India 2016

February - May 2016
A 85-day adventure by Sebastian Read more
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  • Day 1

    Abflug Düsseldorf

    February 24, 2016 in Germany ⋅ 🌙 1 °C

    Es geht los!
    Gepäck ist aufgegeben, Pässe sind kontrolliert und wir warten aufs Boarding. Haben uns gerade noch spontan Insidertipps geben lassen und fühlen uns gut gerüstet. Erster Zwischenstop ist Dubai, danach geht's nach Mumbai.
    30°, ein paar Millionen Menschen und tolle Erlebnisse, wir kommen!
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  • Day 2

    Ankunft in Mumbai

    February 25, 2016 in India ⋅ ⛅ 26 °C

    Die Flüge sind überstanden :) Ohne große Probleme gings von Dubai nach Mumbai, 13:50 als Ankunftszeit war perfekt gewählt (Reisebüro Seezeit sei dank), die Visa waren in Ordnung und das Gepäck war auch direkt griffbereit. Da David mich zurecht schallend ausgelacht hat, als ich ihm erzählte, dass wir mit dem Zug vom Flughafen zum Hostel fahren wollten, haben wir das Taxi genommen. Die eineinhalb Stunden Fahrt haben 850 Rupien (rund 12 Euro) gekostet und eigentlich hätten wir dafür noch Vergnügungssteuer bezahlen müssen, denn nach dem Umzugs- und Bürokratiestress der letzten Tage meinte Lisa, die Fahrt sei das entspannendste gewesen, was wir in den letzten Wochen gemacht haben. Erstaunlich eigentlich, denn sowas wie Verkehrsregeln scheinen hier wenn überhaupt nur auf dem Papier zu existieren. Anschnallgurt, is mir egal, weiße Linie, is mir egal, Frontscheibe gerissen, is mir egal, Fußgänger, sind mir egal... Aber irgendwie scheint all das und zusätzlich das ständige Gehupe keinen Einfluss auf den Gemütszustand der Fahrer zu haben: Die sind alle unfassbar gechillt. Dass jemand plötzlich rüber auf die eigene Spur zieht, barfuß seine Rikscha fährt, aus drei Spuren fünf tatsächliche werden oder einer einem rein fährt - alles eben schon erlebt - wird alles mit dem gleichen Schulterzucken abgetan. Aber eins ist sicher: Von uns setzt sich hier keiner hinters Steuer!
    Eben haben wir uns dann noch auf den Weg gemacht, um abgepacktes und damit keimfreies Wasser sowie noch mehr Anti-Moskitozeug zu holen. Die Fußgängerwege sind bisher nicht so dicht gepackt wie erwartet und auch der erste Einkauf war eine angenehme Erfahrung.

    Jetzt geht's zum ersten wirklich indischen Abendessen im Hostel und danach direkt ins Bett, dann sollte auch der Jetlag kein Problem sein :-)
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  • Day 7

    Mumbai (25.02. - 01.03.)

