Ontario & Maryland 2019

June - July 2019
A 30-day adventure by Sebastian
  • 33footprints
  • 2countries
  • 30days
  • 137photos
  • 0videos
  • 2.0kkilometers
  • Day 9

    Manitoulin Island

    July 8, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 25 °C

    Etwas müde machten wir uns heute Morgen nach einem wieder sehr tollen Frühstück auf nach Tobermory, um dort die Fähre zur Manitoulin Island zu nehmen. Wir parkten das Auto in der Ladezone und vertrieben uns mit ein paar Besorgungen die Zeit, bis wir auf die Fähre konnten. Das Parken darin war natürlich sehr eng, aber soweit wir das sehen konnten, hat keine der Personen, die sich an unserem Auto vorbeiquetschen mussten, eine Schramme hinterlassen.
    Wir gingen sofort oben aufs Deck, wo leider schon alle Muskoka Chairs belegt waren und wir uns zunächst mit einer Bank in der Mitte zufrieden geben mussten. Zum Glück hatten die meisten Leute ungefähr zwanzig Minuten, nachdem wir abgelegt hatten, die Nase voll davon, ganz oben zu sitzen. Vielleicht, weil es etwas windig und dadurch kühl war - gut für uns! Wir verbrachten also den Rest der Fahrt in diesen unglaublich gemütlichen Stühlen in der Sonne und lasen oder genossen einfach die Aussicht.
    Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden legten wir in South Baymouth auf der größten Insel innerhalb eines Süßwassersees auf der Welt an. Auf ihr liegt übrigens auch der größte See innerhalb einer Insel auf einem Süßwassersee - Lake Manitou. Und die größte Insel in einem See auf einer Insel in einem Süßwasserse - Treasure Island. Okay, genug Superlative. Vielleicht hilft's beim nächsten Pub Quiz.
    Unsere Unterkunft - das Wayside Motel - liegt nur zwanzig Minuten Fahrt entfernt vom Anleger und so kamen wir am frühen Nachmittag hier an. Von den unzähligen Trails, die man hier auf der Insel machen kann, entschieden wir uns für den Bebamikawe Memorial Trail. Dazu muss man sagen, dass Manitoulin Island - der Name kommt nicht von ungefähr - zu einem Drittel von Indianern bevölkert wird, die in den sechs Reservaten hier leben und wir natürlich mehr darüber erfahren wollten. Der von uns gewählte Trail liegt im sogenannten "Unceded Territory" der Wikwemkong, was so viel heißt wie "nicht abgetretenes Land": Der östliche Teil der Insel wurde nie durch einen Friedensvertrag oder ähnliches an die Regierung übertragen (https://en.wikipedia.org/wiki/Wiikwemkoong_Firs…) und auf der Wanderung soll man viel über die Bedeutung der Region und ihre Geschichte lernen können. Außerdem hatten wir gelesen, dass man auf dem Trail von Hunden begleitet wird, die darauf trainiert sind, Bären, die man dort möglicherweise trifft, zu verscheuchen.
    Die Fahrt dorthin führte uns mal wieder über ein paar Schotterstraßen. Als wir nach rund einer halben Stunde ankamen, waren wir etwas verdutzt: Der Parkplatz war komplett leer. Klar, es war schon Nachmittag und kein Wochenende. Trotzdem, die Fähre am Morgen war brechend voll und der Trail auch recht beliebt. Nunja, wir wollten ja Natur und keine Menschenaufläufe. Wir schmierten uns also noch schnell mit Moskitozeug ein und los ging's.
    Die erste Hürde war mal wieder ein Bezahlsystem, das auf Vertrauen ausgelegt war: Am Ende des Parkplatzes stand ein gelber Automat, der irgendwie in die Jahre gekommen zu sein schien und daneben ein Schild, das einen anwies, pro Nase zwei Dollar für den Erhalt des Reservats zu zahlen und wenn man die nicht hat, solle man die im Dorf (10 Minuten Fahrtzeit) doch bitte Geld wechseln. Natürlich hatten wir die nicht, sondern nur zwei Dollar klein. Der Automat war aber sowieso aus... bis ich einen Knopf fand, der ihn zum Leben erweckte. Tatsächlich spiegelte er die Informationen auf dem Schild wider: Es gab Knöpfe für eine, zwei und drei Personen und nachdem ich auf den Knopf für zwei Personen gedrückt hatte, verlangte er vier Dollar. Nunja... die hatten wir aber ja nicht klein. Trotzdem wollte ich aber ein Ticket haben, das ich ins Auto legen konnte. Leider ließ sich der Automat nicht davon überzeugen, den Vorgang abzubrechen und mich nur zwei Dollar bezahlen zu lassen. Ich drückte alle Knöpfe, doch alles wurde ignoriert. Bis ich den Button für die Geldrückgabe drückte. Ich hatte noch kein Geld eingeworfen und das schien den Automaten so zu verwirren, dass im Display plötzlich angezeigt wurde, ich hätte schon 5 Cent bezahlt. Cooler Bug! Ich drückte nochmal und es stand $0.10 im Display. Nachdem ich noch 38 Male gedrückt hatte, zeigte der Automat $2.00, ich warf die zwei Dollar, die ich noch hatte ein und in der Tat bedankte er sich für die insgesamt vier Dollar und kündigte an, dass die Tickets jetzt gedruckt würden... ... ... wurden sie aber nicht. Der Automat ging einfach aus und wollte dann wieder von vorne loslegen. Toll.
    Ohne gültiges Ticket gingen wir an der trotzigen Maschine vorbei und starteten die Wanderung. Recht früh merkten wir, dass es clever war, eine gehörige Portion Mückenspray zu verwenden, denn das Surren in der Luft war deutlich vernehmbar und wenn man etwas Kontrast hatte, konnte man die Wolke an Moskitos, die dort schwebte, sehen. So viele von den Viechern auf einen Fleck hatte ich noch nicht gesehen. Zunächst hielt das Mittel aus Deutschland mit nur 10% DEET auch ganz gut. Da wir das aber nur auf der nicht bedeckten Haut und nicht unter den Klamotten aufgetragen hatten, fanden die Blutsauger trotzdem immer wieder Zugang und zwar durch die Kleidung. Auf den nächsten Hikes werde ich wieder ein Hemd anziehen und kein Sportshirt...
    Außer den Mücken liefen wir auch durch die größte Ansammlung an Schmetterlingen und Faltern, die ich bisher gesehen hatte (Museenbesuche ausgenommen), was ziemlich cool war. Von den Hunden fehlte jedoch jede Spur und weil auf der Informationstafel "Bears in the area" gestanden hatte, wurde meiner Mom etwas mulmig.
    Auf einem recht steilen Stück Weg erklommen wir dann wieder einen Teil des Niagara Escarpments, das auch die Klippen, auf denen wir gestern standen, geformt hat und konnten einen tollen Blick über die Insel und die Georgian Bay genießen.
    Als wir weitergingen, wurde uns jedoch bewusst, dass es 1. schon recht spät war, wir 2. beide schlecht und wenig geschlafen hatten und 3. recht platt von gestern waren. Wir entschieden uns also dazu, den zwölf Kilometer langen Trail nicht zu Ende zu laufen und kehrten um. Teils auch, weil die Mücken wirklich unangenehm waren. Stehenbleiben für Fotos war fast nicht möglich, ohne dass mehrere Moskitos auf einem landeten und zwar auch vereinzelt auf eingesprühten Stellen, weil dort die Wirkung des Insektizids wohl nachgelassen hatte.
    Nur ein paar Augenblicke, nachdem wir wieder losgefahren waren, sahen wir dann die Hunde doch noch! Zwei große weiße Vierbeiner stellten sich dem Auto in den Weg. Als ich ausstieg, um sie zu begrüßen, kam noch ein brauner von der Seite angelaufen und ich erkannte sie von den Fotos früherer Wanderer wieder. Die Begegnung war jedoch nicht so harmonisch, wie sich das im Internet gelesen hatte: Einer der beiden weißen fing nach kurzer Zeit an, an mir hochzuspringen und ich wehrte das sanft ab. Dann fing er an, den anderen hellen Hund von mir wegzutreiben, als sich dieser eine Streicheleinheit von mir gönnte. Außerdem bellte er, legte die Ohren an und fletschte die Zähne. Das wurde mir alles dann ein bisschen viel und ich stieg wieder ins Auto. Leider hatten die drei wohl kurz vorher ein Bad im See genommen und waren pitschnass gewesen, was dazu führte, dass ich die ganze Rückfahrt über höllisch stank.
    Mal sehen, was wir morgen machen. Vielleicht fahren wir morgen wieder hin, laufen den Trail zu Ende und werden freundlicher von den Hunden begrüßt?

