• ...und sie bewegt sich doch...

    19 августа, Швеция ⋅ 🌬 8 °C

    Heute steht der Tag ganz im Zeichen der "Stora Kyrkvandring", der "großen Kirchwanderung".
    Um 6:30 Uhr mache ich mich, ausgerüstet mit Kamera, extra Teleobjektiv, Ersatzakkus, Tee, Brotzeit, einem extra Pullover und wasserdichter Kleidung, auf in die Stadt. Es war kalt heute Nacht - das erste Mal habe ich morgens aus dem Bett heraus die Heizung angemacht. Sie wärmt, zumindest nach dem 2. Startversuch, den Camper schnell auf. Ich überlege noch, ob ich die Thermohose mitnehmen soll, entscheide mich aber dagegen. Es soll über Mittag 4 Stunden regnen und die Regenhose paßt nicht über die Thermohose und 2 Hosen mitnehmen will ich nicht - dann besser etwas kühler als naß. Später, als klar ist, dass der Regen nicht kommt, stattdessen aber ein eisiger Wind, finde ich meine Entscheidung nicht mehr so gut.

    Am Standort der Kirche ist schon etwas Partystimmung. Obwohl es erst in 1 Stunde losgeht, ist der Platz gegenüber der Kirche gut gefüllt. Die Bergbaugesellschaft LKAB versorgt alle mit kostenlosem Kaffee. Auf der Großbildleinwand laufen Interviews - unterbrochen von Luftbildern der offiziellen Drohen. Private Drohnen sind nicht erlaubt - bei dem Wind hätten (zumindest die Flugschein-freien) Drohnen ohnehin keine Chance. Und der Wind ist mörderisch. Schon gegen 7:30 Uhr ziehe ich mir die Regenhose an, um wenigstens etwas geschützt zu sein - aber das ist bald komplett nebensächlich angesichts dessen, was da kommt.

    Noch der Segen vom Bischoff und der Pfarrerin aus Kiruna Pfarrerin (kurzzeitig auftretende Probleme mit dem Ton werden schnell beseitigt und das gilt als gutes Omen, daß alle anderen Probleme ähnlich schnell gelöst werden).

    Dann geht es (fast) pünktlich um 8:00 Uhr los. Die große, schwere Kirche setzt sich tatsächlich in Bewegung. Die beiden "rollenden Träger" arbeiten synchron und die Motoren machen einen ansehnlichen Krach, wirken aber, als ob da noch mehr PS drinstecken.
    Die Schwierigkeit ist, daß die Kirche zuerst rückwärts auf die Häuser zugesteuert werden muss, um dann vorwärts auf den Weg (der für eine solche Last ziemlich steil ist) Richtung Hauptstaße rangiert zu werden. Kurz bevor die Fahrtrichtung geändert wird, hält der Koloss an - Spezialisten gehen über eine kleine Seitentür in die Kirche und sehen nach dem Rechten. Schon nach ca. 15min. gibt es "Daumen hoch" - alles ok, die eigentliche Fahrt kann beginnen.

    Es ist faszinierend, wie die 2x 112 Räder - immer 4 in einer Reihe - sich einzeln drehen und die fast 700t praktisch Zentimeter-genau bugsieren können.

    Es läuft gut - der Regen bleibt aus, der Wind ist kein Problem, die Maschinen laufen und die Schaulustigen (inkl. der Scharen von Journalisten) halten sich an die Anweisungen der Sicherheitsleute. Die Kirche kann also mit Höchstgeschwindigkeit = 0,5km/h fahren. Auch das Einbiegen auf die Hauptstraße, den Lombololeden, klappt, ohne dass gestoppt werden muss.

    Inzwischen ist es 10:30 Uhr und ich muss mich dringend aufwärmen. Den kompletten Weg will ich ohnehin nicht mitlaufen - also zurück, das Fahrrad holen und die kurze Zeit, in der strahlende Sonne auf Windstille trifft, für eine Brotzeit nutzen.
    Der alte Platz ist verlassen - die Aufbauten von LKAB sind schon fast beseitigt. Zurück bleibt eine riesige Brachfläche in der der Glockenturm (er wird später versetzt) irgendwie verloren und wie vergessen wirkt. Nur die Spuren der 224 Reifen sind noch zu sehen.

    Ich mache mich auf zum neuen Standort. Im "Espresso House" im neuen Zentrum atme ich erstmal durch, wärme mich endgültig auf, lade die ersten Fotos hoch (die endgültige Auswahl muss noch warten).

    So ganz begreifen kann ich dieses einmalige Spektakel noch nicht. Und ich war direkt dabei...
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