010 statt.

    Irgendwann, sehr genervt und müde, kommen wir in Kingman an. Erst hier merken wir, dass Kingman zwei Motel 6 hat, und wir natürlich am falschen Exemplar stehen. Hätten wir mal nicht aus der Ferne schon reserviert, dann wäre das erste auch das »richtige« gewesen. So müssen wir nochmal durch die halbe Stadt.

    Wir checken ein und sehen zu, wie langsam der Himmel bewölkt. Allmählich bahnt sich ein Unwetter an. Eine unglaubliche Lichtstimmung entsteht. Nur einige hundert Meter weiter verläuft die Santa-Fe-Linie mit viel Güterverkehr, und so mobilisiert Malte noch einmal seine restlichen Kräfte und bemüht sich um ein Eisenbahnfoto.

    Nach dem Foto ist rasch das Licht weg. Wir kaufen noch kurz im Supermarkt ein, bevor ein Unwetter losbricht. In der Ferne sehen wir die Blitze an einem pechschwarzen Himmel zucken, ein unglaublich faszinierender Anblick hier in der Wüste. Wir machen es uns in unserem Zimmer gemütlich und harren der Dinge, die da kommen. Im Fernsehen werden später Sturmschäden in Phoenix gezeigt, wo unser Unwetter wohl so richtig gewütet hat. Phoenix ist 188 Meilen entfernt.
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