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  • Day 22

    Rio / Lago Yelcho & Puyuhuapi

    February 28, 2022 in Chile ⋅ ☁️ 10 °C

    Am Montagmorgen packen wir nach unserem obligatorischen Kaffe alles zusammen, tanken noch mal voll, bekommen tatsächlich endlich Bargeld und kaufen uns die Tickets für die Fähre. Das Waschen verschieben wir auf die nächste Gelegenheit und fahren lieber direkt weiter in Richtung Rio und Lago Yelcho und hoffen, dass die immer noch in den Bergen hängenden Regenwolken in den nächsten Tagen verschwinden.

    An der nördlichen Seite des Lago Yelcho mündet der Rio Yelcho in den dunkelblauen See. Wir sehen hier bereits von der etwas in die Jahre gekommenen Brücke zahlreiche Camper und Angler. Wir halten daher nur kurz und schauen uns um, entscheiden dann aber einen anderen, einsameren Platz zu suchen.
    Nach einer kurzen Fahrt zurück finden wir einen kleinen Waldweg zu ein paar Stellen am Ufer des Rio Yelcho, an denen die Strömung des ziemlich breiten Flusses nicht ganz so stark ist. Vom Ufer aus können wir bei Windstille in dem super klaren Wasser das Objekt der Begierde sogar schon sehen, nur anbeißen will er leider nicht 😒.
    Daher fahren wir schließlich zur südlichen Seite des Lago Yelcho und hoffen, hier mehr Glück zu haben.
    Und tatsächlich dauert es hier keine halbe Stunde bis Fisch Nr. 2 aus dem Wasser gezogen wird 👏🏻👏🏻. Petri Heil! 🎏
    Heute gibt es Bachforellenfilet zum Abendessen, nur mit ein paar Gewürzen und Knoblauch in der Pfanne zubereitet, schmeckt hervorragend 😋👌🏽.

    Zum Abschluss des Tages kriegen wir noch kurzen Besuch von einer kleinen Kuhfamilie 😍 und verbringen die Nacht an diesem wunderschönen Ort, denn auch wenn der Himmel leider immer noch wolkenverhangen ist, sieht man die Gipfel der Anden im Hintergrund immer wieder durchblitzen, was mit dem düsteren Licht total krass aussieht (und mit einem Photo nicht wirklich einzufangen ist). Daher schauen wir einfach immer wieder in die Ferne und erinnern uns daran, dass wir gerade in Chile, in Patagonien und auf der Carretera Austral unterwegs sind und wie toll das ist ❤️❤️.
    Am nächsten Morgen machen wir uns auf in Richtung Puerto Puyuhuapi und verabschieden uns von unserem morgendlichen Besuch 🐶.

    Der nächste Stop ist das kleine Örtchen Puyuhuapi.
    Er liegt mitten im Gebiet des Nationalparks Queulat am Ende des Puyuhuapi-Kanals, einem Fjord, an dem Manu noch angeln möchte. Daher mache ich mich auf zum Mirador Sendero El Canelo, einen kurzen aber steilen Wanderweg auf die die Ortschaft umgebenden Berge und genieße bei den momentan sehr seltenen Sonnenstrahlen die Aussicht auf die Landschaft.
    Als wir im Anschluss die Campingplätze auf der Suche nach einer Dusche abklappern, werden wir enttäuscht. Weder gegen Bezahlung noch umsonst lässt man uns dort duschen, geschweige denn die so häufig beworbene Wäscherei nutzen 😖. Etwas angenervt fahren wir also 20 Minuten weiter zu einem abgelegenen Campingplatz und kriegen hier endlich eine warme Dusche für umgerechnet ca. 5 € 🥳. Sauber und hungrig stellen wir uns auf einen schönen Abschnitt der Carretera Austral, kochen Nudeln und gehen ins Bett.

    Wir wundern uns, an einigen Häusern und Straßenschildern immer wieder die gleichen deutschen Namen zu lesen und gehen dem daher einmal nach 🧐. Außer seiner Verbindung zum Meer hat das 800 Seelen-Örtchen tatsächlich nicht all zu viel zu bieten, ist aber vor allem wegen seiner Entstehungsgeschichte interessant: Vier junge Sudetendeutsche, Otto Uebel, Karl Ludwig, Walter Hopperdietzel und Ernesto Ludwig waren Anfang der Dreißigerjahre aus dem von der Wirtschaftskrise gebeutelten Deutschland ins östliche Patagonien, welches sie nur aus Berichten des bekannten Geografen Hans Steffen kannten, ausgewandert. Von einem Dampfer aus ließen sie sich damals in einem Ruderboot absetzen und ruderten dann 30 km einen Fjord hinauf bis zu seinem Ufer. Grund war hier wohl in erster Linie ein Siedlungsgebiet für weitere Sudetendeutsche zu errichten.
    1935 gründete die kleine Immigrantengruppe dann das Dorf Puyuhuapi. In erster Zeit widmeten sich die Einwanderer hauptsächlich der Landwirtschaft, wofür sie bald Einheimische aus Chiloé, die mit ihren Familien übersiedelten, einstellten.
    Mit finanzieller und materieller Hilfe der Gebrüder Uebel aus der alten Heimat, die dort eine Teppichfabrik unterhielten, gründeten die vier 1945 in Puyuhuapi eine Textilfabrik. Zugute kam hierbei, dass einer der Niedergelassenen, Walter Hopperdietzel, ein ausgebildeter Textilkaufmann war. Produziert wurden hochwertige Stoffe für Anzüge, die dann in Puerto Montt verkauft wurden. 1947 kamen dann Vater und Bruder Hopperdietzel nach Puyuhuapi. Die Produktion wurde dann 1956 auf Wollteppiche umgestellt. Die Teppichfabrik Puyuhuapi war geschaffen. Das Geschäft florierte, Arbeiter/innen wurden benötigt, und so entstand nach und nach das kleine etwa 200 Seelen-Dörfchen Puyuhuapi. Die Teppichfabrik ist zwar heute nicht mehr in Betrieb, Puyuhuapi aber war und ist vermutlich immer noch für seine handgewebten Teppiche weltweit bekannt. Die Familie Hopperdietzel hat zudem nun auf die Produktion von Bier umgeschwenkt, das Hopperdietzel Bier 🍻. Auf dem Rückweg werden wir dieses auf jeden Fall noch testen 😋.

    Am nächsten Morgen fahren wir noch mal die kurze Strecke zurück nach Puyuhuapi, nutzen das WLAN für den Wettercheck und müssen feststellen, dass auch heute keine Besserung in Sicht ist. Wir wollten eigentlich im Queulat Nationalpark und zu dem sich dort befindenden hängenden Gletscher Ventisquero Colgante wandern, bei dem Wetter und den entsprechenden Verhältnissen der Wege verabschieden wir uns für heute von diesem Plan. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und wollen bei dem Mistwetter dann wenigstens ein paar Kilometer gut machen. Weiter im Süden soll zumindest ein bisschen besseres Wetter sein, wir sagen jeden Tag brav unseren Sonnenanbetungsspruch auf und wir kommen auf dem Rückweg hier ja nochmal vorbei, testen dann auch auf jeden Fall das Hopperdietzel Bier 🍻 und Patagonien ist so voll mit schöner Landschaft, dass wir alle Highlights sowieso nicht schaffen werden 🤯.
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