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  • Day 126

    Puno - schwimmende Uros Inseln (Peru)

    March 12, 2019 in Peru ⋅ ⛅ 15 °C

    Ein ganz spezielles Erlebnis erwartet uns hier in Peru! Mit einem Motorbötchen werden wir am Morgen am Hafen von Puno, Peru abgeholt und zu unserem Zuhause für die nächste Nacht gebracht. Es ist eine schwimmende Schilfinsel auf dem Titicacasee. Die Uros sind ein Volk, welches schon seit eh und je so lebt. Habraham ist mit seinen Eltern auf einer anderen Schilfinsel aufgewachsen und wohnt jetzt hier auf der Insel Khantati mit Freundin Maribel (beide 29) und ihren Eltern. Er erzählt uns, dass die Uros vermutlich einst Sklaven auf den karibischen Inseln waren und von dort geflohen sind. Sie haben sich im Titicacasee niedergelassen und zuerst auf Booten gelebt. Auch die Incas haben sie überlebt, wenn auch nicht ganz ohne Zwischenfälle.
    Unsere Insel ist etwa 60 Meter lang und 40 Meter breit. Es schwimmen etwa 100 Inseln herum und beheimaten ca 2000 Einwohner. Mit dem Schilfböötchen (gebaut aus Schilf und Petflaschen) machen wir eine Runde um die Insel und lernen dabei, wie diese Inseln gebaut werden: Zuerst braucht es Schilfwurzeln, welche sie in einigen Kilometer Entfernung in Blöcken von 10-15 Meter Länge abschneiden und hierher transportieren. Diese Blöcke sind ca 1-1.5 Meter tief, werden zusammengebunden und bilden die Basis. Dann wird Schilf geholt und nochmals etwa 1 - 1.5 Meter gestapelt. Da die unterste Schilfschicht immer wieder zergeht, muss alle 10-15 Tage neues Schilf geholt werden. Die Häuschen sind etwas höher gebaut und das darunterliegende Schilf muss einmal im Jahr aufgestapelt werden - man stelle ein paar starke Arbeiter an, welche das Haus kurz wegtragen und dann wieder hinstellen:-)
    Wenn starker Wind einsetzt kann es durchaus sein, dass die Insel mal um 2 bis 3 Kilometer wegschwimmt. Wenn sich die Lage wieder beruhigt, bringt man sie mit den Motorbooten wieder an ihren Platz zurück. Die Khantati Insel war nicht immer da, wo sie jetzt ist. Zuerst war sie im "Zentrum" inmitten anderer Inseln, doch die Familie wollte einen Ort, an dem Touristen mehr Ruhe haben. So sind sie auf die offene See umgezogen, doch dort war das Wasser unruhiger und somit wellte die Insel auf und ab. Nach 15 Tagen hielten sie es nicht mehr aus und sind nun an den jetzigen Standort umgezogen - etwas entfernt von den anderen Inseln aber nach wie vor in der Nähe des Festlandes. Eigentlich noch praktisch, wenn man seine Nachbarn nicht mag, verschifft man einfach mal schnell seine Insel!
    Früher lebten die Urus vom Fischen und von der Vogeljagd. Geld kannte man nicht und die Ware wurde gegen andere Nahrungsmittel getauscht. Im Jahre 1950 kamen die ersten Tagestouristen und brachten den Einwohnern Geschenke. Dies nahm jedoch über die Jahre ein solches Mass an, dass die Einwohner nur noch auf die Geschenke warteten und ihre Traditionen vernachlässigten, bis den Touristen abgeraten wurde, Geschenke mit zu bringen. So besannen sich die Urus wieder zurück zu den Traditionen und begannen mit Kunsthandwerk, um dieses den Touristen zu verkaufen. Erst vor 15 Jahren bauten Christina und ihr Mann Victor, die Schwiegereltern von Abraham, die ersten Touristenunterkünfte auf ihrer Insel. Die ganze Gemeinde dachte, die spinnen doch, Touristen wollen doch hier nicht übernachten. Doch ihre Willenskraft bewährte sich und so können wir nun stolz sagen, dass wir auf der Pinoier Touristen Insel wohnen. In der Zwischenzeit sind viele Nachahmer dazugekommen, welche ebenfalls Übernachtungen anbieten.
    Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die anderen auch so schöne Zimmer haben. Wir haben während unserer ganzen Reise noch nie ein so schönes Zimmer gehabt, eingerichtet mit so vielen härzigen Details. Sogar eine Dusche mit Massagedrüssen ist vorhanden - wie sich jedoch später herausstellt ziemlich überflüssig, da der Wasserdruck fast gleich null ist. Aber man muss ja nicht immer alles verstehen. Auch sehr lecker bekocht werden wir, man könne meinen man sei in einem 5 Sterne Hotel und nicht auf einer Schilfinsel.
    Die Insel hat für bis zu 20 Touris Platz, dank der Nebensaison haben wir sie jedoch ganz alleine für uns.
    Ich frage Abraham, ob er und Maribel schon verheiratet sind. Er verneint, dass sei eine komplizierte Sache! Gemäss Tradition darf man nur immer in den geraden Jahren heiraten, ansonsten werde man nicht gemeinsam alt. Eigentlich wollten sie im 2014 heiraten, doch sein älterer Bruder hatte dies auch vor. Und zwei Geschwister dürfen nicht im selben Jahr heiraten, sonst wird es einem Paar schlecht gehen. Nächster Plan war 2016 doch der Bruder hat seine Hochzeit auf 2016 verschoben. Im 2018 gab es ein Problem mit dem Geld auf der Bank und im 2020 heiratet schon die ältere Schwester. Nun hoffen sie, dass es dann im 2022 klappt. So eine Hochzeit dauert etwa eine Woche, man lädt etwa 500 Leute ein und gibt mindestens 10'000 Dollars aus. Wie sie das finanzieren können ist mir ein Rätsel!
    Damit wir uns auch mal wie Urus fühlen können, werden wir in traditionelle Kleider (welche sie auch heute noch tragen) eingekleidet, für mich gibt es noch zwei Zöpfe mit Bömbeln verschönert und anschliessend folgt das Fotoshooting.
    Da es in der Nacht kalt wird, werden wir mit einer warmen Bettflasche ausgerüstet und vielen warmen Decken.
    Am nächsten Morgen geniessen wir noch die Sonne und die Ruhe, bevor es dann wieder zurück ans Festland geht.
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