Auf nach Norden

April - August 2016
A 109-day adventure by Monika Read more
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    Im Vorfeld

    April 29, 2016 in Austria ⋅ ☀️ 11 °C

    Ein ganzes Jahr arbeitsfrei, wie möchte ich dieses Sabbatjahr nützen? Diese Frage stellte sich mir vor langer Zeit.Ich möchte reisen, das ist mir klar. Skandinavien fällt mir ein, dieses Gebiet interessiert mich schon seit Jahrzehnten.

    Nach meiner Radreise durch Neuseeland bin ich mehr den je vom Radfahren und dem Kennenlernen eines Landes mit dem Rad begeistert. Schnell ist klar: Ich fahre mit dem Rad von Wien ans Nordkapp.

    Anfang Mai starte ich meinen Trip, Mitte August möchte ich zurück sein. Somit habe ich 3 Monate Zeit um die 5000 - 6000 km auf verkehrsarmen Straßen nach Norden zu fahren. Wie weit ist tatsächlich kommen werde ist ungewiss, ich lasse mich überraschen. Und wenn mir der Regen zu viel wird ändere ich die Richtung, nehme ich mir vor.
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  • Day 2

    Vorbereitung

    April 30, 2016 in Austria ⋅ ⛅ 18 °C

    Ja, jetzt ist der Frühling gekommen! Nach dem neuseeländischen Sommer und dem Winternachschlag in Kärnten und Tirol steht meine nächste Reise vor der Tür.

    Für meine geplante Abfahrt mit dem Rad Richtung Nordkapp am 3.Mai wünsche ich mir trockenes Wetter und frühlingshafte Temperaturen. Die Vorbereitungen sind diesmal deutlich schneller erledigt als bei meiner letzten Reise. Ich habe mehr Erfahrung und ich starte gleich zu Hause mit dem Rad, was den Start deutlich erleichtert.

    Das Radtaschen sind gepackt - sie sind wieder 30 kg schwer - und ich habe alles erledigt. Ich bin bereit für die Reise. Aufgeregt verbringe ich den letzen Tag in Wien mit Freunden und fiebere der Abfahrt entgegen. Trockenen Wetter wünsche ich mir, und wenn der Wind am Donauradweg nicht von vorne kommt würde ich mich auch freuen.

    Meine Zweifel sind jedoch größer: Wird mir das Wetter wieder wohl gesonnen sein? Kann ich in Europa ebenfalls freundliche, hilfsbereite und interessante Menschen treffen? Werden mich schöne Landschaften umgeben? Werde ich mich in den Reisealltag gut einfinden? ...... Und meine größte Unsicherheit: Wird es mir gelingen, diese Radtour zu genießen ohne sie mit Neuseeland zu vergleichen? Damit steht und fällt der Genuss der bevorstehenden Abenteuerreise.
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  • Day 5

    Der 1. Tag

    May 3, 2016 in Austria ⋅ ☀️ 15 °C

    Krass, so ein Unterschied! Vor 2 Tagen fuhr ich 125 km rund um den Neusiedlersee mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 32 km/h. Heute, mit dem Tourenrad und 30 kg Gepäck kämpfe ich anfangs und schaffe gerade die halbe Geschwindigkeit.

    Nach den ersten 5 Kilometer beginnt es zu regnen. Ich überlege mir umzudrehen und mit meiner Abreise einige Tage zu warten. Ich fahre doch weiter und ja, der Tag entwickelt sich gut. Ich gewöhne mich schnell an das Gewicht, der Nieselregen kommt und geht, und der Gegenwind läßt im Laufe des Tages nach.

    Ich fahre die Donau entlang Richtung Passau. Rund um Tulln kommen mir viele Tourenfahrer des Donauradweges entgegen. Jeder fährt stumpf seinen Weg, kaum ein Blick, nur leise Grußworte, sonst kein Kontakt. Ich mache es ebenso und fahre meines Weges.

    Nach 100 gefahrenen Kilometern, es ist mittlerweile kurz vor 18.00 und ich bin kurz vor Melk, schaue ich mich wegen des feuchten Wetters nach einem Privatzimmer um. Direkt am Weg finde ich sofort eines. Zu essen bekomme ich hier allerdings nichts. Ich packe meinen Campingkocher aus und schnell ist ein kalorienhältiges Abendessen zubereitet. Ja, das Thema Essen ist sofort wieder ein großes Thema. Nach 1 Stunde am Rad machte ich die erste Essenspause, 3 Stunden später nochmals und jetzt am Abend war der Hunger wieder groß. Schön, während der Reise kann ich essen was und soviel ich möchte ohne Gewicht zuzulegen.

