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  • Day 62

    50. Etappe-Pietralunga-Gubbio

    August 31, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 22 °C

    Heute sind wir zusammen nach dem Frühstück gestartet, es war dann bereits halb neun. Der Weg runter und dann stetig bergauf, aber wir hatten ein schönes Panorama und ich hab dann noch Paola , eine der zwei Paolas aus Italien, die ich seit Tagen überall auf dem Weg oder in den Dörfern treffe, gesehen und habe mich lange mit einer unterhalten, die ihr Leben mit 43 Jahren komplett verändert hat und jetzt das tut, was ihr Spaß macht. Heute ist sie Personal Trainer für Yoga und Pilates. Das hat mir Mut gemacht, dass es für große Veränderungen, die mir bevor stehen, nie zu spät ist. Solche Begegnungen und Gespräche sind wichtig, man kann viel allein sinnieren, innere Dialoge führen, abwägen, was sich richtig anfühlt und was nicht, aber es ersetzt nie ein Gespräch und die Sichtweise mit den Erfahrungen einer anderen Person. Wunderbar. So flog ich die 800hm und fast 30km über die Berge, nur die letzten 6km nach der Bar, an welcher sich die deutsche Runde zum Bier traf, waren heiß mit Asphalt, bis wir Gubbio erreichten. Unterwegs konnte ich endlich, nach sechs verschiedenen Konventen, die alle voll waren, ein Hotel buchen. So sind wir zu viert in einem Zimmer für 25€ pro Nase plus Frühstück (interkontinental mit Frühstückseiern und Bacon). Wir haben uns dann nach der Dusche und Wäsche waschen in die Stadt gemacht, um diese zu besichtigen. Die komplette mittelalterliche Stadt ist erhalten, für mich architektonisch, vom Ambiente her, Ausblicke auf die Berge das städtische Highlight meiner Reise!
    Nachdem wir die Kathedrale, die oben auf dem Berg liegt, besichtigt hatten, trafen wir Tommaso, der Italiener, der mit der Kolumbianerin Luz seit Sansepolcro unterwegs ist und kurze Zeit später Luz. Die Familie war wieder vereint und wir freuten uns und gingen gut essen, ein Menü aus 5 Gängen, Wein und Bier,es war sehr schön für alle. Luz hatte mich ja schon nach ca fünf Minuten, nachdem wir uns im strömenden Regen kennengelernt hatten angeboten, im November nach Kolumbien zu kommen. Ja, das ist durchaus eine Option. Ich wollte ein Monat nach Kolumbien, aber nicht allein, und sie als Kolumbianerin, die alles kennt, das wäre durchaus eine Option.
    Tommaso hat eine Frau und vier Kinder, die ich nach Rom in Neapel (ich liebe Neapel) besuchen werde. Ich bin ja eher ein Fan von Pasta als von Pizza, außer in der Geburtsstadt der Pizza, in Neapel. Und mit einem Napolitaner die besten Pizza -Plätze abzuklappern-wunderbar! Wie die letzten drei Tage mit den beiden, hatten wir viel Spaß, und auch unser neues Mitglied seit gestern, Niklas, hat sich unheimlich gefreut, dieser Gemeinschaft beiwohnen zu dürfen. Wir haben uns schon einen camino ausgesucht für August nächstes Jahr, vielleicht laufen wir den Querweg oder einer der anderen zahlreichen Wege in Schwarzwald zusammen, das wäre wirklich fantastisch. Tonia und Julian wohnen in Basel und Niklas in Bielefeld, Tommaso ist sehr interessiert am Schwarzwald und Luz kann dann gar nicht anders, als mitzukommen. Schon heftig, wie schnell Menschen einem ans Herz wachsen können, nicht wahr? Aber das erscheint einem Menschen, der nicht einen Pilgerweg läuft, eher sehr befremdlich, fast schon naiv. Dem kann ich nur sagen: hast du nie gemacht, also kennst du nicht das Geheimnis, das alle miteinander verbindet. Geh den camino, dann weißt du Bescheid! Es geht ja schließlich nicht um das Ziel, sondern um den Weg. Ja, aber warum? Weil man wieder zu sich selbst findet, ohne Ablenkungen, Medien, man lernt sich, falls noch nicht geschehen, kennen und schätzen, und man trifft Leute, die aus verschiedenen Gründen oder Motivation den Weg gehen. Diese bereichern dich auf eine Weise, von der du nicht geglaubt hast, dass es dir so viel geben kann, mit ihren Lebensgeschichten, Plänen und Erfahrungen. Ich laufe schon lange diesen Weg, aber die letzte Zeit gab es mehr Pilger und mehr ein Gemeinschaftsgefühl.
    Morgen ist unser Etappenziel bzw die Übernachtung in dem Kloster nicht möglich, so dass wir einige Kilometer weiter laufen müssen. Da Luz morgen einen anderen Pilgerweg weiterläuft und Tommaso in Valfabbrica übernachtet, trennen sich unsere Wege. Ich werde mir aber noch die Zeit nehmen, um mit der Gondel zu dem Konvent oberhalb der Stadt mit den beiden zu fahren. Später treffe ich dann die Deutschen in irgendeiner Unterkunft.
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