Um die Ostsee

toukokuuta - kesäkuuta 2017
43-päiväinen seikkaillu — Marko unterwegs Lue lisää
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  • Päivä 24

    Midnattsol

    6. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ☀️ 9 °C

    Beim Abendessen haben wir gestern zwei Ruhrpottbiker aus Baden-Württemberg kennengelernt, mit denen wir uns noch bis spät in die Nacht unterhalten. Sie fahren weiter zum Nordkap, wir Richtung Westen.
    Bevor wir Alta verlassen, besuchen wir das gleichnamige Museum. Klingt erstmal unspektakulär - ist es aber nicht. Auf dem Parkplatz davor spricht mich eine Frau aus einem Rudel der beliebten Bustouristen an, sie hätte uns schon am Nordkap gesehen, warum wir hier anhalten würden. "Hier gibt es mehrere 1000 Jahre alte Felsritzungen zu beschauen, die zum Weltkulturerbe gehören." wortete ich ant. "Frechheit!" entgegnete sie "wir machen hier nur eine kurze Toilettenpause von 15 Minuten". Der nachfolgende Dialog mit der Reiseleitung würde mich sehr interessieren. Sie wirkt auf jeden Fall resolut.

    Hier im Norden heißen die Ureinwohner Samen. Sie leben von der Rentierzucht und vom Tourismus. In den traditionellen Zelten verkaufen sie das Rentier in Einzelteilen. So in etwa wie die osteuropäischen Autohändler deutsche Autos. Da für ein flauschiges Ren-Fell leider kein Platz im Gepäck ist, begnügen wir uns mit einem Kaffee. Bezahlt wird natürlich mit VISA - hochmodern mit mobilem Hotspot, Tablet und Kartenleser. Funktionierte nur leider nicht. Kein Problem, Euro nehmen sie auch. Umgerechnet wird dann aber doch noch klassisch mit dem Taschenrechner.
    Weil wir uns so nett unterhalten haben, gibt es eine Tüte getrocknetes Rentierfleisch dazu - quasi Ren-Jerky. Bin ich froh, dass wir kein Geweih bekommen haben.

    Unterwegs an einer Fähre dann zwei norwegische Radfahrer. Sie sind auch auf Tour und fahren rund 100 km am Tag. Ganz schön viel. Sieht man ja nichts von dem schönen Land, wenn man überall vorbei rast. Für mich wäre das nix.

    Wir erreichen Tromsø am frühen Abend. Einchecken, Mopeds in die Tiefgarage, Gepäck auf's Zimmer und umziehen ist für uns schon ein eingeübtes Ritual.
    Mario betreibt ein wenig Augenpflege, ich gehe auf Nahrungssuche, denn wir haben ein Zimmer mit Küchenzeile und Essecke. Im Supermarkt (die hier selbst auf dem Land bis 23 Uhr geöffnet haben) arbeite ich die Einkaufsliste ab. Alles gefunden, doch eine Position bleibt offen: Bier. Es darf nur bis 20 Uhr verkauft werden. Es ist 5 nach 8. Na super.

    Kein Problem, es gibt hier ein Pub, was "Tromsø Jernbanestasjon" heißt. Dabei hat(te) die Stadt gar keinen Bahnhof. Der Besitzer ist einfach nur ein Eisenbahnfan, der allerhand Devotionalien gesammelt und zu einer Bar zusammengezimmert hat. Im Ergebnis kann man festhalten, dass die Quasi-Prohibition die Norweger nicht vom Trinken abhält. Wir hingegen genießen jeden Schluck des 10-Euro-Bieres. Immerhin ist es von der nördlichsten Brauerei der Welt.

    Als Kind hatte ich mal gelernt, dass die Sonne im Norden nie zu sehen sei. Ist sie wohl! Hier, nördlich des Polarkreises ist es im Sommer die ganze Nacht hell. Das nutzen wir, um mit der Seilbahn um kurz vor Mitternacht auf 400 Meter Höhe zu fahren und die Mitternachtssonne (Midnattsol) zu genießen. Eine Norwegerin aus Hammerfest (liegt auf der gleichen Breite wie das Nordkap) frage ich, wie das denn im Winter sei, wenn es nicht wirklich hell wird. Sie kennt es nicht anders und hat gelernt, damit zu leben.

