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  • Dag 37

    Senegal, wir kommen

    10. februar, Mauretanien ⋅ ☀️ 24 °C

    Heute soll es uns hoffentlich gelingen nach Senegal zu kommen.Bis zur Grenze sind es noch 70 km, davon 43 km Lehm- Beton-Loch Piste. Auf der Fahrt treffen wir morgens einen riesigen französischen Truck und reden kurz mit den französischen Weltenbummlern, die wir offensichtlich geweckt haben. Obwohl wir die Strecke jetzt schon zum dritten Mal fahren, ergeben sich immer wieder neue Eindrücke. Da mich meine Neugier über den Geschmack des Dörrfisches nicht loslässt, probiere ich ein Stück bei der ersten kleinen Ansiedlung, bei wir zwei Tage zuvor die spanische Motorradgruppe getroffen haben. Für die Reparatur seines Fahrrads schenkt mir ein Fischer eine Handvoll weiteren Dörrfisch. Es bedurfte zwar etwas Nachhilfe dafür, da ich eigentlich frischen Fisch von ihm haben wollte, er aber gleich wieder Geld dafür verlangt. Nachdem ich ihm verständlich machen konnte, dass ich schon erwarte, für die Reparatur den Fisch umsonst zu bekommen, rückte er eine Handvoll Dörrfische raus. Diese packte ich aber vorsichtshalber doch lieber in mehrere Plastiktüten und in den Kühlschrank. Die Grenzformitäten werden diesmal innerhalb einer halben Stunde erledigt .Der senegalesische Zöllner, der uns gestern zurückgeschickt hat, war heute wieder da und besonders freundlich und redselig. Lediglich als Julia ihn beschimpfte, weil das Visum doch nicht umsonst gewesen ist, bekommt er etwas Angst. Ich muss ihm versprechen, dass sie ihn nicht fressen würde😉.
    Er erklärte mir dann, warum das Visum wahrscheinlich doch nicht gratis gewesen sei: Ein normales Visum dauert drei Tage und Julias hat es in 6 h bekommen und das kostet - Bagschisch.
    Auf der senegalisischen Seite ändert sich innerhalb von wenigen Kilometern die Vegetation - es wird grün. Wir sehen die ersten Affenfamilien. Die Straßen sind breit und in einen sehr guten Zustand. Den Häuser entlang der Hauptstraße zweistöckig mit umlaufenden ausladenden Balkon fehlt lediglich die Farbe ansonsten könnten sie genau so in Spanien oder sonst wo in Europa stehen. Bereits der erste angefahrene Geldautomat am Ortseingang von Saint-Louis funktioniert! Auffallen sind aber sehr wohl die hohe Präsenz von Polizei. Man sieht von den Protesten des Vortags noch Reste von verbrannten Autoreifen auf der Straße. Spüren von der Unruhe tut man nichts, jedoch die Diskussionen um eine dritte Amtszeit des Präsidenten sind überall und allgegenwärtig. In Saint-Louis fahren wir über die Eifelbrücke um gleich dahinter beim Hotel Flamingo einen bewachten Parkplatz zu finden. Erst abends stellen wir fest, dass wir hier offensichtlich im Schwabing von St Louis gelandet sind. Es kommt uns ohnehin vor, als wären wir nicht nur in einem anderen Land, sondern in einem anderen Kontinent. Es gibt hier sogar Mülltonnen und man kann auch alle Arten Alkohol in speziellen Shops frei kaufen. Die Frauen laufen nicht mehr verschleiert, bisweilen eher schon aufteizend herum. Von den bunten farbenfrohen Kleidern, bis zum traditionellen Umhang, jeder trägt was er will oder sich leisten kann. Man spürt förmlich den Stolz und das Selbstbewusstsein der Menschen. Man lebt hier offensichtlich mit den Gegensätzen die unmittelbar aufeinandertreffen sehr gut:
    Arm und reich,
    weiß und schwarz,
    Moslem und Christen.