    Bild 1: Die Fähre zwischen Tobermory und Manitoulin Island
    Bild 2: An Deck :)
    Bild 3: Muss ziemlich cool sein, da zu wohnen. Das war direkt am Parkplatz beim Start des Wanderwegs
    Bild 4: Der Wanderweg hier war total bewachsen, was natürlich sehr angenehm zu laufen war
    Bild 5: Das Foto hätte ich gerne nochmal mit ein wenig mehr Zeit gemacht, aber dann haben mich die Moskitos weg gejagt...
    Bild 6: Der braune Hund war im Gegensatz zu seinen Kollegen sehr gechillt
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  • Day 10

    Cup and Saucer Trail

    July 9, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 26 °C

    Wir haben uns heute morgen gegen den zweiten Versuch des Trails von gestern entschieden. Zum Teil weil ich heute die Stiche auf meiner linken Schulter gezählt habe und auf 40 Stück kam. Stattdessen fuhren wir eine halbe Stunde über die Insel zum Startpunkt des Cup and Saucer Trails, der wohl so heißt, weil die Felsformationen von weitem aussehen wie eine Tasse und eine Untertasse.
    Weil der Trail als moderat schwer ausgewiesen war, waren wir beide nicht in voller Wandermontur unterwegs, was wegen der wieder rund 30° auch ganz gut war. Vom Parkplatz aus ging es recht sanft bergauf, bis wir an die Felsen kamen und hier in recht kurzer Zeit unter anderem über Leitern einige Höhenmeter bewältigen mussten. Oben angekommen dauerte es dann noch ein paar hundert Meter, bis wir zum ersten Lookout kamen und die Aussicht war der Wahnsinn. Wir standen auf 60? 70? 80? Meter hohen Klippen. Kein Geländer, nur ein Schild, das Eltern darauf hinweist, ihre Kinder nicht alleine zu nah an den Abgrund zu lassen. Von dort oben sah man gefühlt die gesamte Insel: Wälder mit den unterschiedlichsten Grüntönen, die Seen auf der Insel, den Lake Huron weiter hinten, ganz vereinzelt Zeichen von Zivilisation und Raubvögel, die langsam über den Bäumen kreisten. Und eine unfassbar große Menge an Libellen um einen herum.
    Weil ich echt müde bin und noch etwas über den Abend schreiben möchte, lasse ich hier eher die Bilder sprechen und fasse den Rest kurz: Wir verbrachten rund drei Stunden auf dem Hochplateau, gingen langsam von Lookout zu Lookout und ließen die Weite und die Stille, die nur vom Wind in den Blättern über und weit unter uns gebrochen wurde, auf uns wirken.
    Zurück am Auto merkten wir schon, wie anstrengend die Wanderung gewesen sein musste. Wir holten uns eine Pizza und fuhren zurück zum Motel, um danach schwimmen zu gehen. Aber davon später mehr.

