• Chiangmai Tag 14 - 8: Neues vom König

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    DER THAILÄNDISCHE KÖNIG MACHT SICH NUN AUCH IN DEUTSCHLAND SEHR UNBELIEBT

    Todesurteile aus Tutzing?: Bayerns Dauerärger mit dem Thai-Monarchen

    König Rama X. residiert in einer Luxusvilla am Starnberger See. Steuern zahlt er dafür nicht. Auch seine Machenschaften auf deutschem Boden rücken weiter in den Fokus.

    Von Patrick GUYTON (Der Tagesspiegel)

    21.12.2021, 14:07 Uhr

    Stefanie Knittl reichte es. Der thailändische König Rama X. lebt seit Jahren mit seiner Entourage in einer Luxusvilla in Tutzing – und bezahlt bisher keinen Cent an Zweitwohnsteuer? Er regiert offenbar sein Land vom noblen Starnberger See aus auf äußerst umstrittene und autoritäre Weise, aber niemand will offiziell seinen Aufenthalt in Bayern und seinen Villenbesitz bestätigen?

    Und so fragte Knittl, die einzige SPD-Gemeinderätin in Tutzing, in der vergangenen Sitzung nach. „Skandalös“ sei es, dass man von der Verwaltung keine Informationen bekomme und „mit dem Argument des Steuergeheimnisses vertröstet“ werde. Schließlich gehe es um viel Geld, die Rede ist von einem höheren sechsstelligen Betrag.   

    Der König, der Maha Vajiralongkorn heißt, und seine Liebe zu Oberbayern – das ist für die Verwaltungen, die Bürger, den Staat eine leidige Geschichte. Als „exzentrisch“ wird der 69-Jährige beschrieben, mit einem geschätzten Vermögen von rund 60 Milliarden Euro ist er weltweit der reichste Monarch. 2018 hat er offenkundig die „Villa Stolberg“ an der Hauptstraße in Tutzing mit Seezugang gekauft. Nicht mal den Namen des denkmalgeschützten Hauses nimmt die Gemeindeverwaltung in den Mund – Steuergeheimnis! – und spricht nur von dem „besonderen Objekt“. Im Internet hingegen lässt sich mit wenigen Klicks die genaue Adresse des Anwesens ermitteln. 

    Bei der Sitzung ließ Stefanie Knittl nicht locker, die Behandlung des Königs verstoße „gegen die Steuergleichheit“. Und so stimmte die Verwaltung zu, zum Beginn kommenden Jahres ein Gutachten über den Wert der Villa erstellen zu lassen, damit man zum 1. Februar die Zweitwohnsteuer erheben kann, auch rückwirkend bis 2018. „Normale Bürger bekommen in wenigen Tagen ihren Steuerbescheid“, sagt Knittl. Nun könnte es sein, dass auch Rama X. erstmals zahlen muss.

    In einem Luxushotel in Garmisch arbeitet der König

    Neben Tutzing verbringt der Monarch auch regelmäßig seine Zeit in einem Luxushotel in Garmisch-Partenkirchen, das er für seine Aufenthalte komplett anmietet. Bekannt wurde das überhaupt erst durch Corona. Denn da fragten sich die Bürger, wie denn das Hotel vermietet sein könne, wenn im Lockdown doch ein touristisches Beherbergungsverbot bestehe. Das Landratsamt habe entschieden, so sagt der Sprecher Stephan Scharf gegenüber dieser Zeitung, dass die Thai-Gruppe nicht zu Urlaubszwecken am Alpenrand weilte, sondern dass der König von dort aus arbeitet.

    Ansonsten ist man beim Landratsamt verschlossen wie eine Auster. Wie oft der König sich in Garmisch im Grandhotel Sonnenbichl aufhält, will der Sprecher nicht wissen. „Das ist uns relativ egal.“ Auch ist ihm unbekannt, ob er derzeit dort ist. „Das ist höhere Politik, Sache des Bundes“, meint Scharf. 

    Die Bundesregierung hat das Problem offenbar erkannt. Einem ausländischen Politiker oder Staatsmann ist es nach deutschem Recht untersagt, hierzulande seiner Arbeit nachzugehen, wenn er damit gegen die deutschen Gesetze verstößt. Rama X. aber unterzeichnet thailändische Todesurteile oder verhängt drakonische Gefängnisstrafen über mehrere Jahrzehnte wegen Majestätsbeleidigung. Eine verstoßene Ex-Frau soll er ins Kloster gesteckt und ihr eine Glatze scheren lassen haben. Von Amnesty International und anderen Organisationen gibt es unzählige Berichte über massive Menschenrechtsverletzungen in dem asiatischen Land.

