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  • Day 3

    Kurze Erkundung Hildesheims 1

    September 3, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 16 °C

    Wir fuhren am Freitag d. 01.09.23 zunächst nach Hamburg, wobei wir einen Einkaufszwischenstop in der Zeissstraße in Lübeck-Genin bei Niederegger einlegten. Dort besorgten wir Kuchen und etliches andere. Der Verkehr auf der A 20 Richtung Westen war an diesem Tage sehr dicht und die Strecke mit Baustellen gespickt. Besonders südlich von Lübeck führte eine Reduzierung der Autobahn auf eine Fahrspur zu ellenlangem Stau, den wir aber durch frühzeitiges Abfahren vermeiden konnten.

    Geschlaucht kamen wir in Rellingen bei den Freunden an, taten uns an den leckeren Lübecker Tortenstücken beim Kaffee gütlich und verlebten einen fröhlichen Nachmittag, zumal dann auch noch der Sohn hinzustieß, dem wir einiges aus Stralsund mitgebracht hatten.

    Anderen Tags machten wir uns nach dem Frühstück gestärkt und relativ entspannt an die Weiterfahrt nach Hildesheim, zumal Google Maps uns eine Fahrzeit von zwei Stunden avisierte. Aber Pustekuchen! Gleich nach der Auffahrt auf die A23 gen Süden, die uns zur A7 führen sollte, hatten sich zwei Autos geküßt, was in einer Sperrung der Weiterfahrt zur A7 resultierte. Sämtlicher Verkehr quälte sich dadurch einspurig in die Stadt weiter zur nächsten Auffahrt zur A7.

    Wir rochen den Braten, zumal inzwischen durch die momentan laufenden Bauarbeiten am Elbtunnel auch dort Stau angezeigt wurde und suchten uns den Weg quer durch die Innenstadt zwischen Außen- und Binnenalster hindurch zu den Elbbrücken und der Auffahrt zur A1. Somit hatten wir das Nadelöhr Elbtunnel umgangen und quälten uns danach dennoch auf der A7 durch etliche Baustellen und Staus, wodurch sich die Fahrzeit letztendlich zu drei Stunden verlängerte.

    Gerade noch rechtzeitig kamen wir erschöpft gegen 12:45h in Hildesheim beim Intercity-Hotel an, bezogen unser reserviertes Zimmer, und um 13:30h begann dann mein Seminar der Weißer-Ring-Akademie zum Thema "Personalauswahl in der Außenstelle".

    Dieses war dann am Folgetag, einem Sonntag, mittags erfolgreich beendet. Nachmittags machten wir uns zu zweit dann an eine kurze Erkundung der Hildesheimer Innenstadt.

    In den letzten zehn Monaten des Zweiten Weltkriegs wurde die Innenstadt Hildesheims zu großen Teilen zerstört. In der Zeit von Juli 1944 bis März 1945 war Hildesheim siebenmal Ziel von Einheiten der United States Army Air Forces (USAAF), der Royal Air Force (RAF) und der Kanadischen Luftstreitkräfte (RCAF). Beim letzten und schwersten Angriff von RAF und RCAF, der in der Mittagszeit des 22. März 1945 dem Zentrum und der Altstadt galt, kamen 824 Menschen ums Leben.

    Das RAF Bomber Command wendete am 22. März 1945 eine Kombination von Spreng- und Brandbomben an. Diese Kombination sollte einen Feuersturm erzeugen. Die genaue Auswahl des zu bombardierenden Gebietes wurde anhand von Luftbildern, Statistiken über die Bevölkerungsdichte und Brandversicherungs-Katasterkarten getroffen, die von deutschen Feuerversicherungen vor dem Krieg bei britischen Rückversicherungsgesellschaften hinterlegt worden waren. Die Hildesheimer Altstadt wurde als Kerngebiet des Angriffs ausgewählt, da in den alten Fachwerkhäusern der Anteil an brennbaren Materialien am höchsten war.

    Von 14:00 Uhr bis 14:15 Uhr warfen über 250 Bomber (laut Kriegstagebuch des RAF Bomber Command: 227 Lancasters und 8 Mosquitos) insgesamt 438,8 Tonnen Spreng- und 624 Tonnen Brandbomben ab. 75 Prozent aller Gebäude wurden durch den Angriff zerstört oder beschädigt, einschließlich fast der gesamten historischen Altstadt.