    Und die Erkenntnis des heutigen Tages: Beim Reisen nehme ich die Umgebung ganz anders wahr. Mein 1. Jausenplatz in Greifenstein, bei einem ziemlich schrägen Lokal am Altarm der Donau, ich habe diesen Platz noch nie in seiner vollen Skurilität gesehen. Auch die Donauauen und die Schönheiten der Wachau konnte ich trotz Schlechtwetter sehen und schätzen.
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  • Day 6

    Regen, Regen, Regen!

    May 4, 2016 in Austria ⋅ 🌧 9 °C

    Die ganze Nacht regnet es und auch bei meinem Aufbruch nach dem ausgiebigen Frühstück macht der Regen keine Pause. Die Temperaturen sind bescheiden, es ist feucht und kalt. Erinnerungen an den Ötztaler Radmarathon vor 3 Jahren werden wach. Damals fuhr ich 3 Stunden bei Kälte und Regen. Gegen Ende des 1. Bergpasses zog ich alle verfügbaren Kleidungsstücke an. Das Ergebnis war damals, dass ich bei der langen Abfahrt das Rennen wegen Unterkühlung - ich hatte meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle und zitterte am ganzen Oberkörper - vorzeitig beenden musste.

    Auch heute krame ich meine warme Radkleidung - ich habe sie ganz unter in der Packtasche verstaut, da ich diese erst zum Gebrauch für Norwegen geplant hatte - hervor. Am Oberkörper bleibe ich während des stundenlangen Fahrens im Regen trocken und warm. Für meine Hände und Füsse muss ich mir auf dem Weg nach Norden etwas einfallen lassen. Die beheizbaren Schuhsohlen habe ich leider nicht mit, sie wären heute ein Hit gewesen. Für trockene und warme Hände bekomme ich in der Mittagspause einen guten Hinweis. Eine radreisende Kanadierin hat über den wärmenden Handschuhen wasserfeste Handschuhe, die eigentlich zum Putzen gedacht sind. Sie hat tatsächlich trockene Hände! Bei nächster Gelegenheit werde ich mir Putzhandschuhe zum Radfahren bei Regen kaufen.

    Ja, es regnet tatsächlich den ganzen Tag. Am frühen Nachmittag nach 80 im Regen und Kälte gefahrenen Kilometern überlege ich, den Radtag vorzeitig zu beenden. Meine inneren Stimmen melden sich zu Wort und ich führe ein Selbstgespräch: Nein, ich kann den Tag noch nicht beenden. Ich muss noch weiterfahren sonst muss ich morgen diese Kilometer fahren. ... Halt, stop! Ich muss nicht! ...... Ich möchte diese Reise genießen. "Müssen" ist hier fehl am Platz. Ich möchte fahren "wollen". Nach diesem inneren Monolog entscheide ich mich, im nächsten Ort ein Zimmer zu suchen. Doch es kommt anders. Im nächsten Dorf macht mir das Radfahren wieder Spaß, ich will nicht vom Rad steigen und so fahre ich weiter. Ich erreiche heute wohl nicht das geplante Ziel, aber 95 km wurden es dennoch..... Und die Wetterprognose sagt für morgen besseres Wetter voraus.
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  • Day 7

    133 km im Trockenen

    May 5, 2016 in Austria ⋅ ☀️ 15 °C

    Je länger der Radtag wird, umso größer wird mein "Flow" (= das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht ). Ich wäre gerne noch unendlich lange weitergefahren, aber die Dunkelheit, die Nacht, die Notwendigkeiten des Reisealltags, ..... Ich freue mich schon auf die Mitternachtssonne, dann kann ich 24 Stunden, je nach Laune, am Rad sitzen ☺☺☺.Read more

  • Day 8

    Was für ein Tag ☺!

    May 6, 2016 in Germany ⋅ ☀️ 21 °C

    Seit heute bin ich Ausländerin! Ich habe nach einer kurzen Aufwachtour Österreich bei Passau verlassen. Nun bewege ich mich durch Deutschland und erlebe heute einen wunderschönen Tag der schon am Morgen mit Sonnenschein begann.

    Im netten Städtchen Passau bin ich mit einem Freund verabredet. Wir verbringen einen gemütlichen Tag mit Kaffee und Kuchen, ein gemeinsames Mittagessen, eine Schifffahrt auf der Donau und angenehme Unterhaltung.