    Bild 1: Wir beide an der wohl eindrucksvollsten Klippe
    Bild 2: So sah das Geläuf aus. Wieder total anders als bei den bisherigen Wanderungen
    Bild 3: Hier brauch ich Hilfe. Das sieht nicht ganz aus wie ein Rebhuhn, aber was ist es dann? Auf jeden Fall war es süß und posierte nett.
    Bild 4: Huhu :) Keine Spur von Höhenangst. Nachtrag: Ich sehe gerade, dass das Foto beim Hochladen arg komprimiert wird. Also auf dem Felsen, der da winkt, das bin ich.
    Bild 5: Ein kleiner Teil der Strecke war ein "Adventure Trail", der unterhalb einer Klippe entlang führte und wo man immer wieder durch enge Felsspalten schlüpfen konnte. Ziemlich cool.
    Bild 6: Karte des Trails, wir sind nur etwas weiter als die Hälfte gekommen, weil wir mit Fotos und Genießen so viel Zeit verbracht hatten.
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  • Day 10

    Manitowaning

    July 9, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 21 °C

    (Heute wieder zwei Blog-Einträge, also den ersten nicht übersehen!)

    Nach dem anstrengenden Hike wollten wir noch ein wenig schwimmen gehen und am Strand lesen. Praktischerweise gab es ein Hinweisschild am Ortseingang, das hier im Dorf einen Strand ausweist. Ich wollte genau wissen, wo wir hin mussten, um abschätzen zu können, ob wir fahren müssen oder dahin laufen können. Google sagte mir, der Strand sei an einer gewissen Position im Dorf, die sehr laufbar aussah. Also packten wir ein paar Schwimmsachen und gingen los.
    Am Ende der Straße angekommen, wo es nach unseren Verständnis zum Strand hätte runtergehen müssen - der See war schon in Hörweite - standen nur große Häuser und "Private Drive"-Schilder... sollte das Internet sich getäuscht haben? Wir gingen ein Stück zurück, denn wir hatten zuvor einen Mann vor seinem Haus gesehen, von dem wir dachten, dass er uns bestimmt weiterhelfen würde. Und wie! Er sah uns natürlich sofort an, dass wir Touris waren, fragte, ob wir schwimmen gehen wollten und stellte sich mit Namen vor - Gaston heißt er. "Klar", antworteten wir und sagten, dass wir dachten, hier sei irgendwo ein öffentlicher Strand. Den gebe es hier in der Straße nicht, entgegnete er, aber er hätte auf seinem Grundstück einen Zugang zum See, den könnten wir gerne nutzen. Er sei heute morgen noch unten gewesen und das Wasser sei herrlich. Wir waren ein wenig verdutzt ob der freundlichen Einladung, nahmen sie aber natürlich an. "What's mine is yours, welcome to Canada", sagte er noch. Währenddessen streichelten wir immer wieder seinen sehr schüchternen, unfassbar süßen Hund, Foxy, der ein bisschen aussah wie ein finnischer Spitz, aber eine sehr dunkle Zunge hatte.
    Wir gingen hinunter zum Wasser und verstanden sofort, warum Gaston mit seiner Frau hierher gezogen ist um seinen Lebensabend zu verbringen: Das absolute Paradies. Außer dem Plätschern des Wassers hört man da unten nämlich nichts. Man hat nur den See mit seinem reinen Wasser vor sich. Ein bisschen ärgerlich, dass wir morgen schon wieder fahren...

    Nach etwas mehr als einer Stunde bester Entspannung machten wir uns auf den Weg zurück und wollten uns noch kurz bedanken, dass wir diesen Privatstrand nutzen durften. Kurzerhand lud uns Gaston ein, zurückzukommen, sobald wir geduscht und wieder trocken waren. Wir willigten natürlich ein.
    Am Motel trafen wir noch ein paar andere Touristen - ein Paar aus Alberta und eins aus England - von denen wir unter anderem erfuhren, dass der richtige Strand in Manitouwaning ein paar hundert Meter eine andere Straße runter gewesen wäre. Gut, dass wir den nicht gefunden haben!
    Wir gingen also wieder zurück und verbrachten einen wunderbaren Abend am See. Gaston, bald 80, und seine Frau Louise, 76, haben vor sechs Jahren das Grundstück gekauft und ein Haus dort gebaut. Der Deal war wohl gar nicht schlecht, viel billiger wohl als auf dem Festland. Das kann ich nur bedingt nachvollziehen. Für so ein Grundstück würde ich einiges bezahlen.
    Wir unterhielten uns über die Insel, ihre Kinder, uns, Cannabis (was hier in Kanada ja legal ist), und und und. Unterbrochen wurden wir hin und wieder von einer Wasserschlange, die es sich auch am Feuer gemütlich machen wollte. Damit wir etwas haben, was uns an die Insel erinnert, gab uns Gaston noch sehr interessante Steine mit, die aussehen wir versteinerte Zähne oder sowas. Ich werde mal einen Geologen drauf schauen lassen.
    Nach zwei Stunden verabschiedeten wir uns. Sollte ich noch einmal wieder kommen, werde ich den beiden auf jeden Fall schreiben. Und wenn jemand eine Bleibe auf Manitoulin Island sucht, habe ich eine gute Adresse :)

    Bilder 1-4: Eindrücke von unserem Privatstrand :D
    Bild 5: So sieht übrigens so eine typische Farm aus, wenn man hier über die Insel fährt
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  • Day 12

