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  • Day 95

    Actually, we love it…

    January 4 in Mexico ⋅ 🌙 24 °C

    Wir kommen in Bacalar an, das etwas weiter südlich von Playa del Carmen liegt. Hier soll es etwas ruhiger und günstiger sein als in Cancun, Tulum oder Playa del Carmen, denn hier verirren sich noch nicht so viele Touristen hin. NOCH nicht - denn bald soll hier der "Mayaa Train" eine Station bekommen. Ein supermoderner Zug, der alle Küstenorte miteinander verbindet, wie man uns mit einem Mix aus Besorgnis und Freude (je nachdem, wen man fragt) erzählt.

    Vom Busterminal wandern wir mit Sack und Pack zu unserer Unterkunft für die nächsten Tage: Dem "Hakuna Matata", einem süßen kleinen "Glampingplatz" (so nennen sie sich selbst) mit einfachen Stroh-Hüttchen und ein paar Holztischen, die als Café/Restaurant fungieren. Alle hier sind super entspannt, allen voran der Glampingplatz-Besitzer, und wir haben ein paar ruhige, nette Nächte hier. Wir bekommen auch direkt ein paar Restaurant-Empfehlungen und freuen uns schon am ersten Abend über leckere Tacos und Burritos in super authentischer Atmosphäre.
    Am nächsten Tag starten wir unsere erste Aktivität, die wir für Bacalar geplant haben: "Los Rapidos". Dafür tapern wir frühmorgens erst einmal durch das verschlafene Städtchen, um uns einen Roller zu leihen. Wir laufen an vielen winzigen bunten Häuschen, farbenfrohen Wandmalereien (die beliebtesten Motive sind Frida Kahlo, Jaguare und Kolibris), schlafenden Straßenhunden und überwucherten Häuserruinen vorbei, bis wir am Rollerverleih ankommen. Wir bekommen ein in die Jahre gekommenes, etwas klappriges, gelbes Gefährt - aber Felix bekommt das schon gut hin, er ist ja ein erfahrener Rollerfahrer. Nach ein paar Sträßchen merken wir aber erst richtig, wie schrottig der Roller ist. Nicht einmal der Geschwindigkeits- oder die Sprit-Anzeige funktionieren 😂 Na gut, dann ein bisschen Blindflug.
    Wir packen noch schnell die Badesachen ein und fahren über eine holprige, und teilweise auch sandige, Autobahn gut 20km zu unserem Ziel, der "Laguna Bonanza". Die Fahrt ist ziiiiemlich unangenehm, der Wind pustet kräftig, die vorbeibrausenden LKWs sind gruselig, der Roller hat Probleme, in seiner Spur zu bleiben...und zu allem Überfluss fängt es auch noch heftig an zu regnen. NICHT COOL! Wir überlegen, ob das hier ein Fehler war und wir nicht doch besser umdrehen sollten, ziehen dann aber doch weiter durch, weil es nur noch wenige km bis zum Ziel sind.
    An der Laguna Bonanza sind wir noch relativ allein. Außer den paar jungen Männern, die den Bootsverleih betreuen und kein Wort Englisch sprechen, ist hier nur ein amerikanisches Päärchen. Nach einigem Herumgehampel und Verständnisschwierigkeiten können wir dann doch zahlen und bekommen ein quietsch-oranges Kayak für 2, das in das türkisblaue Wasser gelassen wird. Los geht die Fahrt!
    Wir haben gelesen, dass in diesen Gewässern uuuuralte Lebewesen leben, die Stromatolithen. Man kann sie sich vorstellen wie eine Art "weicher Sedimentstein", die mit unglaublich sensiblen und wichtigen Bakterien bevölkert sind. Sie sind wirklich wichtig fürs Klima, weil sie sehr viel CO2 binden - und ohne diese seltsamen Gebilde gäbe es wahrscheinlich nicht einmal Leben auf diesem Planeten! Bei uns kommt da schon ein wenig Ehrfurcht auf. Natürlich verzichten wir deshalb auf Sonnencreme, da das den Stromatolithen schaden würde (daher auch das stylishe Outfit mit Hut und Wassershirt). Hoffentlich verbrennen wir trotzdem nicht zu arg.
    Wir paddeln über die Lagunen, vorbei an alten Mangroven und Seerosen. Wie schön ruhig es hier auch ist! Die Farbe des Wassers sieht einfach knalliger aus als jedes Pool-Wasser, was uns immer wieder als völlig verrückt erscheint. Schließlich biegen wir in einen kleineren Seitenzweig ein und erreichen "Los Rapidos". Hui, das ist aber ein anderer Schnack hier!
    Hier dümpeln plötzlich zahllose unkoordinierte Touristen in Schwimmwesten umher und lassen sich fröhlich quietschend von der Strömung der Rapidos mitreißen. Viele sind auch so sehr damit beschäftigt, sich selbst mit ihren wasserdichten Handys zu filmen, dass sie nicht einmal bemerken, wenn ein Kayak an ihnen vorbei will. Aber mit viel "Permiso" und "Perdon" bahnen wir uns schließlich unseren Weg. Ein bisschen bricht uns das Herz, als wir sehen, wie die uralten Steinwesen hier behandelt werden. Trotz zahlloser Verbotsschilder wird auf ihnen herumgetrampelt, sodass manche schon komplett abgeschmirgelt und tot sind. Uff. Ein Kerl reibt sich auch großflächig mit Sonnencreme ein, bevor er ins Wasser hüpft. Sowas ist einfach traurig zu sehen, wenn Tourismus nicht nachhaltig betrieben wird und auf der Natur - im wahrsten Sinne des Wortes - herumgetrampelt wird, und das trotz hoher Eintrittsgelder und den vielen Angestellten, die hier herumlaufen. Es ist zwar wunderschön hier, aber sofort schleicht sich das Gefühl ein, dass es diesen Ort in ein paar Jahren sicher nicht mehr so geben wird.
    Wir fahren noch ein gutes Stück weiter, bis es wieder ganz ruhig wird. Nur noch türkisblaues Wasser, Mangroven und wir. Felix schafft es sogar, seine Drohne kurz steigen zu lassen, um ein paar Aufnahmen von den bunten Kayaks zu schießen. Auf dem Rückweg paddeln wir noch einmal kräftig gegen die Strömung an und kommen pünktlich wieder beim Kayakverleih an. Hier bleiben wir noch ein Weilchen, planschen, schaukeln auf den Schaukeln im Wasser, und essen unsere mitgebrachten Kekse. Ein guter Tag! :)

