• IV. SA Colombia/W2, 7d: Bogotá-Medellín

    2 juni 2017, Colombia ⋅ ⛅ 17 °C

    Ach Kolumbien - ich liebe dieses Land, seine Landschaften und die unglaublich netten Menschen :)))
    Kolumbien ist für mich eines der besten Beispiele, dass man nie auf Leute hören sollte, die meinen, dass das Land so gefährlich sei ohne jemals dort gewesen zu sein. Natürlich hat es seine dunkle Geschichte mit Korruption, Entführungen, Drogenverkehr und Drogen mit Medellín als der einst mörderischsten Stadt der Welt, aber diese Zeiten sind vorbei, das Land verbessert sich kontinuierlich und die Menschen sind so glücklich und freundlich - Musik, insbesondere Salsa, wird überall den ganzen Tag lang gespielt bzw. getanzt und an der Karibikküste hört man auch vallenato mit europäischem Akkordeon und vielen afrikanischen Einflüssen. Die verschiedenen Alkoholstufen werden hier übrigens als sano, hebrio, borracho, hincho und guayabo bezeichnet.
    Neben den Menschen hat es auch eine gute Mischung aus alt und neu mit beeindruckenden vorkolumbianischen Ruinen und süßen kleinen Dörfern neben fortschrittlichen Städten wie Bogotá und Medellín.
    Außerdem ist Kolumbien nach Costa Rica das zweite biovielfältigste Land der Welt und die Landschaften sind einfach wunderschön: an einem Tag kann man von schneebedeckten andischen Gipfeln zu kristallklaren karibischen Stränden oder von riesigen Sanddünen zu üppigen Regenwäldern reisen. Es ist das einzige südamerikanische Land mit sowohl Pazifik- als auch Karibikküste und hat 3 Gebirgsketten im Westen, der Mitte und im Osten; was es dadurch zu einer guten Mischung aus Südamerika und Karibik macht.
    Finanziell ist es teurer als erwartet, wobei hier v.a. der Transport im Vergleich zu Ecuador, Peru und Bolivien der größte Kostenfaktor darstellt, zumal die Entfernungen länger und gebirgiger sind. Unterkunft ist mit 6-7€ und Essen ab 3€ auch teurer, aber im Vergleich zu Deutschland immer noch viel günstiger.
    Apropos Essen: wie überall in Südamerika gibt es auch hier viel Fleisch und Reis (oft mit Bohnen) und fritiertes Straßenessem wie Empanadas, Buñoles und Arepas, aber auch tinto (schwarzer Kaffee) und exotische Früchte wie Mamoncillo (spanische Zitrone), Zapote (Sapote), Lulo (kleine Orange) und tomate de árbol (Baumtomate). Typisches Essen im Zentrum beinhaltet oft Fleisch, Kartoffeln und Bohnen wie z.B. Bandeja paisa (großer Teller aus Wurst, Rind, Schwein, Bohnen, Reis, Ei, Avocado), Ajiaco (andische Hühnersuppe mit Mais, verschiedenen Kartoffelsorten, lokalem Gewürz namens guasca), Tamales (gehacktes Fleisch mit Reis und Gemüse in Maispastete und Bananenblättern erhitzt), während es an der Küste mehr Fisch, Wegerich und Reis in Kokosnusssoße gibt. Außerdem gibt es jede Menge Panaderías und süße Gerichte wie Arequipe (ähnlich dulce de leche), Obleas y Salteritas (Oblaten), Bocadillo (rote Guyava-Paste) und Quesadillas (Guyava mit Käse).