    Algonquin, erster und zweiter Tag

    July 11, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 16 °C

    Gestern haben wir uns von Manitoulin Island verabschiedet. Hätten wir vorher gewusst, wie schön die Insel ist, wären wir wohl noch etwas länger geblieben.
    Am Ten Mile Point bekamen wir noch einmal eine wunderbare Aussicht und nahmen dann die Brücke bei Little Current - die einzige Verbindung zur Insel, wenn die Fähre zwischen Oktober und Mai nicht fährt - im Norden der Insel zurück aufs Festland. Durch abwechslungsreiche, felsige Landschaften ging's an Espanola und Sudbury vorbei etwas mehr als 400km Richtung Algonquin Provincial Park.
    Auf dem Weg deckten wir uns noch mit Essen ein, denn in unserer Unterkunft gilt das Prinzip der Selbstversorgung.
    Am frühen Nachmittag kamen wir hier in der Wolf Den an. Das ist weder ein Hotel noch eine Jugendherberge, eher eine Art WG. Es gibt ein Haupthaus mit drei Stockwerken und mehrere kleinere Hütten. Wir haben ein recht kleines Zimmer im Untergeschoss des Haupthauses, wo noch mehr Schlafräume sind. Im Erdgeschoss sind Küche, Essbereich und Bäder und oben drauf gibt es eine Lounge, wo ich jetzt auch gerade sitze und schreibe. Man begegnet anderen Reisenden und findet schnell Anschluss. Ich würde schätzen, dass hier gerade irgendwas zwischen 15 und 20 Leute eingecheckt sind.
    Ein Mitarbeiter hier gab uns gestern Abend dann noch einen Tipp, mit welchem Trail man vielleicht anfangen könnte. Dazu muss man sagen, dass man den Algonquin Park auf verschiedene Weisen erkunden kann. Die volle Dröhnung bekommt man, wenn man mit Rucksack, Zelt und Kanu tief in den Park vordringt und mehrere Tage am Stück in der Wildnis schläft. Das war für den Trip hier aber nicht so möglich, weswegen wir uns für eine etwas zweckmäßigere Variante entschieden haben: Durch den Park, der halb so groß ist wie Schleswig-Holstein, führt im südlicheren Teil ein Highway von West nach Ost und außer kurzen Abzweigungen davon gibt es keine Straßen. Entlang dieses Highways gibt es jedoch zahlreiche Wanderstrecken verschiedener Schwierigkeitsstufen und Themen, die wir nun nach und nach erkunden wollen.
    Wir gingen also heute nach der Empfehlung den "Track and Tower" Trail, nicht wissend, dass weder Track (hier: Schienenstrecke) noch Tower noch existieren. Die Nacht hier war etwas stürmisch, um fünf hatte es ein heftiges Gewitter gegeben und auch für heute war die Vorhersage nicht besonders erbaulich. Das Risiko, etwas nass zu werden, gingen wir jedoch ein und kamen nach 25km Fahrt durch den Park am Parkplatz am Anfang des Trails an und waren mal wieder die einzigen. Schnell noch mit Mückenspray eingesprüht und los ging's. Nach etwas 50m wurden wir jedoch jäh von Donnergrollen gestoppt und wir wollten nicht tief im Wald sein, wenn es mit einem richtigen Gewitter los ging. Also setzten wir uns erst einmal ins Auto. Nach zehn Minuten war das Wetter wieder annehmbar, der Regen hatte aufgehört und wir wagten einen zweiten Versuch. Dieses Mal dauerte es rund zehn Minuten, bis der Regen einsetzte. Ich checkte kurz das Regenradar und wir entschlossen, dass wir das, was angezeigt wurde, aushalten würden.
    Wir setzten also unseren Weg fort und waren froh über jeden Milliliter Mückenspray, den wir aufgetragen hatten. Das Wetter war natürlich optimal für Moskitos und die Luft war voll davon. Das Spray tat aber seinen Dienst und ich wurde nur durchs Hemd erwischt. Ob man stehen bleibt um mal den Wald auf sich wirken zu lassen oder ein Foto zu machen, musste man jedoch gut abwägen.
    Der Wald hier ist ungeachtet der Stechviecher absolut wunderbar. Der Park existiert seit Ende des 19. Jahrhunderts und hier hat es nie so etwas wie Hauberg gegeben. Wenn man in den Wald hinein schaut, sieht man also nur einen Schnappschuss eines sich ständig ändernden Lebensraums: Es gibt viel mehr verschiedene Pflanzenarten als in den Wäldern, die ich kenne und überall liegen umgestürzte Bäume oder verwitterte Überreste davon, die selbst wieder Platz und Futter für andere Tiere und Pflanzen werden. Dazu kommt noch, dass die Landschaft sehr felsig ist, was für noch mehr Abwechslung sorgt.
    Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden erklommen wir eine Treppe mit etwas mehr als 130 Stufen hoch zum Aussichtspunkt, der auf halber Strecke der Wanderung liegt. Der Blick über die Wald- und Seenlandschaft war wieder mal atemberaubend. Die Wolkendecke riss hin und wieder auf und so wurden immer andere Teile des Waldes von der Sonne bestrahlt, was für ein tolles Farbenspiel sorgte. Wir blieben fast eineinhalb Stunden sitzen, machten Fotos, redeten mit den wenigen anderen Wanderern und schauten einem Streifenhörnchen auf Futtersuche zu. Zum Glück gab es da oben nur recht wenige Moskitos, denn sonst hätten wir wohl nicht so lange bleiben können.
    Auf dem Weg zurück kamen wir noch an ein paar schönen Seen und der ehemaligen Bahnstrecke vorbei und waren nach insgesamt fünf Stunden wieder am Auto.

    Nach der wohlverdienten Dusche lade ich jetzt gleich diesen Post hoch, leider jedoch ohne Bilder: In der Unterkunft gibt es kein WLAN und mein mobiles Internet funktioniert nur, wenn das Handy im obersten Stockwerk an einem Fenster lehnt (und auf dem Klo, aber das ist zum Bilderhochladen eher unzweckmäßig) und dann auch nur sehr langsam. Wenn wir am Dienstag wieder in der Zivilisation sind, werde ich die Einträge vom Park editieren und nach und nach die Bilder hochladen.

