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  • Day 4

    Lungo il fiume scrivia

    October 5, 2021 in Italy ⋅ ☁️ 17 °C

    Beim Frühstück habe ich die Idee: heute drehe ich die Tour um, so kann ich direkt von meiner Unterkunft los wandern und muss nicht bis Mittag auf die Zugverbindung nach Tortona warten! Gedacht, getan. Um 10 Uhr bin ich zum Abmarsch bereit. Zunächst geht es steil bergan Richtung Gavi, dann wieder bergab Richtung Serraville Scrivia. Eine schöne Strecke durch die umliegenden Hügellandschaft und gleichzeitig ein Vorschmack auf das, was mich morgen erwarten wird. Ein paar Kilometer weiter bin ich am Fluss Scrivia. Einem Pfad am Ufer will ich nun bis nach Tortona folgen. Ich bin gespannt, ob das klappt. Ich bin ja schon Kummer gewohnt in Italien. Nicht immer führt ein Weg zum Ziel, allzu oft ist ein Pfad zugewachsen oder einfach nur versperrt. Zunächst geht alles gut, der Weg ist sogar besser als erwartet. Doch zu früh gefreut. Da ist ein breiter Bach im Weg, der von den heftigen Regenfällen geflutet ist. Natürlich gibt es keine Brücke und auf der anderen Seite kann ich auch keinen Weg mehr ausmachen. Das lehmig braune Wasser scheint tief zu sein und macht so gar keine Laune, barfuß hindurch zu waten. Also zurück. Ich muss nun zur Straße, da hilft nichts. Es ist die einzige Verbindung nach Tortona außer dem Pfad am Fluss entlang, der nun ja ausfällt. Auf der "Strada Provinciale 35 dei Gavi" herrscht sehr reger Verkehr. Fußweg Fehlanzeige. Drei Kilometer weiter kann ich wieder zurück zum Scrivia. Doch das Glück ist von kurzer Dauer. Erst ist der Pfad vom Strom weggerissen, so dass ich mir einen Weg durch's Unterholz bahnen muss, dann hört er an einem Feld ganz auf. Weiter geht es nicht, ich muss wieder zur Strada Provinciale. Ich habe viel Zeit verloren, es ist schon nach vier Uhr und bis Tortona liegen noch zehn Kilometer vor mir. Ich muß wohl oder übel nun auf der Strasse weiter gehen, den Pfad am Ufer des Scrivia schlage ich mir endgültig aus dem Kopf. Nun ist die Strada Provinciale 35 ein für Fußgänger sehr feindliches Gelände und für mich als Wanderer überhaupt kein Spass. Es ist sogar brandgefährlich, hier ohne schützendes Blech zu Fuß unterwegs zu sein. Glücklicherweise gibt es einen schmalen Streifen, auf dem ich mich am entgegen kommenden Verkehr vorbei quetschen kann. Kommt ein LKW, wird's allerdings eng. Rücksicht nehmen nur wenige. So geht es für viele Kilometer, während es langsam dämmert. (Notiz für die Packliste: bei meiner nächsten Italien-Wanderung muss ich unbedingt Signalfarben anziehen, meine schwarze Kleidung ist hier alles andere als optimal).
    Nach einer gefühlten Ewigkeit passiere ich endlich das Ortsschild von Tortona. Geschafft! Doch noch nicht ganz, denn der Weg in die City zieht sich hin. Tortona hat immerhin 100.000 Einwohner. Irgendwann ist es dann so weit, ich kann abbiegen. Der Stress fällt ganz allmählich von mir ab und als ich auf dem Marktplatz von Tortona stehe, ist schon fast alles wieder gut. Ein kurzer Besuch noch im imposanten Dom, dann ist es Zeit für die Rückfahrt. Doch der Zug nach Arquata Scrivia hat 20 Minuten Verspätung. Da hätte ich noch etwas länger im Dom bleiben können.
    So eine Etappe brauche ich kein zweites Mal.
    Die Tour auf Komoot:
    https://www.komoot.de/tour/507294041?ref=avs&am…
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