    Saintlouis wird nicht umsonst als das Venedig von Afrika bezeichnet, nur die Gondeln sind 5 mal so groß inf Fischetboote. Da heute Samstag ist, sind die Kinder in Koran-Schulen. Junge Burschen sitzen am Straßenrand und rütmisch wippend den Koran vor sich her singend. Wir schlendern über die Brücken die die beiden schmalen Landzungen verbinden, durchstreifen die Märkte und lassen uns von Straßenkindern überreden Ihnen einen Ball zu kaufen. Ihr Fußball besteht aus einem aus einem aus Plastikfolien zusammen gebundenen Knäuel. Wir bringen den Ball gemeinsam mit den Kindern zurück zu ihrem Fußballplatz, einer Art Freiluftbühne direkt am Markt. Der Kleine, der am lautesten gebettelt hat, wir sollten ihnen doch bitte einen Ball kaufen, schnappt in sich und läuft davon. Der Rest der 20 Kinder steht dumm da . Leider kann ich Ihnen nicht vermitteln, dass sie ihm doch nach laufen sollen um ihn ordentlich zu vermöbeln.
    Mit zwei Flaschen einheimischen Bier "Gazelle" gehen wir in unsere JuSe um uns für das Abendessen frisch zu machen. Das Restaurant Flamingo vor dem wir stehen hat europäisch-französischen Stil, auch was die Preise betrifft. Es ist aber sehr sauber und gepflegt und hat eine Terrasse, wo wir direkt am Senegal in die beleuchtete Neustadt von Saint-Luis sehen können. Es dringt von überall Musik an uns heran. Wir wollen noch unseren Müll entsorgen und hören laute vielstimmige Choralgesänge.
    Der lustige jungen Schmuckhändler, der uns gleich beim Aussteigen abgefangen hat, erklärt uns aber das sei keine Party sondern religiöse Musik. Da das Ganze in einem extra dafür aufgebauten großem Zelt stattfindet, möchte ich natürlich gerne die Massen die mit so schön und vielstimmig Alah preist, sehen. Im Zelt stehen mindestens 100 Stühle feinst säuberlich aufgereiht, aber kein einziger Mensch ist da. Die Musik dringt lediglich in Überlautstärke aus Lautsprechern! Sogar im Islam gibt es Fake 😝, da braucht sich die katholische Kirche gar nicht mehr zu schämen.
    Der junge Bursche überredete in seiner lustigen und freundlichen Art
    Julia einen Armreif zu kaufen. Da er kein Wechselgeld hat, schleppt er uns zu einer Bar mit Live Musik. Hier spielte eine Band aus 2 E- Gittaren, einem Trommler einer Leadsängerin und einen Begleitsänger und machen mit einheimischen Klängen ordentlich Stimmung. Da es auch Alkohol gab, war es klar, dass wir blieben. Ich konnte von der Tür aus beobachten, wie plötzlich mehrere Motorräder und Autos vor dem Zelt mit dem Coralgesängen vorfahren und ihre Motoren laut aufheulen lassen. Ich bin gespannt was passiert? Gibt es gleich Randale? Aber nichts dergleichen, nach zwei Minuten war alles ruhig. Keine Motorgeräusche mehr und auch keine Coralgesänge. Die übrigen Gäste im Club haben davon gar nichts mitbekommen. Da viele in Senegal Englisch sprechen, können wir in der lauten Musik ein paar Fetzen mit den übrigen, meist jungen Partygästen wechsel. Die Burschen führen hier ihre Damen aus und füllen sie meistens mit Wein ab, weil sie das nicht vertragen, erklärt mir der Platzhirsch. Nach zwei Bieren und einer lästigen Diskussion mit der Dame hinter dem Tresen, die Julia mit dem Wechselgeld beschissen hat, ziehen wir leicht beschwingt, die kurze Strecke zurück zur JuSe. Dort stellen wir fest. dass wir direkt vor einer Diskothek parken und laute Musik aus der Tür heraus dringt. Ich parke kurze Hand um und wir können eine geruhsame erste Nacht in Senegal verbringen.
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