• Letzter Radtag

    August 7, 2016 in Norway ⋅ ⛅ 10 °C

    Jetzt bin ich bereit das Radfahren abzuschließen. Der letzte Tag am Rad in der Kälte bei eisigem Nordwind ist zu Ende. Auf einer landschaftlich schönen Strecke fahre ich die Westküste nach Norden, der Wind pfeift mir um die Ohren und ich habe wieder meine Winterkleidung in Gebrauch. Auch einige Hügelketten habe ich zu überqueren, eine steinige Strecke mit kaum Bäumen am Straßenrand. Ein Seeadler bringt mir Abwechslung, er zieht über mir seine Kreise und landet auf einem der zahlreichen Felsvorsprünge.

    Häuser sind auch heute eine Rarität und ich freue mich über einen windgeschützten Rastplatz mit offenem Feuer in einer Badebucht. Das verspätete Mittagessen oder das verfrühte Abendessen, am offenen Feuer zubereitet, mit 2 Gängen (Kartoffeln mit Sardinen und Käse, als Nachspeise Milchreis mit Süßstoff und Trockenmilch) macht mich trotz 9 Stunden Schlaf in der letzten Nacht müde. Aber ich fahre weiter nach Havoysund um morgen um 8.00 das Schiff nach Tromsö zu erreichen. Meine Beine machen ihre Arbeit ohne mein Zutun. Sie treten in die Pedale, mal hart und dann wieder härter oder sehr hart. Ich denke an nichts, die Landschaft zieht an mir vorbei und am Tacho sehe ich die gefahrenen Kilometer.

    In Havoysund angekommen habe ich Mühe, die Station für das Hurtigruten Schiff zu finden. Kein Wegweiser, kein Schild, kein Fahrplan, nichts weist auf das Schiff hin. Nachdem ich einige Bewohner gefragt habe, glaube ich zu wissen, wo ich Morgen ins Schiff steigen kann. Eine gewisse Unsicherheit ob ich tatsächlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein werde blieb allerdings bestehen.

    Wie ich die letzte Nacht hier im hohen Norden verbringen werde weiß ich lange nicht. Campingplatz gibt es keinen, ein Zimmer für eine kurze Nacht lohnt sich nicht und allzu weit will ich mich auf der Suche nach einen Platz für mein Zelt nicht vom Anlegekai entfernen. Da entdecke ich den Warteraum, ein beheizter wohnzimmerähnlicher Raum, der laut Information eines Arbeiters die ganze Nacht geöffnet bleibt. So lege ich mich aufs Sofa, mit normaler Kleidung, keine Haube und Ähnliches, im warmen Warteraum.
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