    Bild 1: Aussicht von oben auf den Cache Lake
    Bild 2: Diese Treppe führte hoch zum Aussichtspunkt. Links vorher im Nebel und rechts, nachdem es aufgeklart hatte
    Bild 3: Gut, dass du da nicht durch kommst...
    Bild 4: Ein authentisches Bild. Wenn ich schreibe, dass wir klitschnass geschwitzt waren, meine ich das auch :D
    Bild 5: Guten Hunger :)
    Bild 6: Ein kleiner See auf dem Rückweg zum Auto
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  • Day 13

    Kanufahren auf dem Oxtongue River

    July 12, 2019 in Canada ⋅ 🌙 15 °C

    Nach dem Gewaltmarsch durch Regen und Moskitos gestern wollten wir heute einen eher ruhigen Tag machen. Deswegen haben wir uns heute Morgen die Zeit genommen, schon mal ein bisschen Bilder zu sortieren (44GB hatten sich bisher angesammelt, da musste dringend aufgeräumt werden) und sind mittags Kanu fahren gegangen.
    Unsere Unterkunft liegt fußläufig vom Oxtongue River entfernt, der aus dem Algonquin Park kommt und in den Oxtongue Lake mündet. Geht man an einer der Blockhütten auf der anderen Seite des Highways vorbei, gelangt man zu einem kleinen Anleger, wo ein paar Kanus, Kajaks und Ausrüstung bereitstehen, die man sich einfach nehmen kann. Bezahlt wird später. Theoretisch könnte jedermann dorthin gehen und etwas mitnehmen, aber hey, wir sind in Kanada. Hier vertraut man darauf, dass das nicht passiert und in den über zehn Jahren, die es diese Unterkunft schon gibt, ist es wohl gut gegangen.
    Mit nahezu keiner Kanuerfahrung ging's aufs Wasser. Glücklicherweise hat der Fluss fast keine Strömung, sodass wir uns langsam eingewöhnen konnten, während wir den Fluss hinab auf den See zu paddelten.
    Da der Oxtongue River dort nicht durch den Park führt, kann das Land an seinen Ufern erworben und bebaut werden. Das passiert auch, aber spärlich genug, dass es nicht stört und den schönen Eindruck kaputt machen würde.
    Nach einer halben Stunde öffnete sich der Fluss und wir waren auf dem See. Wir fuhren ein bisschen darauf herum und legten für eine halbe Stunde auf einer kleinen Insel an, suchten Muscheln und gaben unserer Haut eine Pause von der konstanten Sonneneinstrahlung.
    Danach machten wir die Runde um die Insel fertig und begaben uns auf den Weg zurück.

    Am Anleger wieder angekommen entschlossen wir uns, die Badesachen zu holen und noch auf dem Steg zu lesen und eine Runde zu schwimmen. Der Rest des Tages war dann recht ereignislos und entspannend. Wie Urlaub halt manchmal sein soll :)

    Heute ist Freitag und zum Wochenende wird die Unterkunft wohl immer etwas voller. Hoffentlich wird diese Nacht trotzdem ruhiger als die letzte - eine Gruppe von Leuten meinte sich nicht an die Nachtruhe nach elf halten zu müssen und machte dann auch direkt um 6:30 Uhr wieder Krach - denn morgen wollen wir früh aufbrechen und eine rund sechsstündige Wanderung machen.

    Bild 1-5: Bilder vom Kanufahren auf dem Oxtongue River und Oxtongue Lake
    Bild 6: Beim Schwimmen kamen uns noch ein paar Enten besuchen.
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  • Day 14

    Centennial Ridges

    July 13, 2019 in Canada ⋅ ☀️ 19 °C

    Puh, bin ich platt. Nach dem ruhigen Tag gestern war heute wieder volles Programm angesagt: Der Centennial Ridges Trail wollte begangen werden und war mit 10,4 Kilometern Länge und einer Menge Höhenmetern unsere bisher anspruchsvollste Wanderung.
    Nach einer ruhigen Nacht machten wir uns also relativ früh auf in den Park. Der Anfang des Trails war rund 50km entfernt, also mussten wir erst einmal ein bisschen fahren. Zum ersten Mal waren wir nicht die ersten auf dem Parkplatz, wo wir unbedeckte Stellen noch schnell mit DEET einsprühten und loswanderten. Die Mückensituation war mal wieder ein bisschen nervig. Erstaunlicherweise ist keiner von uns beiden wirklich häufig gestochen worden, aber es summte und brummte während großen Teilen des Trecks ganz gut um uns herum und manchmal flog einem auch ein Insekt ins Auge, was sehr unangenehm war.
    Ungefähr eine halbe Stunde, nachdem wir losgelaufen waren, wurden wir mit der ersten Aussicht belohnt: Von Klippen aus gab es einen guten Blick auf die Wälder unten drunter. Das Geläuf war wieder hauptsächlich felsig - einmal lag ein rund vier Meter hoher, rundgeschliffener Stein direkt neben dem Weg - manchmal aber auch komplett bedeckt mit Nadeln von den Bäumen, was das Gehen sehr angenehm machte und für einen tollen Duft sorgte.
    Kurz danach ging es an einem kleinen See vorbei. Das Besondere daran war, dass er vermutlich - von Bibern? - aufgestaut wurde, denn an einer Stelle waren unsere Köpfe auf einer Höhe mit der Wasseroberfläche und neben uns war ein großer Damm aus Holz und Erde.
    Dann ging es weiter bergauf. Als wir an der nächsten Klippe ankamen, wurde es windig, wodurch auch die Moskitos augenblicklich verschwanden. Wir machten eine kleine Pause zur Stärkung.
    Es folgte viel Auf und Ab auf anstrengendem Untergrund: Fels und Wurzeln wechselten sich ab. Zum Glück war alles trocken, sodass wir nicht ausrutschen konnten. Allgemein war das Wetter eigentlich perfekt zum Wandern: Ungefähr 25°, teilweise bewölkt und ein bisschen Wind. Immer, wenn wir anhielten, waren wir also kurze Zeit später trocken gepustet.
    Der nächste coole Moment kam, als wir vom Weg runter zu einem See gingen: Dort sahen wir ein paar Minuten einem Otter beim Schwimmen zu und dann bemerkte meine Mom, dass sie ein Bild von Tom Thomson mit dem See und dem Fels dahinter als Motiv zu Hause hat! Erst nach ein paar Sätzen bemerkten wir, dass wir flüsterten. Die Ruhe und Unberührtheit der Umgebung hatte uns wohl unterbewusst so beeinflusst, dass wir nichts stören wollten.
    Dann waren schon nahezu vier Stunden um und so langsam merkten wir die Anstrengung. Einen Anstieg gab es aber noch zu bewältigen. Nach acht der zehn Kilometer kamen wir am zweithöchsten Punkt des Trails an und wollten nicht mehr weg: Es öffnete sich eine unglaubliche Sicht auf den Whitefish Lake, der fast direkt unter uns lag. Die Klippen waren zwar auch steil, jedoch nicht so schroff wie auf Manitoulin Island, sodass wir dort ganz gut sitzen konnten. Eine/r von uns beiden wäre da oben sogar fast eingeschlafen.
    Nach einer halben Stunde machen wir uns an den Rest des Weges und kamen um halb vier wieder am Auto an. Die Dusche danach war wohlverdient und morgen gibt's mit zwei kurzen Hikes auch wieder einen nicht ganz so anstrengenden Tag.