    Unglaublich viel Leben in dieser Stadt um 1 Uhr Nachts. Überall Menschen. An einem ganz normalen Mittwoch Morgen.
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  • Päivä 25

    The crazy Scotsman

    7. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ☀️ 14 °C

    Bevor wir starten, kurbeln wir die Tromsøer Wirtschaft noch ein wenig an: Friseurbesuch ist fällig. Das Schöne an solch krisensicheren Geschäften (wie auch Apotheken) ist, dass es sie überall auf der Welt in Hülle und Fülle gibt. Bei mir kann man da zum Glück wenig falsch machen - Mario ist mit dem Ergebnis weniger zufrieden. Statt "Spitzen schneiden" hat er Strähnchen bekommen ;-)
    Ich fahre nochmal zum Motorradhändler, um die Kette nachspannen zu lassen. Es wird sich rührend um mich gekümmert. Das Beste ist, dass ich hier (wie auch in Finnland) sofort dran komme. Zu Hause dauert es oft Wochen, bis man mal einen Termin bekommt. Die Kette ist schon ziemlich am Ende - werde sie wohl in Östersund tauschen lassen. Immerhin habe ich noch ne Wäsche für das Motorrad bekommen und nebenbei erfahren, dass unter den 70.000 Einwohnern 10.000 Biker sind. Ist ne ordentliche Quote, wenn man bedenkt, dass sie effektiv nur 5 Monate im Jahr fahren können.

    Bevor wir die Stadt verlassen, fahren wir noch durch die 3 unterirdischen Kreisverkehre - hat man ja schließlich auch nicht alle Tage.
    Heute haben wir reichlich Zeit für Sightseeing, denn die Fähre auf die Vesterålen geht erst um 19 Uhr.
    Wir sehen kleine Buchten mit Sandstränden, hohe Berge und tolle Aussichtspunkte.

    Die Fähre ist nicht größer als die anderen Fähren, die sonst in Norwegen unterwegs sind, unterscheidet sich aber in zwei Punkten: das Fahrzeugdeck ist komplett eingehaust und wir müssen die Maschinen verzurren (lassen). Im Salon liegen schon die Spucktüten bereit. "Juhu, endlich mal Seegang" freue ich mich, werde aber bitter enttäuscht.
    Das die knapp 2-stündige Überfahrt nicht langweilig wird, verdanken wir zwei Outdoor-Fans aus Baden-Württemberg, die mit schwedischem Mietwagen und vergessenem Zelt ;-) unterwegs sind.
    Die Nordspitze der Vesterålen ist für seine hohe Walpopulation bekannt - mit diesem Wissen ausgestattet, versuchen wir uns kurz vor Ankunft im Whale-watching. Wir glauben, welche zu erkennen. Es könnten aber auch Steine oder amerikanische Touristen sein. So richtig sicher sind wir uns nicht. Da wir die Wahl haben, entscheiden wir uns für den Wal.

    In unserer Unterkunft treffen wir auf einen schottischen Biker. Wir verabreden uns auf der Terrasse zum Plaudern. Seine Stories sind echt abenteuerlich: illegal nach Russland bei -25 Grad eingereist, durch Indien mit einer Royal Enfield, die Panamerican komplett gefahren und ne Menge mehr. Irgendwannn frage ich ihn, was er denn arbeiten würde, dass er so viel Zeit für die ganzen Touren hat. "Lokführer bei Arriva" ist die Antwort. Er hat dort 22 Wochen(!) Urlaub im Jahr und somit genügend Zeit für seine Abenteuer. Wenn er dann mal auf der Arbeit ist, hat er auch eine Menge Spaß, weil die Kollegen sich ständig irgendwelche Streiche spielen.
    Ich liebe britischen Humor.
    Bei Youtube ist er unter "adventurescot" zu finden.
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  • Päivä 26

    Haus am Fjord

    8. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ☀️ 18 °C

    Bleik ist für seinen weißen Strand bekannt. Ist jetzt nicht Südsee, nichtmal Ostsee aber immerhin Sandstrand, den es in Norwegen eher selten zu sehen gibt.
    Der Vermieter erzählt mir, dass die Norweger die hellen Nächte auch ganz dufte finden, sich aber zwingen müssen, abends in's Bett zu gehen. Luxusprobleme.