    Fr, 02.06. Bogotá/Mosquera
    Bogotá liegt auf 2.600m Höhe und ist mit 6,8Mio EW in der Stadt selbst sowie 7,9Mio EW insgesamt Kolumbiens größte Stadt und auch Hauptstadt. Sie zählt zu den am schnellsten wachsenden Meteopolregion Südamerikas und stand 2015 auf Platz 39 der Liste der größten Meteopolregionen der Welt. Sie ist das finanzielle und wirtschaftliche Zentrum mit guter Infrastruktur wie z.B. den Transmillenia-Bussen; dennoch aber super voll und zu viel Verkehr - meine Erholung von Villa de Leyva war sofort wieder verflogen :P Die Menschen sind hier sehr gebildet, im Norden liegt das Finanzzentrum und das Viertel Candelaria ist sehr kolonianisch geprägt. Durch die Höhe ist es hier auch wieder kalt und generell regnerisch.
    Mosquera, wo meine Freundin Daniela lebt, ist mit 82.000EW kleiner und gehört noch zu Bogotá und dem Department Cundinamarca. Dank Großstadtdschungel war die Anreise auch wieder super anstrengend: vom Terminal de Norte musste ich erst 40m zum Portal 80 und von dort nochmal eine knappe h durch schlimmsten Stadtverkehr weiter nach Mosquera, wo mich Danielas Eltern abholten. Wieder kam einem hier die volle kolumbianische Gastfreundlichkeit entgegen, ihre Eltern waren super nett und es gab auch gleich typisches Essen mit Bandeja - Fleisch, Reis und Bohnen sowie Schoki zum Nachtisch. Außerdem hatte ich mein eigenes Zimmer mit Bad - absoluter Backpacker-Luxus :)
    Am Freitagmorgen nahm uns Danielas Vater nach einem leckeren Wrap-Eier-Frühstück gegen 6:00 Uhr mit nach Bogotá - eine weise Entscheidung, da der Verkehr bereits schrecklich war :P Wir schlenderten erst durch das Stadtviertel Candelaria, wo auf dem Hauptplatz ein super interessanter Markt stattfand und Daniela mir sämtliche exotischen Früchte und Spezialitäten erklärte und gingen dann zu Montserrate.
    Montserrate ist ein 3.152m hoher Berg im Stadtteil Santa Fe, den man entweder per Zug, Seilbahn oder ganz klassisch wie die Pilger zu Fuß über 1.500 Stufen erklimmen kann - mit mir gab es natürlich letzteres :P Der Aufstieg war auch wirklich anstrengend (immerhin sind wir hier auch wieder auf einer guten Höhe), die Aussicht dafür aber umso lohnenswerter mit einem tollen Blick auf die unglaublich große Stadt. Auf dem Hügel selbst gab es eine Kathedrale, einen Kreuzweg und sogar ein Outdoor-Fitnessstudio.
    Zurück in der Stadt kamen wir am so berühmten Museo del Oro/Goldmuseum vorbei - mit 50.000 Exponaten eines der größten der Welt. Da das Wetter aber schön war und ich generell nicht der Museumstyp bin, entschieden wir uns spontan, lieber den botanischen Garten zu besuchen - mit super tollen Pflanzenarten definitiv die bessere Entscheidung :) Zuvor hatte ich auch meine erste Arepa, ein aus Mais hergestellter Fladen, der entweder mit Käse fritiert oder gefüllt verkauft wird.
    Abends ging es dann per Nachtbus für 8h über Ibagué (der Musikhauptstadt) weiter nach Armenia - Danielas Vater hat hier einen super Preis für mich herausgehandelt (30.000 statt 45.000) und mir die typisch rote Guyava-Süßigkeit spendiert. Auch hier gab es wieder die typischen Verkäufer im Bus sowie absolute Kühlschranktemperaturen, die sich nur mit Sarong, Regen- und Fließjacke ertragen ließen :O
    Hier nochmal vielen lieben Dank an Daniela und ihre ganze Familie für die tolle Gastfreundlichkeit und Hilfe - Mi Casa es Tu Casa :-*

    Sa, 03.06. Armenia-Salento: Pueblo/Zona Cafetera
    Ejecafetero
    Armenia selbst ist nur eine weitere Stadt - es gibt nicht viel zu sehen, aber sie liegt bereits in der Kaffeeregion Zona Cafetera/Ejecafetero und gehört mit Pereira (der größten Stadt dieser Region und wirtschaftlicher Hub) und Manizales (von der man bei gutem Wetter eine super Aussicht auf den schneebedeckten Gletscher und aktiven Vulkan Nevado del Ruiz hat) zu den wichtigsten Städten der Region. Von dort aus kommt man auch super gut nach Salento - einem nach dem Städtechaos perfekten Ort mit bunten Häusern, netten Menschen und charmant inmitten von grünen Hügeln gelegen. Wie alle Dörfer und Städte in Kolumbien ist die Orientierung mit nummerierten Calles und Carreras super einfach. Das Hostel war auch sehr schön und es gab wieder eine nette Kolumbianerin, die mir ein Papaya, Eier und Arepa-Frühstück servierte und mir dann ein bisschen die Stadt zeigte - bekannt für ihre super süßen bunten Straßen und Häuschen sowie dutzender Jeeps.
    Gegen Nachmittag kam dann auch Karina, eine Freundin von Daniela und somit auch mir und zeigte mir den Mirador, einen super Aussichtspunkt mit Blick auf tolle Berglandschaften.
    Typisches Essen hier sind übrigens Trucha und Patacones (Fisch und grüne Bananen) sowie generell in Kolumbien Arepa de choclo con queso (Maisfladen mit Käse) sowie Aguapanela con queso (Zuckerwasser mit Käse). Abends kam dann auch noch ihre taiwanische Freundin Rachel dazu, mit der wir einen super entspannten Abend hatten.