    Bild 1: Ausblick auf den Whitefish Lake
    Bild 2: Der angesprochene Biberbau
    Bild 3: Aussicht gegen Anfang des Trails
    Bild 4: Otter :)
    Bild 5: Schmetterling oben auf der Klippe
    Bild 6: Ganz schön hoch hier!
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  • Day 15

    Hardwood Lookout

    July 14, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 20 °C

    Um halb sechs haben wir uns heute morgen auf den Weg in den Park gemacht. Wir hatten gehofft, dass wir so früh vielleicht ein paar größere Tiere zu Gesicht bekommen, aber leider hat das nicht geklappt. Teils vermutlich auch, weil wir dafür einen eher ungeeigneten Trail genommen haben und erst kurz nach Sonnenaufgang ankamen.
    Der Weg führte nur 800m weit zu einem Aussichtspunkt, der uns entgegen unserer Annahme nur einen See und nicht den Wald beobachten ließ. Trotzdem verhielten wir uns eine Weile lang ruhig, um eventuell doch etwas zu Ungewöhnliches sehen zu können. Außer einem Vogel mit uns beiden vollkommen unbekanntem Gesang hörten wir jedoch nichts und fuhren so um sieben weiter.
    Danach machten wir noch zwei kleinere Spaziergänge. Einer um einen See herum und der andere den oberen Teil des Flusses entlang, der später an unserer Unterkunft vorbei fließt. Den Rest des Tages vertrieben wir uns mit Schwimmen, Lesen und Sonnenbaden am Fluss.
    Gleich geht's früh ins Bett, denn die Übung wird morgen wiederholt, dann aber vernünftig! Weit vor Sonnenaufgang geht's zum Mizzy Lake Trail, der von den Wanderwegen entlang des Highway 60-Korridors der beste sein soll, was das Beobachten von Tieren angeht.

    Bild 1: Oxtongue River etwas weiter oben bei den Whiskey Rapids
    Bild 2 und 3: Vermutlich ein Gelbbauch-Saftlecker und ein Jungtier derselben Spezies, aber da sind wir uns nicht ganz sicher.
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  • Day 16