    Unterwegs stoppen wir an einem Hof, der gleichzeitig auch eine Meierei ist. Bei selbstgemachten Käsekuchen lassen wir uns die Sonne auf den Kopf scheinen. Wir erfahren nebenbei noch etwas zum Verhältnis der Norweger zu den Schweden. Man kann es in etwa so wie Unseres zu den Holländern beschreiben. Es gibt ein paar Witze, ein bisschen Häme aber sonst hat man kein Problem miteinander.

    Die Landschaft, durch die wir fahren, wird offener und weiter. Es gibt Landwirtschaft, Kühe und Schafe - alles Dinge, die ich in Nordnorwegen nicht unbedingt erwartet hätte.

    Nach einer kurzen 144 km-Etappe erreichen wir unser Häuschen auf einem kleinen Campingplatz. Direkt am Fjord an einem kleinen Hafen in leicht erhöhter Lage. Einfach traumhaft.
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  • Päivä 27

    Å

    9. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ☀️ 16 °C

    Nach einem leckeren Frühstück in der Sonne vor unserer Hütte starten wir die Motoren. Wir fahren auf einer Traumstraße Richtung Lofoten.

    Bei einem Fotostop an einem Fjord spricht uns ein Norweger an. "Kaffee?" "Na klar!"
    Er renoviert gerade mitten in der Einsamkeit sein Elternhaus und ist froh, ein wenig Ablenkung zu haben. Wir sitzen auf der Terrasse und plaudern über dies und das. Zum Abschied muss er uns unbedingt noch sein Kettenfahrzeug zeigen, was er von der schwedischen Armee gekauft hat. Damit geht es im Herbst in die Berge zur Elchjagd. Nach einer Stunde verabschieden wir uns, denn wir haben noch knapp 250 km vor uns.

    In Henningsvær, einem kleinen Fischerdorf, was hauptsächlich von Tourismus lebt, essen wir auf der Mole unsere Mittagspølser. "Wo gibt's den hier Eis?" schallt es über den Platz. Eine Deutsche zerstört die Idylle abrupt. Ihrem Äußeren nach zu urteilen, ist das nicht der erste Eisladen, den sie gesucht (und gefunden) hat.

    Gegen Abend dann erreichen wir Å. Ein kleines Dorf am südlichen Ende der Lofoten-Hauptinsel, was erst seit 1992 über die Straße zu erreichen ist. Auf 100 Einwohner kommen schätzungsweise 200 Angeltouristen, die mit den Mietboten alles aus dem Wasser ziehen, was am Haken hängt.
    Wir übernachten in einer Rorbuer, einer ehemaligen Fischerhütte, die direkt am Hafen auf Holzpfählen steht.
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  • Päivä 28

    Saltstraumen

    10. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ☀️ 20 °C

    Die Fischerhütte hat zwar eine perfekte Lage, war aber sonst nicht der Hammer. Egal, es geht weiter.
    Die 11 Uhr-Fähre nach Bodø ist unsere. In der Hektik des Aufbruchs vergessen wir die Wodka-Flasche, die wir seit Russland mitschleppen und eigentlich gegen ein Boot eintauschen wollten. Man kann sagen, wir haben 50€ liegen gelassen.
    Wieder müssen wir unsere Motorräder verzurren. Die Abwesenheit der Spucktüten verriet uns allerdings, dass kein Seegang zu erwarten ist. Schade. Das war die letzte Chance. Die knapp 4-stündige Überfahrt verbringen wir auf dem Oberdeck und holen uns damit einen kleinen Sonnenbrand.

    Bodø lassen wir aus, weil wir so schön entschleunigt sind, dass wir viele Menschen auf einmal jetzt einfach nicht ertragen würden. Auch, wenn es die netten Norweger sind. Nach einen kurzen Abstecher nach Kjerringøy, einem als Museum erhaltenen alten Handelsplatz, erreichen wir den Saltstraumen.
    Gerade rechtzeitig, als knapp 400 Milliarden Liter Wasser vom Fjord zurück in's Meer strömen. Das ganze Spiel wiederholt sich alle 6 Stunden am stärksten Gezeitenstrom der Welt.