    Am Nachmittag fahre ich alleine mit dem Rad weiter. Es ist heute sehr heiß, ich kann endlich kurz - kurz fahren und die Landschaft bei Sonnenschein erleben ☺. Das Rad rollt gut und einfach mit mir durch die flache Landschaft entlang der Donau.

    Als Tagesziel habe ich einen Ort mit Campingplatz gewählt. Ich möchte mich langsam ans Schlafen im Freien gewöhnen. Der Camping kommt allerdings zu früh, ich will den Tag noch nicht beenden. Ich fahre weiter und überlege mir, neben der Donau einen Schlafplatz zu suchen. Aber ich bin unsicher. Ich weiß nicht, wie nass und kalt die Nacht wird. Und ich bin ein wenig verkühlt und möchte nicht krank werden. So visiere ich doch wieder ein Privatzimmer an. In einem kleinen Dorf mache ich mich auf die Suche, die 2 Häuser mit Zimmervermietung sind allerdings ausgebucht. Kurz entschlossen frage ich, ob ich mein Zelt im Garten aufstellen darf. Und ja, ich darf. Die Hausfrau ist super nett. Ich freue mich sehr über diese Unkompliziertheit und Freundlichkeit. Ja, auch in Europa sind die Menschen freundlich, nett und hilfsbereit.

    Oft werde ich gefragt, wo ich hinfahre. "Nach Norwegen" meine Antwort. Die Fragenden sind meistens verblüfft und dann wird es lustig. Es entsteht beinahe jedes Mal ein nettes Gespräch. Schon in den wenigen Tagen meiner Reise erlebte ich einige nette Unterhaltungen mit Fremden und saß mit Radreisenden oder Einheimischen beisammen.

    Auch die Technik macht mir heute besondere Freude. Während des Tages wird der Akku meines Fotoapparats leer. Aber Dank funktionierendem Akkupack und Narbendynamo zum Aufladen meiner Geräte habe ich damit kein Problem. Ich stecke den Fotoapparat an den Akku, kann sofort wieder fotografieren und meine Fahrt durch Bayern dokumentieren. Ein gelungener, erlebnisreicher Tag vom Morgen bis zum Abend.
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  • Day 9

    Reisealltag

    May 7, 2016 in Germany ⋅ ☀️ 19 °C

    Schon wieder so ein voller und erlebnisreicher Tag! Der Morgen mit der hilfsbereiten Zimmerwirtin, die mir erlaubte in ihrem Garten mein Zelt aufzustellen, scheint mir Tage zurück und doch ist erst ein Tag vergangen.

    Schnell bin ich diesmal im Reisemodus angekommen. Ich habe keine Eile, trödle den ganzen Tag, mache Pausen wann und wo immer ich will und fahre trotzdem gute 100 km pro Tag. Ich kenne meine körperliche Fitness, weiß was und wieviel möglich ist und nütze jeden Tag und Augenblick. Mit den ersten Nächten in einem Zimmer war es einfach, den Weg ins Vagabundenleben zu finden. Die Alltagserledigungen wie Wäsche waschen, duschen, Essensbeschaffung, ... benötigten wenig Zeit und die Kleidung wurde trotz Regen über Nacht trocken. Mittlerweile bin ich aufs Schlafen im Zelt umgestiegen. Die Erfahrungen meiner letzten Radreise machen es mir einfach, den Alltag angenehm zu gestalten. Die alte Ordnung in meinen Packtaschen und im Zelt habe ich beibehalten und alle Alltäglichkeiten laufen wie geschmiert.

    Ich nehme mir auch Zeit zum Shoppen, ich rüste meine Kleidung für Regenwetter nach. In Regensburg gehe ich in ein Radgeschäft welches mir empfohlen wurde. So einen großen Mega-Bike-Store habe ich noch nie gesehen! Räder, Ersatzteile und Radkleidung, und überall eine große Auswahl! Ich kaufe einen Regenponcho und Überschuhe. Vielleicht bleibe ich bei der nächsten Schlechtwetterperiode länger trocken.

    Beim Radfahren hatte ich am Nachmittag Begleitung, zunächst angenehme, dann doch etwas seltsame. Mein deutscher Begleiter wollte mein Urlaubsbudget nicht ganz uneigennützig aufbessern...... Nach meiner Absage machte er sich aus dem Staub.