    Abends quatschen wir noch ein bisschen mit unserem Gastgeber und er empfiehlt uns, eine Sonnenaufgangs-SUP-Tour auf den Cenoten zu unternehmen. Klingt super, finden wir, und buchen eine Tour bei einem Kumpel von ihm, namens Eckardt. Er holt uns um 6 Uhr morgens mit einem schrammeligen Jeep ab und erzählt uns auf dem Weg ein bisschen über die Geschichte von Bacalar. Diese Stadt hatte es echt nicht leicht - ständig wurde sie dem Erdboden gleich gemacht - entweder durch Mayas, durch Spanier, durch Piraten... Die Liste ist lang.
    Wir halten an einer hohen Mauer mit Metalltür, Eckardt löst die Alarmanlage™ (a.k.a. ein paar Dosen und eine Metallplatte, die krachend umfallen) aus und wir gehen rein. Am Anleger gibts noch einen Cafecito, während Eckhardt die Boards fertig macht und noch ein paar Kleinigkeiten erklärt. Es ist wunderbar ruhig auf dem Wasser, außer ein paar Vögeln ist gar nichts zu hören. Eine ganz andere Stimmung als tagsüber, wenn hier die vielen Ponton-Schiffchen und knatternden Motorboote herumfahren.
    Wir steigen auf unsere Paddleboards und fahren los, über die "Lagnua de siete colores". Zum Glück haben wir das beide schon einmal gemacht, sodass es uns nicht schwer fällt, Eckardt zu folgen. Während es gaaanz langsam heller wird, fahren wir zu mehreren Cenoten, die durch Meteoriteneinschläge entstanden sind. Manche sind unglaublich tief (bis zu 90m), und bisher relativ unerforscht. Was da unten wohl alles lebt? Oder welche Piratenschätze dort vielleicht zu finden wären? Das wird man wohl alles erst in einigen Jahren erfahren, wenn überhaupt. Die Meteoriten, die hier heruntergekommen sind, sollen aber definitiv für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich sein. Schon verrückt, schon wieder an so einem denkwürdigen Ort zu sein. Wir paddeln noch gute 2h weiter, schauen uns aus der Ferne die "Isla de los Pajaros" (die Vogelinsel) an, auf der zu Sonnenaufgang schon heftig herumgekräht wird, während wir frische Früchte auf dem Board frühstücken können. Die kleinen gelben Mangos hier sind besser, als jede Mango, die wir zuvor gegessen haben (sorry, Indonesien!). Schließlich fahren wir noch an weiteren Stromatolithen vorbei und wieder zurück zum Pier. Eine super schöne Tour, mit einem tollen, extrem entspannten Guide. :)
    Der Rest des Bacalar-Aufenthaltes besteht eigentlich viel aus Essen ("Mi Burrito" und "Mr Taco" muss man hier lobend erwähnen), Rollerfahren, Kaffee trinken, Cocktails schlürfen, oder am Steg entspannt in die Abendsonne gucken. Bacalar war einfach herrlich relaxed!
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