    Dies ist - genau wie die Bombenangriffe auf Dresden und Würzburg im gleichen Jahr - ein reines Kriegsverbrechen, das die Alliierten sich zurechnen lassen müssen.

    Zunächst stießen wir in der Altstadt auf die evangelisch-lutherische St. Andreaskirche, die im März 45 schwerst zerstört annähernd originalgetreu in den 1950er Jahren rekonstruiert wurde. Sie verfügt über den höchsten Kirchturm Niedersachsens (114,5m), der einen weiten Rundblick ermöglicht und über eine der größten Kirchenorgeln des Bundeslandes.

    Bei der Suche nach dem Dom, mußten wir dann doch noch Google Maps bemühen, denn der uns von der Touristeninformation bereitgestellte Stadtplan war durchaus nicht zielführend. Der Turm des Domes ist - da romanisch - auch nicht so hoch, daß er eine optische Orientierung aus der Ferne erlaubt.

    Zunächst entdeckten wir nahe beim Dom das 1889 errichtete Gebäude der ehemaligen preußischen Regierung im Stil der Neo-Renaissance. Über dem Portal zur Kreuzstraße steht ein Sinnspruch, der auf das „Dreikaiserjahr“ 1888 Bezug nimmt:

    Wilhelm, der Vater des Reichs,
    erweckte dies Haus aus den Steinen.
    Friedrich, der duldende Fürst,
    richtete Pfeiler und Wand.
    Wilhelm vollbrachte das Werk,
    der Trost und die Hoffnung der Seinen.
    Schütze uns Kaiser und Haus
    Gottes allwaltende Hand.

    Über den benachbarten Domhof gelangt man zum nördlichen Seitenportal der Hohen Kirche.
    Der Hildesheimer Dom, auch Hoher Dom zu Hildesheim oder Mariendom zu Hildesheim (offizielle Bezeichnung Hohe Domkirche St. Mariä Himmelfahrt), ist die Kathedrale des römisch-katholischen Bistums Hildesheim in Hildesheim. Er gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Vorromanik in Niedersachsen und ist eine der ältesten Bischofskirchen in Deutschland.

    Der erste Dombau an dieser Stelle entstand 872 auf dem sogenannten Domhügel. Die Gebäude und Kunstschätze gehören seit 1985 gemeinsam mit der Michaeliskirche unter der Bezeichnung Dom und Michaeliskirche in Hildesheim zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das Gebäude mit seinem mächtigen Westbau und dem Vierungsturm ist durch überwiegend romanische und gotische Bauteile geprägt.

    Das erste das Langhaus beherrschende Element im Innern der Kirche ist der von der Decke herabhängende romanische Radleuchter, der sogenannte Heziloleuchter, ein Sinnbild des himmlischen Jerusalems.

    Er wurde von Bischof Hezilo (1054–1079) gestiftet. Von Hezilo stammt vermutlich auch das Bild- und Inschriftenprogramm. Aus romanischer Zeit sind in Deutschland nur drei weitere Radleuchter erhalten: Der etwas ältere Thietmarleuchter (auch Azelinleuchter genannt), welcher ebenfalls im Hildesheimer Dom hängt, der Barbarossaleuchter im Aachener Dom und der Hartwigleuchter in der Comburger Klosterkirche. Unter ihnen ist der Heziloleuchter mit 6 m Durchmesser der größte.

    Die Idee des Leuchters ist das Bild einer schwebenden Stadt: nach der Inschrift das himmlische Jerusalem als Ziel des alten und neuen Bundes, duftend vom Wohlgeruch der Tugenden, bevölkert von den Heiligen, erleuchtet von Gott selbst, der Quelle allen Lichts. Der Typus Jerusalemleuchter leitet sich her vom großen Radleuchter über dem Golgotha der Grabeskirche. Für einen unmittelbaren Bezug zu Jerusalem sprechen beim Heziloleuchter zudem islamische Elemente, die in seiner Ornamentik zu finden sind.

    Der Heziloleuchter war bis ins 19. Jh. liturgischer Mittelpunkt des Doms. Unter der erleuchteten Krone fanden Gottesdienste statt. Der Ort bezeichnete Ausgang und Ziel der großen Prozessionen des Domkapitels an den Sonn- und Feiertagen. Dabei gibt es Hinweise auf liturgischen Tanz. Der Heziloleuchter fungierte auch als Rechtssymbol. Verletzungen der Souveränität des Bistums wurden unter ihm feierlich beigelegt.

