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  • Day 66

    Cusco und die Rainbow Mountains Pallcoyo

    April 13, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 8 °C

    Endlich in Cusco!
    Nach 5 Tagen und etwas über 2.000 km haben wir es aus den Anden in die Anden bis nach Cusco geschafft.

    Cusco ist „das Herz der Anden“ und mit einer Höhe von 3.400 m und ca. 115.000 Einwohnern eine der höchst gelegen Städte Perus. Sie war einst die Hauptstadt des Inkareichs und ist heute der Ausgangspunkt für zahlreiche Touren zu Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, wie zum Beispiel zu der lange verborgenen Inkastadt Machu Picchu oder den erst seit 2015 bei Touristen dank Social Media wirklich bekannten und beliebten Rainbow Mountains.

    Kurzer geschichtlicher Hintergrund:
    Um 1200 herum legte der „erste Inka“ Manco Capac gemeinsam mit seiner Schwester hier den Grundstein für das, was wir heute als Cusco kennen. In den nächsten 250 Jahren konnte sich Cusco immer weiter entwickeln. Seine Herrscher ließen die so typischen Terrassenfelder anlegen, auf denen Mais und Getreide angebaut wurde, Kanäle bauen, die die Stadt mit frischem Wasser versorgten und der Handel blühte. Cusco war nicht nur das kulturelle, sondern auch das wirtschaftliche Zentrum des Inka-Reiches, so lange, bis der 11. Inka Huayna Capac 1493 das Inka-Reich übernahm. Er verlegte die „Hauptstadt“ nach Quinto – und irgendwie sollte das der Anfang vom Ende werden. Denn er teilte das Reich kurz vor seinem Tod in zwei Teile auf: den Nördlichen, den er seinem Sohn Atahualpa zusprach und das seinen Sitz in Cajamarca hatte, sowie seinem Sohn Huascar, der den Süden mit Cusco behielt. Wie man sich denken kann, konnte das gar nicht gut gehen und schon bald bekriegten sich die beiden Brüder bis aufs Blut. 1532 überrannten die Truppen Atahualpas Cusco, nahmen Huascar gefangen und richteten ihn hin, sodass Atahualpa zum alleinigen Herrscher aufstieg. Viel Freude hatte er allerdings an seiner neuen Position nicht, denn noch im gleichen Jahr fielen die Spanier unter Pizarro in Cusco ein und zerstörten dabei fast die gesamte Stadt. Ein letzter Aufstand der Inka 1535 mit 100.000 Mann brachte fast den Sieg über die Spanier, wurde aber in letzter Sekunde abgewendet.
    Damit endete nicht nur die Hochzeit der Inka, sondern auch die Bedeutung von Cusco. Pizarro gründete Lima an der Küste Perus, welches sich schnell zum neuen Zentrum des Landes entwickelte. Cusco hingegen existierte weiter als kleine, relativ unbedeutende Kolonialstadt – bis zu dem Tag, an dem Machu Picchu wiederentdeckt werden sollte.
    Als 1911 die Überreste der auf einem Berg liegenden Inka-Stadt Machu Picchu wiederentdeckt wurden, erwachte neues Interesse an der Region und plötzlich war Cusco wieder „angesagt“. Schnell entwickelte sich die Region zu der Touristenattraktion Perus, schaffte es aber trotz des neuen Besucheraufkommens seine Ursprünglichkeit zu bewahren.
    Doch auch jetzt noch war das Glück Cusco nicht immer hold: immerhin wurde die Stadt mittlerweile zwei Mal – zum ersten Mal in 1650 und nochmals in 1950 – fast bis auf die Grundmauern durch Erdbeben zerstört. Die massiven Inka-Mauern und einige der Kolonialgebäude haben aber auch dies überlebt und zeugen heute noch von der reichen und turbulenten Geschichte Cuscos.

    Heute zieht die quirlige Stadt jedes Jahr zahlreiche Touristen an und kann mit vielen Hotels, guten Restaurants und schönen Cafés aufwarten und wir freuen uns schon seit Tagen auf diesen Ort.

    Leider geht es Manu aber nach unserer Ankunft hier direkt nicht so gut, anfangs dachten wir noch, es läge an der Höhe (was sicher auch dazu beigetragen hat), wir haben am ersten Abend auch beide immer noch etwas Kopfschmerzen. Allerdings entwickelt sich das Unwohlsein mit Kopfschmerzen zu Schüttelfrost mit Fieber und so muss er leider die ersten Tage im Hotel verbringen und mit viel Flüssigkeit und Elektrolyten versorgt werden 😔😔.
    Evtl. war auch eines der letzten Essen einfach nicht vertraglich. Mich hat es unfairer- aber glücklicherweise nicht erwischt, da kommt es mir wohl zugute - Zitat Manu: „immer alten Abfall zu essen“ - 🤨🤣🥳.

    Und so schlendere ich erst einmal alleine durch die Stadt, zum Plaza de Armas, durch die kleinen Gassen drumherum, wimmele die dutzenden Straßenhändler ab, schnaufe mit anderen Touristen um die Wette, um die Stufen zu Aussichtsplattformen zu bezwingen und beobachte aus dem einen und anderem netten Café das bunte Treiben. Mir gefällt die Stadt wirklich gut, noch schöner wäre es, wenn wir sie auch zu zweit noch erleben können 🙁✊🏻❤️.