    March 1, 2016 in India ⋅ 🌫 25 °C

    Die ersten Tage in Indien gingen wirklich schnell vorbei und wir können - auch wenn es hier zweifellos wunderschöne Ecken gibt - verstehen, dass manche Leute sagen, Mumbai könne man bei einer Indienreise getrost auslassen: Reichtum und Armut liegen so dicht beieinander, wie man es wohl in wenigen anderen Städten der Welt sieht. Im größten Slum wohnen eine Million Menschen zusammengepfercht auf wenigen Quadratkilometern, waschen Wäsche und sortieren Müll, wenn sie überhaupt eine Art Arbeit haben, und ein paar Minuten mit dem Taxi weiter steht Antilia, das 27-stöckige (verdammt hässliche) Privathochhaus des reichsten Mannes Indiens.
    Bisher haben wir diese Gegensätze jedoch gut verdaut, da wir uns im Vorfeld intensiv mit den Zuständen hier beschäftigt haben, und die Stadt erscheint uns auch nicht so voll, wie wir erwartet hatten. Nachts hört man teilweise gar nichts von draußen, obwohl wir nahe des Colaba Causeways eigentlich an einer recht lauten Stelle unser Zimmer haben.
    Man wird hier als Europäer häufig angesprochen: Einerseits von unfassbar freundlichen Männern, die dir einen heißen Tipp zu Unterbringung, Weiterreise o.ä. geben wollen, dich aber dann doch nur zu einem Laden schleppen, bei dem sie dann eine Provision bekommen würden, solltest du ihnen auf den Leim gehen. Andererseits gibt es die tatsächlich freundlichen, die sich aufrichtig interessiert mit dir unterhalten, weil du aus einem anderen Land kommst (ähnlich wie in Neuseeland und leider undenkbar in Deutschland). Und in die dritte Kategorie fallen Leute, die einfach nur ein Foto mit einer hellhäutigen und blonden Person haben wollen. Wir sind mittlerweile dazu übergegangen, in diesen Situationen dann auch immer selbst eins mit den Leuten zu schießen. Schließlich wollen wir auch etwas davon haben!
    Cricket ist ein riesen Ding in Indien. Wo bei uns Fußball gespielt wird, ist es hier Cricket. Egal, ob zusammen mit über zehntausend anderen im riesigen Oval Maidan (eine Art Park neben der Uni), mitten auf der Straße zwischen fahrenden Autos oder in der Hitze einer freien Fläche in den Slums - gefühlt spielt es hier jeder.

    Neben kleineren Ausflügen zu Fuß in unsere unmittelbare Umgebung am Freitag, Samstag und heute, bei denen wir die von den Briten geprägte, wunderschöne Architektur der älteren Gebäude der Stadt (Victoria Terminus, High Court, University of Mumbai) bewundern konnten, haben wir gestern eine Stadtrundfahrt mit Gufran (www.youtube.com/watch?v=ubHTj4yGO4A) unternommen. Er hat uns den Fischmarkt, Ghandis Haus in Mumbai, verschiedene Heiligtümer und - besonders eindrucksvoll - sein Zuhause in einem der großen Slums hier gezeigt.
    Die Slums sind wie eigene kleine Städte in der Stadt und nur zu Fuß zu erkunden. Mit ihnen hängt auch zusammen, dass in Mumbai fast niemand seine Wäsche selbst wäscht: Stattdessen gibt man sie morgens jemandem im Hotel oder einem sogenannten Dhobi und danach werden sie zu einem der "Dhobi Ghats" gebracht. Von Dutzenden Händen wird dort die Wäsche der ganzen Stadt - säuberlich nach Farben getrennt - gewaschen, geschlagen, getrocknet, gebügelt und gefaltet und abends oder am nächsten Tag erhält man sie zurück. Wir haben es heute ausprobiert und von zwei Tüten Wäsche ist nur ein Paar meiner Socken verloren gegangen. Keine schlechte Bilanz für so eine riesige, vollständig analoge Logistik.
    Heute Abend waren wir noch am Chowpatty Beach, haben den Sonnenuntergang hinter den Hochhäusern der Stadt beobachtet und das "Queen's Necklace" gesehen, so nennen sie es hier, wenn die Aneinanderreihung der Straßenlaternen der sichelförmigen Bucht aussieht wie eine Perlenkette. Zugegeben, um das zu sehen benötigt man ein bisschen Phantasie, aber schön ist es trotzdem. Auch, weil man dort am Strand ausschließlich ausgelassene Menschen sieht, die mit den Füßen im Wasser planschen, Fotos schießen, mit den Kindern spielen - oder einfach ihre Wäsche im Meer waschen.

