• Uyuni#1: Züge, Salz, Dinos, Kakteen

    November 25, 2023 in Bolivia ⋅ ☁️ 9 °C

    Wir sind in Uyuni. Ein Ziel, dass wir schon Zuhause in unseren Köpfen hatten. Da wir uns nicht zutrauen in einer Salzwüste alleine zu fahren (hier sind vor 4 Jahren das letzte Mal einige Europäer gestorben), buchen wir eine 3-tägige Tour mit englischsprachigen Guide.

    Wir füllen unsere Wasservorräte auf und besorgen noch einige Snacks und dann geht die Tour mit drei weiteren Teilnehmern los (3 Briten mit denen wir uns hervorragend verstehen 😃)
    Unser erster Stop ist schon nach 15min: Ein Zugfriedhof, wir sind etwas "genervt". Es war im Vorfeld klar, dass dieser Stop ein Teil der Tour ist allerdings macht das die Freude nicht größer. Wir stehen inmitten eines riesigen Bereiches in dem 100 alte Lokomotiven und Waggons stehen und vor sich hinrosten. Inmitten der Züge wuseln hunderte Touristen aus aller Welt umher und machen Fotos, die obligatorischen Verkaufsstände für Touristenkitsch dürfen nicht fehlen. Wir verstehen nicht ganz warum diese Ort auf die Liste der "Must see locations" steht und laufen etwas orientierungslos umher. Laut Guide haben wir hier 30min Zeit. Wir fangen an uns mit unseren Tourteilnehmern zu belustigen und vertreiben uns die Zeit.

    Endlich geht es weiter. Der nächste Stop lässt uns an einem "Salzmuseum" halten. Das Museum besteht aus einem kleinen Teil und wir erfahren etwas über die lokale Salzherstellung, die Geschichte die sich um Krieg und Wirtschaftskrisen dreht und dass dieses Salz zu 99% nur für den lokalen Konsum hergestellt wird. Allerdings bestehen 80% des gesamten "Museumsareals" aus Verkaufsständen für Touristenkitsch. Wir verfallen mit unseren Begleitern in einen sarkastischen Humor, der britische Humor tut sein übriges dazu. Wir haben also trotzdem Spaß bisher 😄

    Endlich sehen wir die Salar de Uyuni. Wir fahren auf die endlos weiß gleißende Salzwüste. Es ist nicht zu begreifen wie weitläufig es hier ist. Wenn man die Salzwüste zu Fuß durchqueren wollen würde, würde man 36 Stunden durchgängig laufen (das hat wirklich jemand gemacht). Ohne Sonnenbrille würde man wahrscheinlich irgendwann Blind werden, so sehr reflektiert es. Die Salzschicht ist bis zu 100m dick und der ehemalige See umfasst 10.500 Quadratkilometer. also eine MENGE Salz.

    Wir kommen an einem Ort an mit vielen Flaggen und einem kleinen Restaurant mitten in der Salzwüste. Hier war einmal der Start der Dakar Rally, allerdings hat man es nach ein paar Jahren aufgegeben da das Salz den Autos zu sehr zugesetzt hat. Wir sind keine großen Auto Enthusiasten also beschäftigen wir uns mit den Flaggen die wundervoll im Wind wehen und gehen kurz danach in das Restaurant. Dieses Gebäude ist komplett aus Salz gebaut. Selbst der Boden besteht einfach aus groben Salzkörnern. Wir können unser Essen also einfach etwas aufpeppen indem wir es an den Wänden reiben oder ein wenig "Boden" reinwerfen.

    Jetzt sind wir in bester Laune, wir dringen langsam in die Bereiche, die wir schon so oft aus unseren Recherchen gesehen haben und es ist besser als wir es uns vorgestellt haben.

    Wir fahren weiter. Plötzlich hält der Fahrer mitten in der Wüste an und wir steigen aus. Wir sind alleine, niemand ist hier. Es ist unglaublich. Die Sonne brennt Erbarmungslos auf uns ein. Unser Guide holt Plastik-Spielzeug heraus und wir wissen sofort was los ist.
    Es ist Zeit für die "lustigen" Perspektiven Fotos. Felix ist nicht begeistert 😂
    Die Fotos sind leider nicht sonderlich originell sieht man doch exakt diese an ALLEN Touranbieterplakaten, wahrscheinlich existieren Millionen Fotos in der exakt selben Art und Weise millionenfach inzwischen. Wir machen dennoch mit und bekommen unser Foto, da die Gruppe Spaß hat und Felix bekommt seine Fotos und Drohnen-Aufnahmen, für die er hier her wollte, auch noch.

