Die etwas andere Dienstreise

February - March 2023
Auf zum 125th OGC Member Meeting nach Frascati! Read more
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  • Day 1

    Mit Lebkuchen nach Italien

    February 18, 2023 in Germany ⋅ 🌬 10 °C

    Franziska begleitet mich noch im ICE bis Göttingen und lässt mich anschließend alleine weiter nach München düsen – versorgt mit einer großen Dose selbstgemachter Leckerlebkuchen! 🥰

    Zum European Space Research Institute (ESRIN) bei der ESA in Frascati geht es diesmal! Meine Chefs sind leider geil und schicken mich zum 125th OGC Member Meeting. Nicht, dass ich mich nicht selbst gerne dort hin begeben hätte ... Eine Woche Intensivprogramm mit der Crème de la Crème der Geo-Domäne, yeah! OGC ist das Open Geospatial Consortium und zuständig für die Standardisierung quasi aller technischen Schnittstellen, die in gängigen Karten- und Geodingsbumsanwendungen zum Einsatz kommen.Read more

  • Day 1

    Nachtzugreiseabteil voller Leckereien

    February 18, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 11 °C

    Kaum Zeit für den Umstieg in München. Aber eine bombastische Apfeltasche von Rischart's schaffe ich noch zu erhaschen. Weiter geht's im 4er Liegeabteil mit dem NightJet nach Bologna durch die Alpen.

    Ich bin mit einer münchener Familie im Abteil gelandet. Kleiner Nikolai mit Opa, Mama und Papa. Wir high-fiven uns und ich bin sofort dicke mit dem Kleinen. Ein Fernreisezug ohne Bordbistro ist allerdings wie'n Schnitzel ohne Fleisch: Liebe ÖBB, sowas ergibt einfach keinen Sinn. Zum Glück ist der Papa aber ein waschechter Moskauer ☝😃. Ich werde kurzerhand eingemeindet und *zack*, wird eine riesige Tasche unter der Sitzbank hervorgezogen. Tupperdosen mit gehobelten Mörchen, Radieschen und trockener Wurst landen zwischen meinen Beinen. Mama holt eine Mülltüte voller gekochter, salziger Pellkartoffeln hervor. Klein Nikolai schwingt seine Beinchen auf die Sitzbank, lehnt sich an mich und beginnt mich mit Selleriestreifen zu füttern.
    "Mama, der da möchte noch eine Gurke haben!" und zeigt dabei mit seinem Daumen hinter sich, wo ich als Lehne sitze.
    "Nikolai! *Wie* heiß der Mann?!"
    "Hmm, 'der da'."
    Michi, der da, bekommt eine eingelegte Gurke. Allerdings keine belanglose, deutsche Essig-Gewürzgurke, auch kein Cornichon-Ding ... hell-yeah, eine solide Salz-Dill-Gurke, die es in sich hat! Meine lieben Herrschaften, das Teil bringt meine Ohren zum Flattern, so sauer is et! Wie bei Oma. Knackig und kribbelig-prickelnd. Sowas findet man nur jenseits des eisernen Vorhangs. Papa legt nach: "Schatz, wo ist denn der getrocknete Fisch?" Mama holt eine weitere Mülltüte hervor, halbvoll mit salzigen, vor Fett triefenden Streifen getrockneten Barschfilets. Ein Geruch für die Götter durchströmt das Abteil. Ich muss im Himmel sein! Meine zwischenzeitigen Überlegungen, zum Nächtigen in das leere Nachbarabteil zu wechseln, sind hiermit endgültig beerdigt.
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  • Day 2

    Artischockenherzen

    February 19, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 13 °C

    Um 10:30 stapfe ich die Treppen vom Kopfbahnhof in Frascati hoch. Geil ist es hier! Ein schnuckeliges Städtchen am Fuße der Hügel von Tuscolo. Herrlicher Blick nach Norden auf Rom! Alles noch still und schläfrig, es ist Sonntag. Aber, was ist das denn hier?? Ich schaue auf den Boden. Der Platz ist fingerdick mit Konfetti bedeckt. "Ach du Scheiße!" denke ich mir. "Was zur Hölle ist denn gestern hier passiert?" Ich schlendere nichtsahnend durch die engen Gässchen. An den Kirchenwänden hängen plakatierte Todesanzeigen. Dazwischen das Gesicht eines seltsam dürren Typen mit schwarzer Augenmaske und Todeszeitpunkt in der Zukunft. "Wäh?" 🤔.

