Satellite
Show on map
  • Day 69

    Riga und Busfahrt nach Pärnu (Estland)

    July 14, 2022 in Estonia ⋅ 🌧 17 °C

    Ich gönnte mir 2 Erholungs und Besichtigungstage in Riga. Im Programm war eine alternative Stadtführung mit anderen als den üblichen Programmpunkten. Ich erfuhrt etwas über die liebe der Letten für Blumen für Volkslieder, die kurioser Weise erstmalig systematisch von einem Deutschen gesammelt und notiert wurden. Über die Verehrung der lettischen Freiheitsstatue Milna, die die Letten mit witz und hartnäckigkeit vor der Sprengung durch die Russen retteten.
    Freitag galt es Abschied von Riga zu nehmen. Ich hatte mich sehr an das Lido Restaurant gewöhnt, wo man sich für einen 10-er schmackhaft sattessen und noch einen 1/2 Liter speziell für das Restaurant gebrautes helles Bier trinken kann. Am Vortag habe ich noch eine etwas andere Stadtführung mitgemacht und z.B. erfahren, das für die Letten Blumen und Lieder total wichtig sind. Es gibt in einer Straße ein großes Gebäude mit rotem Dach, wo die meisten Blumenläden 24 Stunden sieben Tage die Woche geöffnet haben. Die Blumenläden hatten sogar während des Lockdowns unverändert geöffnet. Die Volkslieder hat man im 18. Jahrhundert angefangen zu sammeln, durch einen Deutschen mit initiiert und mittlerweile hat man über 250000 zusammen getragen. Alle 4(?) Jahre gibts es so eine Art nationalen Contest für die besten Gesangsdarbietungen von Volksliedern, der ein ganz großes Ereignis ist.
    Jedenfalls ging es Freitag morgen mit dem Flixbus die geschätzt 200 km nach Pärnu. Da der Anteil Bundesstraße am EV 10 sehr hoch ist, entschied ich mich fürs Busfahren. Der Flixbus hat laut Website Haltevorrichtungen für Fahrräder oder Schutzhüllen für den Transport im Gepäckraum. Gab es aber alles nicht. Ich traf vor Ort noch ein Ehepaar aus Dresden, das dieselbe Busreise unternahm, Ulrike und Hans. Das war aus mehrerer Hinsicht gut. Hans hat erstmal das wahre Busterminal ausfindig gemacht, da die Angabe auf den Ticket auch nicht stimmte. Weiterhin war für etwas Unterhaltung während der Reise gesorgt. Und etwas Hilfe beim Verladen des Fahrrades und beim Ausladen hatte ich auch. Ich war erstaunt, wie komfortabel Busreisen doch so ist. Drinnen war es ganz ruhig und man konnte sich ganz gut unterhalten. Man glitt sozusagen durch die Landschaft. Während der Bus mithalf draußen einen Höllenlärm auf der Bundesstraße zu fabrizieren. Ganz ab und zu sah man einen Radler, der die Strecke bewältigte. Mir jedenfalls war es zu anstrengend. Und so bin ich ganz komfortabel mit dem Bus die Strecke gefahren. In Pärnu verabschiedeten sich Ulrike und Hans von mir, sie wollten etwas essen gehen, ich wollte einkaufen und dann so schnell wie möglich weg. Es war schon 15 Uhr und die geplante Strecke war knapp 60 km lang. Möglicherweise würden wir uns auf den nächsten Campingplatz wieder treffen. Aus Pernu heraus führte eine vierspurigen Bundesstraße mit Radweg; ich begann schon etwas missmutig zu werden, aber innerhalb der ersten 20 km änderten sich der Verkehr und die Straße so das ich das Gefühl hatte:“oh ja das war eine richtige Entscheidung“. So radelte ich dann ganz entspannt auf wenig befahrenen Straßen, machte, damit es nicht langweilig wurde, eine „Abkürzung“ von ca. 15 km über eine Gravelroad. Und kam dann am frühen Abend auf meinem RMK-Campingplatz an. Soweit ich es verstanden habe ist RMK eine finnisch, estländische Organisation die die Wälder den Menschen näher bringen möchte. Dazu gehören auch kostenfreie Campingplätze, die gut ausgestattet sind. Zur Ausstattung gehört eine Bank-Tisch- Kombination, die überdacht ist, sowie eine Trockentoilette und ein Müllcontainer. Etwas später tauchen tatsächlich Ulrike und Hans dort auf. Damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet - das war eine Überraschung. Dieser Campingplatz lag direkt an der Ostsee und die meisten Zelte waren unter den letzten Bäumen errichtet, in der Nähe der Tisch-Bankkombinationen. Aussicht und Umgebung waren phänomenal, irgendwie traumhaft, so wie ich mir Camping an der Ostsee in Träumen vorgestellt habe, wenn die Temperatur nur einige Grad höher gewesen wäre. Aber wie das Leben so spielt, ist die Natur nicht lieb und nett, manchmal einfach harsch, es pfiff ein Wind aus Richtung Westen, also direkt von der Ostsee, in das Wäldchen hinein und machte uns zu schaffen. Da anfangs die Sonne schien, war das nicht ganz so schlimm. Die Ostsee erschien zu dem Wind vergleichsweise pippiwarm. Nachts regnete es und am Morgen war es schon problematischer, überhaupt warm zu werden. Selbst ein Spaziergang half nicht. Ich wußte, das würde auf dem Rad besser, trotzdem bin ich erst gegen 12 weggekommen.
    Read more