    Unsere Fahrt zu Hasmukh, unserer "Arbeitsstelle", haben wir auf heute verschoben, da wir erst einmal verlässliche Informationen finden mussten, wo wir wann sein müssen, um den fünf Stunden dauernden Bustrip anzutreten. Die haben wir hoffentlich jetzt und gleich um zehn geht's dann endlich los :-)

    PS: Das YWCA of Bombay, wo wir die ersten Tage verbracht haben, können wir übrigens uneingeschränkt empfehlen. Falls mal jemand von euch nach Mumbai fliegt und ein sauberes Zimmer mit leckerem Essen und unglaublich netter und zuvorkommender Belegschaft sucht, bucht hier :-)

    Bild 1: Gateway of India, das Wahrzeichen der Stadt
    Bild 2: Blick auf Chowpatty Beach und Marine Drive
    Bild 3: Slum im Süden der Stadt
    Bild 4: Dhobi Ghat
    Bild 5: Cricket im Oval Maidan
    Bild 6: Abends am Chowpatty Beach
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  • Day 14

    Sapna Ranch (01.03. - 09.03.)

    March 8, 2016 in India ⋅ ⛅ 33 °C

    Vor einer Woche sind wir auf Hasmukhs Farm angekommen. Die fast siebenstündige Reise von Mumbai aus war alleine schon ein Abenteuer. In einem Bus, der in Deutschland vermutlich schon direkt nach der Fertigstellung keinen TÜV bekommen hätte, ging es bei rund 30 Grad Richtung Süden. Neben gelegentlich über die Straße huschenden Affen waren besonders die Überholmaneuver Highlights der Fahrt: Das Krasseste war der Moment, als wir im Bus ein Motorrad überholten, während uns ein Auto überholte und uns ein Motorrad entgegen kam. Auf einer zweispurigen Straße.
    Am Ende ging es von Shenale dann mit der Motorrikscha eine halbe Stunde tief in die indische Pampa. Hier merkt man nicht, dass das Land eigentlich hoffnungslos überbevölkert ist: Im Radius von einem Kilometer bewohnen wir hier die einzige menschliche Ansiedlung.

    Die Sapna Ranch (Sapna = Traum) ist der Prototyp einer Schule, in der Kinder nicht getrennt nach Fächern und Altersgruppen sondern anhand von Projekten und Fähigkeitsstufen lernen werden. Ein Beispiel: Normalerweise würden wir unabhängig voneinander lernen, wo die Sonne auf und unter geht, was ihre Einstrahlung bewirkt, was der Satz des Pythagoras bedeutet. Aber häufig fragen wir uns dann "Und wofür brauch ich das im echten Leben?". Hier bekommen die Kinder zum Beispiel die Aufgabe, einen sonnenbetriebenen Trockner für Früchte und ähnliches zu bauen und im Laufe dessen kommen viele Fragen aus den Feldern der Mathematik, Physik, Geographie usw. auf, die dann direkt bezogen auf die "echte Welt" beantwortet werden. Wer mehr über das Projekt lesen will, kann das auf www.ebhle.org tun.

    Im Moment bauen wir zwei neue Hütten. Dazu wird ein Gerüst aus älterem (dadurch hart und unbiegsam) Bambus angefertigt, in dessen Lücken später jüngerer Bambus gewoben und mit Lehm verkleidet wird. Die Technik nennt sich "Wattle and Daub" und wird hier auf der Farm zum ersten Mal eingesetzt. Deswegen mussten wir erst einmal herausfinden, wie man aus der Erde hier den Lehm extrahiert. Und das ist der Kern des Projekts: Die Kinder sollen sich Dinge später selbst erarbeiten können. Dabei geht natürlich auch mal etwas schief. Für Fehler wird hier jedoch niemand bestraft, im Gegenteil, denn aus Fehlern lernt man schließlich das Meiste.