    Gegen Mittag füllen sich die Gassen. Gefühlt besteht diese Stadt nur aus Cafés, Restaurants, Metzgereien und Käseläden. Jeder 08/15-Aldi-Deutscher würde hier die Krisen kriegen. Hier gibt es keinen 70-Cent-Billo-Mortadella, denn alles ist "artigianale" und demnach vernünftig bepreist. Man geht in so einen Laden, zeigt auf was auch immer einem lecker erscheint und lässt sich damit ein Panini belegen. Garniert wird auf Wunsch mit eingelegten Artischockenherzen, Öl-Auberginen oder getrockneten Tomaten.

    Wie bei uns die Dönerbuden füllen kleine Pizzabäckereien die Fassaden der Erdgeschosse. Die Locals bestellen sich hier etwas zum Mitnehmen und setzen sich damit in eine Cantina. In einigen der Cantinas hier gibt es nämlich nichts zu Essen. Man bringt Knabberkram mit und zahlt lediglich den selbstgemachten Wein. Geiles Konzept! Man darf auch einfach nur Wein trinken, ohne was Essbares mitzubringen. Wie gut für mich. Ich lasse mich volllaufen, denn an der Hotelklingel geht eh keiner ran. Es gibt genau einen Wein, Weißwein, Frascati-Wein. Yum!

    Typen in langen, weißen Gewändern, mit rot bebommelten Mützen und schwarzen Masken winken mich nachmittags wieder zurück ins Leben. Ich lande mitten im Karneval von Frascati. Heilige Scheiße, schon zu Beginn kam mir hier irgendetwas seltsam vor.
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  • Day 3

    ESRIN

    February 20, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 16 °C

    Geil, hier am ESA-Standort stehen überall Miniaturraketen herum. Ich fühle mich total fancy, hier sein zu können. Leider beginnt die Nummer viel zu früh für meinen Geschmack. Ab 08:30 bereits Programm. Dazu muss man überhaupt erstmal den Shuttle-Bus um 08:00 erwischen, was gar nicht so einfach ist, wenn das Hotelfrühstück erst ab 07:30 aufgetischt wird und man wie ich auch noch 5 Minuten fußläufig vom Frühstücksort entfernt untergebracht ist. Programm bis 19:00, uff.Read more

  • Day 4

    Endlich brennt er!

    February 21, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 14 °C

    Nach erneuten 10 Stunden Konferenz-Programm werde ich mit Stelios – einem griechischen Geodatendude – von unserem Schutt-Bus in Frascati-Town rausgelassen. Als ob es am Wochenende nicht schon genug Konfetti gegeben hätte, läuft sowohl in Köln als auch hier der Karneval an diesem Dienstag zum Höhepunkt auf. Menschenmassen umzingeln einen von innen beleuchteten Leichenwagen, in dem eine Figur dieses dürren, rosa-häutigen Typen mit schwarzer Augenmaske durch die Gegend gefahren wird. Sein Kopf wird dabei von einem Aktuator hin und her gedreht. Dicht gefolgt wird der Leichenwagen von einem Trecker mit LKW-Anhänger, auf dem eine noch viel größere Figur dieses besagten Typen liegt. Auf dem großen Piazza Marconi ziehen schließlich zwei große Kräne die Figur empor. Kurz darauf wird der Typi angezündet und von einem riesigen Feuerwerk hoch oben an der Villa Aldobrandini begleitet. Zeitgleich ertönt "We Are The Champions" von Queen aus den Lautsprechern. Stelios und ich schauen uns an und verstehen die Welt nicht mehr. Was genau wollen die uns damit sagen? Uns wird es zu dumm und wir ziehen schnell ab in eine Pizzeria, solange die Meute noch euphorisch aufgedreht draußen herumsteht. Hier isst man spät. Normalerweise öffnet kein Restaurant abends vor 19:30!Read more

  • Day 5

    Open Geospatial Community

    February 22, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 15 °C

    Geiles Wetter heute. Der Blick von den Hügeln hinunter auf Rom ist allerdings von städtischem Dunst getrübt. Das Verkehrsbild hier ist ein anderes im Vergleich zu deutschen Landen. Durch diese engen und kleinen Gassen kommt man lediglich mit kleinen, schmalen Autos. Auf einen unserer Kombis oder SUVs kommen hier 2 kurze Knutschkugeln. Warum auch immer, aber dafür gibt es aber dann trotzdem viel zu viele von denen. Wieso fahren die mit ihren Autos durch diese engen Gassen, wenn man Frascati komplett zu Fuß in nur 5 Minuten durchlaufen kann?? Bescheuert.