    Wir haben perfektes Wetter und eine perfekte Hütte. Deshalb soll es zur Feier des Tages ein schönes Stück Fleisch und dazu ein Bier geben. Gesagt, getan - ab in den Straumen-Supermarkt. Was kostet die Welt, wir nehmen gleich zwei. Die Kassiererin hatte sichtlich Mitleid mit uns, als sie das Bier vom Band nimmt, unter der Kasse verstaut und dann unsere verdutzten Gesichter sieht. "Bier nur bis 18 Uhr".
    "Ja dann macht doch wenigstens ein Rollo vor die Kühlung". Wir fühlen uns gerade wie zwei Esel, denen die Karotte vor der Nase hängt.
    Das 360 Gramm-Entrecote hat trotzdem gut geschmeckt.
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  • Päivä 29

    Tunnel des Todes

    11. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ⛅ 13 °C

    Eigentlich könnten wir hier noch ne Weile bleiben, denn wir schauen etwas Träge aus der Wäsche. Die nächste Unterkunft haben wir blöderweise gestern Abend schon gebucht - stornieren ist nicht. Also dann los.

    Es gibt 2 Möglichkeiten Nordnorwegen zu durchreisen: Entweder auf der (relativ) vielbefahrenen E6 oder auf der über 600 km langen Küstenstraße Fv17, die sich immer schön am Ufer entlangschlängelt. Wir nehmen natürlich die zweite Option, denn die Reifen müssen wieder rundgefahren werden. Auf dem sehr guten Straßenbelag, oftmals sogar mit eigener Fahrspur je Richtung brausen wir Richtung Süden.
    An einer Tankstelle treffen wir dann drei Schweizer die mit ihren Vespas unterwegs sind. Vollbepackt und noch ne Angelrute hintendrauf war das schon ein sehr skurriles Bild.

    Das erste Ziel ist eine Staumauer und eine Felstreppe. Beides ist nur über eine kleine Straße zu erreichen, deren Benutzung ausdrücklich auf eigene Gefahr geschieht. Nanu, die Norweger haben es doch sonst nicht so mit Warnschildern - ist doch alles ganz nett hier, geteert und Platz für ein Auto und ein Zweirad. Es geht den Berg hinauf, durch einen ca. 2 Kilometer langen, unbeleuchteten Tunnel. Das schockt uns doch nicht. Dann gabelt sich die Straße rechtsrum alles voller Schnee, linksrum eine Absperrung, wo wir gerade noch dran vorbei passen.
    Also da lang! Nach ein paar Kilometern dann der nächste Tunnel natürlich wieder dunkel - kennen wir, also rein da. Aber dann die Überraschung: der Straßenbelag war nicht mehr vorhanden. Nur Matsch und Eis. Umkehren ist keine Option, also versuchen wir uns durchzukämpfen. Im 1. Gang, steil bergauf, versuchen wir im funzeligen Licht der Scheinwerfer die optimale Spur zu erkennen. Die Füße kurz über dem unwegsamen Untergrund, um Falle des Wegrutschens die Maschine wenigstens kontrolliert zu Boden gehen lassen zu können. Es rutscht und schlingert, dass es nur so eine Freude ist.
    Genug der Dramatik. Wir haben es geschafft. So ganz erleichtert sind aber noch nicht, denn wir müssen da auch wieder zurück. Aber beim zweiten Mal geht alles besser.

    Die Felstreppe mit ihren über 1.100 Stufen sparen wir uns. Einerseits, weil wir schon ordentlich Puls nach der Tunnelaktion haben - andererseits, weil die Hütte oben nur Donnerstags bewirtschaftet ist. Warum? Keine Ahnung. Vielleicht ist da Wandertag in der Schule.

    Nun steht noch der Engabreen-Gletscher auf dem Programm. Der wird sehr komod besichtigt: anhalten, absteigen, staunen, kurz über die Klimaerwärmung nachdenken, Foto machen. Auf älteren Bildern sieht man, wie der Gletscher in den Fjord kalbt. Heute ist zwischen Gletscherzunge und Wasser schon ein deutlicher Abstand.

    Nur noch wenige Kilometer trennen uns von unserem Tagesziel. Es wird Zeit, einmal kurz über unsere Lebensmittelsituation nachzudenken. Denn so schön das Reisen mit dem Motorrad ist, so nervig ist es auch, ständig einkaufen zu müssen. Freude, ein Ort kommt des Weges - mit zwei Supermärkten. Beide zu. In einem Land ohne Ladenschlussgesetz hätte ich das jetzt so nicht erwartet. Auf der Fähre dann denn Kassierer gefragt, wo man denn hier noch was einkaufen könne. "Es ist Sonntag in Norwegen" war seine leicht süffisante Antwort. "Aber im letzten Ort vor 70 Kilometern war doch auch was offen..." - "Das ist ja auch eine Stadt". Andere Länder, andere Relationen.
    Wir müssen aber trotzdem nicht hungern, denn unsere schweizer Mitbewohner teilen ihr Abendessen mit uns. Wir revanchieren uns mit Mückenspray.
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  • Päivä 30