    Das schönste an unserem Aufenthalt hier ist das Gefühl, unter Freunden zu sein, obwohl man sich erst ein paar Momente oder Tage kennt. Morgens essen wir zusammen auf dem Boden, was Maneswar - ein netter Inder anfang 30 und sozusagen die gute Fee der Sapna Ranch - für uns zum Frühstück macht. Dann geht's an die Arbeit, wobei man bei fast 40° in der Sonne natürlich vorsichtig sein und viel trinken muss. Da wir aber so weit ab vom Schuss sind, ist das Wasser aus unserem Brunnen unbedenklich. Zum Lunch gibt's immer ein anderes Dal mit Reis. Um den Reis zu kochen benötigen wir keine Energie: Das übernimmt unser Parabolspiegel für uns. Dauert zwar drei Stunden, schmeckt aber super! Dafür, dass uns drinnen nicht zu heiß wird, sorgt eine Geothermieanlage: Über ein 15 Meter langes Rohr ein paar Meter tief in der Erde strömt Luft herein, die auf ihrem Weg schön gekühlt wurde. Auch für heißes Wasser benötigen wir keine zusätzliche Energie: Wir haben eine System von hitzedurchlässigen Glasröhren, in denen das Wasser aus unserem Brunnen während des Tages auf bis zu 85° aufgeheizt wird.
    Nach dem Lunch gibt's meist eine längere Pause, weil es über Mittag nahezu unerträglich heiß ist. Dann lesen wir, spielen Kartenspiele oder unterhalten uns über Geschehnisse aus aller Welt.
    Abends gibt's es meist auch etwas indisches, wobei wir noch daran arbeiten müssen, die Rezepte mitzuschreiben. Manchmal übernehmen aber auch wir Volunteers das Kochen: Vorgestern haben Lisa und ich zum Beispiel Käsespätzle mit Röstzwiebeln gemacht. Letzte Woche gab es aber auch schon mal Pasta mit Tomaten, die wir selbst getrocknet haben (ein Traum).
    Marie und Maneswar haben Bananen in unserer eigenen Bananenplantage geerntet, die gestern zu Pancakes wurden und heute zu Smoothie weiterverarbeitet werden :-)
    Vor dem Abendessen, also während des Sonnenuntergangs chillen wir auch gerne mal in unserem zwei mal zwei Meter großen Pool oder spielen Mölkky oder Cabu.

    Heute - treffenderweise am Weltfrauentag - hat Coco, einer der Hunde auf der Ranch vier Welpen zur Welt gebracht. Für uns beide das erste Mal, bei so etwas live dabei zu sein!

    Ich würde gerne Bilder zu unserem Aufenthalt hier hochladen, aber leider hat die erste SD-Karte den Geist aufgegeben, sodass ich nur noch Backups aus Mumbai hab...

    Nachtrag: Wir haben von unseren kanadischen Freunden einige Bilder bekommen :-)
    Bild 1: Hauptgebäude der Ranch mit Schlafzimmern rechts und links oben, Küche in der Mitte und Gemeinschaftsraum zum essen links. Ganz vorne links sieht man unseren Ofen und davor den Parabolspiegel für den Reis.
    Bild 2: Lisa und Marie am Weltfrauentag auf dem Bambusgerüst.
    Bild 3: Prashant und Marie mit ihrem Tomatentrockner
    Bild 4: Wassertanks, die von unserem Brunnen gespeist werden, dahinter sieht man die Röhren für das heiße Wasser. Und rechts das Toiletten-/Duschhaus.
    Bild 5: Gemeinschaftliches Abendessen auf dem Boden
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  • Day 14

    Impressionen Sapna Ranch (08.03.)

    March 8, 2016 in India ⋅ ☀️ 18 °C

    Hier noch ein paar Bilder. Im ersten Post zu Sapna Ranch habe ich auch noch welche ergänzt.

