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  • Dia 88

    Helsinki 3. Tag

    2 de agosto de 2022, Finlândia ⋅ ⛅ 21 °C

    An diesem Tag gibt es also die Stadt-Besichtigung. Natürlich empfinde ich schon alleine die Tatsache, dass ich mich mitten ins Gewühl einer Großstadt hinein begebe, als Stress. Das versuche ich zu dosieren. Keine geführte Tour mit den Sehenswürdigkeiten, die andere wichtig finden. Die Zentralbibliothek will ich erleben. Das ist nicht nur architektonisch etwas Besonderes, sondern, da steckt ein ganzes Konzept hinter, wie der Umgang mit Wissen und Medien-Erleben völlig neu gestaltet wird und zwar FÜR ALLE BÜRGER, was ja Weltweit immer mehr aus der Mode zu kommen scheint und ersetzt wird durch ALLE BÜRGER, DIE ES VERDIENT HABEN (monetär in wörtlichen Sinne).
    Ich gehe los, erste Station, die Rezeption von Rastila Camping; dort erfahre ich, wo es ein Tagesticket für Helsinki noch bei einem Menschen zu kaufen gibt. Von 2 Automaten an der Metro- Haltestelle ist schon einer defekt. An der Metro-Haltestelle begegnet mir denn auch sofort eine Deutsche, der ich auch weiterhelfen kann. Bei meiner eigenen Frage an einige beliebige Reisende, BEVOR ich eine Rolltreppe auswähle, ob das denn auch der richtige Bahnsteig sei für eine Fahrt in die City, werde ich auch auf die HSL-App verwiesen, mit der man das ausfindig machen kann. Wieder ein Dienst, bei dem sich der kleine Helfer Handy unentbehrlich machen will. Ebenso, wie bei uns die Apps, um in Soest Auskunft und Fahrkarte zu bekommen halt.
    Zurück zur Stadtbesichtigung: etwa 30 Minuten Metrofahrt, die Rezeption von Rastplatz Caming hat mich mit einer gedruckten Liste aller Haltestellen, bis zur Finalen, an der ich die Metro verlassen soll, ausgestattet. So komme ich etwa 2 km entfernt von der Bibliothek aus wirklich tiefen Untergründen im gleißenden Tageslicht in das Großstadtgewimmel. Und darf mich erst mal orientieren. Ich habe 2 Stadtpläne mit, aber das Gewimmel der Straßen und Gassen ist in diesem großstädtischen infernalen Lärm verwirrend. Ich versuche Apple Karten und Google Maps, das geht auch einigermaßen gut, bis die Ansicht sich dreht und jede aufkeimende Orientierung damit zunichte macht, dabei ist noch zu unterscheiden zwischen der Drehung, die die App von sich aus macht und der Drehung, die das Handy verursacht, wenn man es anders herum hält Letztere kann ich beim Handy beides separat abschalten, bei der App eventuell. Mit einigem Ärger über die menschliche Bequemlichkeit, die so etwas wie Selbstsicherheit bei der Orientierung opfert, komme ich ans Ziel, der Zentralbibliothek. Im Nachhinein, nachdem ich einmal da gewesen bin, ist es so einfach für mich, sie aus den verschiedensten Positionen wiederzufinden. Diese Selbstsicherheit und Orientierungsfähigkeit will ich für keinen Preis der Welt opfern.
    Schon die Architektur des Baues ist atemberaubend, geschwungene Linien, die an organische Konzepte erinnern, aber trotzdem eine moderne Klarheit haben. Das Ganze im großen Stil in einem großen Bau umgesetzt. Innen in mehrere Etagen eine Trennung nach Medien. Die 2. Etage Tonmedien und -studios, die man online buchen kann. Sehr viele Computer, die man auch nicht fotografieren soll. 3-D-Drucker. Cafés im EG und oben in 2 OG mit bequemen Sesseln, auch eine Dachterrasse laden Besucher und Nutzer zum Verweilen ein. Ein Treppenhaus, das auch ansprechend gestaltet ist. Ich schaue mir Vieles an, habe meine eigenen Getränke und Sweets mitgebracht und genieße diese - alles kein Problem. Auch ein kleines Schläfchen in den bequemen Sesseln ist möglich. Klasse!!! So etwas in Deutschland? Undenkbar! Schon allein die Diskussion über die verschwendeten Steuermillionen, die sollten doch besser für etwas Gewinn-bringendes investiert werden! Doch das Wissen und die denkerischen und mentalen Fähigkeiten sind doch das allergrößte Kapital eines Volkes. Ob das durch die Mühlen der Bachelor und Master Studiengänge gefördert wird, statt durch die Selbstinitiative und das Schaffen guter Entfaltungsmöglichkeiten??? Ich empfehle daher vor allem unseren jungen Leuten, sich diese Zentralbibliothek einmal zu Gemüte zu führen.
    Weiter ging es auf Rad- und Fußwegen, die eine Etage tiefer unter den Straßen kreuzungsfrei hergehen und an jeder Straßenunterführung durch Schilder anzeigen, welche es denn ist, die gerade unterquert wird. Helsinki bietet so viele Museen, auch Kunst. Da reicht ein kurzer Stadtbesuch bei Weitem nicht aus. Also beschränke ich mich. Es gibt einen moderne Kirche, die Tempelliaukio church , die in der englischen Übersetzung Rock church heißt, meint aber nicht die Musikrichtung, sondern das architektonische Konzept. Wie ich heute einige Tage später mit diversen Berg- und Talfahrten weiß, spielt Felsgestein eine tragende Rolle in der Finnischen Landschaft. Das hat der Architekt dieser Kirche sichtbar gemacht. Er hat das Fundament aus dem Stein, dem Fels herausarbeiten lassen und mit sichtbaren Betonelementen ergänzt und damit auch einen spektakulären, viel besichtigten Kirchenraum geschaffen. Bei aller Hektik einer Großstadt gibt es hier einen Raum, um zur Ruhe und damit zu sich selbst zu kommen, nachzudenken, dankbar zu sein. Für mich, gesund und durch eigene Kraft soweit gekommen zu sein. Trotzdem fallen mir viele Menschen ein, die daran beteiligt waren, die eigenen Eltern zum Beispiel, die eigene Frau, die eigenen Kinder, die mein Vorhaben gut heißen und unterstützen, alle Menschen die dafür sorgten, dass in der Supermärkten immer volle Regale sind, wo ich mich tagtäglich bediene. Ich werde dankbar und demütig.
    Das ist ein Grund, warum ich niemals so etwas wie Stolz empfinde, ich bin in Grunde sehr abhängig von meiner Umgebung. Der Besichtigungstag endet mit der Fahrt mit einem Wasserbus, im Preis meiner Tageskarte enthalten zum Suomenlinna, einem nie eingenommenen Fort vor der Stadt, nicht dass ich für diese kriegerischen Detail s etwas übrig hätte, die Fahrt mit der Fähre gibt einen anderen Blick auf Helsinki frei, auf die vielen Inseln, aus denen Helsinki besteht. Viele davon können mit anderen Wasserbussen angefahren werden, auf vielen davon gibt es auch noch Campingmöglichkeiten. Ebenfalls noch etwas, was man in Zukunft noch ausloten kann. Danach geht es angefüllt mit Eindrücken zurück zur Metro. Ich besitze nun etwas mehr Orientierung und mutmaße im Voraus auch den Weg zurück
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