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  • Day 9

    Der beste Abend und die schlimmste Nacht

    June 16, 2019 in Peru ⋅ ⛅ 10 °C

    Der beste Abend und die schlimmste Nacht

    Gegen 8.00 verabschiedete ich mich mit einem letzten Pancake von der Zivilisation und gab mein Leben in die Hände des peruanischen Fahrrad-Rikscha-Fahrers.

    An den Kreuzungen schloss ich die Augen und schickte Stoßgebete nach oben. Sonst war die Fahrt ganz amüsant. Die Fahrer lieferten sich regelrechte Straßenrennen und überholten sehr, sehr knapp. Ich und meine Beifahrerin gewannen (juhu?).

    Am Hafen angekommen kauften wir noch schnell ein paar Stifte für die Kinder als Gastgeschenk (bringt das nicht jede Gruppe mit? Was machen sie mit diesen Unmengen an Stiften?) und es ging auf unser Boot. Das entspricht absolut europäischen Standard- sogar Toiletten gab es und ein Sonnendeck für 8.
    Die Bar suchte ich aber vergeblich. Well.

    Nach einiger Zeit hielten wir an einer schwimmenden Insel an. Ich kenne andere schwimmende Inseln aus Vietnam. Diese hier war aber ausschließlich aus Naturmaterialien gefertigt. Und sie schwankte und man sank in das Schilfgras ein ...
    Wir wurden von den Einheimischen begrüßt und sie zeigten uns, wie die Insel gebaut wird. Dann kamen die Damen des Dorfes und nahmen uns mit in ihre Häuser. Maria zog uns die Tracht des Stammes an, Rock, Jacke, Bommel um den Hals und Hut- alles knallbunt!
    Anschließend sangen die Damen noch einige Lieder. Der Höhepunkt war „Alle meine Entchen“- auf deutsch von peruanischen Frauen in Tracht am Titicacasee. Alkohol brauche ich für diese Erfahrung wohl nicht.

    Auf ging es zur nächsten Insel. Dort konnte man sich einen Stempel vom Titicacasee für seinen Pass geben lassen. Legal und anerkannt? Unwahrscheinlich. Aber ein Muss für Stempeljäger, wie ich es bin.

    Auf der Insel Taquile hatte ich ein Nahtoderlebnis: Wir sind 1 km bergauf gelaufen. Ich dachte, ich schaff es nicht. Wollte nur noch heulen! Aber dafür bekam ich zu wenig Luft. Dazu kam, dass ich noch mit anderen auf der Toilette war aber der externe Guide hat nicht gewartet 😡 wusste nicht so wirklich, wo es lang ging. War aber nicht die letzte. Habe den Weg richtig gefunden und bis ich den Guide wieder gesehen habe, war mein Ärger verflogen.

    Dann ging es gleich zum Mittagessen. Es gab Forelle aus dem Titicacasee und die war sehr lecker. Die Gaststube hatte nicht genug Getränke, somit musste immer jemand vom Personal ganz nach unten laufen und brachte Tüten mit Getränken... Nach dem Essen erzählte uns der Guide etwas über die typische Tracht und was die Farben bedeuteten. Zum Weltkulturerbe der Insel gehören die strickenden Männer, die sehr genau und versiert die Muster stricken.

    Nach dem Essen setzten wir unsere Wanderung fort, allerdings ging es nur noch geradeaus oder hinunter. Der Weg war manchmal steinig, bin froh um meine Wanderschuhe.

    Weiter mit dem Boot zu unserer Übernachtungsinsel Takonita.
    Dort standen die Einheimischen in Festtracht am Steg und wir gaben allen die Hand. Sie begrüßten uns sehr herzlich. Der „President“ sprach ein paar Worte. Er sagte, dass sich alle freuen, Gäste zu haben und dass sie uns mit offenen Armen begrüßen.
    Die Hütten wurden zugewiesen. Sie waren rund, bestanden aus 2 Betten aus Schilfgras. Es gab eine Lampe, die funktionierte aber erst abends. Toiletten waren außerhalb aber sahen ganz ok aus, gefliest und es gab Seife zum Händewaschen.