    Heute Abend steht Konferenz-Networking-Dinner in einem geilen Hotelrestaurant an. Schmackhafte Gerichte und freudig-laute Tischlaune werden begleitet mit edlen Weinen. Die weißen Frascati-Weine sind echt gar nicht so übel! Ich erwische einen wahrlich bunt gemischten, großen, runden Tisch. Wie geil ist dieses Member Meeting eigentlich? Eine ukrainische Delegation, Spanierinnen, Uruguay, Tschechien, USA, Franzosen, torontisches, québecisches und vancouveranisches Kanada, England und Portugal, China, Japan und fuckin' Australien – ich kann's nicht mehr aufzählen, wer hier alles so herumsitzt. Und alle sprechen dieselbe Sprache: Geodaten. Open Geospatial Community!

    Das Restaurant hat für uns sogar die antiken Katakomben im Keller zur Besichtigung geöffnet. Alte, feuchte, muffige Gewölbegänge tief hinunter steigend und weit in den Berg hinein, dort, wo früher der Wein gelagert wurde. Supergeil!
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  • Day 6

    Dauerbeschallungsprogramm

    February 23, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 15 °C

    Mein Kopf platzt. Der vierte Tag in Folge mit 10-stündigem Dauerbeschallungsprogramm. Schon lange war ich nicht mehr so erschöpft und konzentriert zugleich! Verrückt ist das. Leider ist alles sehr interessant. Mich erinnert das an die umfangreichen Tagungsprogramme der Chaos-Communication-Kongresse, nach denen man auf ähnliche Weise körperlich erledigt war. Ich protokolliere fleißig, versuche Brücken zu unseren Projekten zu spannen, chatte parallel mit meinen Kollegen und versende gezielte E-Mails mit kondensierten Infos. Hier geht einfach zu viel krasser Shit ab. Wie ich lerne, ist das nächste Member Meeting bereits im Juni und dann im Raumfahrts- und Technologie-Hotspot Huntsville, Alabama, mit Gala-Dinner unter einer ausgemusterten Saturn-5-Rakete. Ob ich dort auch hindüsen werde? Man macht mir jedenfalls den Mund ganz schön wässrig.

    Abends erkunde ich Frascati und entdecke doch noch die ein oder andere solide Craft-Beer-Kneipe. Generelle bin ich sehr entzückt ob der guten Bierauswahl in den hiesigen Restaurants. Fast überall gibt es gezapftes Lokalbier aus direkter Umgebung. Nicht selten fruchtig-gehopfte APAs und leichte Session-Pale-Ales. Ein Paradies! Das kulinarisch verwüstete Deutschland muss noch viel aufholen.
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  • Day 7

    Konglomerierte Bananenheizpilzkapseln

    February 24, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    All die Tage ist der Shuttle-Bus zur Event-Location immer 10-25 Minuten verspätet losgefahren. Heute verpasse ich ihn aufgrund seiner unerwarteten Pünktlichkeit. Nunja, mit dem ganzen morgendlichen Verkehr und dem Sicherheits-Check-In kommt es zeitlich aufs Gleiche, wie wenn ich jetzt einfach den Berg hinunter zum ESRIN latsche. Gedacht, getan. Unterwegs fällt mir auf, dass in dieser Gegend um Frascati alles extremst eingezäunt, verbarrikadiert, mit Überwachungskameras und Alarmanlagen vollgeballert ist. Warum? Ist das überall in diesem Italien so? Wovor versteckt man sich? Hier sind doch alle nett. So liebe Leute, überall, wohin ich gehe!