    Bild 1: Jean Felix und ich im Pool während des Sonnenuntergangs. Im Hintergrund die Bananenplantage und im Vordergrund Teile unserer Lehmgewinnungspipeline.
    Bild 2: Abendliches Mölkkyspielen
    Bild 3: Unterhaltung im Gemeinschaftsraum über Hasmukhs Projekt
    Bild 4: Coco mit ihren gerade geborenen Welpen
    Bild 5: Beginn der Dachdeckerarbeiten am neuen Gebäude
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  • Day 15

    Of Bastards and Angels (08.03.)

    March 9, 2016 in India ⋅ ⛅ 33 °C

    Alle, die sich Sorgen darüber machen, ob uns auf unserer Reise etwas... sagen wir Außergewöhnliches zustoßen könnte, sollten diesen Post nicht lesen.

    Noch da?

    Nicht lesen!

    Na gut, wer jetzt noch dabei ist, ist gewarnt.

    Der heutige Tag war eigentlich super. Coco hat ihre Jungen bekommen, wir haben eine Menge gelernt und hatten viel Spaß. Um sechs Uhr jedoch, wanderte eine Gruppe von vier Männern an der Ranch vorbei, wir dachten uns zunächst nichts dabei.
    Um halb sieben ging Lisa in unser "Schlafzimmer" und sah, dass die Männer nicht weit von uns Feuer gelegt hatten. (Wie beim letzten Post: Wir haben wahnsinnige Bilder geschossen, die jetzt leider alle im Datennirvana sind...).
    Feuer hier in dieser Gegend bedeutet automatisch Gefahr: Der Busch um uns herum ist furztrocken, es gibt Flächen, auf denen außer trockenem Stroh nichts liegt, die kleinste Flamme kann sich also rasant ausbreiten.
    Zunächst dachten wir, das Feuer würde schnell wieder ausgehen, denn vor ein paar Tagen gab's schon ein ähnliches weiter weg, das nach einer Viertelstunde aus war. Dieses jedoch nicht. Vom Brandherd aus, der rund 150 Meter von uns weg war, breitete sich das Feuer schnell aus. Die vier Bastarde, die das Feuer gelegt hatten, schlenderten gemütlich an der Farm vorbei. Hasmukh stellte sie zur Rede und sie behaupteten, das Feuer sei durch eine Zigarette entstanden. Klar, um eine Zigarette zu rauchen gehen vier Männer in den Wald, kommen kurz danach wieder und zufällig brennt's. Der wahre Grund ist vermutlich der, dass sie auf ihrem Land schnell das Gras loswerden wollten (hier in der Gegend eine gängige Praxis, um einem eventuellen Käufer besser zeigen zu können, wie groß das Grundstück ist) und es ihnen am Arsch vorbei geht, was hier sonst passiert. Jedenfalls hat Hasmukh keine Handhabe, unter anderem, weil die Bilder der vier und vom Feuer auf unserer SD-Karte waren... Aber selbst wenn: Sie könnten einfach sie Polizei schmieren und es würde nichts passieren. Alles wohl schon passiert.

