• Tromsø - dreierlei Kultur

    31. august, Norge ⋅ ☀️ 13 °C

    Trotz strahlender Sonne habe ich gestern einen "Home Office Tag" gemacht. Es hat eine Weile gedauert und mich reichlich Lehrgeld gekostet (der Verkäufer hatte mir für 35€ die falschen "Auflade-Codes" verkauft, die nach 30min "online sein" schon aufgebraucht waren), aber schlussendlich habe ich die SIM-Karte von Lyca zum Laufen gebracht. Jetzt muss ich nicht mehr so auf das Datenvolumen achten.
    Außerdem hatte ich Besuch von "Pelle", einem getigerten Kater aus der Nachbarschaft. Da er ein Halsband mit QR-Code hat, konnte ich sehr schnell Name und Telefonnummer der Besitzer ausfindig machen. Eine kurze Rückfrage und es war klar, dass Pelle öfter unterwegs ist und andere Leute besucht. Aber er geht auch gerne wieder nach Hause - mich hat er ziemlich schnell verlassen, als ich ihm deutlich klar gemacht habe, daß die Arbeitsplatte in der Küche für ihn tabu ist 😉. Abends kam er dann noch einmal vorbei, um sich gemütlich auf meiner Sitzbank ausruhen und streicheln zu lassen.

    Heute ist "Kultur" angesagt. Tagsüber das "Polarmuseet" und das "Nordnorsk Kunstmuseum"; abends das Orgelkonzert in der Eismeerkathedrale.

    Im Kunstmuseum habe ich wahnsinnig Glück: kurz nach meiner Ankunft gibt die Fotografin der Svalbard-Ausstellung eine kleine Führung. Die ist zwar auf norwegisch, aber sie spricht langsam und deutlich und so verstehe ich einen Großteil. Viele Fotos sind aus den 1950er Jahren - das erinnert mich an Christiane Ritter einer Österreicherin, die in den 1930er Jahren auf Svalbard überwintert hat und auch hier in Tromsø war. Da die Fotografin auch in Österreich geboren ist, frage ich sie später danach. Sie kennt die Geschichte von Christiane Ritter und freut sich, dass Jemand sich dafür interessiert.
    Insgesamt ist das Kunstmuseum klein, aber sehr gut gemacht. Die Ausstellungen sind irgendwie "greifbar" und ich bleibe länger als gedacht.
    Langsam geht's zum Polarmuseum. Angeregt durch das Gespräch versuche ich mir das "alte" Tromsø vorzustellen. Es gelingt mir nur mäßig. Ein paar alte Häuser stehen noch, aber überwiegend hat die Moderne Einzug gehalten. Ein kurzer Blick in Geschäfte und Cafés verleidet es mit, etwas zu kaufen oder mich gemütlich niederzulassen. Selbst Kioske wie 7-Eleven verlangen für ein Industrie-Sandwich zwischen 7-10€... Da kann ich auch beim Imbiss einen Rentier-HotDog für knapp 7€ essen. Wobei ich mich frage, ob der Rentier-Anteil in der Wurst einen zweistelligen Wert erreicht - ehrlich gesagt bezweifle ich es...
    Das Polarmuseum ist in einem alten Holzhaus am Kai. Es ist ebenfalls sehr lebendig aufgemacht und es macht Spaß, sich in die Zeit von Roald Amundsen oder Frithjof Nansen zu versetzen.

    Draußen scheint weiterhin die Sonne vom tiefblauen Himmel. Nur ein leichter Wind und die damit verbundene Kühle erinnert mich, daß es Ende August ist und Tromsø fast 350km nördlich vom Polarkreis liegt (Luftlinie). Die Norweger genießen die späte Sonne noch in Trägerkleidchen, Shorts und Sandalen. Ich habe immerhin eine Jeansjacke an, lasse es mir aber auch gutgehen und nutze das freie Wlan eines geschlossenen Restaurants, bis ich los muss, um rechtzeitig zum Konzert zu kommen.

    Das Konzert ist einmalig. Der neue Organist, der seit Juli in der Kirche ist, wurde heute offiziell eingeführt und kommt gebürtig aus Wilhelmshaven. Er spielt verschiedene norwegische Komponisten. Die Akustik in der Kirche ist großartig. Die Kirche ist ca. zu 1/3 gefüllt und man kann während der Stücke eine Stecknadel fallen hören. Wahnsinn!!!! Viel zu schnell ist das Konzert nach ca. 1 Stunde vorbei. Ich hätte noch stundenlang zuhören können.

    Da der Bus 24 fast genau vor der Kirchentür abfährt bin ich bequem und schnell wieder am Camper. Jetzt erstmal etwas zu essen... Ich bin müde, aber noch will ich nicht schlafen gehen - die Chance auf Polarlichter soll heute bei über 70% liegen. Hoffentlich hören die bald auf, im "Stadion" hier Fußball zu spielen - heute nämlich mit Flutlicht...😠

    Aber in der nächsten Nacht soll die Wahrscheinlichkeit noch höher sein und ich plane, dann auf Kvaløya zu sein - fernab von einer Siedlung. Mal sehen....
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