    Ein Elch, der keiner ist

    12. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ⛅ 15 °C

    Für mich fällt das Frühstück heute flach, denn die Fähre geht schon um 9. Man muss eben Prioritäten setzen. Der Plan war eigentlich, auf dem Schiff das ausgefallene Frühstück nachzuholen. "Heute ist der erste Tag des Sommerfahrplans und deshalb noch keine Verpflegung an Bord." Merkliste: Info an den Fernverkehr für den Ausredenkatalog, wenn das Bordrestaurant mal wieder nicht funktioniert. Knurrenden Magens überquerten wir den Polarkreis.
    Wir haben starken Wind, der allerdings von der Landseite kommt - das war die allerletzte Chance auf Seegang. Fängt ja toll an, der Tag.
    Mit uns auf dem Schiff zwei Biker aus dem Ruhrpott, die ausgerüstet sind, als wollten sie Afrika der Länge nach durchqueren.

    Auf dem weiteren Weg treffen wir unsere schweizer Ex-Mitbewohner noch ein paar Mal an Aussichtspunkten, Supermärkten und Fähren.
    Auch die Vespafahrer von gestern treffen wir wieder. Sie haben beim Warten auf eine Fähre mal eben einen 1-Meter-Fisch aus dem Wasser gezogen und suchen nun einen Campingplatz mit Tiefkühltruhe.

    Dann ein Biker-Trio aus BaWü, die uns ganz stolz erzählen, dass sie einen Elch gesehen hätten, der im Gras lag. "Ein Elch liegt im Gras und lässt sich fotografieren... war er vielleicht tot?" Beim Blick auf das Handy-Foto müssen wir uns ein wenig zurückhalten, um nicht zu lachen. Es war ein Rentier. Auf ihrem Weg Richtung Norden werden sie noch eine ganze Menge davon sehen.

    Heute haben wir mal keine Unterkunft vorgebucht, nur vorher geschaut, wie es um die Campingplatz- und Hoteldichte entlang des Weges bestellt ist. Der erste Platz ist zum abgewöhnen. Gegen die Sanitäranlagen ist ein sibirisches Wanderklo purer Luxus. Schnell weiter.
    Der nächste Platz reißt es dann wieder raus. Super schön am Fähranleger gelegen und vom Wasser umgeben. Wir sind in unsere große Hütte eingezogen und haben direkt noch einen Tag verlängert.
    Das Abendessen, was wir uns kurz vorher noch im Supermarkt gekauft hatten, bleibt heute im Kühlschrank. Zur Feier des Tages essen wir direkt am Wasser lecker Fisch.
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  • Päivä 31

    Gammeltag

    13. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ⛅ 13 °C

    Ich sitze die ganze Nacht draußen und beobachte die untergehende Sonne, wie sie alles in ein rötlich schimmerndes Farbenmeer verwandelt. Später (oder eher früher) fließen die Wolken als Nebelschwaden getarnt förmlich den Berg hinunter und verflüchtigen sich knapp 20 Meter über dem Meeresspiegel. Irgendwann gegen 4 stoppe ich die Kamera und gehe in's Bett. Das wird sicher ein super Zeitraffervideo.

    Unser Luxushüttchen hat alles, was man so braucht: Eine vollausgestattete Küche mit Geschirrspüler, 2 Schlafzimmer (wichtig für's getrennt Schnarchen), Bad mit Fußbodenheizung und eine Terrasse mit Blick auf das Wasser.

    Die Dreckwäschetüten nehmen mittlerweile den meisten Platz in unserem Gepäck ein, also ist ein Waschtag angesagt. Wir benötigen das erste Mal in Norwegen Münzgeld, was wir aber problemlos per Kreditkarte an der Rezeption bekommen.

    Sonst haben wir nicht viel gemacht - Gammeltag eben...
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  • Päivä 32

    Kein Englisch - nur Bargeld

    14. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ⛅ 13 °C

    Direkt an der Fähre zu wohnen hat den Vorteil, nicht den Weg bis dahin abschätzen zu müssen. So stehen wir pünktlich 5 Minuten vor Abfahrt auf dem Dampfer.