    Zurück zum Feuer: Du sitzt mitten im trockenen indischen Busch und ein Feuer wütet in Rufweite (wieder eine Sache gelernt heute: Ein großes Feuer ist unfassbar laut). Was tun? Wir fingen hektisch an, unsere Sachen zu packen. Sollte das Feuer die Farm erreichen, wollten wir abfahrbereit sein. Auf die Frage, ob wir zur Sicherheit ein oder zwei Rikschas kommen lassen sollten, sagen Hasmukhs nur: "Oh no, we'll be alright, I get these fires every year!". Trotzdem, ein mulmiges Gefühl blieb und das Feuer wurde immer größer und kam näher.
    In unserer Verzweiflung beschlossen wir, etwas zu tun: Lisa blieb in der Ranch, auf einer Art Ausguck, von dem aus sie Bericht erstatten konnte. Wir anderen fünf liefen mit Macheten und Eimern bewaffnet in die Richtung, wo das Feuer am nächsten war. Das war die Stelle, an der unsere Wassermelonenplantage endet, Wasser hatten wir also da. Voller Adrenalin hackten wir Sträucher weg und nässten den Bereich um den Zaun dort so gut ein, wie es ging. Das Feuer kam immer näher und als es nur noch zwei Meter vom Zaun weg war, bekämpften wir es direkt mit dem Wasser.
    In der Zwischenzeit hatte sich etwas weiter entfernt auf der linken Seite von der Farm aus gesehen ein riesiger Brandherd gebildet, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: Der Himmel hell erleuchtet, rote Asche stieg dort auf. Lisa war angehalten zu beobachten, ob sich dieser uns näherte. Zum Glück war es nahezu windstill und das Feuer breitete sich nur langsam aus und in die andere Richtung.
    In der Mitte hatten wir zu sechst also das Feuer stoppen können und dachten nach rund eineinhalb Stunden schon, wir seien über den Berg. Auf der rechten Seite jedoch, brannte es immer noch lichterloh und das Feuer näherte sich einer großen Fläche, auf der nur trockenes Stroh lag und die an die gleiche "Straße" grenzt wie die Farm. Sollte das Feuer also die Straße erreichen und überqueren, waren wir in richtigen Schwierigkeiten. Getrieben von dieser Angst und einem unfassbaren Teamgeist bekämpften wir das Feuer aus nächster Nähe: Lisa füllte Eimer, die Marie und ich vors Feuer kippten und der Rest schaufelte Schneisen und schlug mit Laubwerk die Brände klein. Nach einer Stunde hatten wir es geschafft: Die nächsten Brände waren alle weit entfernt und auf der anderen Straßenseite oder etwas näher, aber von uns getrennt durch bereits abgebranntes Waldwerk.

    Ein solches Ausmaß an Zerstörung habe ich noch nie hautnah miterlebt. Was geht diesen Arschgesichtern durch den Kopf, dass sie hier Feuer legen, tausende Lebewesen vernichten und einfach verschwinden? "Man... I hate these bastards", fasste Jean-Felix meine Meinung wunderbar zusammen.
    Aber wir haben die Sapna Ranch gerettet, weswegen uns Hasmukh als "Angels" bezeichnet hat. Ich hätte nicht gedacht, dass das Wasserwerfen und Gräserschaufeln von sechs Leuten einen Effekt haben könnte, aber ohne unseren Einsatz wäre es hier deutlich kritischer geworden.
    Und dank Hasmukhs stoischer Ruhe konnten wir alle einen kühlen Kopf bewahren. Niemand ist zu Schaden gekommen, außer durch ein paar Kratzer im Dickicht und ein wenig zu viel eingeatmetem Rauch.

    Lisa und ich haben beschlossen, die Farm zu verlassen. Nächstes und übernächstes Wochenende ist Hasmukh für jeweils vier Tage unterwegs und wir wollen dann nicht vielleicht in eine ähnliche Situation geraten. Oder überhaupt irgendwann wieder. Wir sind unfassbar stolz darauf, mit wie viel Ruhe und Kalkül wir diese Bedrohung bewältigt haben, aber jetzt brauchen wir erst einmal Abstand.

    Nochmal zur Sicherheit: Uns geht es sehr gut, wir sind beide wohlauf und die noch wütenden Brände können nicht zurückkehrten, weil sie durch bereits verbrannte Erde von uns getrennt sind. Hundskaputt geht's jetzt ins Bett. Gute Nacht.

    Nachtrag: Habe ein paar Handybilder hochgeladen, auf dem dritten sieht man den Streifen Gras, den wir gerettet haben, damit das Feuer der Farm (links im Bild) nicht noch näher kommt.

    PS: Wer sich mit Formatierung von SDXC-Karten auskennt und nennt Tipp hat, wie wir vor der Rückkehr nach Deutschland wieder an unsere Bilder kommen, kann sich gerne melden.
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  • Day 16

    Sapna Ranch-Mumbai-Delhi (09.03.-10.03.)

