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  • Day 14

    Lake Louise

    September 23, 2022 in Canada ⋅ ☁️ 7 °C

    Willkommen in Lake Louise! Also die Natur hier ist wirklich toll, aber die Stadt, das Essen und die völlig überteuerten Hotels kann man sich echt sparen. Wir haben eine Nacht im „Lake Louise Inn“ übernachtet, da wir dachten, dass es echt clever sei, damit man nicht mitten in der Nacht los muss, um noch morgens einen Parkplatz zu bekommen.
    Wir also morgens früh aus dem Hotel ausgecheckt und los. Wir waren um 6:58 Uhr am Parkplatz vom Lake Louise. 7 Minuten später war dieser echt große Parkplatz (12 Dollar) voll. Ihr glaubt nicht, was hier in den Morgenstunden los ist. Super viele Touris, die meisten wollen ein Foto für Instagram und stehen dafür um die 1,5 Stunden an einem Spot und fotografieren ohne überhaupt wandern oder mehr von dem Ort erfahren zu wollen. Etwas gaga in unseren Augen. Und das wurde auch von einem Local bestätigt. Er sagte, dass es noch vor 10 Jahren so übersichtlich an den Seen und Bergen war, dass es gar keine Frage war, ob man einen Parkplatz bekommt. Er sagt, dass sich das alles durch Plattformen wie Instagram geändert hat, da die Leute Orte wie Lake Louise dort sehen und dann dort hin wollen, um das gleiche Bild zu machen wie im Internet. Irgendwie etwas irre oder?

    Nun ja, wir sind heute ebenfalls hier, wie viele andere und haben einige Pläne. Natürlich haben auch wir ein Foto am schönen Lake Louise gemacht und sind dann bei gerade mal 3 Grad losgestiefelt.

    Nach einiger Zeit kamen wir am Mirror Lake vorbei, der, wie der Name es verrät, wie ein Spiegel fungiert und ganz ruhig da liegt und die schöne Natur drum herum spiegelt.

    Nach weiterer Wanderung kamen wir zum Lake Agnes. Ein wirklich schöner See, der von ganz unterschiedlicher Natur umgeben ist: Berge, Laubbäume, Nadelbäume, die Farben von grau, braun, gelb und grün sind alle dabei und das Wasser super klar. Dort saßen einige Leute und wir dachten, die ruhen sich einfach aus und genießen die Aussicht. Aber auf einmal, als es Punkt 9 Uhr war, standen alle Menschen in einer Schlange an dem Holzhäuschen: The Teahouse. Die Menschen habe alle gewartet, dass das Teehaus aufmacht, um einen handgebrauten Tee zu bekommen. Natürlich mit irre viel Wartezeit und extra teuer. Geil. Wir kopfschüttelnd weiter und hatten unsere Ruhe auf dem weiteren Weg, weil ja alle auf ihren Tee warteten.

    Es ging um den Lake Agnes und dann steil an der Seite hoch. Der Anstieg war das Eine aber der vereiste Weg das Andere. Zum Glück hatte David seine Wanderstöcke mit und so hatten wir jeder einen extra Halt auf dem Weg hinauf. Es war nicht ungefährlich, aber wir sind beide auf den Füßen geblieben.

    Oben angekommen war der Kreislauf in Schwung und es ging auf einen weiteren Anstieg, dieses Mal aber eher hügelförmig: The Big Beehive. Dort ging es dann fix rauf und man wurde mit einem tollen Ausblick belohnt. Der strahlend blaue See des Lake Louise, Berge und Wälder. So schön, dass wir uns setzten und einen kleinen Snack hatten. Sowas bleibt natürlich auch nicht von der Natur unbeobachtet und ein „Stellers Jay“, ein sehr hübscher Vogel mit dunkelblauem Federkleid und blauem Irokesen, kam vorbei und begutachtete uns neugierig.

    Runter vom Big Beehive standen wir dann wieder an einer Lichtung auf dem Berg und dann ging da auf der anderen Seite noch ein weiterer Anstieg hoch. Dieser ist mittlerweile nicht mehr auf der Wanderkarte ausgeschildert, da er anspruchsvoll ist und immer wieder Menschen angezogen hat, die dem Anstieg nicht gewachsen waren. Entsprechend gab es Vorfälle, die man im Nationalpark natürlich eher nicht möchte. Dieser steile und etwas bedrohliche Anstieg in dem kalten und nebligen Wetter hieß Devils Thump. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn man diesen Anstieg - der mit einem großen Baumstamm „versperrt“ war - trotzdem macht. Oder? David stand just im nächsten Moment hinter der Absperrung (dem Baumstamm) und winkte freundlich. Naja gut, dann mal rauf da, wir versuchen es.

    Es war sehr viel Gestein abgerutscht und manchmal passten auf dem Weg gerade mal beide Füße nebeneinander. Also mit Höhenangst eher nicht zu empfehlen. Dann kam ein Anstieg wo Julia nur kopfschüttelnd da stand und sich fragte, wie sie mit ihren kurzen Beinen da hoch kommen sollte. Wanderstock und Baumwurzeln wurden als Helfer genutzt und das Herz pochte wie wild in der Brust. Gab wohl einen Grund warum man dort nicht mehr offiziell hoch darf. Irgendwann fing es an leicht zu schneien, wir waren mittlerweile auf einer Höhe von 2458 Metern.
    Oben angekommen lag ein sehr mystischer Ausblick vor uns. Es war wolkig, nebelig, kalt und der Schnee rieselte ganz leise. Eine Art Ehrfurcht die einen erschlich. Wir guckten erstmal nur und redeten kaum. Was ein Spektakel. Es hatte sich natürlich wieder gelohnt, aber war wirklich anstrengend.

    Oben auf dem Berg war ein weiteres Pärchen, Tom und Marie, ursprünglich aus der Slowakei. Sie sind 2012 für Work & Travel nach Kanada gekommen und sind nie wieder zurück. Sie wohnen seit 10 Jahren in Banff - einem Ort an dem Menschen Urlaub machen. Wir kamen ins Gespräch und merkten schnell, dass wir einige Ideen und Werte teilten. Nach einer Zeit machten wir uns gemeinsam auf den Weg nach unten und verabredeten uns für ein gemeinsames Abendessen in der Stadt. Wir durften ihre Wohnung sehen und tranken etwas zusammen. Tom zeigte uns zusätzlich weitere Wanderrouten, die man hier machen kann und einige tolle Fotos, die er hier von Tier und Natur gemacht hat. Er hat ein gutes Auge fürs Detail und wir waren begeistert, was er schon alles vor die Linse bekommen hat. Dafür legt er sich teilweise Stunden oder auch Tage in die Natur und wartet. Die Geduld muss man erstmal haben.
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