    Mizzy Lake Trail

    July 15, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 15 °C

    4:00 Uhr morgens, eine Stunde und 42 Minuten vor Sonnenaufgang. Was auch immer uns dazu geritten hat: Wir stehen im Urlaub zu dieser unmöglichen Zeit so langsam auf. Weil wir früh los wollen, verzichten wir sogar auf den Kaffee, schieben uns jeweils ein Brot rein, packen Proviant, Kamera und Mückenspray ein und machen uns auf den Weg in den Park. Um 4:42 Uhr sitzen wir im Auto. Die Sonne ist zwar noch deutlich unter dem Horizont, aber obwohl der Mond gerade untergegangen ist, ist es nicht mehr ganz dunkel. Außer ein paar Grunzern auf die üblichen Fragen, ob wir auch an alles gedacht haben, bekommen wir auf der Fahrt nicht viel raus.
    Um viertel nach fünf erreichen wir den Parkplatz und sind traurigerweise nicht das einzige Auto: Neben uns steht ein Fahrzeug der Parkwache, die bis heute damit beschäftig war, zwei 16-jährige Mädchen, die am Donnerstag auf einem Campingtrip verloren gegangen sind, zu suchen. Vorab: Die beiden sind wohl auf! Sie wurden heute kurz vor Mittag gefunden. Das wissen wir zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht. Dem Ort, an dem sie zum letzten Mal gesehen worden waren, sollen wir uns auf dem Trail bis 5km nähern, weswegen wir auch sehr häufig die Suchflugzeuge und -hubschrauber gehört haben. Das gibt uns ein ziemlich mulmiges Gefühl. Aber hey: Ende gut, alles gut!
    Wir machen uns also auf den Weg und stehen sofort im dichten Wald und es ist stockduster. Zum Glück hab ich meine Taschenlampe dabei und plötzlich sind wir froh darüber, dass die blauen Wegmarkierungen an den Bäumen reflektieren.
    Mit dem Wunsch, heute einen Elch von - relativ - nah oder einen Bären von fern zu sehen, geht es weiter, auch wenn wir uns natürlich bewusst sind, dass beides sehr unwahrscheinlich ist.
    Wir kommen nach einer halben Stunde am ersten See auf der Wanderung an und bemerken, dass wir etwas nicht auf dem Schirm hatten, was das frühe Aufstehen noch mit sich bringt: Auf dem Wasser liegt noch dicht der Nebel der Nacht, der jetzt ganz langsam von der gerade aufgegangenen Sonne vertrieben wird. Ein zauberhaftes Bild, das wir jedoch nicht lange genießen können: Geschätzt 20 Meter von uns entfernt, verdeckt von Dickicht und Bäumen, hören wir schwere, stampfende Tritte. Ich leuchte mit der Taschenlampe in die Richtung, kann jedoch nichts entdecken. Wir sind uns nicht ganz sicher, wie groß das Tier, was sich dort bewegt, wohl sein mag und verhalten uns kurz ruhig. Da wieder: Schritte, die sich uns gefühlt nähern. Egal, was es sein mag - Hirsch, Elch, Schwarzbär - *so* nah und vor allem unvorbereitet wollten wir der Wildnis nicht begegnen, auch wenn wir genau für diese Tiere ja so früh aufgestanden waren. Also denken wir schnell zurück an die Tipps, die hier überall aushängen oder -liegen und machen ein bisschen Lärm. Wir fragen laut, wie es dem Bären oder dem Elch geht und plappern allerlei Sachen. Nach ein paar Minuten sind wir uns sicher, das Tier vertrieben zu haben, was im Nachhinein ein bisschen schade ist, denn es sollte unsere einzige Möglichkeit bleiben, einen so großen Waldbewohner zu sehen.
    Was wir allerdings sehr häufig entdecken, sind die Spuren, die die Tiere hinterlassen: Während dieser ganzen Episode stehen wir auf einem immensen Biberbau, der den See aufgestaut hat und auf dem matschigen Weg sehen wir immer wieder unverkennbar die Hufabdrücke von Elchen (immerhin etwas!).
    Wir gehen also weiter, kommen am zweiten großen See entlang und können von der nebligen und trotzdem farbenfrohen Szenerie gar nicht genug bekommen. Der Höhepunkt der Ruhe, die dieser Morgen ausstrahlt, ist wohl eine kleine Entenfamilie, die im Halbdunkel unter einem Nadelbaum ihr morgendliches Bad nimmt und sich von uns auch ü ja noch recht früh und daher kalt. Ich trage deswegen drei Lagen am Oberkörper, von denen die oberste ein Kapuzenpulli ist, dessen Kapuze auch nötig ist, um die Plagegeister davon abzuberhaupt nicht stören lässt.
    Nach eineinhalb Stunden gelangen wir zu einem alten Gleisbett, was uns geradewegs zu dem See bringt, an dem man wohl die größten Chancen hat, einen Elch in der Ferne zu sehen. In dieser Hoffnung bleiben wir dort über eine halbe Stunde und trotzen den Mücken, die hier so schlimm sind, wie noch bei keinem anderen Trail. Es isthalten, einen bei lebendigem Leib zu verspeisen. Ich habe kein Moskitoshampoo gefunden, sonst hätte ich das wohl benutzt. Meine Handrücken habe ich mit DEET behandelt. Die Seitenflächen jedoch nicht und diese finden die Moskitos auch mit erstaunlicher Präzision.
    Wir haken es ab, noch Elche zu sehen und gehen weiter. Eine Belohnung für die Mückentortur gibt es aber noch: In einem kleinen See sehen wir ein paar Minuten vier Ottern beim Spielen - oder Kämpfen? - zu.
    Zwei Stunden und damit leider die schöne Hälfte des Trails sind vergangen. Der Rest des Weges ist der Versuch, möglichst ungeschoren davon zu kommen. In einem Blog hatte ich gelesen, dass jemand geschrieben hatte: "The only way to stay sane is to keep hiking" und jetzt verstehe ich den Autor dieses Satzes auch. Sobald man stehen bleibt, setzen sich gleich mehrere Viecher auf alle möglichen Körperteile. Als ich mir einmal fest auf die Wange klatsche, habe ich danach die Hand blutig. Wessen Blut ich da aus der Mücke gequetscht habe, werde ich wohl nicht erfahren. Im besten Fall meins.
    Die restlichen fünf Kilometer des 10,5km langen Trecks verbringen wir fast rennend. Die anderen Trails hatten immer wieder eine kleine Belohnung nach einer Strapaze: Eine tolle Aussicht über die Landschaft oder einen ungewöhnlichen Flecken Natur. Der Mizzy Lake Trail hatte nur Insekten für uns und leider sahen die späteren Seen auch lange nicht so toll aus wie ihre Vorgänger im Nebel.
    Sechs Stunden veranschlagen die Parkführer für diese Wanderung. Nach etwas mehr als vier kommen wir auf dem Parkplatz an, klitschnass geschwitzt und komplett ausgelaugt. Um kurz vor zehn sind wir wieder in der Unterkunft, den ganzen Tag noch vor uns, aber wir wollen eigentlich nur noch duschen und schlafen.

    Ich bin trotzdem froh, dass wir den Mizzy Lake gemacht haben. Die Eindrücke der ersten zwei Stunden waren wunderschön. Das Opfer, durch die Mückenschwärme waten zu müssen, habe ich gerne gebracht. Nichtsdestotrotz würde ich bei meinem nächsten Trip hierher die Mückensaison in meine Planung einfließen lassen.

