• Nikkozan (Teil 4)

    20 augustus 2022, Japan ⋅ ☁️ 23 °C

    ○ Ein weiteres noch prächtigeres Karamon-Tor: Das zweite Chinesische Tor steht ebenfalls vor einer Andachtshalle, dem Heiligtum des Toshogu-Schreins. Die weisse Pigmentierung und die aufwendig geschnitzten Figuren in diesem im chinesischen Stil gehaltenen Tor sollen die Stärke und den Reichtum des Tokugawa-Shogunats symbolisieren. Das Tor wurde nur zu besonderen Anlässen von Würdenträgern des Shogunats oder des kaiserlichen Hofes genutzt. Geschwungene Giebel (karahafu) weisen auf Prestige und Autorität eines Gebäudes hin, und dieses Tor hat solche Giebel auf allen vier Seiten. Die Schnitzerei über dem Türsturz stellt eine Audienz mit dem legendären chinesischen Kaiser Shun dar, der für seinen tugendhaften Charakter bekannt war. Mehrere Drachen schmücken das Bauwerk, darunter einer, der in den Himmel steigt, und ein weiterer, der auf den vorderen Säulen wiederkehrt. 🐉 Das weisse Pigment (gofun) auf den Säulen wird aus zerkleinerten Muscheln hergestellt und war ein seltenes und teures Material, als das Tor in den 1600er Jahren gebaut wurde.

    ○ Nemuri-neko oder die schlafende Katze: Eines der bekanntesten Symbole von Nikko ist die kleine Figur einer schlafenden Katze. Zu finden ist die Figur im Ostkorridor, der zum inneren Schrein des Toshogu führt. Die Schnitzerei wird dem berühmten Hidari Jingoro zugeschrieben, einem beidhändigen Tischlermeister (hidari bedeutet "Linkshänder"). Nemuri- weist auf der Rückseite zwei fliegende Spatzen auf. Diese Koexistenz der Tiere soll eine friedliche Zukunft für das neu vereinte Japan symbolisieren. An dem Tag hat sogar eine der Schreinbesucherinnen ihre Hauskatze, die der Nikko-Katze sehr ähnlich aussah, in einem durchsichtigen Rucksack mitgenommen (siehe Foto). 🐈🎒

    ○ Okumiya: Tempel in Japan haben oft angeschlossene Friedhöfe und Nikkozan wurde zum grössten und berühmtesten Mausoleum in Japan, als der erste Shogun der Tokugawa-Dynastie, Tokugawa Ieyasu (1543–1616), im Jahr 1617 im Toshogu-Schrein beigesetzt wurde. Der Okumiya oder innere Schrein des Tokugawa Ieyasu ist die bedeutendste Stätte. Um dorthin zu gelangen, müssen Sie eine lange Treppe durch einen dichten Wald hinaufsteigen.

    Ieyasu ist eines natürlichen Todes gestorben, auf seinem Alterssitz in Sumpu, jener Burg der Imagawa, in der er als Geisel seine Kindheit verbracht hatte. Er liess sich von seinen religiösen Beratern einen Ritus zurechtschneidern, demzufolge er als die Gottheit Tosho Daigongen "Der Grosse Gongen, Licht des Ostens" weiter über das Schicksal seiner Familie und des Landes wachen sollte. Sein Enkel Iemitsu, der dritte Tokugawa-Shogun, liess Ieyasus Kult und sein Mausoleum in grossem Stil ausbauen. Laut einem Artikel des Sumpu-Magazins ist der wahre Aufenthaltsort der Urne des grossen Shogun, Tokugawa Ieyasu, im Kunozan Toshogu Mausoleum in der Stadt Shizuoka. Das Tokugawa-Shogunat hatte im 17. Jahrhundert selber das Gerücht verbreitet, dass nach dem ersten Jahrestag seines Todes die Urne von Ieyasu in Nikko umgebettet wurde. Tatsächlich ist Ieyasu bis heute in Kunozan begraben. Das Grab in Nikko ist eine grosse und imposante Stätte mit einem ähnlichen Status wie der des Kaisers. Mit dem Gerücht wollte das Shogunat dem Volk ihren Machtstatus beweisen. Das Sumpu-Magazin beruft sich auf eine zuverlässigste Aufzeichnung des spirituellen Berater von Tokugawa Ieyasu. Sein Tagebuch besagt, dass Ieyasu seinen engsten Lehnsherren befohlen hatte, seine sterblichen Überreste in Kunozan zu begraben. Dies war ein Befehl, den sie nie verraten würden. Die jahrhundertelange Täuschung, die erst vor kurzem bekannt wurde, hat inzwischen dazu geführt, dass der Nikko Toshogu-Schrein zum Weltkulturerbe erklärt wurde. 😅
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