    Am Samstagmorgen ist bei Manu eine deutliche Besserung zu spüren und wir wollen eigentlich den letzten Tag in Cusco verbringen. Allerdings haben wir beide auch immer noch die Bilder von den Rainbow Mountains im Kopf, die nicht weit weg von hier liegen und als Tagesausflug von Cusco aus besichtigt werden können. Die „richtigen“ Rainbow Mountains Vinicunca sind momentan gesperrt , da sich die beiden Regionen, in denen sie liegen, nicht einigen können, wer die Eintrittsgelder (ca. 4 € p.P.) bekommt. Daher können wir „nur“ die Rainbow Mountains Pallcoyo auf der anderen Bergseite besuchen. Die Fahrt dorthin soll ca. drei Stunden dauern, die Wanderung ca. 45 Minuten (zum Vinicunca Mountain müsste man knapp 2h einfacher Weg der Wanderung einplanen, was wir heute vermutlich eh nicht mehr geschafft hätten). Nachdem Manu mir also versichert hat, dass es ihm wirklich wieder gut geht, lassen wir die Stadt links liegen und werfen uns kurzerhand in unsere Wanderklamotten und fahren kurz nach 09:00 Uhr vom Hotel los.

    Nach knapp zwei Stunden nehmen wir erst den falschen Abzweig und kommen direkt zur „Absperrung“ auf dem Weg zum Vinicunca Mountain, das heißt 5-7 Einheimische springen auf und stellen sich uns in den Weg, um uns dann aber freundlich zu sagen, dass der Weg gesperrt ist. Den richtigen Weg zu unserem Ziel teilen sie dann auch noch mit uns und so kommen wir kurz darauf zu einer engen, einspurigen Schotterpiste, die uns steil und kurvig bergauf bringt.
    Die touristischen Touren aus Cusco starten immer schon früh morgens gegen 04:00 Uhr und kommen uns daher nun in zahlreichen Kleinbussen auf ihrem Rückweg entgegen. Das aneinander vorbei kommen ist ein echtes Abenteuer. Der/die peruanische Autofahrer/in an sich, erleben wir als dauernd (licht)hupend, aber in keiner Weise vorausschauend fahrend 🙄. Die wenigen Ausbuchtungen auf dieser Strecke, die ein Überholen zumindest erleichtern würden, werden im Zweifel ignoriert, Hauptsache das Fahrzeug kommt nicht zum Stehen. Und so quetschen sich ein Kleinbus nach dem anderen an uns vorbei, während wir schwitzend am Abgrund stehen 😅🙈. Aber irgendwann haben wir es dann nach oben zu einem kleinen Parkplatz geschafft, auf dem neben uns nur noch ein weiteres Auto steht. Dafür hat sich der Stress schon wieder gelohnt, die Massen sind weg!
    Schon von hier aus sehen wir ein paar kleine Rainbow Mountains und können es kaum erwarten, den Wanderweg zu gehen. Der Wanderweg dauert einfach zwar „nur“ 45 Minuten, durch die niedrige Sauerstoffkonzentration auf 5000 m Höhe kann man diese aber gefühlt nur in Zeitlupe gehen, da man sonst extrem schnell außer Atem kommt 😵‍💫. Ein 10 m Sprint fühlt sich hier an wie ein 800 m Lauf 😅.
    Ich merke zumindest, dass die paar Tage mit Spaziergängen in Cusco geholfen haben und fühle mich nicht mehr so schummrig, während Manu wieder ein wenig das Watscheln anfängt und nach einiger Zeit wirres Zeug redet bzw. das Sprechen kurzzeitig verlernt zu haben scheint 😅🤣🫢.

    Aber dann eröffnet sich uns das wohl wunderschönste Naturschauspiel, welches wir bisher gesehen haben. Mit offenen Mündern und großen Augen können wir irgendwie gar nicht fassen, wo wir hier gerade stehen und was für eine traumhafte Landschaft wir hier ganz alleine betrachten dürfen. Egal in welche Richtung wir schauen, es ist einfach einzigartig 🥹🥹🥹.

    Wir bauen oben zum Abschied noch einen sog. Apachata - Steinhaufen zu Ehren der Gottheit Pachamama, die mehreren indigenen Völkern der Anden Südamerikas als personifizierte Erdmutter gilt, die Leben in vielfacher Hinsicht schenkt, nährt, schützt und zu ritueller Kommunikation fähig ist. Pachamama ist die Vermittlerin zwischen Ober- und Unterwelt und wird heute als Faktor für Identität, sozialpolitischen Widerstand und als Hoffnung auf ein umfassenderes Leben angesehen. Es kann also nicht schaden und so bedanken wir uns noch bei diesem wundervollen Fleck Erde ❤️❤️, bevor wir wieder hinab steigen.

    Völlig beseelt von diesem Erlebnis fahren wir die nun ohne Gegenverkehr nicht mehr ganz so schreckliche Strecke wieder hinab und weiter bis zu unserem Hotel, wo wir ziemlich kaputt und glücklich ankommen. Wir sind sehr froh, diesen Tag doch noch für dieses Erlebnis genutzt zu haben.
    Morgen geht es dann zu unserem letzten Stopp hier in Peru: Die lange verborgene Inka Stadt Machu Picchu.
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