    Durch die Restaurierungen der frühen Neuzeit ist die Inschrift in der Abfolge der Verse heute stark verändert. Auch ist der Stiftername „Hezilo“ in späterer Schrift geschrieben. Die älteste erhaltene Abschrift in einem Manuskript um 1500 lautet:

    +URBS EST SUBLIMIS MIRIS FABRICATA FIGURIS
    VNDIQVE PERFECTA FIDEI COMPAGINE IVNCTA
    GERMINE VIRTVTVM QVAE MIRE SVRGIT IN ALTVM
    AVCTORES OPERIS TOGA VESTIT CANDIDA PACIS
    IN VIRTVTE SVA SOLIS SOL LVCET IN ILLA
    ET SOLIVM REGNI CORDIS LOCAT IN PENETRALI
    CVIVS VESTIBVLO VETVS ET NOVVS EXCVBAT ORDO
    MISTICA DISCERNIT TENET ASPICIT OMNIA NOVIT
    FLORIBVS HIC VIVIS ANIMARUM CVRIA LVCIS
    ANTE DEI FACIEM DIVINUM SPIRAT ODOREM
    HOS PATER ET VERBVM CIVES ET SPIRITVS HORVM
    VNVS ET IPSE REGIT QVI QVOD SVNT IPSE CREAVIT

    + MATER IVSTITIAE VIA VITAE GRATIA CVLPE
    ISTIVS ORNATVS PIA VIRGO SUSCIPE MVNVS
    ETQUE DO (et quod?) PARS ONERIS PER TE QVOQVE PARS SIT HONORIS
    DA PATER ETERNE PATRIS VNICE SPIRITVS ALME
    VT PRVDENS FORTIS IVSTVS MODERAMINE MITIS
    HIC SERAT ATQVE METAT QVOD LUCIS IN HORREA CEDAT
    ET SPES ATQVE FIDES ET AMORIS VT ACTIO PERPES
    HVNC REGAT AD SPECIEM DAT PACIS VISIO PACEM
    CONSVMENS IGNIS CONSVMAT ET OMNIA CARNIS
    NE CAREAT PATRIA VIA LABILIS VRGEAT ISTA
    SED MVNDVS CORDE SANCTVS ET IVSTVS IN ORE
    SIT ODOR SPONSO SVPER OMNIA BALSAMA CHRISTO

    "Dies ist die hohe Stadt, aus wunderbaren Gestalten gefertigt,
    überall im vollkommenen Gefüge des Glaubens verbunden,
    die mit dem Spross der Tugenden wunderbar in die Höhe aufsteigt.
    Die Urheber des Werks kleidet das weiße Gewand des Friedens.
    In eigener Tugend leuchtet die Sonne der Sonne in ihr
    und stellt den Thron des Königtums im Inneren des Herzens auf.
    Im Vorplatz hält die alte und neue Abteilung Wache,
    unterscheidet, hält und beschaut alle Geheimnisse.
    Von lebendigen Blumen der Seelen ein Hof des Lichts atmet hier
    vor dem Angesicht Gottes göttlichen Wohlgeruch.
    Diese Bürger regiert der Vater und das Wort und deren Geist,
    einer und derselbe, der geschaffen hat, was sie sind."

    "Mutter der Gerechtigkeit, Weg des Lebens, Gnade für die Schuld,
    Gütige Jungfrau, nimm das Geschenk dieses Schmucks auf,
    und was Teil der Last ist, möge durch dich auch Teil der Ehre sein.
    Gib ewiger Vater, des Vaters Eingeborener, labender Geist,
    dass der Kluge, Starke, Gerechte, und im Lenken Milde
    hier säe und ernte, was in die Scheuer des Lichts kommt.
    Und Hoffnung, Glaube und Handeln der Liebe
    möge ihn zur Schau führen. Der Anblick des Friedens gibt Frieden.
    Das verzehrende Feuer möge auch alles Fleischliche verzehren,
    dass er seine Heimat nicht entbehre und jener schwankende Weg ihn nicht in Bedrängnis bringe, sondern rein im Herzen, heilig und gerecht im Reden,
    sei er dem Bräutigam Christus ein Wohlgeruch über Balsam hinaus."