    March 10, 2016 in India ⋅ 🌫 29 °C

    Wir haben Mittwoch morgen die Sapna Ranch verlassen und auf dem Weg zum Bus nach Mumbai das Ausmaß der Zerstörung durch den Buschbrand gesehen. Zu wissen, dass uns nur die Straße und unser vehementer Löscheinsatz davor bewahrt haben, dass die Farm anbrennt, ist einfach krass und braucht noch ein wenig Zeit, um verarbeitet zu werden.

    Mit dem State Bus gings zusammen mit unseren Freunden aus Quebec sechs Stunden nach Mumbai, wo wir in den Flieger nach Delhi gestiegen sind. Dort hat uns Dil in Empfang genommen (stilecht mit Namensschild beim Verlassen des Flughafens). Ihn habe wir spontan als Guide für eine zweiwöchige Tour durch den Wüstenstaat Rajasthan gebucht. Weil es Lisa nicht so gut ging, haben wir bis auf einen kurzen Ausflug den Tag in Delhi im Hotel verbracht. Zwei sehr interessante Rikschafahrten brachten uns zum Connaught Place und zurück.
    Bei der ersten haben wir zwei Fahrer sich mit dem Preis unterbieten lassen, um die günstigste Fahrt zu bekommen. Bei 20 Rupien (27 Cent) schlugen wir ein. Auf der Fahrt wollte uns der Fahrer in englisch-hindi Kauderwelsch weis machen, dass der andere Fahrer uns bestimmt betrogen hätte ("cheat" war das einzige verständliche Wort). Beim Ziel angekommen, wollte er plötzlich 100 Rupien haben. Nach ein paar Minuten Diskussion mit Hand und Fuß haben wir ihn mit 30 Rupien an der Kreuzung stehen gelassen.
    Nachdem wir bei einem Buchladen waren, gings zurück. Um Missverständnissen aus dem Weg zu gehen zeigte ich dem zweiten Fahrer die Adresse des Hotels und er las sie auch noch vor. Nach zehn Minuten Fahrt und dem mulmigen Gefühl, nicht in die richtige Richtung zu fahren, zückte ich das Handy mit GPS und sah, dass wir noch genauso weit entfernt vom Hotel waren wie zu Beginn der Fahrt. Kurz drauf hielt er an und wies auf ein Ashram, das ähnlich hieß wie unser Hotel. Schade. Wir zeigten ihm nochmal das Hotel und mit der Hilfe umstehender Kollegen verstand er dann, wo wir hin wollten. Zehn Minuten später waren wir da.

    Für morgen ist Sightseeing geplant :)
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  • Day 17

    Delhi -> Mandawa (11.03.)

    March 11, 2016 in India ⋅ ⛅ 29 °C

    Da die Hotelzimmer wegen irgendeines Gurus in Delhi heute ziemlich teuer sind, ging es heute schon spontan los Richtung Mandawa, wo wir vor ein paar Stunden angekommen sind und in einem wunderschönen verzierten Hotel schlafen. Da es zum Sightseeing hier schon zu spät war, sind wir nur noch in einem Restaurant mit Dachterrasse unterm Sternenhimmel essen gewesen.

    Bild 1, 2 und 3: Unser Hotel mit seinen wunderschönen Wandmalereien
    Bild 4: Eine Kuh. Muh.
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  • Day 18

    Bikaner (12.03.)

    March 12, 2016 in India ⋅ ⛅ 4 °C

    Heute nur ein kurzer Post, weil's schon spät ist und wir beide platt sind.