    Wieder steigen wir in den Jeep und fahren durch das weiße Nichts. Entfernungen, Zeit und Raum sind wirklich schwer abzuschätzen hier. Zum Glück kennt der Fahrer die Salt Flats wie seine Westentasche und bringt uns zum nächsten Stopp, der Incahuasi-Insel. Aus der absolut glatten Fläche wächst plötzlich eine hohe unwirklich anmutende "Kaktus-Insel", die auch noch mit zahllosen versteinerten Korallen und einigen schattigen Höhlen bedeckt ist. Ein völlig surrealer Ort!
    Elvin, unser Guide, erzählt uns, dass sich früher die Incas hier getroffen haben, um zu handeln, Informationen auszutauschen, Gericht zu halten oder auf einem Altar Opfer für die Götter zu bringen. Hier haben sich die Inkas auch vor den Spaniern versteckt, weil zweitere es nicht gewagt haben, so weit in die Salzwüste vorzudringen. Weil unser Guide sich immernoch von einer Grippe erholt und die Kletterei lieber vermeiden will, bleibt er im Schatten sitzen, während wir zusammen mit den Briten die Insel erkunden. Die Kakteen, die hier stehen, sind oft viele hundert Jahre alt (pro Jahr wachsen sie einen cm). Viele von ihnen blühen wunderschön, und wir erfahren, dass nur männliche Kakteen "Arme" haben (die weiblichen sind einfach nur gerade Stöcke). Wir klettern und kraxeln über die Felsen. Es ist irrsinnig warm und wir sind froh über unsere Hüte, die große Wasserflasche und die Sonnencreme mit LSF 70.
    Wir klettern wieder die Insel herunter und fahren weiter im Jeep. Das Reisen mit Akash, Fi, Rob und Elvin ist super angenehm und wir freuen uns über die gute 90er/2000er-Playlist, die der DJ (aka immer die Person auf dem Beifahrersitz) einstellt.
    Der nächste Stop ist ein Salzlabyrinth, das hier ein paar Locals im Zeitraum von 3 Monaten gebaut haben. Genau, wie man aus Eisklötzen ein Iglu bauen würde, wurden hier auch Salzstücke mit der Kettensäge aus der Oberfläche gesägt und zu einem Bauwerk zusammengefügt. Felix fragt den älteren Herren am Eingang des Labyrinths, was denn passiert, wenn es mal regnet. "Keine Ahnung, mal gucken, vielleicht müssen wir es dann neu bauen". Wir bezahlen also die 10 BOBs und laufen durch den (wahrscheinlich) sehr vergänglichen Irrgarten und müssen tatsächlich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist 😂.
    Wir kommen beide als letztes aus dem Labyrinth, und fahren schließlich zu unserer vorletzten Destination: Ein schönes Plätzchen auf dem Salzsee, mit Blick auf die dunklen Berge, hinter denen langsam die Sonne untergeht. Die paar kleinen Wolken bieten ein wunderschönes Farbenspiel, während wir unseren ersten Becher Wein seit Anfang der Reise genießen, ein paar Snäcks essen, die der Fahrer bereitgestellt hat, und ein paar Fotos und Drohnen-Videos im Abendlicht machen.
    Die Spring-Fotos sind witziger als gedacht, da Akash's Sprung-Stil sehr stark an eine Kerze oder Stift erinnert - und das in JEDEM einzelnen Bild 😂. Daher kommt dann auch unser Gruppenname, nämlich die "Pencil Appreciation Society".
    Ein kleines bisschen angeschickert geht es dann zu letzten Stop, nämlich einem Hotel, das komplett aus Salz gebaut wurde - selbst der Mörtel und der Boden. Nach dem Abendessen (Pique Machu für die anderen, Gemüse-Fittatas für uns) fallen wir alle hundemüde (und trotz aller Vorkehrungen, ein bisschen verbrannt) ins Bett. So viel Sonne, so viel Wind, und so viele Erlebnisse, UFF!
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