Die etwas andere Dienstreise

February - March 2023
Auf zum 125th OGC Member Meeting nach Frascati! Read more
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  • Day 10

    Im Bunker endlich Ruhe

    February 27, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Was eine bekackte Nacht im Hostel. Irgendwer hat permanent im Kreis gefurzt. Ich starte einen ungeplanten Arbeitstag mit der Suche nach einem ruhigen Ort für ein paar Telefonate. Diese Stadt ist hektisch und laut. Auf den Straßen viel Verkehr und noch viel mehr sehr hässliche kleine Hunde, die mit ihrer Flitzekacke gleichmäßig die Bürgersteige benetzen. Im ersten Café finde ich Frühstück, aber die Akustik ist so banane, dass Telefonieren unmöglich ist. Im zweiten Café ist's leer und gemütlich, aber das Radio dudelt nutzlosen Quatsch, sodass einem das Selberquatschen im Halse stecken bleibt. Nun gut. Ich resigniere und lasse mich treiben auf der Suche nach einer Erfüllung der Bedürfnisse. Meine geplanten Telkos sind jetzt eh vorbei ...

    Liebe Leute. Ungeplant gewinnt. Immer! Ich entdecke Örtchen, Plätzchen und Sträßchen gänzlich ohne Touristen, irgendwo südöstlich vom Bahnhof Termini. Wilde Fassaden, alles etwas abgefuckt, dafür aber mit Charme besprayt. Hübsche Bars und eine Eisdiele mit dem besten Pistazieneis, das ich je hatte! Ein cremiges Schäufelchen davon und satt. Danach ein Mittagessen in familiärer Trattoria gänzlich ohne Pizza, aber dafür mit sehr viel saftigem Lamm und krossen Rosmarinkartoffeln, kurz vor Mittagsladenschluss mit dem gestikulierenden Koch am selben Tisch. Ein Träumchen!

    Ich checke in einen alten unterirdischen Luftschutzbunker aus dem 2. Weltkrieg ein – in einen co-working-Space. 20 EUR für einen Tag mit turbo-Internet und Kaffee-Flatrate. Läuft. Hier hole ich alle Telkos nach und Tippe alles, was ich tippen wollte. Währenddessen verwandelt sich die morgendliche Sonne in Hagel und eisigen Nieselregen. Na toll. Meine Klamotten sind doch noch von gestern nass!

    Ich falle raus auf noch ein Eis. Weit schaffe ich es nicht, denn gegenüber in einer Bar gibt es leichtes, spritziges, fruchtiges, italienisches Bier, gebraucht mit 40 % Traubenextrakt! Beste Basis für kreative Textergüsse. Voilà.
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  • Day 11

    Forum Romanum

    February 28, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 15 °C

    Ein neuer Tag des sich-Treibenlassens beginnt mit Jasper aus meinem Hostel-Zimmer bei italienischem Frühstück um die Ecke. Was ein cooler Typ! Er ist 21 und düst gerade zwischen undualem Wirtschaftsdingsbumsstudium und dualem Wirtschaftsdingsbumsstudium für einige Monate mit Interrail durch Europa. Wir verstehen uns.

    Erneut stapfe ich mit ihm wie magnetisch angezogen in Richtung Kolosseum. Man kommt einfach nicht drum herum. Sein Besichtigungsticket ist für morgen. Ich habe keines. Mir hat das benachbarte Forum Romanum vorgestern im Dunkeln sehr zugesagt und wir beschließen spontan, dort mal vorbeizuschauen. Es stellt sich heraus, dass man dafür auch ein Ticket benötigt. Aber es kommt immer im Bundle mit Kolosseum. Jaspers morgiges Kolosseum-Ticket ist anscheinend auch bereits heute schon für das Forum Romanum nutzbar. Raffiniert kombiniert besorge ich mir also auch eines dieser Kombitickets, um *hier und jetzt* ins Forum gelangen zu können. Jasper meint "Ich habe gar nicht geplant, schon heute ins Forum Romanum zu gehen." Ich so "Naja, so ist das halt, wenn man mit mir loszieht. Ich habe auch nicht geplant, heute hier her zu kommen." 😉. Grandios! Ein völlig überwältigendes, überdimensioniertes, surreales, von den Füßen reißendes Freilichtmuseum. Also, die gesamte Stadt, eigentlich. Wir schlendern stundenlang durch die Gegend und philosophieren vor uns her, wie es sich früher hier mal zugetragen haben muss. Ich hab's tatsächlich immer ein wenig belächelt, aber diese paar Steine, die können was! Wahnsinn.

    Hunger. Mit der ganzen Auswahl an Restaurants wird sich ein normaler Mensch nie entscheiden können. Ich verabscheue es vermehrt, nach irgendwelchen Google-Rezensionen oder "Empfehlungen anderer Touristen" auszuwählen. Viel zu oft bin ich damit enttäuscht worden. Ohne Scheiß! Aber, auf meine Intuition ist meistens Verlass, das kann ich nach 37 Jahren stiller Weltherrschaft nun behaupten. Irgendwo bei Portico d'Ottavia schält ein netter Typ frische Artischocken vor seinem authentischen Restaurant "Giardino Romano". Sympathisch. Genau *das* wird jetzt der Ort für unsere Pizza. Und? Sie ist die bisher beste seit Ankunft! Jetzt, beim Nachrecherchieren während ich schreibe, sehe ich: "Bei Google bloß 4 Sterne". Ich bin aber selbst von dem Beilagenbrot entzückt.
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  • Day 11

