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  • Day 11

    Das Wetter hat kein Visum

    May 24, 2017 in Russia ⋅ ⛅ 13 °C

    Unser tolles Spa-Hotel war schon ein wenig seltsam. Ein 80er-Jahre-Bau direkt am Wasser, der so klug platziert war, das genau 0 Zimmer direkten Meerblick hatten. Dafür konnte man aus dem Restaurant dem Elektro-Schaf bei der Arbeit zusehen. Auf den Gängen versprühten Lufterfrischer einen fiesen Duft, der wahrscheinlich die Spa-Laune anregen sollte. Wir machten ihm mit einem beherzten Griff an den Stecker den Garaus.

    Heute starten wir mal eine Stunde früher als sonst, weil unser Versuch, einen Platz in der Warteschlange der Grenze zu bekommen, gestern Abend nicht von Erfolg gekrönt war.

    Protokoll des Grenzübertritts:
    9:15 - Wir kommen im Wartebereich am Stadtrand Narvas an. Damit die Fahrzeuge, die über die Grenze wollen, nicht die Stadt verstopfen, muss man sich einen Zeitslot buchen. Trotz fehlender Reservierung durften wir direkt vor zur Grenze. Biker first!
    10:00 - Kurzer Check der Fahrgestellnummern mit den Papieren durch die Esten, kleine Wartezeit und schon geht es auf die Brücke, die den Grenzfluss Narva überspannt. Dort heißt es nun warten.
    11:00 - Wieder anstellen. Ist ja wie beim REWE an der Fleischtheke. Wir dürfen abermals an der Schlange vorbei. Diese Grenze ist ein Bikerparadies!
    Der junge russische Grenzbeamte muss in Ausbildung sein, denn er erklärt uns in gutem Englisch das Prozedere und hat auch noch nicht den typisch grimmigen Grenzer-Blick drauf.
    Zuerst müssen wir die Migrationskarte ausfüllen. Reisepass, Visum und Einreisestempel ist ja nicht genug - darum muss jeder Russlandbesucher noch ein extra Kärtchen bei sich führen, was dann bei der Ausreise wieder abgegeben werden muss. Danach geht es zur Passkontrolle - es ist eine kleine Zeitreise, denn hier wird das Passfoto mit dem Einreisenden durch intensives Anstarren und die Echtheit des Passes mit einer UV-Lampe überprüft.
    Nun ist die Zollerklärung dran: Zwei Seiten in russisch. Toller Service ist hier, dass eine Beispielerklärung in Deutsch aushängt, von der man abschreiben kann. Machen wir doch glatt: Nix zu verzollen, keine Rubel dabei (war ein bisschen geflunkert - wir hatten in Riga schon 50€ umgerubelt).
    Kurze, sehr oberflächliche Fahrzeugkontrolle und ein wenig Smalltalk, fertig.
    12:00 - Einreise erfolgreich. Nach all den Stories, die man so hört und liest, war es doch sehr unspektakulär. Wir hatten keinen Stress wegen der grünen Versicherungskarte (wollte keiner sehen). Wir hatten keinen Stress wegen der Krankenversicherung (wollte keiner sehen). Wir mussten keinen bestechen.
    Wichtig ist aber immer die doppelte Ausfertigung der Formulare und die Stempel.

    Jetzt sind wir Russen auf Probe. Die Sprachkenntnisse wollen auf Vordermann gebracht werden. Dafür eignet sich die Mittelalterburg von Iwangorod am besten. Als Dank für den souveränen Kauf von zwei Eintrittskarten in Landessprache dürfen wir die Helme bei der Kasse deponieren.

    10 Tage hatten wir Sonne oder leichte Bewölkung - nun begleitet uns der Regen bis Sankt Petersburg. Das lässt uns zu dem Schluss kommen, dass das tolle EU-Wetter mangels Visum nicht mitreisen konnte. Spätestens in Finnland sollte es dann ja wieder besser werden.

    Erschöpft kommen wir im Hotel an, machen noch einen kurzen Spaziergang zum Abendessen und gehen dann früh (vor Mitternacht) ins Bett.
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