    Doch ich treffe am Donauradweg überraschenderweise auch nette und interessante Menschen. Den Abend am Campingplatz in Regensburg verbrachte ich mit einem 60-jährigen, englischen Paar, das mit dem Rad ein Jahr durch die Welt reist. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus und ich bekam von ihnen eine hilfreiche App, in der alle Campingplätze verzeichnet sind.
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  • Day 10

    Donauradweg

    May 8, 2016 in Germany ⋅ ☀️ 21 °C

    Nach 550 km habe ich kurz nach Regensburg den Donauradweg (DRW) verlassen. Ich fuhr den DRW gegen den Strom, in entgegengesetzte Richtung wie alle anderen Radfahrer, flussaufwärts und die ersten Tage gegen den Wind. Obwohl ich in der Vorsaison unterwegs bin und trotz anfänglich feuchten Wetter, waren viele Radfahrer mit leichtem Gepäck unterwegs. Viele ältere Ehepaare, eher unsportliche Fahrer fuhren diese Route mit organisiertem Gepäckstransport und vorgebuchten Übernachtungen. Die Zimmersuche bei Schlechtwetter gestaltete sich für mich einfach, in jedem Dorf werden günstige Privatzimmer angeboten.

    Der DRW ist super toll beschildert, trotzdem drehte ich, insbesonderen in Städten, einige Extraschleifen. Doch eine Landkarte zur Orientierung musste ich nie auspacken, was den Reisefluss angenehm machte. Was mich auch sehr überraschte ist, dass ich nur ganz wenige Kilometer auf Nebenstraßen im Autoverkehr fahren mußte. Dieser Radweg ist tatsächlich fast autofrei. In Österreich ist der Radweg durchgehend asphaltiert, in Deutschland fast alles Schotter. Höhenmeter waren mehr als spärlich, einige kurze Hügeln und die Böschung mehrmals täglich hinauf, das waren die Anstiege. Zum Einfahren und zur Eingewöhnung an das schwere Rad war mir das durchaus angenehm.

    Zu sehen gab es keine besonderen Highlights. Einzelne Dörfer und Kleinstädte an der Donau waren recht nett, an unzähligen Schlössern und Burgen fuhr ich vorbei, gelegentlich erfreute ich mich an der Aulandschaft, an besonderen Vögeln in einem Vogelschutzgebiet oder an einzelnen Baumformationen. In Summe war ich trotzdem über diese Abwechslung am DRW positiv überrascht und eigentlich fand ich es nett, die Donau entlang zu fahren.

    Mittags wechselte ich übergangslos auf einen anderen Radfernweg derer es in Deutschland unendlich viele gibt. Nach meinen Unterlagen kann man ganz Deutschland auf Radwegen durchfahren und sie sind auch relativ gut beschriftet. Ich war, nachdem ich die Donau verlassen hatte, ein wenig konfus. Ich bin mit meinen Unterlagen und meinem Kartenmaterial noch nicht vertraut und hatte so meine Mühe. Ich fuhr einen Ragweg entlang, wußte allerdings nicht, in welche Richtung er mich führte. So wechselte ich von einem Radweg zu einem Anderen und dann wieder auf die Straße. So verbrachte ich einige Stunden immer im Wechsel. Mittlerweile habe ich mich ein wenig eingelesen und für morgen schon eine Route geplant.
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  • Day 11

    Wechselbad der Gefühle

    May 9, 2016 in Germany ⋅ ☀️ 16 °C

    Unglaublich! 😯 Das gibt es doch nicht! Am Abend stecke ich mein Akkupack am Campingplatz in den Damenduschen an eine Steckdose. Daneben steckt schon ein anderes Gerät. Eine Stunde später wollte ich die Ladung kontrollieren, aber: Mein Gerät ist weg. Unfassbar! Hat hier am Camping, hier in Deutschland tatsächlich jemand mein Gerät gestohlen? Ich kann und will es nicht glauben. Wenn das Leben hier wirklich so ist, dass ich meine Sachen nicht aus den Augen lassen darf, wie soll ich da alleine reisen? Unterwegs einkaufen, essen gehen, eine kurze Besichtigung, das alles ist dann nicht möglich. Ich bin ziemlich zerknirscht und bedrückt 😢. Ich schreibe eine Nachricht an den Dieb: "Da ich mit dem Fahrrad auf einer langen Reise bin bräuchte ich meinen Akkupack dringend wieder. Ich würde mich sehr freuen, wenn er am Morgen wieder hier liegt."