    Nach dem Europe-Forum: ende Gelände. Nach einer privaten Demonstration des sich aktuell in der Ukraine im Aufbau befindenden, INSPIRE-konformen Adressverwaltungssystems, verabschiede ich mich von den Ukrainerinnen und ihrem sehr jungen und sehr fähigen ITler. Tolle Leute, alle hier. Vöglein zwitschern, als ich in früher Nachmittagssonne den Berg zurück nach Frascati hochstapfe. Ich wechsle meine Unterkunft in ein wesentlich gemütlicheres B&B. Endlich keine Bananenmatratze mehr!

    Rückblickend über die Woche, meine Unterkünfte und das Event, muss ich den Italienern allerdings eine Rüge erteilen. Es scheint gewisse Defizite beim Umweltwahrnehmungsselbstverständnis zu geben. Das ist die zweite von zwei Unterkünften, in denen bei offenen Fenstern geheizt wird. Wenn ich das Fenster schließe, macht es irgendjemand wieder auf. Wenn ich die Heizung runterdrehe, dreht sie irgendjemand wieder auf. Draußen sind es abends 8 °C und die Italiener sitzen in Cafés an der Straße unter bollernden Gas-Heizpilzen. So ein Quatsch. Weiterhin bin ich im angeblichen Kaffeeparadies Italien und was sehe ich überall? Diese Kapsel-Kaffee-Maschinen. Zur Hölle. Als ob irgendjemand auf dieser Welt diese Konglomerate an Plastik-Kaffee-Aluminium-Müll auch nur annähern wieder recyceln könnte! Taugt der Quatsch vielleicht wenigstens zur "thermischen Verwertung"? Meine Güte, stellt doch wenigstens eine Senseo-Maschine ins Zimmerchen, die kommt lediglich mit Papier-Pads aus und der Kaffee schmeckt genauso lasch. Weiterhin besteht das Land aus Einwegbechern. Beim Event gabt es total paradoxe Papierbecher auf denen gleichzeitig ein grünes Logo mit "100 % compostable" und eines mit "This cup contains plastic, please recycle" aufgedruckt waren. Ähm? Das erinnert mich an eine Arte-Sendung, bei der die italienische Kaffeebecherlobby porträtiert wurde. In der EU gab es Bestrebungen, mit Kunststoff ausgekleidete Einwegkaffeebecher zu verbieten. Die italienische Lobby hat aber erfolgreich etwaige Gesetzesänderungen boykottieren können, da ja "die gesamte italienische Industrie auf diesen Pseudo-Papierbechern basiere und gerade erst (mit EU-Geldern?) in neue Produktionsanlagen investiert wurde". Lächerlich. Aber hier vor Ort wird mir das Ausmaß der Misere erst so richtig bewusst. Außerdem ist immer alles doppelt und dreifach verpackt. Wenn ich an der Straßenecke ein Panini hole, dann wird das in doppelwandige Plastik-Papiertüte gewickelt und anschließend in eine Plastiktüte gesteckt. Mäh.
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  • Day 8

    Freudig rülpsend in Monte Porzio Catone

    February 25, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Körperlich bin ich etwas angeschlagen heute. Es muss unbedingt guter Kaffee aus dem Koru Caffè her! Ein liebevoll geführter Laden mit aufwändig zubereiteten Leckerspeisen und einer wahrlich wundervollen Kaffeeauswahl. Alles nur von lokalen Röstern aus dem Großraum Roms. Die Inhaberin kennt zu jeder Sorte eine Geschichte. Viele anaerob-fermentierte und experimentell aufbereitete Kaffeebohnen, hell geröstet, für die perfekt blumig-fruchtige Tasse. Ein schöner Kontrast zu den sonst industriell ausgestatteten 08/15-Espresso-Bars, wo jeder totgeröstete Kaffee bloß nach Teer und Autoreifen schmeckt.

    Heute muss ich mich dringend mal etwas bewegen! Es scheint ein Defizit an Mountainbike-Vermietungsstellen zu geben. Der einzige Radladen weigert sich, mir eines zu geben, weil sie ja heute bereits schließen würden. Na toll, also ist es unmöglich, wochenends durch die Vulkanhügel zu radeln. Aber super nett ist der radeldurchtrainierte und professionellst sportlich bekleidete Herr. Er bietet mir an, beim nächsten Besuch als Guide mit mir durch die Gegend zu heizen und mir die entzückendsten single-trails zu zeigen! Die topografische Karte um Frascati mit den alten Vulkankraterseen der Albaner Bergen sieht schon echt verlockend aus!