    Bild 1: Hier stehen wir ganz am Anfang auf dem Biberdamm. Links im Wald waren die Geräusche.
    Bild 2: Nebel.
    Bild 3: Mehr Nebel mit Sonne
    Bild 4: Spiegelungen im Nebel
    Bild 5: Die Sonne ist aufgegangen über dem West Rose Lake
    Bild 6: Zwei der vier spielenden Otter
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  • Day 17

    Wolf Den Nature Retreat

    July 16, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 21 °C

    Heute haben wir uns von der Wolf Den verabschiedet und beide beschlossen, dass, sollten wir noch einmal in den Algonquin Park fahren, wir wieder her kommen werden. Die Atmosphäre hier war - außer am Wochenende, weil da die Leute auf Wochenendtrips kamen und es echt voll war - einfach super. Man kam immer wieder mit netten Leuten ins Gespräch: Am Freitag haben wir uns lange mit einer Familie aus der Schweiz unterhalten, gestern Abend und heute morgen mit einer Familie aus Landau und und und. Man tauschte Reisegeschichten und -tipps aus und hatte viel Spaß. Das war auch so ein bisschen der Plan, als wir uns diese Unterkunft ausgesucht haben: Wenn man in die Wildnis geht, möchte man ja nicht in einem Himmelbett schlafen und morgens ein luxuriöses Frühstück aufgetischt bekommen. Wir wollten Leute kennenlernen, selbst kochen und uns auf die Natur um uns herum einlassen und genau das haben wir hier bekommen. Nicht zuletzt wegen der tollen Leute, die hier arbeiten und mit guten Tipps weitergeholfen haben. Wenn man dann nachmittags oder abends platt war vom Wandern oder kochen, konnte man sich auf die obere Etage zurückziehen, in den gemütlichen Sesseln und Couches lesen oder sich vorstellen, wie gemütlich dieses massive Holzhaus wohl beim Kaminfeuer im Winter sein muss.

    Wer also auch mal in die Nähe kommt, sollte auf jeden Fall darüber nachdenken, in der Wolf Den seine Ausgangsbasis zu haben :)

    PS: Ich habe alle Bilder zum Algonquin Park hochgeladen!

    Bilder 1-4: Eindrücke von der Wolf Den, leider haben wir verschlafen, auch drinnen Fotos zu machen...
    Bild 5: Hero (Service Dog einer Besucherin) und ich
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  • Day 17

    Ankunft in Midland

    July 16, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 24 °C

    Vom Algonquin Park fuhren wir heute nach Midland. Wir haben unsere Stipvisite in Ottawa abgesagt, denn das wären rund 800km Fahrt für nur einen vollen Tag in der Hauptstadt gewesen und das ist es uns nicht wert. Also sind wir schon ein bisschen früher in Midland. Der ursprüngliche Plan war, dass wir uns mit meiner Großcousine treffen, die hier im Sommercamp ist. Jetzt haben wir hier zwei Tage mehr und können ein bisschen mehr über die First Nations und ihre Geschichte hier lernen und vielleicht ein bisschen bummeln.
    Für heute stand aber erst einmal Wäsche auf dem Programm und deswegen ging es für uns beide zum ersten Mal zu einem Waschsalon. Nachdem das erledigt war, sind wir Richtung Hafen gegangen - wir sind ja jetzt wieder direkt an der Georgian Bay, also am Lake Huron - um etwas zu essen. Da traf es sich gut, dass eine Sache auf der Kanada Bucket List meiner Mom noch fehlte: Poutine essen. Poutine (gesprochen: "putien") ist kanadisches Fastfood und man bekommt es hier an jeder Ecke. Woraus besteht es? Nunja... aus einer eher ungewöhnlichen Kombination: Pommes und Käsestücke, die mit Bratensoße übergossen sind. Die sehr nette Bedienung warnte meine Mutter noch, dass die Portion wirklich ordentlich sei. Wir entgegneten, dass wir ja seit dem frühen Frühstück nichts gegessen hätten und sie das schon schaffen würden und bestellten unser Essen (für mich gab es eine klasse Bowl mit Grünkohl, Kichererbsen etc ;-) ).
    Der Teller Käsepommes, der dann gebracht wurde, war wirklich groß und als er verputzt war, war das Urteil eher gemischt: Gut, aber muss nicht noch einmal sein.
    Um die Verdauung auf Trab zu bringen, sind wir dann noch zum Hafen runter gegangen und wir sind überrascht von Midland: Das ist ein niedliches kleines Hafenstädtchen und wir freuen uns, hier morgen die vielen kleinen Läden zu durchstöbern und vielleicht noch das ein oder andere Mitbringsel zu finden.
    Am Ende unseres Spaziergangs fanden wir uns auf einer kleinen Bank direkt am See wieder. Eigentlich wollten wir uns nur kurz ausruhen und die Aussicht auf den See genießen... um am Ende rund zwei Stunden dort sitzen zu bleiben. Denn kurze Zeit, nachdem wir uns niedergelassen hatten, kam ein Angler und fing an zu fischen. Ein paar Minuten später gesellten sich zwei weitere dazu und nach und nach wurden es immer mehr. Dann kamen noch ein paar Leute, die nicht angeln, sondern einfach nur für die Gesellschaft da waren. Irgendwann fiel mir auf, dass keiner der Fische ein Gefäß dabei hatte, um den Fang des Tages nach Hause zu transportieren. Und tatsächlich: Wenn ein kleiner Fisch an den Haken ging, wurde der einfach nach hinten geworfen, wo die Möwen ihn sich holten. Einmal zog jemand ein rund 30 Zentimeter langes Exemplar aus dem Wasser, um es dann wieder dorthin zurück zu werfen. Dieses Prozedere gibt uns immer noch Rätsel auf, aber es sah so aus, als wenn alle Spaß hätten (außer den Fischen...).
    Wir wurden dann natürlich auch wieder mit einer netten Hundebegegnung belohnt. Allgemein scheint jeder in Kanada einen großen Hund zu haben :)

    Zurück am Motel fiel uns auf, dass das Gestiefel runter zum Hafen und zurück auch wieder fast sieben Kilometer waren. Es sieht also so aus, als würden wir unsere im Park gewonnene Fitness aufrecht erhalten!

    Bild 1: Die interessante Szenerie am See
    Bild 2: Tequila und wir
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