    Wir müssen tanken. Nur leider gibt es laut Karte innerhalb der nächsten 100 Kilometer nicht einen Ort. Dann, plötzlich, mitten im Nichts eine Automatentankstelle. Unsere Rettung.
    Total entspannt cruisen wir nun die Küste entlang. Ein Wasserfall hier, ein Örtchen dort. Wir sind gefühlt allein auf der Welt.

    Ein Kaffee-Schild an der Straße. Kurzer Blick nach hinten. Pause? Pause! In schönstem Schulenglisch bestellen wir zwei Kaffee, ernten aber nur fragende Blicke. Nanu, das wird doch nicht der erste Norweger sein, der kein Englisch spricht? Damit der Überraschung nicht genug. Denn als es an's Bezahlen geht, heißt es "nur Bares ist Wahres". Wir haben natürlich keine Kronen dabei (gehören ja schließlich nicht zur Königsfamilie). Wir packen alles was wir in Euro und Rubel noch in der Tasche haben auf den Tresen und dürfen unseren Kaffee genießen...

    Nebenbei schreibe ich mit diversen schwedischen Motorradläden wegen des Kettenwechsels. Entweder wollen oder können sie nicht. Es ist auf jeden Fall nicht von Erfolg gekrönt. "Keine Experimente", denke ich mir und rufe zwei Läden in Trondheim an. Beim Ersten Fehlanzeige. Der Zweite hat sie zwar nicht auf Lager, kann sie aber bestellen. Am Freitag sollen alle Teile geliefert sein. Erleichterung macht sich breit - auch darüber, dass das Wechseln nicht viel teurer als zu Hause ist.

    Für unser potenzielles Abendquartier haben wir uns 3 Campingplätze rausgesucht. Der Erste in der Nähe von Steinkjer war direkt ein Volltreffer. Wunderschön an einem See gelegen und sogar mit einem kleinen Minigolfplatz. Die automatischen Sat-Schüsseln der Camper haben Mühe sich auszurichten. Das sah in etwa so aus, wie ein Rasenmäher-Roboter, der planlos durch den Garten fährt. Hier oben müssen die Schüsseln zur Erde geneigt werden, was die der Camper verzweifelt versuchen.

    Mit dem Abendessen ist heute Mario dran. Es gibt Chili con Carne mit frischen Zutaten. Schmeckt richtig gut.
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  • Päivä 33

    Trondheim

    15. kesäkuuta 2017, Norja ⋅ ⛅ 18 °C

    Nachdem wir das Geschirr abgewaschen und unsere Hütte gereinigt haben, starten wir Richtung Trondheim. Wir nehmen eine Nebenstraße, die sich nördlich des gleichnamigen Fjordes entlangschlängelt. Nur 140 Kilometer trennen uns von unserem Tagesziel.

    Und schon sind wir inmitten Norwegens drittgrößter Stadt mit knapp 200.000 Einwohnern. Die für 2 Tage gebuchte Unterkunft ist ein Pilgerhotel direkt neben dem Nidaros-Dom. Perfekte Lage für (relativ) wenig Geld.

    Das Wetter ist perfekt für eine kleine Sightseeing-Tour. Wir fahren mit der Straßenbahn (es gibt nur eine Linie) von 3 auf 230 Meter. Zwischendrin eine Station Namens "Breidablikk" - so gut war die Sicht von dort leider nicht. Also laufen wir ein wenig durch die Vorgärten der bunten Holzhäuschen um doch noch den breiten Blick zu bekommen. Es geht immer bergauf. Trotzdem wird hier gejoggt und geradelt, was das Zeug hält. Davon können sich die Weicheier in Berlin mal ne Scheibe abschneiden.

    Nach knapp 10 Kilometern zu Fuß erreichen wir wieder in der Innenstadt an. Den Beweis für die Vertrauenskultur, die hier in Norwegen herrscht, bekommen wir, als uns der (H)Eishunger plagt. "Leider funktioniert unser Lesegerät heute nicht, ihr könnt morgen zahlen" entgegnet es uns, als wir die Karte zücken. Das muss dir mal zu Hause passieren...

    Mario hat gleich Geburtstag. Deshalb darf er auch nicht (wie sonst üblich ;-)) vor Mitternacht in's Bett. In einer Mikrobrauerei feiern wir rein. Für norwegische Verhältnisse ausschweifend - für unsere sehr bescheiden.
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