    Im östlichen Querhaus des Doms unmittelbar vor dem Abgang zur unter dem Chor gelegenen Krypta, findet man die Bernwards- oder Christussäule. Sie wurde im Jahr 1020 als Teil der Stiftung St. Michael von dem Bischof Bernward für die Kirche St. Michael, die Gründung und Grablege Bernwards, in Auftrag gegeben. Dort in St. Michael stand am Beginn des Ostchors der Kreuzaltar. Hinter dem Kreuzaltar erhob sich die Bronzesäule mit dem Triumphkreuz. Der Standort unter dem Triumphbogen wurde 2006 durch Grabung bestätigt. Vor dem Kreuzaltar wiederum stand eine kupferbeschlagene Marmorsäule, deren Stein aus dem östlichen Mittelmeerbereich stammt und die späteren Quellen zufolge ein Geschenk Ottos III. an Bernward war.

    Damit war eine Gleichsetzung des Kreuzaltars mit dem Opfertisch im Vorhof des salomonischen Tempels hergestellt, der ebenfalls zwischen zwei Säulen (den Bronzesäulen Jachin und Boas) gestanden hatte. Über der Christussäule hing bis 1662 ein großer Radleuchter mit dem Porphyrkrug in der Mitte, der, von der Hochzeit zu Kana stammend, ebenfalls ein Geschenk Ottos III. an Bernward gewesen sein soll. Diese Verbindung von Säulenkreuz, Altar und Jerusalemleuchter hatte ihr Vorbild im Golgotha, den man mit dem Vorhof des Tempels gleichsetzte. Auch hat der Abstand von ca. 42 m zwischen dem einstigen Standort der Christussäule und der Grablege Bernwards in der Westkrypta von St. Michael eine Analogie in der Entfernung, die laut Pilgerberichten in der Grabeskirche zwischen Auferstehungsrotunde und Golgota lag.

    Bei der Christussäule handelt es sich um eine Ehrensäule, die Bischof Bernward in bewusster Nachahmung der Trajans- und der Mark-Aurel-Säule aus Bronze gießen ließ. Er hatte diese beiden Säulen in Rom gesehen, wohin er im Jahre 1001 den Deutschen Kaiser Otto III begleitete. Sind in Rom die Kriegstaten der Kaiser in spiralförmig sich aufwärts windenden Bilderfriesen dargestellt, so sind es hier die Friedenstaten Christi, beginnend mit der Jordantaufe und endend mit dem Einzug in Jerusalem.

    Thematisch ergänzt sie die Darstellungen der Bernwardstür, wo auf die Geburtsgeschichte Jesu sogleich Passion und Auferstehung folgen.

    Insgesamt gibt es 28 Szenen ohne Inschriften, die als kontinuierliche Geschichte gelesen werden können, da die einzelnen Szenen keine Rahmung vorweisen, sondern nahtlos ineinander übergehen. Jede vorausgehende Szene ist so eng mit der nachfolgenden verbunden. Die Baumkronen sind dabei manchmal Klammern, die die Szenen fassen, manchmal jedoch keiner Szene klar zuweisbar. Die Gestik der Figuren kann außerdem auf die nächste Szene verweisen.

    Die Szenen unterscheiden sich in Länge, Anzahl der dargestellten Personen, Ausdehnung der Bauwerke, Stimmung (aktiv, dramatisch, friedlich, ruhig), sowie auch in der Position und Haltung der verschiedenen Charaktere. Gleichbleibend ist dabei allerdings, dass Jesus immer die größte Person jeder Szene ist.

    Die Säule hat eine klare Vorderseite, zu erkennen durch die Blickrichtung der Figuren auf der Plinthe. Da nur noch eine der Figuren vollständig erhalten ist, lässt sich diese nur noch erahnen. Auf dieser Vorderseite befindet sich die Verklärungsszene, die einzige Szene, in der Jesus frontal gezeigt wird.

    Die Christussäule beeindruckt, abgesehen von der technischen Leistung, durch die für ihre Zeit ganz ungewöhnliche Lebendigkeit und Bewegtheit ihrer halbplastisch herausgearbeiteten Figuren.

    Die Säule ist 3,79 m hoch, hat einen Durchmesser von 58 cm und für jede einzelne Reliefzone beträgt die Höhe ca. 45 cm. Ursprünglich war die Säule von einer Kreuzigungsgruppe auf einem Kapitell gekrönt und hatte so eine Gesamthöhe von mehr als 6 m, also 2,5 m mehr als heute.

    Hergestellt wurde die Bronzesäule mit der Technik des Wachsausschmelzverfahrens, die zu der Zeit ihrer Entstehung als eine äußerst anspruchsvolle Technik galt. Die beachtenswerte Größe der Säule verlangte sehr große technische Fähigkeiten.

    Quelle: Wikipedia
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