    So, 04.06. Salento: Valle de Cocora
    Sonntags gingen wir dann zu dritt ins Valle de Cocora, einem Tal berühmt für 50-60m hohe Wachspalmen Palma de cera östlich von Salento inmitten immergrüner Hügel gelegen. Die Fahrt dorthin ist schon super abenteuerlich mit alten rustikalen Jeeps und dort lernten wir noch 2 Amis kennen, bei denen wir später in Medellín schlafen würden.
    Die Landschaft und insgesamt 6h Wanderung durch das Tal waren einfach traumhaft, wir hatten jede Menge Spaß, gegen Mittag sahen wir viele super bunte Kolibris, genossen chocolate con queso (heiße Schokolade mit Käse) und schossen super coole Bilder; einfach toll :)
    Abends gab es dann mit sopa crema de trucha (cremige Fischsuppe) und trucha, patacón, arroz, ensalada und jugo de guava (Fisch auf grüner Banane mit Reis, Salat und Guyavensaft) ein super leckeres Essen, bevor ich dann mit Karina zunächst nach Pereira und dann in ihre Stadt Santa Rosa fuhr.

    Mo, 05.06. Santa Rosa: PN Los Nevados
    Von dort aus wurde ich am nächsten Morgen gegen 04:30 Uhr abgeholt, um den Nationalpark Los Nevados und den schneebedeckten Vulkan Santa Isabel zu besuchen.
    Der PN Los Nevados ist ein 61.420 ha großer Park mit schneebedeckten vulkanischen Gipfeln und Landschaften des bosque tropical, de niebla, alto andino, subpáramo, páramo, superpáramo, lajas sowie glacial. Dank Nebensaison waren wir neben mir noch ein kolumbianisches Paar und damit nur zu dritt und genossen nach einer 2h achterbahnmäßigen Fahrt erstmal mit chocolate con queso, Rührei, Arepas, Bratkartoffeln und Brot ein mega Frühstück.
    Santa Rosa liegt mit 1.700m für südamerikanische Verhältnisse relativ niedrig und es ging mit 3.000m Höhenunterschied an diesem Tag wieder auf 4.700m - d.h. warm anziehen, viel trinken und alles langsam angehen ;) Ich bin selbst nach 4M Südamerika immer wieder fasziniert, wie viele Pflanzen dank den Tropen auf dieser Höhe bis 4.400m noch wachsen - bis auf 2.800m und 15* gibt es sogar noch die Wachspalmen Palma de cera, Kolumbiens Nationalpflanze.
    Es gab auch wieder jede Menge Infos, z.B. dass lediglich 23 der 59 kolumbianischen Nationalparks für Touristen zugänglich sind, dass Kolumbien neben Ecuador und Venezuela mit 53% weltweit den größten Anteil an páramo-Gebieten hat, dass es mit Cristobal Colón (5.776m) und Simón Bolivar (5.775m) im Nationalpark Tayrona die höchsten Berge am Meer hat und dass man auch hier leider sehr stark den Klimawandel spürt - in den letzten Jahren sind bereits 3 der 9 großen Gletscher verschwunden und die Gletscher auch super stark zurückgegangen, bis zu 3m pro Jahr; wir liefen auf dem Eis und dabei entdeckte unser Guía einen Felsen, der vor 3M noch nicht zu sehen war, der Gletscher Nevado Ruiz war bis vor 2J sogar noch ein Skigebiet - was eine große Diskussion über Umweltschutz und unseren Beitrag auslöste.
    Nach einem echt leckeren Essen mit Hühnchen, Reis, Salat ging es dann wieder zurück nach Santa Rosa, wo ich das typische Gericht Chorizo (Wurst) con arepa probierte, mir als Nachspeise ein Bocadillo (rote Guyavenpaste) gönnte und dann 1h nach Pereira und von dort aus per 5h Nachtbus nach Medellín fuhr - wieder inklusive Kühlschranktemperaruren, aber zum ersten Mal funktionierendem WLAN :P

