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  • Day 40

    Der verrückteste Trek meines Lebens

    October 1, 2023 in India ⋅ ☀️ 24 °C

    Nach einer kurzen Nacht machte ich mich 6:30 Uhr zu Fuß auf den Weg in den nächsten Ort, Gaurikund, von wo aus die Pilgernden mit Jeeps 9km zu Trek-Startpunkt gebracht werden sollten. Mir wurde jetzt schon etwas bewußter, dass dies kein kuschliger Trek in der Natur mit wenig Menschen werden sollte, da es bereits riesige Schlangen für die Jeeps und anschließende Schlachten um die Jeepplätze gab. Ich war die einzige Ausländerin unter all den Indern, das sollte ich auch für den gesamten Tag bleiben.
    Nachdem ich mir ein Plätzchen in einem vollgestopften Jeep ergattern konnte, startete ich den Trek.
    Ich wurde gefragt, ob ich mich gern in einem Korb sitzend auf dem Rücken eines Trägers, zum Tempel hinauf befördern lassen möchte...was ich natürlich verneinte, schockiert über dieses Angebot. Zudem sind hunderte, wenn nicht sogar über 1000 Pferde am Wegesrand festgemacht, die Menschen unter den schlimmsten Bedingungen und Schlägen den Berg hinaufbringen sollten.
    Auch in Sänften, von vier Trägern getragen, kann man die 1.800 Höhenmeter bis zum Tempel bewältigen.
    Ich war über all die Menschen (es sollte sich herausstellen, dass ca. 18.000 Menschen and diesen Tagen den Berg hinauf wollten), die Angebote, den Gestank nach Pferdeäpfeln und Urin, den Weg an sich und die vielen Hütten am Wegesrand komplett überwältigt.
    Man hat kaum ein Plätzchen gefunden, wo man einfach sitzen oder stehen könnte, da es entweder Hütten, Gestank und/oder zu Enge Stellen gab, an denen man durch die Vielzahl an Pferden und Menschen einfach den Weg blockiert hätte.
    Ich habe mehrmals überlegt einfach umzudrehen, da ich bei dem Gestank auch nichts essen wollte/konnte. Lange habe ich gehofft, dass sich die Situation auflockert...aber das sollte den gesamten Weg zum Tempel genau so bleiben.
    Man konnte aufgrund der Vielzahl an Menschen und Pferden auch nicht einfach normal laufen, man musste ständig anhalten oder den Weg freimachen. Es war einfach verrückt.
    Ich dachte wirklich, dass ich da mit maximal 400-500 Menschen auf dem Weg sein würde...jetzt muss ich über mich selbst lachen.
    Nach 9,5 Stunden hatte ich die insgesamt 19km und 1.800 Höhenmeter zum Tempel überwunden. Die Sicht auf den Tempel und die Berge im Hintergrund ist unglaublich schön und ich verstehe die Faszination.
    Aber auch hier oben zeigte sich eine drängende Situation und die Schlange um in den Tempel hineinzukommen zeigte 10 Stunden Wartezeit an.
    Es gab keine Zimmer mehr, nur noch Zelte und da ich als einzige ausländische Frau nicht allein in einem Zelt schlafen wollte (ich hätte wahrscheinlich eh kein Auge zugemacht) entschied ich mich trotz schmerzender Beine den Rückweg nach 2 Stunden Pause anzutreten.
    Ich habe versucht den Weg weitestgehend zu rennen und mit den Pferden mitzulaufen. nach 3,5 Stunden hatte ich dann das Ziel "Jeepstand" erreicht. Hier mussten wir ca. 1,5 Stunden warten bis wir an der Reihe waren um in den Jeep zu steigen.
    Ich konnte kaum noch stehen, hatte extreme Schmerzen in den Beinen und Knien und war so kaputt wie schon lange nicht mehr.
    23.30 Uhr habe ich dann angefangen wieder ein Hotel zu suchen und konnte gegen 24 Uhr für einen exorbitanten Preis fündig werden....
    Aber für ein paar Stunden Schlaf, eine Dusche und ein Bett hätte ich an diesem Tag auch noch mehr bezahlt...haha
    Ich bin von 1.800 auf 3.600 Höhenmeter 39 km gelaufen...keine Ahnung ob ich das jemals vorher gemacht habe. Ich bin froh es geschafft zu haben und völlig fertig.
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