    Nachdem wir uns in Mandawa die Anfang des 20. (?) Jahrhunderts errichteten und von außen wunderschön bemalten Prachtbauten der Händler angesehen haben, die Havelis genannt werden, ging es weiter Richtung Bikaner.
    Die Stadt selbst hat außer einem labyrinthartigen Markt, in dem wir zum Glück einen Guide hatten, nicht viel zu bieten. Ein paar Kilometer vor der Stadt steht jedoch der Rattentempel. Wie unschwer zu erraten ist, heißt er so, weil er von unzähligen Ratten bewohnt wird, die dort von den Hindus - natürlich - als heilig angesehen werden. Dil hat uns auf dem Weg erklärt, dass es einerseits ein großes Glück ist, wenn einem eine Ratte über den Fuß läuft (die Schuhe muss man vorne abgeben). Andererseits beschert es einem auch Glück, wenn man eine weiße Ratte sieht, von denen es angeblich nur zwei im Tempel gibt. So, jetzt ist mir die eine weiße Ratte, die wir gesehen haben, über den Fuß gelaufen. Damit kann uns auf dem Rest der Reise nix mehr passieren.

    Bild 1: Innenraum des Junagarh Forts
    Bild 2: Die berühmte weiße Ratte
    Bild 3: Mehr Ratten!
    Bild 4: Haveli und Kuh
    Bild 5: Bikaners viel befahrene Hauptstraße
    Bild 6: Jungfernkraniche aus Sibirien, die hier ihren Winterurlaub verbringen
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  • Day 19

    Ankunft Jaisalmer (13.03.)

    March 13, 2016 in India ⋅ ❄️ 0 °C

    Von Bikaner aus ging es vorgestern in die erste wirklich bezaubernde Stadt auf dieser Tour: Jaisalmer ist nur etwas mehr als 100 km von der pakistanischen Grenze entfernt und somit ein wichtiger Stützpunkt für die indische Luftwaffe, weswegen man häufiger Hubschrauber oder Jets über der Stadt sieht.
    Das kann aber nicht von dem atemberaubenden Blick auf das auf einem Hügel liegende Fort ablenken. Wie alle Gebäude hier besteht es aus Sandstein und gerade während des Sonnenuntergangs kann man sehr gut nachvollziehen, weswegen Jaisalmer die "goldene Stadt" genannt wird. Abends in einem Restaurant mit Blick auf das beleuchtete Fort zu sitzen, ist wunderschön.

    Nachdem wir vorgestern hier angekommen sind, haben wir auf eigene Faust die Stadt außerhalb des Forts erkundet und finden sie lange nicht so hektisch wie die anderen bisherigen Städte: Man wird weniger angequatscht und in den Gassen fahren nur Roller und Motorräder statt Tuktuks.
    Auch deswegen und wegen der ungeheuren Vielfalt an ausgefallenen, mit Pailletten oder winzigen Spiegeln verzierten Stoffen laden die Sträßchen viel mehr zum Bummeln und Shoppen ein. Das läuft hier natürlich etwas anders als in Deutschland: Betritt man einen Laden und bekundet, an der Ware interessiert zu sein, muss man sich erst einmal setzen und es ist auch gern gesehen, dass man sich die Schuhe auszieht. Dann folgt der obligatorische Chai in einem winzigen Plastikbecher oder Glas und während man diesen trinkt führt der Ladenbesitzer die gesamte Produktpalette vor. Bleibt man lange genug, bekommt man manchmal auch einen frisch gepressten Orangensaft angeboten ("no ice, no water", wegen der Verschmutzung des Grundwassers, also 100% Frucht und das schmeckt man auch. So guten O-Saft haben wir bisher nicht getrunken). Danach geht es natürlich ans Verhandeln, bis entweder beide Seiten zufrieden sind ("let's make XY, eh? You happy, me happy!") oder man verspricht, auf jeden Fall wiederzukommen. Dass man das nicht vorhat, wissen natürlich beide Seiten, aber es ist eine Floskel, die es allen Beteiligten ermöglicht, das Gesicht zu wahren.

    Die Bilder folgen im zweiten Post zu Jaisalmer.
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