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  • Day 18

    Tallinn

    July 17, 2023 in Estonia ⋅ ☁️ 19 °C

    Heute ist leider irgendwie schon unser letzter richtiger Urlaubstag und wir fahren nach Tallinn, die Hauptstadt sowie das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Estlands und mit rund 450.000 Einwohnern auch die weitaus größte Stadt des Landes. Sie liegt am Finnischen Meerbusen der Ostsee, nur etwa 80 Kilometer südlich von Helsinki.
    Die Bevölkerung besteht nur zu gut 50% aus Esten, die andere Hälfte ist größtenteils russischer Herkunft (ca. 35%), sodass neben Estnisch und Englisch auch viel Russisch gesprochen wird.
    Wir parken etwas abseits der Altstadt nahe des Hauptbahnhofs und spazieren bei schönem Sonnenschein und erfrischendem Wind in die Altstadt. Zuerst geht es auf den Domberg, ein Kalkberg, der als Wahrzeichen der Stadt gilt. Auf dem Domberg befindet sich die sog. Oberstadt, die bis 1877 von der Unterstadt Tallinns getrennte war.
    Neben dem heutigen Sitz des Estnischen Parlaments im sog. Stenbockhaus befindet sich unter anderem die Alexander-Newski-Kathedrale auf dem Domberg, genauer auf dem Lossi plats („Schlossplatz“) zwischen dem Estnischen Parlament und der Residenz des deutschen Botschafters. Benannt wurde sie nach dem russischen Nationalhelden und Heiligen Alexander Jaroslawitsch Newski. Erbaut wurde die russisch-orthodoxe Kathedrale um 1900 in dem damaligen Gouvernement Estland des Russischen Kaiserreiches erbaut. Allerdings war ursprünglich an diesem Standort ein Lutherdenkmal vorgesehen, dessen Errichtung von den russischen Behörden jedoch untersagt wurde.
    Nach dem Zusammenbruch des russischen Reiches entstand das Bedürfnis, dieses als Symbol der Russifizierung angesehene Bauwerk wieder loszuwerden. In Warschau wurde die unter ähnlichen Umständen erbaute orthodoxe Kathedrale abgerissen, in Helsinki bzw. Suomenlinna wurde das orthodoxe Gotteshaus der russischen Garnison in eine protestantische Kirche verwandelt. In Tallinn gab es zwar ähnliche Pläne, aber hier lebte auch eine beträchtliche orthodoxe Minderheit, die sich für den Schutz der Kathedrale einsetzte.
    Heute ist die Kirche zwar nicht mehr bedroht, aber immer noch umstritten. Im Stadtbild der mittelalterlichen Hansestadt ist sie ein Eindringling. Für Touristen, die mit dem Kreuzfahrtschiff in die Stadt kommen, ist sie ein attraktives architektonisches Motiv und jeder Reiseführer, der in der ehemaligen Sowjetunion für das Reiseziel Tallinn wirbt, zeigt ihr Bild. Obwohl die Esten sie nicht mehr abreißen wollen, bleibt sie ein Fremdkörper, der in ihren Augen kaum ihre Nation repräsentiert.
    Und so thront sie dort oben wirklich in beeindruckender Weise, passt aber zugleich auch wirklich nicht so richtig ins Bild, wie wir finden.
    Wir spazieren weiter durch die kleinen Gassen der Oberstadt und wieder hinab in die Altstadt, besuchen den „Hof der Meister“, eine nachgebildete Mittelaltergasse mit Gasthäusern und Handwerksstätten und lassen einfach das Treiben auf uns wirken. Die Altstadt Tallinns ist eines der weltweit am besten erhaltenen Stadtzentren aus der Hansezeit. Das nicht weit entfernte Geschäftszentrum der Stadt mit modernen Hochhäusern und Luxushotels, trendigen Stadtvierteln und großen Einkaufszentren sparen wir uns und gehen zum Abschluss lieber noch in dem sog. Kreativzentrum eine Kleinigkeit essen bevor wir die letzte Etappe antreten.
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