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  • Day 56

    44. Etappe (4.)- Poppi-La Verna

    August 25, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 21 °C

    Heute Nacht haben mich die Mücken auf Trapp gehalten, bis ich mich genervt eingesprüht hatte. Wieso nicht gleich? Mit dem in dem Mittel enthaltenen Eukalyptus, also ätherischem Öl wird einem total heiß, nicht so toll, wenn es warm ist. Außerdem kann die Haut nicht atmen und schwitzt sehr viel schneller. Eingeschlafen war ich aber gleich, bevor mein Handy Akku voll aufgeladen war und so kam es, dass ich mir den Wecker nicht gestellt habe und kurz nach sieben aufwachte. Aber so hatte ich das volle Frühstück mit Kaffee und Joghurt zur Verfügung. Es ging den Berg runter und in der nächsten Stadt wieder rauf, 10km Asphalt, relativ unspektakulär, nur der Blick zurück nach Poppi war schön. Bis denn zweite Aufstieg kam, ließen mich die Insekten weitgehend in Ruhe. Ich wusste, es kommt noch der große Aufstieg und hoffte, dass es nicht ganz so schlimm werden würde, mit einem Aufstieg nicht in der prallen Sonne und wenigen Insekten, die mich nervten. Zwar war der Weg meistens in der Sonne, doch ich hatte Ruhe von den Fliegen. Da hier der Franziskusweg mit der Via Ghibellina deckungsgleich zu sein scheint (schon seit Tagen, aber es gibt wohl mehrere Franziskuswege nach La Verna), bin ich von dem in meiner App angezeigten Weg abgewichen, was vor allem heute des Öfteren passierte. Es ging leider Berg runter, über einen Bach, hoch und wieder runter und ich bemerkte, dass der Weg auch zu sehr von La Verna entfernte. Ich beschloss, natürlich nicht alles wieder bis zur Abzweigung zurück zu laufen, sondern meinen eigenen Weg zu gehen und später auf den eigentlichen Weg aufzuschließen. Zunächst fand ich Wege in die richtige Richtung, die meist angenehm geräumt von Sträuchern etc waren. Klar, dass es viel zu einfach gewesen wäre, hätte dieses Konzept bis zum Schluss durchgehalten. Ich musste in Steilhang durch Wacholderbüsche, kleinen Pinienbäumen und Disteln meinen Weg nach oben erkämpfen. Gut überlegen, wo der beste Durchgang ist, denn es gab auch Felsenüberhänge, die ich mied. Es ging erstaunlich gut, und nach einem weiteren Weg querfeldein war ich auf dem richtigen Weg angekommen. Wasser war knapp, aber ich wusste ich laufe gleich durch ein Dorf und kann auffüllen. Es hat mir irgendwie nicht so viel ausgemacht, ich habe mich herausgefordert gefühlt und war froh, dass ich schon einige Male als Treiberin auf der Jagd war und dieses Gelände für mich begehbar war und ich keine Bedenken hatte. Irgendwie ist es schon komisch, dass mir das passiert. Ich erinnere mich, als ich zuletzt durch das Flussbett gelaufen bin, weil ich die Straße umgehen wollte. Und letztlich ist es immer eins: länger als der andere Weg, steiler, mehr Höhenmeter etc. Aber es ruft in mir meinen Abenteuergeist, meine Flexibilität, Intuition hervor und stärkt ungemein mein Selbstvertrauen und meinen Geist. Und natürlich ein gutes Orientierungstraining, irgendwie wurde ich mit einer blinden Orientierung geboren. Dann fühle ich mich hilflos ausgeliefert und dumm. Ich glaube das ist wie bei der Legasthenie vererbbar, ich kann nichts dafür. Jedenfalls war ich vielleicht mit meinen Irrungen und Wirrungen 1,5 h lang beschäftigt. Und trotzdem kam ich nur 15-45 min später an als gedacht. Das war wirklich erstaunlich. Ich musste in dem Wallfahrtsort erstmal heraus finden, wo ich überhaupt hin muss. Ich beschloss, zunächst die Kapellen zu besichtigen und indem ich das tat, fand ich im hinteren Teil des Konvents die Anmeldung für das Pilgerzimmer. Ich besichtigte nach der Dusche und einem Bier und belegtem Brot den gesamten Komplex, was hochinteressant war. Anschließend war ich "spazieren", was sich aber als was ganz anderes entpuppen sollte... Abends gab es Getreidesuppe und Spinatrollenschnitten mit paniertem Fisch-Spieß und Tomaten. Am gleichen Tisch saßen Vater und Sohn und ich unterhielt mich mit ihnen, der Sohn ein Cover-Musiker, der Vater Dozent des englischen Mittelalters. Sie wollten mit mir noch im Hof Wein trinken, ich lehnte aber ab, wollte ich noch meine Sachen waschen und ins Bett. Mittlerweile waren aus zwei weiteren Pilgern (?) sechs weitere geworden.Read more