    The Hole

    February 28, 2023 in Italy ⋅ 🌧 8 °C

    Über den Fluss nach Süden, und tolle neue Gassen öffnen sich vor uns. Wie hübsch und einladend dieses Viertel. "Dort, in das nette Café?" Wir kommen näher und lugen rein. "Oh, es scheint eine Kneipe zu sein!" Wir wagen den ersten Schritt in "The Hole" und ... das war's dann auch schon für heute. Gefangen im schlichten aber gemütlichen Charme gönnen wir uns um 16:00 Uhr statt eines Kaffees dann doch lieber schon ein Verdauungs-IPA. Wir feiern es hart, hier gelandet zu sein. Jasper ist begeistert und ich erfreut darüber. Wie schön. Es folgt ein zweites IPA. Wir schauen uns die Leute an und die Barkeependen. Wir quatschen. Ich erzähl' über das Leid eines ergrauenden Möchtegernwissenschaftlers. Jasper berichtet euphorisch über seine Aktivitäten als Jugendcampleiter im Flensburger Raum. Seine offene und direkte Art finde ich supi. Ich bekomme einen persönlichen Einblick in seine Reisegeschichte, erfahre über prägende Unterwegsmenschen und wir philosophieren über liebsame Lebensbegegnungen. Beim dritten IPA klappt er seine ledereingebundene Kladde auf, zückt einen Stift und beginnt Tagebuchzeilen seiner vergangenen Reisetage aufzuholen. Zeitgleich klappe ich mein vom silbernen DLR-Adler geschmücktes, elektronisches Notebook auf und beginne, Zeilen für den Abstrakt für eine nahende Konferenz im Kosovo zu tippen. Heute um 23:59 ist nämlich Deadline und in all dem Trubel der vergangenen Wochen habe ich dies erfolgreich wegprokrastinieren können. Dabei ist es mein Herzensthema! In so einer Atmosphäre, nach so einem aktiven Tag, muss ich gestehen, dass ich gerade nach 1-2 Schmackofatzobierchen zur kreativen Höchstform anlaufe. Ich schreibe in einem Zug einfach runter, was mir all die Tage schon im Hinterkopf zwickte und, here we go, beim vierten IPA bin ich fertig! Gleich sogar noch einen zweiten Mini-Abstrakt für nen Lightning-Talk mit eingereicht (die Idee kam spontan). Was ein Segen, was eine Entlastung, endlich! 🥳 Irgendwann nach Mitternacht machen wir uns auf den Fußweg zurück. Gegen 02:00 – völlig regendurchnässt – fallen wir tot ins Hosteldoppelstockbett. Was ein Tag. Mein persönlicher Highlighttag!Read more

  • Day 12

    Eine letzte Runde

    March 1, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 14 °C

    Schon wieder italienisches Frühstück. Nur Marmelade, Puddingcreme und Puderzucker. Ich drehe durch. Wo sind denn all euer Käse, euer hochgelobter Speck und diese Trüffelsalami, von der alle immer reden? Dafür frischgepresster Blutorangensaft. Na gut. Ich eile zu einem Pizzabackkurs. Ganz nett, aber ein bisschen Touri-Abfertigung. Wir kneten in ansprechender Kleingruppe Teig nach Anleitung. "Den werden wir jetzt aber nicht benutzen, denn der müsste erst noch 4-5-24 Stunden im Kühlschrank ruhen." Schwupp, bekommen wir schon fertiggeruhte Teiglinge. Es geht ans Ausrollen. Ganz schön fest. "Was wollt ihr drauf haben?" Belag aus den Näpfen darf ich mir nicht selber rausnehmen. "Nein, das Tomatensoßenrezept verraten wir nicht. Ist Familiengeheimnis." Na gut. Pilze, Artischocken und salame piccante suche ich mir aus. Kaum schauen wir kurz weg, schwingt ein Typi auch schon die Pizzen in den vollautomatisch rotierenden Hochleistungsbackofen bei 360 °C. Nach nur einer halben Handvoll Minuten wird auch schon aufgetischt. Das ging schnell! Und das Ergebnis ist tatsächlich besser als erwartet. Knusprig, luftig und diese Tomatensoße! Dazu ein Weinchen, Bruscetta und nette, bunt gemischte Dudinnen und Dudes zum mittaglichen Quasselquickie. Passt!

    Ich treffe Jasper zur Kolosseum-Besichtigung wieder. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, wie krass das alles hier ist! Wir lassen uns wieder träumend und philosophierend treiben. Die haben vor 2000 Jahren einfach mal fancy Hebebühnen im Holzboden versenkt, um Krimskrams und wilde Tiere hochzujagen. Muss ein guter Geruch gewesen sein, dort unten im Untergrund. 5000 Tiere verheizt, bei den 100-tägigen Spielen. Die Menschen hatten schon immer einen an der Waffel. Jedenfalls möchte Jasper jetzt ein Gladiatorenschwert haben. Stattdessen nehme ich ihm allerdings sein geliebtes Taschenmesser ab. Es kommt im Zug mit zurück nach Deutschland, denn sein Interrail-Pass ist leer und er bewegt sich nun eine Station fliegend weiter. Wieder alleine, husche ich noch schnell beim mit Locals vollgestopften "Luppolo12" auf ein leichtes, strohgelbes Session-IPA vorbei und beziehe auch schon das Nachtzugabteil zurück nach München!
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