    Di, 06.06. Medellín: Ciudad
    Typisch für Nachtbusse kamen wir bereits um 4 Uhr an, wo ich dann per Uber zu meiner in Salento kennengelernten amerikanischen Freundin Mara bzw. deren Wohnung fuhr, ziemlich zentral zwischen den Stadtteilen San Diego und Poblado gelegen, und erst nochmal 3,5h geschlafen habe. Dort gab es dann erst mal ein mega gutes Frühstück mit Milo chocolate, Orangen sowie Toast mit Käse und Ei - ach, es ist einfach herrlich, mal wieder eine ordentliche Küche zu haben und sich dann erst mal einen halben Tag schön auszuruhen :)
    Mittags gingen wir dann zum botanischen Garten, wo wir überraschenderweise Riesenechsen und Schildkröten sahen, mit Hühnchen-Eier-Käse-Sandwich, Salat, Mango, Bananen und Birnen schön picknickten und uns dann ein typisches Arequipe-Eis gönnten.
    Danach ging es zur Comuna 13, dem einst gefährlichsten Stadtteil Medellíns, der noch bis weit in die 90er Jahre gefährlichsten Stadt der Welt. Heute spürt man davon nicht mehr allzu viel, es gab sehr viele Umgestaltungsmaßnahmen und die Stadt und ihre Bewohner sind diesbezüglich besonders stolz auf ihre Metro, die super neu, sicher und sauber ist und neben den Liften, dem Bussystem, der E-Tram, den Fahrrädern und Taxis eines der wichtigsten Transportmittel darstellt. Gerade hier gibt es nun Rolltreppen, jede Menge Straßenkunst und super tolle bunte Bilder sowie Rutschen und spielende Kinder plus einen tollen Aussichtspunkt auf die ganze Stadt.
    Durch die Fahrt mit dem an die Metro angeschlossen Metrocable bekamen wir dann nochmal einen super Blick auf die Stadt, bevor wir uns abends das Touri-Viertel El Poblado anschauten und zu dritt eine rießen Portion Fastfood-Pommes mit jeder Menge Fleisch aßen.

    Mi, 07.06. Medellín: Guatapé
    An diesem Tag sollte es eigentlich in das kleine Städtchen Guatapé und zum bekannten Felsen El Peñol gehen - allerdings machte uns das Wetter mit tagelangem, absolutem Starkregen einen Strich durch die Rechnung, sodass wir einen super entspannten Chill-Tag hatten und uns dann nachmittags durch Medellíns Straßenstände futterten :P

    Do, 08.06. Medellín: Ciudad
    Am nächsten Morgen nahm ich an der so hoch gelobten Real City Tours Free Walking Tour teil (die muss man sogar 1-2 Tage im Voraus buchen) und war aber auch sehr gut.
    Mit 21 Leuten waren wir auch eine große Truppe und bekamen super viele Infos wie z.B.: Die Menschen hier werden als Paisas bezeichnet und waren aufgrund der geographischen Lage zwischen Bergregionen (oja, das merkt man an den Busfahrten) lange Zeit bis zur Erfindung der Eisenbahn isoliert. Sie selbst sind sehr stolz und von außen bekannt als knallharte Geschäftsleute, die aber auch viel Mist erzählen. Unsere Stopps waren u.a. die alte Eisenbahnstation, Alpajurras Verwaltungszentrum, dem Platz der Lichter, die Vasquéz und Carré Gebäude, der Nationalpalast, die Kirche Veracruz, Botero Platz, Murals und Berrio Park, Bolivar Park, Meteopolitanische Kirche sowie San Antonio Park.
    Es gab jede Menge Details über Kolumbiens Vergangenheit mit all den Drogenproblemen; sie machen 3-4% des BSP aus, neben Peru sind sie der größte Kokainproduzent mit Cali und Medellín als größten Kartellen. An diesem Tag gab es auch wieder jede Menge Demos sowie einen Lehrerstreik. Dank vieler Transformationsprojekte (Architektur und soziale Projekte/Erziehung) sieht man davon aber nicht mehr viel - Papaya steht hier übrigens für Chance und wird auch generell als Sicherheitslevel verwendet, v.a. für die vielen Straßen, in denen u.a. Kleidung (Medellíns wichtigste Industrie ist Textil) verkauft wird. Höflichkeit und ein Lächeln lässt Dinge günstiger werden und typisches Essen neben dem bekannten fritierten Fastfood wie Buñuelos, Empanadas und Arepas sind wieder Bandeja paisa sowie eine andere Suppe namens Mondongo.
    Trotz der schlimmen und noch jungen Vergangenheit sind die Kolumbianer glückliche Leute - sie nehmen einfach jede kleine Sache, um weiterzukommen und der Parque Bolivar - wie überall in Südamerika nach dem in Venezuela geborenen Simón Bolivar benannt - ist ein gutes Beispiel von gut und schlechtem nebeneinander (spielende Kinder und Alkohol-/Drogenmissbrauch sowie Prostitution vor der größten aus Bricksteinen erbauten Kirche der Welt).
    Alles in allem super interessante Infos über Kolumbiens Geschichte und Vergangenheit, die einem das Land leicht verständlicher machen, bevor es gegen 18:00 Uhr für 18h (! Meine bisher längste Busfahrt, aber selbst die Flüge mit VivaColombia waren so kurzfristig teurer, 120.000, expresobrasil) von Medellín weiter an die Karibikküste ging - erster Halt: Riohacha ;)
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