    Vielleicht wurde das Gerät doch nicht gestohlen sondern der Campingbesitzer hat das Gerät entfernt. Vielleicht ist das Aufladen ohne Bezahlung nicht erlaubt. Dieser Gedanke gibt mir vor dem Einschlafen ein wenig Hoffnung. Das wäre wohl auch seltsam, aber noch besser als Diebstahl und Unehrlichkeit. Sehnsucht nach neuseeländischer Freundlichkeit, Herzlichkeit und Ehrlichkeit kommt auf. Zerknittert und voll Zweifel über meine weitere Reise lege ich mich schlafen.

    Mein erster Weg am Morgen ist zu den Duschen. Ich traue meinen Augen nicht! Der Akkupack liegt tatsächlich wieder an seinem Platz. Der Dieb ließ sich von meinen Worten überzeugen, er hat das Gerät zurückzulegen. Ich bin fassungslos, gerührt und happy 😊. Auf ein Blatt Papier schreibe ich groß "Danke" und lege es für den unbekannten, einsichtigen Dieb hin.

    Nach diesem Wechselbad der Gefühle bin ich konfus im Kopf und weiß nicht so recht. Ich brauche am Morgen lange um loszufahren. Erst um 10.30 verabschiede ich mich von meinen Zeltnachbarn und fahre nur 25 km bis zu einer ausgiebigen Mittags- und Kaffeepause. 14.00 ist es als ich für heute mit dem Weiterfahren richtig starte. Ich fahre den Nachmittag zügig ohne Pause den Aumühltalradweg und erreiche erstaunlicherweise mein Tagesziel, einen Campingplatz an einem See. 110 km werden es trotz langsamen und zögerlichem Start.
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  • Day 12

    Im Vergleich

    May 10, 2016 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    So ganz ohne Vergleich geht es doch nicht. Die Erfahrungen meiner Neuseeland-Reise sind noch zu nahe. Manches ist hier in Europa einfacher, anderes wieder mühsamer.

    Die offene, freundliche, interessierte, hilfsbereite, entgegenkommende und herzliche Art der Neuseeländer vermisse ich auf jeden Fall. Grob gesagt gibt es einen gewaltigen Unterschied im Wesen und der Mentalität. Kleine Unfreundlichkeiten und Ignoranz erlebe ich bei dieser Reise jeden Tag, in einer Woche mehr als in Neuseeland in 10 Wochen.

    Auch die Campingplätze unterscheiden sich sehr. Hier in Deutschland vermisse ich Bänke und Tische zum gemütlichen Sitzen. Das Kochen, Lesen, Schreiben, ..... am Boden sitzend mag ich nicht sonderlich. Auch regengeschützte Unterstellmöglichkeiten für Camper ohne Autos gibt es nicht. Im Regen ist das Gasthaus neben dem Zelt die einzige Möglichkeit, im Trockenen zu sein. Somit ist kochen bei Regen für mich nicht möglich. So toll die Radwege auch sind, aber Unterstellmöglichkeiten für Radfahrer gibt es auch nicht. Auch die super tollen Gemeinschaftsküchen die in Neuseeland üblich sind, fehlen mir. In der Küche machte das Kochen eindeutig mehr Freude als am Campingkocher am Boden. Aber ein großes Plus: Es gibt überall heißes Wasser, zum Duschen und für einen Kaffee. So spare ich mir das Auspacken und in Betriebsetzen des Kochers zumindest beim Frühstück.

    Eine andere Sache die ich sehr vermisse ist die Stille und die unendliche Weite der Natur. Hier ist es immer laut: Musik, Autos, Züge, Menschen, .... nie ist nichts zu hören. Genervt vom Lärm finde ich heute auf der Vogelinsel für begrenzte Zeit die ersehnte Ruhe. Auch die vielen Menschen, Radfahrer, Dörfer, Stromleitungen, Schienen, Kraftwerke, .... sind mir zu viel. Überall Zivilisation! Natur und sonst nichts habe ich auf meiner jetzigen Reise noch nicht erlebt. Und die übliche Frage "Wohin" mit der immer gleichen Reaktion auf meine Antwort "Nach Norwegen" finde ich auch nicht mehr lustig. Zu oft habe ich diese Situation in meiner 1. Woche erlebt.

    Klingt alles ein wenig genervt? ...... Ja, aber: Der heutige Ruhetag war schon überfällig. In einer Woche fuhr ich 725 km, flache Kilometer, ohne radfreien Tag. Heute vertrödele ich den Vormitag mit Wäsche waschen, Tourenplanung und Schlafen. War schön, viel Zeit zu haben und in den Tag hineinzuleben. Den Nachmittag verbringe ich aktiv im Kleinstädchen Gunzenhausen, am See und auf der Vogelinsel.
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