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  • Day 14

    Sapna Ranch (01.03. - 09.03.)

    March 8, 2016 in India ⋅ ⛅ 33 °C

    Vor einer Woche sind wir auf Hasmukhs Farm angekommen. Die fast siebenstündige Reise von Mumbai aus war alleine schon ein Abenteuer. In einem Bus, der in Deutschland vermutlich schon direkt nach der Fertigstellung keinen TÜV bekommen hätte, ging es bei rund 30 Grad Richtung Süden. Neben gelegentlich über die Straße huschenden Affen waren besonders die Überholmaneuver Highlights der Fahrt: Das Krasseste war der Moment, als wir im Bus ein Motorrad überholten, während uns ein Auto überholte und uns ein Motorrad entgegen kam. Auf einer zweispurigen Straße.
    Am Ende ging es von Shenale dann mit der Motorrikscha eine halbe Stunde tief in die indische Pampa. Hier merkt man nicht, dass das Land eigentlich hoffnungslos überbevölkert ist: Im Radius von einem Kilometer bewohnen wir hier die einzige menschliche Ansiedlung.

    Die Sapna Ranch (Sapna = Traum) ist der Prototyp einer Schule, in der Kinder nicht getrennt nach Fächern und Altersgruppen sondern anhand von Projekten und Fähigkeitsstufen lernen werden. Ein Beispiel: Normalerweise würden wir unabhängig voneinander lernen, wo die Sonne auf und unter geht, was ihre Einstrahlung bewirkt, was der Satz des Pythagoras bedeutet. Aber häufig fragen wir uns dann "Und wofür brauch ich das im echten Leben?". Hier bekommen die Kinder zum Beispiel die Aufgabe, einen sonnenbetriebenen Trockner für Früchte und ähnliches zu bauen und im Laufe dessen kommen viele Fragen aus den Feldern der Mathematik, Physik, Geographie usw. auf, die dann direkt bezogen auf die "echte Welt" beantwortet werden. Wer mehr über das Projekt lesen will, kann das auf www.ebhle.org tun.

    Im Moment bauen wir zwei neue Hütten. Dazu wird ein Gerüst aus älterem (dadurch hart und unbiegsam) Bambus angefertigt, in dessen Lücken später jüngerer Bambus gewoben und mit Lehm verkleidet wird. Die Technik nennt sich "Wattle and Daub" und wird hier auf der Farm zum ersten Mal eingesetzt. Deswegen mussten wir erst einmal herausfinden, wie man aus der Erde hier den Lehm extrahiert. Und das ist der Kern des Projekts: Die Kinder sollen sich Dinge später selbst erarbeiten können. Dabei geht natürlich auch mal etwas schief. Für Fehler wird hier jedoch niemand bestraft, im Gegenteil, denn aus Fehlern lernt man schließlich das Meiste.

    Das schönste an unserem Aufenthalt hier ist das Gefühl, unter Freunden zu sein, obwohl man sich erst ein paar Momente oder Tage kennt. Morgens essen wir zusammen auf dem Boden, was Maneswar - ein netter Inder anfang 30 und sozusagen die gute Fee der Sapna Ranch - für uns zum Frühstück macht. Dann geht's an die Arbeit, wobei man bei fast 40° in der Sonne natürlich vorsichtig sein und viel trinken muss. Da wir aber so weit ab vom Schuss sind, ist das Wasser aus unserem Brunnen unbedenklich. Zum Lunch gibt's immer ein anderes Dal mit Reis. Um den Reis zu kochen benötigen wir keine Energie: Das übernimmt unser Parabolspiegel für uns. Dauert zwar drei Stunden, schmeckt aber super! Dafür, dass uns drinnen nicht zu heiß wird, sorgt eine Geothermieanlage: Über ein 15 Meter langes Rohr ein paar Meter tief in der Erde strömt Luft herein, die auf ihrem Weg schön gekühlt wurde. Auch für heißes Wasser benötigen wir keine zusätzliche Energie: Wir haben eine System von hitzedurchlässigen Glasröhren, in denen das Wasser aus unserem Brunnen während des Tages auf bis zu 85° aufgeheizt wird.
    Nach dem Lunch gibt's meist eine längere Pause, weil es über Mittag nahezu unerträglich heiß ist. Dann lesen wir, spielen Kartenspiele oder unterhalten uns über Geschehnisse aus aller Welt.
    Abends gibt's es meist auch etwas indisches, wobei wir noch daran arbeiten müssen, die Rezepte mitzuschreiben. Manchmal übernehmen aber auch wir Volunteers das Kochen: Vorgestern haben Lisa und ich zum Beispiel Käsespätzle mit Röstzwiebeln gemacht. Letzte Woche gab es aber auch schon mal Pasta mit Tomaten, die wir selbst getrocknet haben (ein Traum).
    Marie und Maneswar haben Bananen in unserer eigenen Bananenplantage geerntet, die gestern zu Pancakes wurden und heute zu Smoothie weiterverarbeitet werden :-)
    Vor dem Abendessen, also während des Sonnenuntergangs chillen wir auch gerne mal in unserem zwei mal zwei Meter großen Pool oder spielen Mölkky oder Cabu.

    Heute - treffenderweise am Weltfrauentag - hat Coco, einer der Hunde auf der Ranch vier Welpen zur Welt gebracht. Für uns beide das erste Mal, bei so etwas live dabei zu sein!

    Ich würde gerne Bilder zu unserem Aufenthalt hier hochladen, aber leider hat die erste SD-Karte den Geist aufgegeben, sodass ich nur noch Backups aus Mumbai hab...

    Nachtrag: Wir haben von unseren kanadischen Freunden einige Bilder bekommen :-)
    Bild 1: Hauptgebäude der Ranch mit Schlafzimmern rechts und links oben, Küche in der Mitte und Gemeinschaftsraum zum essen links. Ganz vorne links sieht man unseren Ofen und davor den Parabolspiegel für den Reis.
    Bild 2: Lisa und Marie am Weltfrauentag auf dem Bambusgerüst.
    Bild 3: Prashant und Marie mit ihrem Tomatentrockner
    Bild 4: Wassertanks, die von unserem Brunnen gespeist werden, dahinter sieht man die Röhren für das heiße Wasser. Und rechts das Toiletten-/Duschhaus.
    Bild 5: Gemeinschaftliches Abendessen auf dem Boden
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