    Viel zum Auspacken gab es ja eh nicht. Ich bestellte mir noch eine Decke und dann ging ich runter an den Steg um zuzuschauen, wie manche mit den Fischerbooten rausfuhren.
    Dann zeigten uns die Einheimischen, wie sie ihre typischen Handarbeiten herstellen. Wir durften es auch versuchen.

    Leider wurde es ab 17.00 immer kühler. Ich trug Leggins und Jeans, t-Shirt, Soft-Shell-Jacke, 2 (!) Winterpullover und die dünne Daunenjacke. Zum Glück gab es gegen 18.00 Essen, dazu auch warmen Tee.
    Zum Essen gab es eine Graupensuppe und danach Bratkartoffeln mit Ei und Reis.
    Ich entschied, dass ich diese Nacht nicht ohne nen ordentlichen Dusel überstehen würde, also gab es zum Essen schonmal 2 Bier. So richtig warm war es beim Essen noch nicht also entschieden Ingrid und ich, die einzige Flasche Whiskey zu kaufen und uns ein paar Shots zu genehmigen. Nach 30 min und 7 Mittrinkenden war die Flasche leer und wir ein bisschen lustig.

    Schließlich kamen die Einheimischen und verkleideten uns mit der typischen Tracht, die auch warmhalten sollte. Ich bekam einen gelben Rock, dazu ein Jäckchen und noch den typischen Hut. Dann gingen wir raus und feuerten das Lagerfeuer an.

    Die Einheimischen führten mehrere Tänze zu ihrer typischen Musik (Trommel, Rassel und Flöte) auf, das war ein Erlebnis! Zuerst führten sie einen Tanz gegen böse Geister auf, dabei trugen die Männer Masken (ähnlich der Häs!) und jeder hielt sich an einem Strick fest und sie hüpften ums Feuer. Danach kamen noch 2 andere sehr schöne Tänze. Schließlich wurden auch wir aufgefordert, mitzumachen und so tanzen wir ums Feuer. Das war toll, bisher das beste Erlebnis des Urlaubs! Aber auch sehr anstrengend.
    Die Einheimischen zogen sich danach zurück und wir hörten unsere eigene typische Musik („Atemlos“🙄).

    Gegen 23.00 und etliche Biere später zogen wir uns nach einem letzten Bob Marley Set zurück in unsere Hütten.

    Insgesamt hatte ich 5(!) dicke Wolldecken und mein Schlafsackinlay. Kalt war es nur am Gesicht, der Rest war warm. Ich schlief aber auch in meinen Klamotten. Nur die Jeans und die Wanderschuhe habe ich ausgezogen.
    Die Nacht war leider nicht gut. Habe das Abendessen oder den Whiskey (unter keinen Umständen das Bier!) nicht vertragen und so machte ich mich immer mal wieder auf zur kalten Toilette.

    Die Tür meiner Hütte ging nicht richtig zu, immer wenn der Wind wehte, bließ er durch mein Zimmer und die Tür öffnete sich. Habe die Sache dann mit meinem Rucksack behoben.

    Gegen 5.30 klingelte der Wecker und ich war fertig und wusste nicht, wie ich den Tag überstehen sollte. Zum Glück hatte ich einen Teil der Reiseapotheke dabei und so nahm ich Buscopan, Iberogast, Loperamid und Vomex. Zum Glück steht heute nur Busfahren auf dem Plan. Sind aber noch mehr an kränkeln.

    Mit dem Schiff ging es pünktlich 6.30 und nach Verabschiedungszeremonie wieder aufs Festland. Heute ist die längste Busfahrt der Reise: 7-17.30 mit einer einstündigen Pause (und Toilettenpausen). Dank dem Medicocktail ging es mir rasch besser aber ich fühlte mich wie erschlagen. Hab die meiste Strecke geruht oder geschlafen und immer mal wieder einen Keks geknabbert.

    Die Landschaft verändert sich nun. An den Anden sieht schon jeder Hügel so aus, wie die Umgebung von Machu Picchu. Es ist alles viel grüner.
    Unsere Reiseleiterin kommt aus dem Urubamba - Tal und erzählt mit Herzblut von dieser Gegend.

    Die erste Dusche nach dieser langen Zeit tat übrigens auch ziemlich gut 😉
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