• Pico austria

    23. november 2023, Bolivia ⋅ 🌫 8 °C

    Wir stehen früh um 4:00 auf 🥱
    Heute wollen wir zum Pico Austria und der ist 2h von La Paz entfernt. Zusätzlich zu erwähnen ist, dass wir nicht über normale Straßen reden, sondern über sandige Dirtroads, die uns bei langsam aufgehender Sonne stark durchrütteln.

    Wir wollen so früh los, weil wir gerne den Sonnenaufgang mitnehmen wollen und für den späteren Mittag ist schlechtes Wetter mit möglichem Gewitter in den Bergen angesagt. Also Rucksäcke für 2 Tage in den Bergen gepackt und den Rest in der Unterkunft lassen.
    Wir finden Gaskartuschen für den Gaskocher, Instant Nudeln, Cracker und ein merkwürdiges Käsebrötchen (was noch für Probleme sorgen wird) für die nächsten Tage, das wird zwar kein Festmahl aber es steht die Wanderung und das Gewicht im Vordergrund. Auf knapp 5000m Höhe ist die Luft dünn und jeder Schritt wird zum Kraftakt!

    Wir kommen um 7:30 ca an. Das heißt, wir werden irgendwo im Nirgendwo abgeladen, mit einem kleinen Weg, der in die Berge führt, vor uns.
    Zwei Männer bauen dort gerade ihr Zelt ab, und wie es der Zufall will: Es sind Deutsche 🫠
    Wir unterhalten uns kurz und brechen auf.

    Die Natur haut uns nach den ersten 100 Höhenmeter direkt um. Ein riesiger spiegelnder See und im Hintergrund Gletscher mit den 5000ern. Wir kommen vorbei an kleinen Flüssen und sehen Lamas in der Ferne. Es ist wundervoll! Die Luft ist kristallklar und die Sonne scheint. Wir sind perfekt akklimatisiert und kommen entspannt den Berg hoch. Im Basiscamp angekommen (4800m Höhe) suchen wir uns einen gut geschützten Zeltplatz hinter einer Mauer. Der Wind ist eisig und stark, daher sind die Mauern der perfekte Schutz. Es gäbe zwar Plätze mit direktem Blick auf den Bergsee, durch den Wind bevorzugen wir aber lieber die Aussicht auf eine ruhige und nicht all zu kühle Nacht.

    Nachdem das Zelt ordentlich abgespannt und alles aufgebaut ist, fängt es auch schon an zu grollen. Große dunkle Wolken ziehen in den Bergen auf und es fängt an zu hageln. In kürzester Zeit ist alles mit einem weißen Schleier überzogen. Wir entscheiden, ins Zelt zu gehen. Es gibt zwar ein kleines Refugio neben unserem Zeltplatz, allerdings besteht es aus kargen kalten Räumen mit durchgelegenen fleckigen Strohmatratzen - nicht sehr einladend, wie wir finden.
    Nach 1-2 Stunden ist das Gewitter vorbei und wir wagen uns wieder aus dem Zelt. Schon schmelzen die Hagelkörner und es wird wieder sehr warm, sodass wir uns dazu entscheiden den See zu umrunden und weiter in die Umgebung vorzudringen.

    Eine absolut surreale Gegend umgibt uns, wir kommen am Basiscamp für die 6000er Wanderungen vorbei, ein paar Leute haben dort vor dem Gewitter Schutz gesucht. Wir sehen große Herden mit Lamas 10m von uns entfernt und kommen ebenso an einer großen Menge toter Tiere vorbei. Teilweise nur noch Schädel und Gerippe lassen ein Tier erahnen. Hier oben ist jeder auf sich alleine gestellt und überlebt - oder eben nicht.
    Als wir eine kleine Rast machen, sehen wir ein Umherhuschen. Erst können wir gar nicht erkennen, was hier rennt. Felix glaubt Kaninchen zu sehen, aber sie sind zu groß. Und Kaninchen hier oben auf knapp 5000m?
    Endlich entdecken wir sie: Sie sind so groß wir ein sehr großes Kaninchen, grau und haben einen geringelten pelzigen Schwanz. Sie rennen nicht, sie bewegen sich eher wie kleine Kängurus. Später finden wir raus, dass wir Viscachas gesehen haben, einen Verwandten der Chinchillas.

    Es wird wieder grau am Himmel und wir kehren um. Am Lager angekommen besuchen uns drei Esel in unserem Lager. Carola ist ganz hingerissen und entschließt sich, den Esel mit unseren Käsebrötchen zu füttern. Das scheint einen der Esel so begeistern, dass er entschließt, dass er evtl in unser Zelt reingehen sollte. Es ist warm und wer weiß, vielleicht gibt es mehr Futter!

    Wir kämpfen mit dem Esel gute 10Min, immer wieder verscheuchen wir ihn, aber des renitente Tier lässt sich wenig beirren und versucht es von vorne und von hinten und wir bekommen Sorge, dass wir heute Nacht einen dicken Esel neben uns liegen haben.
    Wir entschließen uns, einen Wall aus Steinen zu bauen. Einen "Esel-Bann-Zirkel" sozusagen. Der Esel ist nicht sonderlich beeindruckt und wir müssen härtere Maßnahmen ergreifen. Wir machen Krach und verscheuchen ihn und seine 2 Kumpels weiter weg von unserem Lager. Das führt letztendlich zum Erfolg!

    Die Nacht ist unruhig. Einerseits ist Schlafen auf 4800m nicht so richtig erholsam und andererseits wird es bitterkalt. Wir haben zwar Equipment für -5°C dabei, aber scheinbar ist es nicht genug. Wir rücken zusammen und danach wird es etwas besser.

    Am nächsten Morgen stehen wir noch vor dem Sonnenaufgang auf, um die ersten Strahlen auf den Bergen sehen zu können. Es ist wundervoll! Sobald uns die ersten Sonnenstrahlen erreichen, wird es warm und wir können unser Frühstück und einen warmen Tee genießen.

    Wir machen uns an den Abstieg, denn um 11 wartet unser Taxi wieder an der Stelle im Nirgendwo auf uns. Wir begegnen gefühlt hunderten von Lamas, die die Wanderstrecke als Aufstiegsweg nutzen. Wir müssen ausweichen. Einige von ihnen sind jugendliche Lamas die gegeneinander kämpfen und uns immer wieder neugierig betrachten. Wir haben keinen Lust auf ein Kraftmessen mit einem Lamabock und halten Abstand.

    Die Sonne brennt uns erbarmungslos auf die Haut, leider haben wir die Sonnencreme vergessen und nehmen ein weiteres Souvenir mit. Einen guten Sonnenbrand.

    Auf dem Rückweg bleiben wir mit dem Taxifahrer mitten im Nirgendwo liegen. Wir haben noch genau 1L Wasser und sind etwas besorgt jetzt laufen zu müssen um irgendwie die letzten 2 Stunden nach La Paz zu kommen. Glücklicherweise ist unser Fahrer ebenso Mechaniker und fixt das Problem nach 30min. Wir kommen also wieder nach La Paz und freuen uns auf eine warme Dusche!
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