    Ich beschließe, statt des Radelns zur alten Ruinenstätte Tuscolos hochzuwandern. In den Straßengräben überall Müll. Hier werden Kühltruhen abgeladen, Röhrenfernseher. Wer weiß, was oder wen die Mafia hier noch so alles entsorgt hat.

    Oben stürmt es wahrlich und dicke graue Wolken ziehen über Rom ein. Es wird heute noch regnen. Shit. Die ganze Woche Sonne und jetzt, wo ich Zeit habe, so ne Suppe. Die absolut saftigsten Blutorangen, die ich je hatte, versüßen mir den Ausblick. Nach jeder muss ich gehörig rülpsen, wie nach einem Glas Sprudel.

    Mein Abstieg führt mich ins entzückende Städtchen Monte Porzio Catone. Engste Gässchen auf einem steilen Berg mit wundervollen Rundumblicken auf Rom und die Weinhänge. Die 12 km Gelaufe waren nicht umsonst, saustark! Überall sprudeln Mineralbrunnen mit leckerem Trinkwasser. Italienisches Eis zu finden ist hier allerdings kompliziert, denn die ganzen Gelaterias führen zur Winterzeit anstelle von Eis nur Feingebäck.

    Die wohl teuerste Busfahrt mit 7 Euro für 9 Minuten Strecke führt mich frühabends zurück nach Frascati. Zum Vergleich: 30 Minuten Zugfahrt nach Rom kosten bloß 2,10 Euro. Irre.
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  • Day 9

    Blaue Stunde zwischen Marmor-Memoiren

    February 26, 2023 in Italy ⋅ 🌧 14 °C

    Am mittleren Nachmittag komme ich in Rom an und checke in mein schäbiges Hostel ein. Hier sollte ich lediglich ein Minimum meiner Lebenszeit verschwenden. Hach, was war es in Frascati hübsch ...

    Sofort raus. Pizzabar um die Ecke. Pizza. Ein junger Kanadier setzt sich neben
    mich. Ist auch gerade erst angekommen. Elektrotechnikstudent auf Semesterpausesause; ne Woche London und nu ne Woche Rom. Dufter Typ. Er weiß sogar, was GIS ist.

    Wir laufen los vom Hauptbahnhof irgendwo nach Westen. "Bloß ne kleine Runde Spazieren." sage ich ihm. Er ist verwirrt, dass ich planlos davonmarschiere. "Ok, ich komme mit." Ich in Wollpulli mit Kragen bis zur Nase, Jacke und Mütze und er in T-Shirt. Hach, diese Nordamerikaner ...

    "Ist das das Kolosseum da?" fragt er mich. Ich so "Naja, keine Ahnung, war noch nie hier, sieht irgendwie klein aus." Ja, es ist das Kolosseum. "Ich habe gar nicht geplant, schon heute hier her zu kommen." sagt er. Ich so "Naja, so ist das halt, wenn man mit mir loszieht. Ich habe auch nicht geplant, heute hier her zu kommen."

    Ein skurriles Bild der Stadt eröffnet sich für den Rest des Abends als aufgrund einer pro-Ukraine-Demo fast die gesamte Innenstadt für den Straßenverkehr gesperrt wird. Was ein Segen, wo die bekloppten Italiener sonst selbst in den 2m-schmalen Gassen direkt am Pantheon mit ihren Karren umhersausen. "Ich verstehe das mit der Ukrainedemo hier in Italien nicht." sagt er. Ich so "Naja, so ist das hier in Europa halt."

    Bei Einbruch der Dämmerung trennen sich unsere Wege und ich nutze die blaue Stunde zum erstmaligen Erkunden der historischen Stadtteile. Foro Romano, Foro Augusto, Trajansforum, Caesarforum und Altare della Patria, was ein Genuss bei diesem Licht!!

    Ein eisiger Hagelschauer rüttelt die anderen Touristen von ihren Smartphones weg. Wie Ameisen stürmen sie kreischend in alle Richtungen, rutschen umher auf dem glatten, basaltigen Kopfsteinpflaster. Diese Narren; alle Plätze nur für mich, muhahaha! Btw, weiterhin kein einziges Auto around!

    Zeit für ne Pizza in La Sagresita. Draußen gallert es wie aus Eimern. Hervorragend! Zeit für noch nen Rotwein ...
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