    Baerbock positioniert sich klar

    Die neue Außenministerin Annalena Baerbock erhöht nun den Druck auf den Monarchen. Ungewöhnlich undiplomatisch teilt das Auswärtige Amt in dieser Causa mit: „Wir gehen davon aus, dass auf deutschem Boden von ihren Vertretern keine Entscheidungen getroffen werden, die der deutschen Rechtsordnung, dem Völkerrecht oder den international verbrieften Menschenrechten wiedersprechen.

    Seit längerer Zeit schon befasst sich Lucie Vorlickova vom Verein „Tutzinger Liste“ mit dem König und den Steuern. Schreiben an die Gemeindeverwaltung bleiben ihrer Darstellung nach in der Regel unbeantwortet. Vorlickova hat zur Höhe der bisher entgangenen Steuern recherchiert und bei Immobilienmaklern nachgefragt. Demzufolge liegt die Miete für ein solches Luxusanwesen bei 30 bis 50 Euro pro Quadratmeter und Monat.

    Steuerschuld beträgt wohl rund eine halbe Million Euro

    Diese Häuser sind gesucht, und bei potentiellen Mietern oder Käufern spielt Geld keine Rolle. Die Villa hat 1400 Quadratmeter Wohnnutzungsfläche, die Jahreskaltmiete könnte also bis zu 840000 Euro betragen. Zwölf Prozent davon müssen jährlich versteuert werden, das wären rund 100 000 Euro. Von 2018 bis 2022 käme man auf eine Steuerschuld von 500 000 Euro.

    Sehen das die Tutzinger Bürgermeisterin Marlene Greinwald von den Freien Wählern und die Gemeindeverwaltung auch so? Greinwald sagt auf Anfrage, dass sie nichts sagen kann - wegen des Steuergeheimnisses. Alles laufe aber „nach Recht und Gesetz“.               

    Derzeit ist der König offenbar nicht in seiner Tutzinger Villa. In der Abenddämmerung brennt kein Licht, niemand von seiner so zahlreichen Entourage ist zu sehen. „Die fahren sonst immer mit vielen schwarzen Kleinbussen herum“, hat Stefanie Knittl beobachtet. „Die Bediensteten fallen im Ort schon auf, die wohnen ja nicht in der Villa, sondern woanders.“

    Von vorne ist das Anwesen durch eine breite, drei Meter hohe Hecke vor Blicken geschützt. Auf dem Klingelschild steht kein Name, die Laternen leuchten nicht. Viele große Bäume stehen auf dem Grundstück, die ockergelbe Fassade der oberen Geschosse ist über das Stahltor an der Einfahrt zu sehen. In den 1920ern wurde die Villa Stolberg errichtet, sie steht unter Denkmalschutz. Hinten muss man nur über einen kleinen öffentlichen Uferweg, um an die große private Bootsanlegestelle zu kommen.

    Sisi, Maffay – Pudelnarr?

    Mächtig ruht der See in der Dunkelheit, die Alpen-Skyline ist aber noch zu erkennen. Tutzing und der Starnberger See – für viele war und ist das ein Sehnsuchtsort. Die spätere österreichische Kaiserin Sisi hat auf Schloss Possenhofen, ganz in der Nähe von Tutzing, ihre Jugend verbracht. Auf der Roseninsel hat sich der „Märchenkönig“ Ludwig II. immer wieder mit ihr getroffen. Heute ist die Promi-Quote in Tutzing weiterhin hoch. Der Musiker Peter Maffay lebt dort ebenso wie der Musikproduzent Leslie Mandoki.    

    Teilweise gibt es Berichte, dass der thailändische König nicht mehr nach Bayern zurückkehren werde. Allerdings ist er in Thailand in weiten Teilen der Bevölkerung ziemlich verhasst, weshalb er sich dort nur ungern aufhalten soll – ganz im Gegensatz zu seinem Vater, dem König Bhumibol, den die Menschen geliebt und verehrt hatten. In Tutzing kursiert das Gerücht, dass Rama X., der ein Pudel-Narr ist, sich gerade mit 30 Hunden im Schlepptau auf der Anreise befindet.

    Christian ergänzt:
    Seiner Exzentrizität beliebte es beispielsweise - damals noch als Kronprinz zu Lebzeiten seines Vaters - seinen Lieblingspudel "FuFu" zum "Air Chief Marshall" (Luftwaffengeneral) zu ernennen und mit dem entsprechend uniformierten Köter in der Öffentlichkeit aufzutreten.

    Ergänzend seien auch noch die Ereignisse vor einigen Jahren erwähnt, als der Deutsche Fiskus den Jumbojet seiner Majestät in Bayern solange pfandmäßig an die Kette legen ließ, bis seine Hoheit seine angehäuften Schulden beglichen hatte.
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